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Veröffentlicht am 18.02.2021

Sonne in den Alltag bringen

Als das Leben wieder schön wurde
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Hamburg 1954 – Nach 15 Jahren kam Greta Bergström nach Hamburg zurück. Sie war bei ihrer Großmutter in Stockholm aufgewachsen. Da diese nun verstorben war, stand sie unangemeldet bei ihrem Vater vor der ...

Hamburg 1954 – Nach 15 Jahren kam Greta Bergström nach Hamburg zurück. Sie war bei ihrer Großmutter in Stockholm aufgewachsen. Da diese nun verstorben war, stand sie unangemeldet bei ihrem Vater vor der Tür. Sie wollte Licht ins Dunkel bringen, weshalb ihre Mutter Linn 1941 plötzlich verschwand. Ihre Arbeitssuche in einem Kosmetiksalon gestaltet sich hoffnungslos. Doch das ändert sich, als sie Marieke, die aus Ostpreußen fliehen musste und ihren Nachbarinnen die Haare machte, kennenlernte sowie die junge Trixie aus Blankenese, die in einem amerikanischen Soldaten verliebt war. Alle drei hatten Träume, die im Laufe der Zeit auf der Strecke geblieben sind. Da in Hamburg Wohnraum und Läden knapp waren, hatten sie die Idee einen Lastwagen als mobilen Schönheitssalon umzubauen. Sie wollten ihren Kundinnen ein Stück Lebensqualität zurückbringen.

Als Leser begleiten wir die drei jungen Frauen, die von einem Neuanfang träumen. Greta begibt sich Stück für Stück auf die Suche nach ihrer Mutter und muss lernen mit der Wahrheit klar zu kommen. Auch Marieke kämpft um ihren kleinen Sohn Franz, der von den Behörden in ein Heim gesteckt wurde, weil sie unverheiratet war und als Kellnerin gearbeitet hat, die zum damaligen Zeitpunkt nicht gut angesehen waren. Auch Trixie hat ihr Päckchen zu tragen, sie kümmert sich rührend um ihre demente Mutter und ist auf der Suche nach einem amerikanischen Soldaten. Die Menschen kämpfen gegen die dunklen Jahre an und wollen wieder ein Stück Sonne sehen.

Obwohl mir das Buch gut gefallen hat, fühle ich mich ein wenig hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich natürlich wissen wie die Suche nach Linn weitergeht und wie sich der Schönheitssalon entwickelt, auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass ich von den Protagonisten auf Distanz gehalten und nicht warm mit ihnen wurde.

Gleichzeitig tauchten in dem Buch viele Probleme der damaligen Zeit auf, die Behandlung von Geisteskrankheiten, Misshandlung von Kindern, die Verarbeitung von Kriegstrauma, die Rechte der Frauen und einiges mehr. Diese Themen wurden nur angerissen, besser wäre es gewesen, sich auf einige zu konzentrieren und diese ausführlicher zu beschreiben. Hier trifft es zu, wenn man sagt, weniger wäre mehr.
Trotzdem hat mir die Reise in die Vergangenheit angenehme Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Stationen aus dem Leben der Familie Langbein

Wo wir Kinder waren
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Das Buch erzählt die Geschichte der Puppenfabrik Langbein aus der Spielzeugstadt Sonneberg auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit erfahren wir wie die Fabrik im Jahr 1898 gegründet wurde und wechselhafte ...

Das Buch erzählt die Geschichte der Puppenfabrik Langbein aus der Spielzeugstadt Sonneberg auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit erfahren wir wie die Fabrik im Jahr 1898 gegründet wurde und wechselhafte Zeiten durchlebte. Der erste Weltkrieg ließ die Spielwarenproduktion sinken und auch die Weltwirtschaftskrise erfasst diesen Zweig der Industrie. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion auf Rüstung umgestellt. Nach Gründung der DDR gab es eine staatliche Beteiligung und danach erfolgte eine Umwandlung der Puppenfabrik Langbein in einen volkseigenen Betrieb. Nach der Wende versuchten die Enkelkinder des Firmengründers mit einer GmbH neu zu starten, doch da viele Gerätschaften veraltet waren, gingen sie in die Insolvenz.

Der zweite Erzählstrang spielt in der Gegenwart. Hier erleben wir Eva, die in der Spielzeugstadt und im Stammhaus Langbein aufgewachsen ist. Sie hatte eine Ausbildung als Spielzeuggestalterin in der DDR absolviert, doch dann gab es keine werkseigenen Betriebe mehr. Eva spürte Anflüge von Sentimentalität und war auf eine Langbein-Puppe in einer Internetauktion gestoßen. Der Preis änderte sich stetig. Doch wer hatte noch Interesse an der Puppe? Es konnte sich nur um ihren Cousin Jan oder um ihre Cousine Iris handeln. Als Kinder haben sie noch zusammen gespielt, doch irgendwann hatten sie sich voneinander entfernt. Nun trafen sie sich, um das Stammhaus auszuräumen. Die Schätze der Kindheit kamen zum Vorschein und zeigten einzelne Stationen aus dem Leben der Familie Langbein. Hier wurde gekonnt Vergangenheit und Gegenwart verknüpft.

Der Erzählstil von Kati Naumann ist sehr bildhaft. Sie lässt in ihrem Buch die Leser teilhaben an der Geschichte der Familie Langbein, als die Puppen noch in Heimarbeit hergestellt wurden. Sehr genau wurden die einzelnen Arbeitsschritte beschrieben, so dass ich mir alles sehr gut ausmalen konnte. Man merkt, dass die Autorin den Herstellungsprozess der Spielzeugpuppen sehr gut recherchiert hat. Gleichzeitig wurde mir noch mal bewusst gemacht, wie es ist, wenn man in der Firma, die man mit viel Herzblut aufgebaut hat, nicht mehr sein eigener Herr sein darf, weil eine Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb erfolgte. Da ich in Westdeutschland aufgewachsen bin, war es für mich wieder faszinierend zu erfahren, wie das Leben in der DDR vor der Wende verlaufen ist.

Mir hat die Familiengeschichte angenehme Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Ein Duft von Kaffee

Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs
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Paula Stern entführt uns in ihrem Roman in die Kaffeedynastie der fiktiven Familie Ahrensberg. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt.

Ab 1943 begleiten wir den jungen Eberhard Ahrensberg. Er ...

Paula Stern entführt uns in ihrem Roman in die Kaffeedynastie der fiktiven Familie Ahrensberg. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt.

Ab 1943 begleiten wir den jungen Eberhard Ahrensberg. Er schämt sich für seinen Vater, der überzeugtes Parteimitglied ist. Kurz vor Kriegsende wird Eberhard noch an die Front geschickt. Zum Glück gerät er bald in die amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als er entlassen wird, findet er sein Elternhaus unter Trümmern. Um die Familie zu ernähren, beginnt er damit Kaffee zu schmuggeln. Schon früh ist Eberhard von der Thematik Kaffee fasziniert.

In der Gegenwart begegnen wir Corinne, die schon seit frühester Kindheit Interesse für Kaffee an den Tag gelegt hat. Als ihr Vater Günther sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem bekannten Kaffee-Imperium Ahrensberg zurückziehen muss, übernimmt Corinne gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander die Geschäftsführung. Doch die Geschwister haben unterschiedliche Auffassungen von der Unternehmensführung. Während Alexander mehr um Gewinnmaximierung bemüht ist, geht es Corinne darum auf Qualität vor Quantität zu setzen sowie Verantwortung gegenüber Land und Leute in den Anbaugebieten zu übernehmen. Werden die Geschwister sich ihren Problemen stellen können?

Schnell bin ich in die Geschichte hineingekommen aufgrund des angenehmen Schreibstils. Durch die bildhaften Schilderungen konnte ich mir gut die Charaktere vorstellen. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ließ sich einfach folgen. Gern hätte ich mir einen tiefer gehenden Vergangenheitsstrang gewünscht. Er war für mich etwas zu oberflächlich beschrieben. Die Handlung spielt überwiegend in Deutschland. Interessant fand ich den Abstecher auf die verpachtete Kaffeeplantage der Familie Ahrensberg in Brasilien. Sehr schön wurden einzelne Stationen der Kaffeeherstellung beschrieben von der mühsamen Ernte der handgepflückten Kaffeekirschen und der Besonderheiten, die beim Rösten beachtet werden mussten, so dass man beim Lesen immer den Duft von Kaffee in der Nase hatte.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Familiengeheimnisse

Die Zeit der Birken
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Nach ihren Norwegenromanen entführt uns Christine Kabus in ihrem neuen Band nach Estland. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen.

1938 Estland – Charlotte von Lilienfeld hatte gerade an der Wirtschaftlichen ...

Nach ihren Norwegenromanen entführt uns Christine Kabus in ihrem neuen Band nach Estland. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen.

1938 Estland – Charlotte von Lilienfeld hatte gerade an der Wirtschaftlichen Frauenschule gemeinsam mit ihrer Freundin Zilly den Abschluss gemacht. Gemeinsam wollten sie nach Tallinn ziehen, um sich dort um eine Stelle zu bemühen. Doch Charlotte musste ihre Interessen hinten anstellen und ihrem Onkel Julius für einige Zeit den Haushalt führen, da die Tante verstorben war. Als sie auf der estnischen Insel Hiiumaa ankommt, wird sie überraschend von Lennart, einem Freund aus Kindertagen, abgeholt. Er arbeitet nun als Stallmeister bei ihrem Onkel auf dem Birkenhof. Die beiden verlieben sich ineinander und halten ihre Beziehung geheim, da die Eltern von Charlotte gegen die Verbindung mit einem Esten wären. Als Charlotte schwanger wird, bricht der Zweite Weltkrieg aus und die beiden werden getrennt.

1977 Schleswig-Holstein – Gesine von Pletten sollte eigentlich für das Abitur lernen, aber viel lieber reitet sie mit ihrem Pferd Cara am Strand lang. Der neue Bereiter Grigori entwickelt sich langsam zum Pferdeflüsterer und steigt in der Gunst von Gesine. Ihre Beziehung endet unerwartet, als Grigori von einem Tag auf den anderen verschwindet. Erst Jahre später kann sie seine Handlung nachvollziehen und kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur, welches sie nach Estland führt.

Christine Kabus hat es geschafft mich auf eine wunderschöne Reise nach Estland mitzunehmen. Die Handlungsstränge werden abwechselnd aus der Sicht von Charlotte und Gesine erzählt. Wobei ich es immer wieder erstaunlich finde wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst. Die historischen Begebenheiten und Beschreibungen sind wieder sehr gut recherchiert und haben mir gefallen, so dass ich auch viel Neues über Estland erfahren habe. Trotzdem hätte ich mir etwas weniger detaillierte Schilderungen gewünscht.

Wer gern Bücher über fremde Länder liest und auch historisch interessiert ist, wird mit diesem Roman bestimmt schöne Lesestunden verbringen.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Düstere Zukunftsaussichten

Sterbewohl
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Nach dem Wahlsieg der BP – Bürgerpartei ist Deutschland kein freies Land mehr und hat sich zu einer Scheindemokratie entwickelt. Der Staat ist bankrott und das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps. ...

Nach dem Wahlsieg der BP – Bürgerpartei ist Deutschland kein freies Land mehr und hat sich zu einer Scheindemokratie entwickelt. Der Staat ist bankrott und das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps. Vier ältere Herrschaften Anna, Max, Fred und die Ich-Erzählerin Nadja hatten sich zu einer Art Alterswohngemeinschaft zusammengeschlossen. Alle waren über 65 Jahre und erhielten vom Staat eine Einladung für einen Urlaub in einem Luxushotel am Meer. Auf Kosten des Staates durften sie hier wunderbare Tage verbringen. Einzige Pflicht war die Teilnahme an einem Seminar zu dem Thema: „Wie erweise ich der Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst, in dem ich die tödliche Pille „Sterbewohl“ schlucke und das Rentensystem entlaste.“ Eigentlich soll die Einnahme der Pille freiwillig sein, doch die vier Freunde sind skeptisch, denn bisher scheint niemand aus den Hotels zurückgekommen zu sein.

Das Cover ist ein regelrechter Hingucker, so dass man schnell auf das Buch aufmerksam wird. Der Roman ist eine Mischung von Dystopie und Krimi. Mit kurzen einfachen Sätzen wird die Geschichte durch die Ich-Erzählerin Nadja geschildert. Dieses geschieht auf eine fast sachliche Art und hält den Leser etwas auf Distanz. Trotzdem konnte man sich gut in die Situation hineinversetzen und spürte die langsam steigernde Angst.
Obwohl das Geschehen auf den ersten Blick unvorstellbar erscheint, bleibt ein beunruhigendes Gefühl zurück. Nachdenklich macht, wie schnell sich die Situation in einigen Ländern ändern kann und dass damals keiner mit den Folgen gerechnet hatte als Hitler an die Macht kam.

Mir hat gefallen, dass die Protagonisten nicht jung und dynamisch, sondern Personen im Herbst ihres Lebens sind, die eigentlich für diese Zeit noch Wünsche und Träume haben.
Ein Buch, welches zum Nachdenken anregt.

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