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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2024

Erinnerungen an eine Kindheit auf dem Bauernhof

Mühlensommer
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Maria ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, doch schon seit vielen Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Stadt. Mit einer befreundeten Familie wollten sie eigentlich eine Auszeit in deren Berghütte ...

Maria ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, doch schon seit vielen Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Stadt. Mit einer befreundeten Familie wollten sie eigentlich eine Auszeit in deren Berghütte genießen, doch dann ruft Marias Mutter mit schlechten Nachrichten an: Der Vater hatte einen Unfall, Maria soll schnellstmöglich zum Hof kommen und helfen. Sie macht sich gleicha uf den Weg. Zurück am Ort ihrer Kindheit werden schnell Erinnerungen wach.

Die Geschichte schildert das Leben auf dem Land in der Gegenwart und erzählt gleichzeitig Marias Aufwachsen auf dem Bauernhof. Die Szenen in der Vergangenheit haben anekdotischen Charakter. Dabei erstaunte mich vor allem, wie arm und bildungsfern hier alle bäuerlichen Familien dargestellt werden - das kenne ich aus meinem eigenen familiären Umfeld anders. Komisch fand ich auch, dass die Tochter des Doktors zu Beginn des Buches als Marias hochgelobte Konkurrentin dargestellt wird und dann mit keinem Wort mehr erwähnt wird, als Maria als einzige ihrer Klasse aufs Gymnasium gehen darf.

Der Roman gibt offene Einblicke in das Landleben mit seinen Höhen und Tiefen. Dabei bleiben vor allem Szenen in Erinnerung, in denen Tiere sterben - an Krankheit oder indem sie getötet werden - was aufgrud des Detailsgrads der Schilderungen sicherlich nichts für zart besaitete Leser:innen ist. Es gibt aber auch viele unterhaltsame und schöne Szenen im Kreise der Familie, auf dem Hof und in der Schule, welche die Geschichte zügig und leicht lesbar machen. Ich hätte mir eine noch stärkere übergreifende Handlung gewünscht statt einer Aneinanderreihung von Erinnerungen, daher war es für mich insgesamt ein eher durchmischtes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 13.07.2022

War mir zu klischeehaft und übertrieben dramatisiert

Nach dem Sturm kommt das Licht
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Merrin Kellow wohnt in Port Charles, einem kleinen Fischerdorf in Cornwall. Als ihr Freund Digby Mortimer ihr einen Heiratsantrag macht, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch dann kommt alles anders ...

Merrin Kellow wohnt in Port Charles, einem kleinen Fischerdorf in Cornwall. Als ihr Freund Digby Mortimer ihr einen Heiratsantrag macht, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch dann kommt alles anders als gedacht und sie verlässt ihre Heimat, um woanders neu anzufangen.

Ich hatte leider von Beginn an meine Probleme mit der Geschichte. Nach wenigen Seiten erfuhr ich von Merrin selbst, dass sie keinen großen beruflichen Ehrgeiz besitzt und davon träumt, verheiratet zu sein und Kinder großzuziehen. Auf 120 Seiten wird dann sehr detailliert der Hochzeitstag geschildert, dessen dramatische Wendung mich emotional wenig mitnahm, da ich noch keinerlei Zeit hatte, die Charaktere besser kennenzulernen und mich ihnen deshalb nicht nahe fühlte. Für meinen Geschmack waren die Entwicklungen sehr klischeehaft und übertrieben dramatisiert.

Schließlich gibt es Zeitsprünge, welche die Geschichte vorankommen lassen, doch die Beschreibungen der einzelnen Abschnitte waren weiterhin langatmig und die sehr blumige, geradezu schwülstige Sprache war gar nicht mein Fall. Die Charaktere bleiben eindimensional und passend zu Merrins eingangs benannten Ambitionen bleibt das einzige erstrebenswerte Ziel für sie und auch fast alle weiteren weibliche Charaktere eine Heirat. Auf dem Weg zum Happy End wartet eine Handlung voller Melodram, bei der ich irgendwann nur noch geblättert habe.

Veröffentlicht am 19.02.2022

Cressis chaotisches Leben

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
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Cressi ist dreißig, ständig pleite, in ihren Therapeuten verliebt und mit einer wirklich nervigen Familie gestraft. Als sie eine Nachricht von ihren beiden Schwestern erhält, dass ihre Mutter im Sterben ...

Cressi ist dreißig, ständig pleite, in ihren Therapeuten verliebt und mit einer wirklich nervigen Familie gestraft. Als sie eine Nachricht von ihren beiden Schwestern erhält, dass ihre Mutter im Sterben liegt, ist sie nicht sonderlich beunruhigt. Ihre Mutter hat zwar ein schwaches Herz, kündigt ihr baldiges Ableben aber einfach zu häufig an. Doch diesmal stirbt sie wirklich, nicht ohne ihren drei Kindern vorher zu verraten, dass sie alle drei unterschiedliche biologische Väter haben und niemand von ihnen der istden sie als Vater bezeichnet haben. Außerdem möchte sie, dass ihre Asche im Englischen Garten verstreut wird. Die Familie ist sich einig: Cressi kann das Ausbuddeln der Urne übernehmen. Ihre Schwestern und Tanten haben schließlich ganz eigene Probleme, in die sie Cressi mit hineinziehen. Außerdem gehört ihr plötzlich der Hund ihrer Mutter und ihr seit Ewigkeiten geschlossenes Bistro, und der One-Night Stand ihrer Mitbewohnerin ist auf dem Sofa eingezogen.

Im ersten Kapitel der Geschichte kommt Cressi gerade aus ihrer Therapiestunde mit Samuel Lindholm, die sie zu der Erkenntnis geführt hat, dass sie mit zu vielen und den falschen Männern Sex hat, weshalb sie während ihrer Therapie den Kontakt zu Männern meiden soll. Eigentlich muss sie dringend zu einem Fotoshooting, bei den sie als Stylistin gebucht wurde, doch vorher schaut sie bei ihrer Mutter am Sterbebett vorbei. Nach deren Tod geht es mit Schröder, dem Hund ihrer Mutter, weiter zum Shooting. In der Pause ruft sie Lindholm an, der nicht verwundert ist, da sie sich nach der Therapie eigentlich immer bei ihm meldet. Im Gespräch mit ihm merkt sie, dass sie keine Ahnung hat, wie sie sich fühlt und nicht trauert, obwohl sie das gerne will.

All das passiert auf wenigen Seiten. Cressis Leben ist sehr chaotisch und das Tempo hoch. Mit kurzen Sätzen und schnellen Dialogen raste ich durch die Handlung. Leider merkte ich schnell, dass der Humor der Geschichte nicht der meine ist. Der Tod von Cressis Mutter wird zwischen Tür und Angel abgehandelt und schon ging es weiter. Das Umschalten fiel mir hier schwer. Cressi als Protagonistin fand ich anstrengend und unsympathisch. Sie hat ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst, ihrer Familie, Männern und Geld. Trotz des hohen Tempos ist die Geschichte im Mittelteil relativ belanglos und schöpft das Potenzial, das sich aus der Vielzahl an Themen ergibt - zum Beispiel das geerbte Bistro oder der auf dem Sofa lebende Mika, der mir von allen Charakteren am sympathischsten war - nicht aus. Die Geschichte setzt vor allem auf Slapstick und weniger auf Charakterentwicklung. Da Humor ja bekanntlich sehr unterschiedlich ist, empfehle ich euch die Leseprobe, um herauszufinden, ob das Buch etwas für euch ist. Für mich war es leider nichts.

Veröffentlicht am 18.02.2021

Konnte mich leider nicht überzeugen

Die Erfindung der Sprache
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Ich habe die beiden in der DDR spielenden Romane von Anja Baumheier, „Kranichland“ und „Kastanienjahre“ sehr gemocht, weshalb meine Vorfreude auf diesen neuen Roman groß war. In „Die Erfindung der Sprache“ ...

Ich habe die beiden in der DDR spielenden Romane von Anja Baumheier, „Kranichland“ und „Kastanienjahre“ sehr gemocht, weshalb meine Vorfreude auf diesen neuen Roman groß war. In „Die Erfindung der Sprache“ ist die fiktive ostfriesische Insel Platteoog der Ausgangspunkt der Geschichte. Hier ist Adam aufgewachsen, der inzwischen als promovierter Sprachwissenschaftler in Berlin an der Universität arbeitet.

Adam ist ein sonderbarer, aber liebenswürdiger Charakter mit einer Vorliebe für Listen und die Zahl 7, dessen Verhalten eine Autismus-Spektrum-Störung vermuten lässt. Zu Beginn des Buches nimmt er an einem Speed-Dating teil, zu dem ihm seine Großmutter geraten hat. Schon auf diesen ersten Seiten tat ich mich schwer mit der Sprache des Buches. Es wird auf zwei Seiten gleich vier Mal erwähnt, dass Adams erstes Date einen kegel(robben)förmigen Körper hat. Auch die neongelbe Leuchtreklametafel, deren Botschaften ständig in Adams Kopf aufflackern und die mich bald gehörig nerven würde, lernte ich kennen.

Gefühlt ist jedem Substantiv in diesem Roman ein Adjektiv vorangestellt. Was kurzzeitig ein Kniff in Sachen Sprachkunst sein kann, störte meinen Lesefluss schon bald massiv. Die Seite 55 bietet beispielsweise eine schlafsandschwere Erschöpfungsdecke, einen herrenschokoladenbraunen Scherenschnitt, kürzestmögliche Kurzfristigkeit und dramatisches Drama. Einige dieser Worte wiederholen sich alle paar Seiten. Neben der bereits erwähnten neongelben Leuchtreklametafel, dessen Farbe jedes Mal erwähnt werden will, ist da zum Beispiel außerplanmäßigkeitsinduzierte Panik und Adams einsteingraues Sakko. Auch dessen Farbe wird ständig genannt, obwohl er dazwischen keinerlei Gelegenheit hatte, sich umzuziehen.

Adams Vater Hubert ist vor Jahren von einer Pilgerreise nicht zurückgekehrt, und seither schweigt seine Mutter. Als diese einen Hinweis darauf entdeckt, dass Hubert vermutlich noch lebt, folgt Adam gemeinsam mit der Logopädin Zola seiner Spur. Der Roadtrip ist unterhaltsam, allerdings folgt nach jedem Kapitel in der Gegenwart eines aus der Vergangenheit, das den Schwung wieder ausbremste. Hier wird die Geschichte des Kennenlernens von Adams Eltern, Adams Geburt und seinem Aufwachsen bis zum Verschwinden des Vaters erzählt. Die tschechische Oma fand ich amüsant, ansonsten waren die Kapitel nicht sonderlich spannend und zogen sich hin.

Eine weitere Sache, die mich gestört hat, sind die Ungereimtheiten in Bezug auf die fiktive Insel Platteoog, auf welcher der fiktive große Bruder des Pilsumer Leuchtturms steht. Dort leben 382 Bewohner, Adam scheint aber das einzige Kind zu sein, bis ein Mädchen mit ihrem Vater auf die Insel zieht. Touristen stranden hier hier nur zufällig. Trotzdem fährt ständig die Fähre hin und her, und zwar um die Bewohner in die 15 Kilometer entfernte Stadt auf dem Festland zu bringen. Macht bei der Entfernung eine reine Fahrtzeit von rund 90 Minuten pro Strecke. Hier geht man in den Kindergarten, zur Schule und hält Versammlungen mit allen Bewohnern ab. Solch eine Pendelei und das Ausbleiben von Touristen trotz Leuchtturm halte ich für unrealistisch. Ebenso unrealistisch wie die Dialoge zwischen Adam und seiner offenbar aus der Zukunft kommenden Sprachassistentin.

Adams und Zolas Roadtrip hätte ein abwechslungsreiches Abenteuer werden können, doch die Schreibweise, der Vergangenheitsstrang und Logikfehler sorgten dafür, dass ich nicht in die Geschichte hineinfand und sie ab der Hälfte nur noch überflogen habe.

Veröffentlicht am 22.03.2020

Simply Clean

Simply Clean für ein gesundes Zuhause
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In „Simply Clean“ hat die amerikanische Bloggerin Becky Rapinchuk Tipps für ein giftfreies Zuhause und Do-it-yourself-Rezepte für Reinigungsprodukte zusammengestellt. Ich war vor allem neugierig auf die ...

In „Simply Clean“ hat die amerikanische Bloggerin Becky Rapinchuk Tipps für ein giftfreies Zuhause und Do-it-yourself-Rezepte für Reinigungsprodukte zusammengestellt. Ich war vor allem neugierig auf die Rezepte, um mir Gedanken zu machen, welche konventionellen Produkte ich einfach ablösen kann.

Vor den Rezepten warten erst mal einige grundsätzliche Anmerkungen auf den Leser und ich lernte die Grundhaltung der Autorin kennen. Sie setzt auf absolute Sauberkeit und Verbannung von allem, was auch nur im Verdacht steht, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken. Das klingt erst einmal lobenswert, doch ihre dramatischen Formulierungen lösen bei mir Unwillen aus. Schritt für Schritt einzelne Produkte zu verbannen und Vorschläge umzusetzen reicht hier nicht, eine radikale Umstellung ist die einzige Lösung. Die Autorin putzt übertrieben viel - beispielsweise schrubbt sie jeden Abend das Spülbecken und wischt die Pfoten ihrer Haustiere jedes Mal feucht ab, wenn sie von draußen kommen. Jedes einzelne Produkt, das Parfum enthält - und wir reden hier nicht nur von Putzmitteln, sondern von allem - muss dringend sofort weggeschmissen werden, nur ätherische Öle sind erlaubt. Unter der Rubrik „Darüber können sie noch nachdenken“ gibt es dann auch noch Tipps wie den Kauf einer Strahlenschutztasche, in der man Laptops und Handys aufbewahren kann.

Natürlich gibt es in diesem Buch auch gute und sinnvolle Tipps, von denen ich viele bereits umsetze. Wenn ich Ratgeber lese möchte ich aber selbst entscheiden, was davon ich für mich mitnehme und was nicht, ohne dass mir in jedem dritten Satz ein „Ändern Sie sofort alles!“ entgegen gerufen wird. Das führte letztendlich auch dazu, dass ich die Autorin überhaupt nicht sympathisch fand, wodurch ich auch wenig Lust verspürte, mich mit den hilfreichen Tipps auseinanderzusetzen. Auch die Übersetzung ist ausbaufähig - bei vielen Sätzen merkt man, dass sie 1 zu 1 aus dem Englischen übersetzt wurden und Tipps für amerikanische Produkte hätte man gut austauschen können.

Der einzige Pluspunkt in diesem Buch: Viele der Do-it-yourself-Rezepte sind wirklich einfach umsetzbar und ich werde einige davon ausprobieren. Völlig neue, überraschende Rezepturen sollte man hier aber nicht erwarten - es wird größtenteils auf altbekannte Mittel gesetzt und Basis-Rezepte werden mit leichten Variationen für verschiedene Räume wiederholt abgedruckt.