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Veröffentlicht am 07.03.2021

Was ist das Leben, wenn nicht eine Aneinanderreihung von verpassten Chancen?

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora hatte so viele Träume. Sie wollte Gletscherforscherin werden, hatte Olympiaambitionen im Schwimmen, sie hätte eine Ehefrau und Pubbesitzerin sein können, oder Rockstar in ihrer Band „The Labyrinths“. ...

Nora hatte so viele Träume. Sie wollte Gletscherforscherin werden, hatte Olympiaambitionen im Schwimmen, sie hätte eine Ehefrau und Pubbesitzerin sein können, oder Rockstar in ihrer Band „The Labyrinths“. Sie entschied sich jedoch für ein Philosophie-Studium und war damit auch sehr glücklich. Bis ihre Mutter krank wurde und Nora zurück in ihre Heimatstadt Bedfort ging. Doch hier läuft alles so richtig schief: Neben ihren Träumen zerplatzt nun auch noch ihre fragile Realität, die aus ihrer Katze, ihrem Job in einem Musikgeschäft und ihrem Klavierschüler besteht. Nora ist müde vom Leben und beschließt, es zu beenden. Doch sie erhält unerwartet eine zweite Chance, denn sie erwacht in der Mitternachtsbibliothek. Hier erwarten sie all die Leben, die sie nie geführt hat, weil sie andere Entscheidungen getroffen hat. Kann Nora sich mit einem anderen Leben anfreunden?

Ich hatte mich nach der Leseprobe sehr auf diese Geschichte gefreut und wurde auch nicht all zu sehr enttäuscht. Die Umsetzung und Visualisierung der vielen ungelebten Leben als Bücher in einer Bibliothek gefielen mir gut. Nach dem ersten Kennenlernen mit der Protagonistin war mir auch schnell klar, welche verpassten Leben Nora sich als erste vornehmen würde und ich war sehr gespannt, welche Wendungen sie nehmen würden. Das macht die Geschichte wirklich sehr reizvoll. Nora als Protagonistin war trotz ihrer Melancholie und Lebensmüdigkeit eine angenehme und authentische Figur, mit der ich gern durch ihre Parallelleben gereist bin. Auch mit dem Erzählstil konnte ich mich sehr schnell anfreunden; die kurzen Kapitel waren passend, da inhaltlich doch eine Menge verdaut werden musste und so genug Zeit zum Reflektieren blieb. Denn die Thematiken dieser Geschichte sind herausfordernd: Depressionen, Verlust und Trauer, Suizid, aber auch Akzeptanz (des Ich), Hoffnung und Alternativen.

Vielleicht wäre eine Triggerwarnung im Klappentext angebracht. Denn, und das ist mein großer Kritikpunkt, die Themen Depression und Suizid sind für meinen Geschmack zu stiefmütterlich behandelt hier. Leser*innen in schwierigen emotionalen Lebenslagen könnten die Geschichte vielleicht als zu verherrlichend wahrnehmen, ohne dabei die Hauptbotschaft zu erkennen: Akzeptiere dich selbst, lebe dein eigenes Leben und stehe zu deinen Entscheidungen.

Ein weiterer Aspekt, der mich an Haigs Theorie der ungelebten Leben gestört hat, ist der Umstand, dass bei Eintritt in ein neues Leben die Erinnerungen ausbleiben. Woher soll der ‚Slider‘ (so werden die Lebens-Wandler genannt) wissen, ob ihm dieses Leben gefällt, wenn er die Hintergründe nicht kennt? Das hätte hier definitiv anders gestaltet werden sollen.

Ich lese aus gutem Grund wenig dieser emotional doch sehr herausfordernden Bücher, denn ich kann mich gedanklich oft schwer von ihnen losreißen. Auch hier habe ich nach bestimmten Kapiteln das Buch zugeschlagen und den Abschnitt auf mich wirken lassen. Ich bin aber dennoch sehr froh, es gelesen zu haben, denn die Botschaft des Werkes tritt sehr klar in den Vordergrund und ich werde an so manch kommender Abzweigung in meinem Leben an Nora und ihre Mitternachtsbibliothek denken.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Achtung! Nichts für Warmduscher und Angsthasen!

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea
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Herbert Lemon ist der Sachenfinder des Grand Nautilus Hotels in (C)Eerie-on-Sea. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für einen Zwölfjährigen! Eines Wintertages verirrt sich jedoch kein herrenloser Koffer ...

Herbert Lemon ist der Sachenfinder des Grand Nautilus Hotels in (C)Eerie-on-Sea. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für einen Zwölfjährigen! Eines Wintertages verirrt sich jedoch kein herrenloser Koffer in Herbies Fundkeller, sondern ein Mädchen namens Violet Parma, die vor einem bärtigen Mann mit Hakenhand flieht. Wenn Herbie wüsste, dass dies erst der Anfang eines gefährlichen Abenteuers ist, hätte er Violet vermutlich nicht versteckt... Aber ihre Geschichte macht ihn neugierig: Vor zwölf Jahren verschwanden Violets Eltern spurlos aus diesem Ort. Alles, was man fand, waren zwei Paar Schuhe am Pier und die kleine Violet im Zimmer des Grand Nautilus. Violets Vater war auf der Suche nach dem sagenumwobenen Malamander – ein menschenähnliches Fischwesen, dessen Ei Wünsche erfüllt... Können die beiden Kinder das Geheimnis aufklären?

Man nehme eine Prise Magie, einen Hauch Steampunk, eine Messerspitze Abenteuer, ein viel zu großes und luxuriöses Hotel, einen schaurigen Zombiepiraten, zwei toughe junge Protagonisten und ein verträumt-gruseliges Dörfchen, in dem man noch abergläubisch ist und kombiniere es mit einem Ungeheuer à la Nessie – et voilà! Eine spannende, leicht unheimliche und dennoch packende Abenteuergeschichte ist geboren! Meine Erwartungen wurden um Längen übertroffen, ich bin sehr begeistert von dieser Geschichte! Sie hat mich stark an „Shape of Water“ erinnert, bzw. an Abraham aus „Hellboy“ – jedenfalls stelle ich mir den Malamander so vor. Die Geschichte hallt noch lange in mir nach, vielleicht, weil sie ‚exotischer‘ als das Standart-Kinderbuch ist. Und vermutlich, weil die Botschaften sehr klar hervortreten: Freundschaft und Zusammenhalt sind die Basis unserer Existenz und ein Zuhause definiert sich nicht durch die Anwesenheit von Blutsverwandten, sondern durch Liebe – auch über den engen Familienbegriff hinaus. Ebenso wird deutlich, dass wir zum Wohle anderer unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse manchmal hinten anstellen müssen bzw. sollten.

Es handelt sich definitiv um ein Buch für etwas ältere und nicht so schreckhafte Kinder. Ich hoffe, dass wir zukünftig häufiger mit Herbie und Violet auf Abenteuersuche gehen dürfen!

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Das schlagfertigste Duo des Jahres ist zurück und bekommt endlich seine eigene Geschichte

Madly
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June und Mason, Mason und June... Sie können nicht miteinander, aber ohneeinander geht es eben auch nicht. Mason versucht weiterhin alles, um June zu einem Date zu überreden. Aber ist es bei ihr wirklich ...

June und Mason, Mason und June... Sie können nicht miteinander, aber ohneeinander geht es eben auch nicht. Mason versucht weiterhin alles, um June zu einem Date zu überreden. Aber ist es bei ihr wirklich die richtige Strategie, sie mit Blumen und Pralinen zu überhäufen? Kurzerhand ändert Mason seinen Plan und versucht es mit Eifersucht. Was er nicht weiß: June verbirgt ein Geheimnis, das sie schon ihr ganzes Leben davon abhält, sich so zu zeigen, wie sie wirklich ist. Wird sie aus Liebe zu Mason über ihren Schatten springen können?

Mir gefiel diese Fortsetzung deutlich besser. Das mag zum einen daran liegen, dass mir die Figuren nun bereits bekannt waren, zum anderen mochte ich June und Mason in ihrer schlagfertigen und frechen Art von Anfang an sehr und wurde mit ihnen schneller warm als mit Andie und Cooper. Daher fehlte auch die Langatmigkeit, die mich in „Truly“ manchmal sehr geärgert hat, denn Langsamkeit und Geduld existieren im Wortschatz von June und Mason nicht. Die Geschichte war ebenso flüssig und schnell lesbar wie Band 1, erneut eine kurzweilige Lektüre mit Drama, Witz und frechen Sprüchen, die aber ebenfalls auf einem ernsten Thema basiert. Dieses hätte allerdings für meinen Geschmack noch etwas tiefergehender angepackt werden können. Die tiefenpsychologischen Auswirkungen – wie sie zum Beispiel bei Cooper sehr anschaulich und authentisch dargestellt waren – gingen mir nicht weit genug bzw. waren für mich nicht intensiv genug beschrieben. Aber eine Liebesgeschichte mit schwierigen psychologischen Thematik zu verbinden trifft bei mir absolut auf Gehör. Denn Liebe ist nicht immer einfach und schon gar nicht rosarot.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Eine schaurig-schöne, fantastische Halloweenlektüre

Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende
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Portia soll in den Ferien Urlaub bei ihren Tanten Olivia, genannt Bramble, und Viola, genannt Rose, in Wales machen, da ihre Mutter wieder einmal krank ist. In Trefriw trifft Portia aber nicht nur auf ...

Portia soll in den Ferien Urlaub bei ihren Tanten Olivia, genannt Bramble, und Viola, genannt Rose, in Wales machen, da ihre Mutter wieder einmal krank ist. In Trefriw trifft Portia aber nicht nur auf Ben, den Sohn der Buchhändlerin des Ortes, sondern auch auf einen sonderbaren Fuchs, der sie zu verstehen und etwas bestimmtes von ihr zu verlangen scheint. Als sie den Fuchs beim Stöbern im Schreibtisch ihrer Tante erwischt, findet Portia einen Schlüssel, der dem Fuchs sehr wichtig zu sein scheint. Sie folgt ihm zu einer geheimnisvollen Tür mitten im Wald und betritt mit ihm gemeinsam die dahinter liegende Welt, ohne auch nur zu erahnen, in welches unglaubliche Abenteuer sie sich dabei begibt. Denn die Tür ist ein Portal in die Anderswelt, in der Feen, Gestaltwandler und andere, weit bösartigere Lebewesen ihr Zuhause haben...

Ich musste die Geschichte zugegebenermaßen ein Weilchen verdauen. Das hatte folgende Gründe: Das Abenteuer von Portia und Ben ist unglaublich spannend, magisch und geheimnisvoll, aber auch sehr düster und stellenweise verdammt gruselig! Im Gesamtpaket gefiel sie mir wirklich gut, besonders das Weltensetting ist sehr fantasievoll und detailreich gestaltet. Die Idee mit den Türen zwischen den Welten und auch das mythische Figurenpersonal waren interessant und vielfältig angelegt. Die vier Sterne hat die Geschichte also wirklich verdient.

Nun kommt das Aber: Es gab sooo viel mehr Potenzial, das nicht ausgeschöpft wurde! Die Faktenlage – oder von mir aus auch die fantastische Ausgestaltung dessen – rund um die britisch-walisische Mythologie bleibt leider ziemlich im Verborgenen, so als wären der Autorin hier die Ideen ausgegangen. Was genau hat es mit dem Feenkönigspaar auf sich? Wie kann man sich Runenmagie aneignen? Kann dies jede Person oder muss man dafür magisches Potenzial in sich tragen? Und was mich am meisten gestört hat, und dafür gibt es einen Punkt Abzug: Die Motivation des Grauen Königs bleibt völlig im Verborgenen! Es muss doch einen Grund dafür geben, warum er seine Welt verlassen hat und nun von diesem Gedanken, sämtliche Welten beherrschen zu wollen, angetrieben wird. Hier hätte man meiner Meinung nach noch viel mehr schreiben müssen und es zwickt mich immer noch in der Magengegend, dass ich seine Beweggründe nicht kenne...

Zu den Figuren: Zu Portia habe ich leider keinen richtigen Zugang gefunden, sie erschien mir etwas zu blass und kalt, fast schon emotionslos an einigen Stellen. Ihre Innenweltdarstellung hätte ruhig noch etwas ausgeschmückt werden können. Ben war mir da direkt sympathischer und zugänglicher – vielleicht weil er von Anfang an emotionaler war? Und wenn ich ehrlich bin, ist es eigentlich auch eher die Geschichte von Bramble und Robin Goodfellow. Schließlich heißt das Buch ja auch „Brombeerfuchs“, oder? Aber auch hier ist mir alles zu vage, leider. Wenn ich einen so offensichtlich an die Vergangenheit der Figuren angelehnten Titel wähle, dann sollte diese Geschichte auch etwas mehr dargelegt werden. Der Leser erfährt – wie Portia und Ben – immer nur schnipselweise, was sich vor vielen Jahren zwischen den Welten abgespielt hat.

Mir persönlich fehlt es an einigen Stellen an Tiefe, in Bezug auf die Hintergrundgeschichten und die Figuren, aber dennoch habe ich das Erstlingswerk von Kathrin Tordasi sehr genossen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich irgendwann eine Gelegenheit, die Geschichte wieder aufzugreifen...?

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