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Veröffentlicht am 15.09.2016

Nordsee ohne Spuk

Der Nordseespuk
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Peter Söt, der Schreiber des Anwalts Theodor Storms, findet nach einer durchzechten Nacht im Schlick des Hafens eine Leiche. Das heißt, eigentlich findet er zuerst einen goldenen Kelch - doch als er sich ...

Peter Söt, der Schreiber des Anwalts Theodor Storms, findet nach einer durchzechten Nacht im Schlick des Hafens eine Leiche. Das heißt, eigentlich findet er zuerst einen goldenen Kelch - doch als er sich ein Hilfsmittel besorgt hat und zurückgekehrt ist, ist der Kelch verschwunden und die Leiche da. Wenig später stolpert ausgerechnet Söt auch noch über eine zweite Leiche, dieses Mal nüchtern. Und in Begleitung Storms und dessen Cousine Constanze. Dass man Söt nun für den Hauptverdächtigen hält, liegt auf der Hand. Doch die Spuren führen Söt, Storm und Constanze unter allerlei Fingerzeigen anderer Leute zu einer Sekte, die über 150 Jahre vorher in dieser Gegend agierte: Sollte es möglich sein, dass heute noch jemand mordet, um im Namen der Sekte etwas zu erreichen?

Das sind schon mal spannende Voraussetzungen. Man erwartet, was der Klappentext hinten auf dem Buch verspricht: dass die Geister der Toten übers Meer rufen und Storms unheimlichsten Fall. Und dass dieser den Fall mit seinem Freund Söt löst. Nur gab es eigentlich keinen Fall. Wer jetzt erwartet, dass Storm mit scharfen Verstand und viel altmodischer Ermittlungsarbeit den Täter findet, der erwartet zuviel. Zumal Söt und Storm keine Freunde sind - bestenfalls ist Storm bereit, seinem Angestellten zur Seite zu stehen. Er hat auch ganz andere Probleme, als unbedingt einen oder mehrere Mordfälle zu lösen, denn Weihnachten steht vor der Tür und seine gestrenge Mutter erwartet seine Anwesenheit in ihrem Haus. So stolpern sie meistens zufällig über die Lösungen, weil sie Hilfe von den Brüdern des ersten Todesopfers bekommen oder Storm zufällig immer jemanden oder etwas kennt, das ihnen weiterhilft. Spannungsarm werden dabei Ereignisse aneinander gereiht, die zwar zeigen, dass der Autor Hausaufgaben in Bezug auf die Zeit gemacht hat, aber eigentlich kein Krimischreiber ist. Alles in allem haben sowohl Klappentext als auch Titel mehr versprochen als das Buch halten konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kunstkennerin, Mörderin, Langweilerin

Maestra
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Judith Rashleigh ist ein kleines Licht in einem großen Kunsthaus. Sie hat große Erfahrung in Bezug auf Bilder, wird jedoch mehr oder weniger als Praktikantin behandelt, inklusive das klassische Kaffeeholen ...

Judith Rashleigh ist ein kleines Licht in einem großen Kunsthaus. Sie hat große Erfahrung in Bezug auf Bilder, wird jedoch mehr oder weniger als Praktikantin behandelt, inklusive das klassische Kaffeeholen oder Sachen in die Reinigung bringen/abholen. Wenn ihr mal ein Auftrag für Bilder gegeben wird, dann handelt es sich in der Regel um widerliche Kunden, die sich ihr unsittlich nähern. Nebenbei arbeitet Judith in einer Bar, wo sie Männer dazu animieren soll, die teuren Sekte oder Champagner zu bestellen. Dort lernt sie James kennen, einen hässlichen, fetten, sehr reichen Finanzier. Als sie eines Tages ihren Job in der Kunsthandlung verliert, weil sie korrekt einen Stubbs als nur aus der Schule von Stubbs klassifizierte, wird sie auf der Stelle gefeuert. Noch am selben Abend wirft sie sich James an den Hals, der sie und eine Freundin von ihr nach Frankreich einlädt. Doch James ist zu fett und ungesund, um Judith und die Schlaftabletten ihrer Freundin zu überleben. Doch das soll nicht der erste Tote sein, der auf Judiths Konto geht. Während es hier noch ein Unfall war, bemerkt Judith, dass Morden gar nicht so schwierig ist, und sie tut alles, um zu bekommen, was sie möchte.

Dieses Buch bekommt von mir nicht zwei Sterne, weil ich seine Protagonistin so unmoralisch finde. Das ist sie zweifellos, allerdings hätte es sogar zu einer gewissen Faszination beitragen können. Auch nicht, weil es sehr viele, sehr oft sehr unnötige Sexszenen gab (die, nebenbei bemerkt eher dazu beitragen könnten, dem Sex abzuschwören und in ein Kloster einzutreten). Auch nicht, weil Judith abschätzig über eigentlich alle sprach, mit denen sie zu tun hatte, das gehört halt zu ihrem Wesen dazu. Nein, dieses Buch bekommt diese wenigen Sterne von mir, weil es mich gelangweilt hat. Geradezu tödlich ... (no punch intented). Dabei ist der Schreibstil der Autorin für diese Art von Buch sogar richtig gut, könnte fesselnd und spannend sein, denn Schreiben kann sie. Aber diese endlosen, sich stetig wiederholenden Beschreibungen irgendwelcher Kleider, Taschen, Pumps, Accessoires und Mahlzeiten konnten einem so auf die Nerven gehen, dass man nur noch die Wahl hatte zu schreien oder mit glasigen Augen drüber zu lesen. Die Protagonistin samt Buch hätten das Zeug zu einer tollen Antagonistin, einer Art Bonny ohne Clyde 2.0, wenn sie sich denn mal auf die wesentlichen Sachen konzentriert hätte: Kunst und Morde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zauber im Zirkus?

Der Nachtzirkus
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Zu Beginn: Wer auch immer den Klappentext geschrieben hat, hat das Buch bestimmt nicht gelesen. Anders kann ich mir diesen Humbug nicht erklären. Ja, es geht um Celia und Marco, aber bevor die sich mal ...

Zu Beginn: Wer auch immer den Klappentext geschrieben hat, hat das Buch bestimmt nicht gelesen. Anders kann ich mir diesen Humbug nicht erklären. Ja, es geht um Celia und Marco, aber bevor die sich mal begegnen, vergeht eine endlos lange Zeit, und als sie es dann endlich tun, haben sie erst mal anderes zu tun, als sich unsterblich ineinander zu verlieben. Und mindestens einer von beiden wusste ganz genau, wer der andere ist. Sie sind nämlich Gegner in einem Spiel, dessen Sinn und Zweck nie wirklich erklärt wird. Ihre "Väter" sind richtige Magier, die Zauberei bewirkten können, und die eben ihre Kinder dazu vorbereitet haben, gegeneinander anzutreten. Wobei "vorbereitet" allein schon ein Witz ist, genau das tun die eben nicht. Erklärungen, wozu der ganze Spaß notwendig ist, gibt es auch nicht.

Ich habe mich durch dieses scheinbar endlos lange Buch gequält. Obwohl der Schreibstil angenehm zu lesen ist, ist es der Inhalt nicht, denn es ist extrem langweilig. Es gibt keine vernünftigen Erklärungen, Ereignisse werden scheinbar willkürlich aneinander gereiht, um das Buch zu füllen. Auf die Magie des Zirkus' wird permanent eingegangen - nur habe ich sie nicht einmal fühlen können. Mir entzog sich die Faszination, die scheinbar jeder empfand, der den Zirkus betrat, mir entzogen sich die auftretenden Protagonisten und am meisten entzog sich mir der Sinn dieser Geschichte. Mit jeder verstreichenden Seite verlor ich ein bisschen mehr die Hoffnung, noch in irgendeiner Form Unterhaltung zu fühlen, und die anderthalb/zwei Punkte bekommt das Buch aufgrund des guten Schreibstils, nicht weil die Handlung es tragen konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Buchwächter und Buchhelden

BookElements 1: Die Magie zwischen den Zeilen
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Lin gehört einem geheimen Institut an, deren Mitglieder Nacht für Nacht auf Patrouille gehen, um die aus den Büchern herausgelesenen (Frau Funke lässt grüßen!) Protagonisten wieder in ihre Buchwelt zurückzuschicken. ...

Lin gehört einem geheimen Institut an, deren Mitglieder Nacht für Nacht auf Patrouille gehen, um die aus den Büchern herausgelesenen (Frau Funke lässt grüßen!) Protagonisten wieder in ihre Buchwelt zurückzuschicken. Dazu besitzen diese Mitglieder verschiedene Elemente, mit deren Hilfe sie sich verwandeln können. Jedes Team besteht aus einem Feuer-, einem Wasser-, einem Erde-, einem Luftelement (Lin zum Beispiel ist Letzteres). Normalerweise ist das ein relativ einfacher Job. Doch plötzlich ändert sich etwas, die herausgelesenen Buchgestalten werden intensiver und mit einem Mal steht auch jemand vor Lin, den sie selbst - unerlaubterweise - herausgelesen hat: Zac, der Held, in dessen Traumwelt sie sich flüchtete nachdem ihr realer Held Ric (man beachte die Originialität der Namen ^^) sie vor ein paar Jahren hat sitzenlassen. Und mit einem Schlag steht die reale Welt vor dem Untergang, denn das Buch, das Lin verbotenerweise ständig gelesen hat, ist der Schlüssel zur Vernichtung ihrer Welt und des Weiterlebens von Otherside (der Welt des Buches).

Ja, die Idee ist jetzt nicht die neueste, aber es gibt ja Beweise, dass das spannend umgesetzt werden kann. Das ist der Autorin nicht gelungen, konnte es gar nicht, denn ihre Konzentration lag nicht auf der Ausarbeitung ihrer Idee, sondern auf der Beziehung zwischen Lin, dem Luftelementar, und Ric, dem Feuerelementar. Dabei war sie sich nicht zu schade, wirklich jedes Klischee und Fettnäpfchen zu benutzen, das auf der Welt für Jugend-/Fantasybücher existiert. Lin ist eher unscheinbar, Ric der absolute Superheld, der nicht nur großkotzig, sondern auch unwiderstehlich ist. Dazu muss er natürlich auch übelst reich sein, anders kann ich mir nicht erklären, wie so ein junger Kerl mit einem Lamborghini herumheizen kann (und den unsympathischerweise ständig in Feuerwehreinfahrten parkt, denn er ist ja ein Drache, ein Feuerelement, der darf das). Das Wasserelement Coral (ja, diese Namen ...^^) ist die Sanftmütige (das ist ihr einziger Job) und Peter, der Baumumarmer, ist ständig schüchtern, starrt seine Füße an und wird jedes Mal rot, wenn er was sagen will. Lin ... ich weiß nicht, wo ich bei Lin anfangen soll. Sie muss Anfang 20 sein, benimmt sich aber meistens wie ein dreizehnjähriger Teenager, der zum ersten Mal verknallt ist. Wie oft ihr Herz hopste, Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten oder ihr Magen hüpfte, habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Und das bei einem Kerl, der anfangs ein absolutes Ekel und ab der Hälfte der Supersoftie ist. Eine Charakterentwicklung findet auf keiner Ebene statt, es wird einfach so geschrieben. Nun denn, wem es gefällt?

Ich vergebe 1,5 Sterne, weil zumindest der Schluss spannend gestaltet war und die Autorin gar nicht so verkehrt mit Worten umgehen könnte, wenn sie denn wollte. Die Nachfolger werde ich allerdings nicht mehr lesen, weil mir der Romantikkitsch sonst vielleicht aus den Ohren herausquillt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Morde des Papa Denke

Vasmers Bruder
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Zum einen interessieren mich True Crimes, also wahre Kriminalfälle. Zum anderen stehe ich auf Graphic Novels. So ist also eine Verbindung beider Genres nur eine logische Schlussfolgerung für mich, ganz ...

Zum einen interessieren mich True Crimes, also wahre Kriminalfälle. Zum anderen stehe ich auf Graphic Novels. So ist also eine Verbindung beider Genres nur eine logische Schlussfolgerung für mich, ganz besonders, wenn es um so einen grausigen Serienkiller wie Papa Denke handelt. Der hat zwischen 1903 und 1924 (also zu einer Zeit, in der ein weiterer deutscher Serienkiller unterwegs war, nämlich Haarmann) mindestens 30 Menschen getötet und zum Teil gegessen.

Das hätte ein spannendes Thema sein sollen für diese Graphic Novel. War es aber nicht wirklich, denn Karl Denke steht hier nicht im Vordergrund. Hier geht es um den titelgebenden Herrn Vasmer, der seinen verschwundenen Bruder sucht. (Oder auch nicht, aber nähere Erklärungen würden zu sehr spoilern.) Das Problem bei dieser Geschichte ist, dass man bis zum Schluss nicht wirklich schlau draus wurde, was eigentlich Vasmer mit Denke zu tun hat, und Spannung baute sich auch nicht auf.

Zum Schluss noch etwas, das ich so zum ersten Mal bei einer GN erlebt habe: Ich fand die Zeichnungen fürchterlich. Ich kam einfach in diesen Stil überhaupt nicht rein, es war zu duster und so künstlerisch wertvoll sie sein mögen, so wischi-waschi kamen sie mir vor. Das ist für mich ein No-Go in einer GS, von daher ist es auch das erste solche Buch, das ich nicht behalten habe.