Eindrucksvoll
Im Park der prächtigen SchwesternHass und Verachtung haben Camila fort von ihrem Dorf und ihrer Familie geführt. Die Eltern haben keinerlei Verständnis für den zarten Sohn, der sich vor ihren Augen in eine Tochter verwandelt und so sucht ...
Hass und Verachtung haben Camila fort von ihrem Dorf und ihrer Familie geführt. Die Eltern haben keinerlei Verständnis für den zarten Sohn, der sich vor ihren Augen in eine Tochter verwandelt und so sucht sie mit 18 Jahren ein neues Leben in Córdoba. Während sie tagsüber studiert, verdient sie nachts im berüchtigten Sarmiento-Park ihren Lebensunterhalt als Prostituierte.
Dort ist sie zum ersten Mal Teil einer Gemeinschaft, mit der sie Probleme, Ängste, Wünsche und Träume teilen kann. Über allen schwebt als Mutterfigur die Tía Encarna, eine schwierige, aber herzensgute Frau, die bald darauf einen ausgesetzten Säugling bei sich aufnimmt. Der Junge wächst geliebt und mit einem ganzen Schwarm von Tanten auf, doch die Blicke der Nachbarn verheißen nichts Gutes für die Zukunft.
Wow, was für ein Buch! Der Schreibstil der Autorin ist mal poetisch, beinahe märchenhaft, mal eindringlich und hart und spiegelt damit Camilas Leben in allen Facetten wider: die Ersatzfamilie, die sie mit der Tía Encarna und den Schwestern gefunden hat, die wenigen Momente ausgelassener Freude, aber auch die Sehnsucht nach wahrer Liebe und die Schmerzen, die ein solches Leben mit sich bringt.
Diese Geschichte ist vieles. Autobiografie und Fiktion, faktische Nacherzählung und magischer Realismus, Coming of Age-Roman und Manifest für trans Rechte – vor allem aber die Kritik an einer Gesellschaft, die nachts im Schutze der Dunkelheit dort ihr Vergnügen sucht, wo sie tagsüber nur Ablehnung (im besten Fall) oder Gewalt (bis hin zu grausamen Morden) übrig hat. Unbedingt lesen!