Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2021

Momente am See

Aus der Mitte des Sees
0

Aus der Mitte des Sees ist ein ruhiges, sehr reflektierendes Buch, auf das man sich einlassen muss, sonst wird es zum Geduldspiel.

Der Mönch Lukas, ca. 39, ist der jüngste im Benedikterkloster.
Es gab ...

Aus der Mitte des Sees ist ein ruhiges, sehr reflektierendes Buch, auf das man sich einlassen muss, sonst wird es zum Geduldspiel.

Der Mönch Lukas, ca. 39, ist der jüngste im Benedikterkloster.
Es gab noch Andreas, der jünger war und ein Freund, aber er hat das Kloster verlassen und eine Familie gegründet.

Es ist eine innere Zwiesprache, die Lukas hält. Zuerst mit Andreas, aber auch mit anderen, insbesondere mit Sarah, die zu Gast in der Umgebung ist.

Es gibt viele Passagen am See oder beim Schwimmen, die etwas meditatives haben, aber es gibt auch Gedankengänge von Lukas, bei denen man seine Unruhe spürt.

Moritz Heger besitzt eine bildreiche Sprache, die er entsprechend fein einzusetzen weiß. Für mich war das gerade in dieser Form sehr ansprechend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2021

Das Leben der Hannah Arendt

Was wir scheinen
0

Hildegard E. Keller ist eine bekannte Literaturkritikerin und hat auch ein beträchtliches Werk an literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber Was wir scheinen ist ihr erster Roman. Er erzählt ...

Hildegard E. Keller ist eine bekannte Literaturkritikerin und hat auch ein beträchtliches Werk an literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber Was wir scheinen ist ihr erster Roman. Er erzählt von Hannah Arendt, die eine bedeutende Denkerin und Stimme in der Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts war.

Ich glaube, dass der Roman über Hannah Arendts Lebens mit Schwerpunkt nach dem Krieg bis 1975, auch für Leser geeignet ist, die Hannah Arendt nicht kennen. Obwohl es natürlich von Vorteil ist, Arendts Leben und Werk zumindest in groben Zügen zu kennen. Komplex und relevant genug ist es.

Entscheidend ist, das hier schwerpunktmäßig Hannah Arendt in erste Linie als Mensch gezeigt wird.

Als Jüdin flüchtete Hannah Arendt erst nach Paris, später in die USA. Erst war sie noch staatenlos, später bekam sie die US-Staatenschaft und fühlt sich auch als Amerikanerin.

Der nicht linear erzählte Roman wechselt in Zeiten und Orten. Das funktioniert sehr gut.
Hildegard E.Keller hat einen angenehmen Stil.Meisterhaft kann sie die Gedanken der Hauptfigur darstellen und auch die Dialoge sind großartig.

Eine wichtige Passage im Buch ist Arendts Besuch in Jerusalem, wo sie den Prozess gegen Adolf Eichmann verfolgt und darüber ein bedeutendes, aber umstrittenes Buch schreiben wird.

Sehr gefallen haben mir die Passagen mit Arendt als Dozentin in Berkeley.
Hannah Arendt hatte Freundschaften mit bekannten Leuten wie Martin Heidegger, Karl Jaspers; Walter Benjamin, Ingeborg Bachmann und Mary McCarthy.

Überraschend sind die Gedichte von Hannah Arendt, die im Buch verstreut auftauchen. Das gibt ihrer Persönlichkeit eine weitere, sanftere Note hinzu.
Obwohl Hannah Arendts kämpferische und widerspenstige Art im Buch insgesamt vielleicht etwas zu wenig betont wird.

Insgesamt entsteht ein gutes Gesamtbild der Persönlichkeit Arendts und ein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2021

Das Leben auf dem Land und an sich

Das, was du suchst
0

Dieses kurze Buch ist ein sperriges kleines Ding, aber so das es wirklich Spaß macht.
Es ist im Prinzip ein Essay und die Autorin Marjoleine de Vos weiß wirklich viel, das merkt man beim Lesen. Sie nutzt ...

Dieses kurze Buch ist ein sperriges kleines Ding, aber so das es wirklich Spaß macht.
Es ist im Prinzip ein Essay und die Autorin Marjoleine de Vos weiß wirklich viel, das merkt man beim Lesen. Sie nutzt treffende Vergleiche und Bezüge.
Zwischen dem Text befinden sich einige atmosphärische schwarzweiß-Fotos von dem Fotojournalisten Anjo de Haan. Wirklich fantastisch! Aber eigentlich reichen auch schon die Sätze der Autorin um sich die Natur bildlich vorzustellen. Man denkt sogar, sie zu riechen, also allumfassend wahrzunehmen.
Die Umgebung von Groningen ist sehr wichtig, und es geht über das hinaus, was man vom Untertitel „Von der Sehnsucht nach dem Spazierengehen“ erwarten konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2021

außergewöhnlich

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
0

Es gibt Romane, die sind wegen ihrer Erzählperspektive so großartig und Die ganze Wahrheit /wie Mason Buttle sie erzählt) gehört dazu.
Mason ist ein Junge, der eine Lernschwäche hat und deswegen zu den ...

Es gibt Romane, die sind wegen ihrer Erzählperspektive so großartig und Die ganze Wahrheit /wie Mason Buttle sie erzählt) gehört dazu.
Mason ist ein Junge, der eine Lernschwäche hat und deswegen zu den Außenseitern gehört.
Vor Buchbeginn hat er einen guten Freund durch einen Sturz von einem Baum verloren. Doch der Grund ist ungeklärt und ein Polizist befragt immer wieder Mason.
Daher ist das atmosphärische Buchcover mit dem großen Baum und dem Baumhaus durchaus von Bedeutung.

Die amerikanische Schriftstellerin Leslie Connor zeigt den Schulalltag und auch Masons Familienleben. Ärger hat er mit dem Schulhofrüpel Matt und dessen fiesen Spießgesellen Lance.
In Calvin findet Mason jedoch einen Freund, auch als der Ärger zunimmt.

Leslie Connor weiß zu schreiben. Herausgekommen ist ein außergewöhnlicher, streckenweise auch spannender Jugendroman über Dinge im Leben, die zählen, wie Freundschaft, Familie und Anständigkeit.

Veröffentlicht am 05.02.2021

Ein Sommer auf der Insel

Warten auf Wind
0

Warten auf Wind ist ein sensibel geschriebenes Jugendbuch aus Schweden. Es geht um die junge Vinga, die bei ihrem Großvater auf einer Insel Zeit verbringt, da ihre Eltern sich gerade getrennt haben.
Obwohl ...

Warten auf Wind ist ein sensibel geschriebenes Jugendbuch aus Schweden. Es geht um die junge Vinga, die bei ihrem Großvater auf einer Insel Zeit verbringt, da ihre Eltern sich gerade getrennt haben.
Obwohl Vinga deswegen niedergeschlagen ist, genießt sie die gemeinsame Zeit mit dem Großvater, der ihr sogar ein kleines Boot schenk, das sie aber erst noch herrichten muss. Mit Begeisterung macht sie sich ans Schmiergeln und putzen.

Mich überzeugt von Anfang an die Erzählperspektive, mit der man in Vingas leicht melancholische Gefühlswelt eintauchen kann, aber auch in ihre Träume und Sehnsüchte. Vinga liebt es, zu träumen und ihre Gedanken schweifen zu lassen, man merkt aber auch, dass sie viel alleine und etwas einsam ist.

Dann lernt sie Rut kennen, ein gleichaltriges Mädchen. Sie ist lebhaft, mutig und ein wenig verrückt. Es wird eine enge Beziehung zwischen ihnen.

Dann steht Vingas Situation mit ihren Eltern wieder im Vordergrund, denn die neue Frau ihres Vaters hat ein Baby geboren und Vinga muss die Insel verlassen.
Doch die Sehnsucht zurück auf die Insel zu kehren bleibt.

Ich mag Bücher, die einen so intensiven Einblick in die Figuren zulassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere