Lesegenuss á la francaise
Es sind die letzten Tage des 1. Weltkrieges. Franzosen und Deutsche liegen sich gegenüber und warten auf das erlösende Kriegsende. Da schickt Leutnant d’Aulnay-Pradelle, letzter Spross einer verarmten ...
Es sind die letzten Tage des 1. Weltkrieges. Franzosen und Deutsche liegen sich gegenüber und warten auf das erlösende Kriegsende. Da schickt Leutnant d’Aulnay-Pradelle, letzter Spross einer verarmten Adelsfamilie, zwei Soldaten los den nördlichen Frontabschnitt zu erkunden. Als beide kurz darauf erschossen werden, beginnt ein letzter sinnloser Kampf, aus dem die Franzosen erfolgreich hervorgehen. Doch zwei Soldaten aus Pradelles Einheit, Albert Millard und Édouard Péricourt kommen Pradelles mörderischem Spiel auf die Schliche und geraten dadurch in Lebensgefahr. Beide können sich jedoch retten und sind von nun ab unzertrennlich.
In den Nachkriegsjahren heiratet Pradelle Édouards Schwester und steigt somit in die reichsten Pariser Kreise auf. Mit seinem verbrecherischen Geschäftssinn verdient er Millionen durch das Umbetten der gefallenen Soldaten, die er in viel zu kurze Holzsärge zwängt. Édouard und Albert hingegen verkaufen Kriegsdenkmäler, die Édouard als Zeichnungen anfertigt und für die stattliche Anzahlungen anfallen. Beide Schwindel werden auffliegen, mit gänzlich unterschiedlichen Ausgängen für die einzelnen Beteiligten.
Meine Eindrücke
Von der ersten Seite an zieht mich dieser Roman in seinen Bann. Es ist ein historischer Roman über den 1. Weltkrieg, aber nicht über das Kriegsgeschehen selbst, sondern vielmehr über das Leben danach. Es sind mehrere Geschichten in einem Roman, die Lemaitre gekonnt zuerst miteinander verbindet und dann entflechtet. Er erzählt von Albert und Édouard, von Leutnant Pradelle, einem korrupten gewissenlosen verarmten Adeligen, der nur eines will und zwar wieder ganz nach oben, gesellschaftlich und finanziell. Und er erzählt von Édouards Familie, die Pradelle für seine Zwecke gebraucht, die ihn aber schlussendlich vernichten wird. Vortrefflich sind die Charakterbeschreibungen der Romanfiguren, feinfühlig die Einblicke in das Leben jedes einzelnen, erklärend die Gründe für das Zusammenleben, alles harmonisch und nicht ohne sarkastische Pointen in einer große Lebenssymphonie zusammengefasst. Das ist ganz großer Lesegenuss, den Frankreich zu bieten hat.