Hervorragend
Der zweite ReiterDie Nachwirkungen des ersten Weltkrieges sind noch überall zu spüren. Keiner hat was außer Hunger hier in Wien anno 1918. Es sind schlimme Zeiten, an allen Ecken und Enden fehlt es. Sie alle müssen erfinderisch ...
Die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges sind noch überall zu spüren. Keiner hat was außer Hunger hier in Wien anno 1918. Es sind schlimme Zeiten, an allen Ecken und Enden fehlt es. Sie alle müssen erfinderisch sein, um einigermaßen zu überleben. Rayoninspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter sind hinter dem Anführer eines Schleichhändlerringes her, wollen ihn auf frischer Tat ertappen. Dabei stolpern sie regelrecht über einen Toten. Nachdem eine zweite Leiche entdeckt wird und Emmerich in die Abteilung Leib und Leben möchte, ermittelt er weiter. Eigentlich zuständig für die Bekämpfung des blühenden Schwarzmarktes, geht er dann doch den Morden nach, was sein unmittelbar Vorgesetzter zu verhindern sucht.
Alex Beer versetzt den Leser in die Zeit der Nachkriegswirren. Gut konnte ich mir vorstellen, dass es schon ein gewisses Maß an Chuzpe brauchte, um auch nur irgendwas zu erreichen. Sie zeichnet Emmerich als einen aufrechten, aber durchaus mit allen Wassern gewaschenen Polizisten, der weiß, wie man überlebt. Mit etwas Bestechung - und sei es eine Selbstgedrehte oder ein kleiner Schein – wird so manches Wissen preisgegeben. Überall herrscht Not, auch wenn eine Elite sich alles leisten kann, in Saus und Braus lebt, so ist doch der Großteil der Wiener darauf angewiesen, erfinderisch zu sein, um zu leben, zu überleben.
Die Gräueltaten des ersten Weltkrieges sind ein Kernthema dieses Buches. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, die Atmosphäre dieser Zeit des Mangels zu beschreiben. Sie hat mich direkt hineinversetzt in den täglichen Kampf der kleinen Leute. Hat aufgezeigt, was ein Krieg aus Menschen machen kann.
Nachdem mich „Unter Wölfen“ schon sehr beeindruckt hat, musste ich mehr lesen von Alex Beer und „Die rote Frau“ wartet schon. Im Wiener Milieu werde ich mich weiterbewegen, freue mich schon drauf.