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Veröffentlicht am 13.03.2021

Konnte fast gar nicht aufhören zu lesen

Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
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Der Buchtitel klang nicht allzu verlockend – man könnte ja als erstes an einen Dachschaden und all den Ärger damit denken, den er mit sich bringt. Aber immer noch besser als der Titel der englischen Originalausgabe: ...

Der Buchtitel klang nicht allzu verlockend – man könnte ja als erstes an einen Dachschaden und all den Ärger damit denken, den er mit sich bringt. Aber immer noch besser als der Titel der englischen Originalausgabe: „Confessions of a Forty-Something F**k up“

Das Buch ist in einer Ich-Erzählung geschrieben, in der Nell (eigentlich Penelope) ein ganzes Jahr lang über ihr Leben Anfang 40 schreibt – von Januar bis die ersten Januartage des Folgejahres. Auch dafür, wofür sie dankbar ist (nach fast jedem der vielen Kapitel) und das man was aus seinem Leben machen soll. Die lebenslustige Witwe Criket hat ihr u. a. nämlich eine wichtige Lektion erteilt: Du bist nicht zu alt, es ist nicht zu spät, und ja, du kannst es. Auch „Wenn die Schuhe schon im Geschäft nicht bequem sind, werden sie es später auch nicht sein“ und „Würdige jeden, vom Kassierer an der Supermarktkasse über die Busfahrerin bis hin zum Barista, der deinen Kaffee macht“ sind wichtige Sätze, die auf jeden von uns zutreffen sollten. Wobei man der Busfahrerin ja nicht unbedingt jeden Tag ein Guten Morgen sagen muss, aber freundlich aussehend und nicht griesgrämig einsteigen ist doch leicht zu schaffen

Vom Klappentext her war ich etwas skeptisch, als ich über ihren Job als Nachrufschreiberin erfuhr. Aber der Job wird nach ihrem ersten Nachruf (der auch nur kurz gehalten ist) nur noch ab und zu erwähnt. Das Buch ist sehr lustig geschrieben, man will fast gar nicht mit dem Lesen aufhören. Zum Beispiel das mit dem Valentinstag, zu sagen man schenkt sich nichts – und dann doch enttäuscht zu sein, wenn der Freund sich daran hält. Und die Whatts-Up Autokorrektur von Pilates (Pi Latte) waren nur zwei der zahlreichen Highlights, mit der ich so richtig abschalten konnte.

Wofür soll/könnte man eigentlich dankbar sein? Als Nell eine Dankesliste beginnt, liest sie als Tip „Ich atme“. Ist das wirklich ernst gemeint, fragt sie sich. Dankbarkeit schön und gut, aber ohne zu atmen wäre sie schlicht und einfach tot. Dann doch lieber dem Fremden dankbar sein, der sie rechtzeitig vor ihrer Haltestelle geweckt hat, nachdem sie auf seiner Schulter eingeschlafen ist.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Hätte gerne mehr Seiten haben können

Der Buchspazierer
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Bücher über Bücher üben meist einen gewissen Reiz auf mich aus – so war es auch bei diesem Buch. Einen ganz besonderen Zauber bringt die 9-jährige Schaschah (die sich nur so nennt) in das Buch, denn sie ...

Bücher über Bücher üben meist einen gewissen Reiz auf mich aus – so war es auch bei diesem Buch. Einen ganz besonderen Zauber bringt die 9-jährige Schaschah (die sich nur so nennt) in das Buch, denn sie begleitet den 72-jährigen Buchhändler Carl Kollhoff auf seinen Buchspaziergängen. Zu denen, wo er Bücher an seine Kunden ausliefert. Carl möchte das zwar nicht, aber das kleine Mädchen bleibt stur und zaubert so nebenbei oft auch ein Lächeln in Carls Kunden. Mit welchen Methoden möchte ich hier nicht beschreiben, das würde den Lesegenuss kaputt machen.

Das Buch ist (4. Auflage 2021) allen Buchhändlerinnen und Buchhändlern gewidmet, die selbst in Krisen uns mit einem ganz besonderen Lebensmittel versorgen. Damit wird wohl auf die Corona-Pandemie Bezug genommen. Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben, dafür sorgen zum Beispiel auch die speziellen Sprachfehler einer Kundin, wie „Er handelte mit gerauchten Autos“ oder „Selbst-Erfroschung“. Das Buch hat auch ganz spezielle Figuren zu bieten wie die Katze, die einfach Hund genannt wird. Ich habe mit dem Buch sehr gut abschalten können, schade dass es nur 222 Seiten hatte.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Sehr gutes Buch

Abenteuer Artenschutz
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Für dieses Buch muss man schon Begeisterung für Tiere mitbringen – für mich, der 5 Jahre lang im Freundeskreis des Augsburger Zoos Mitglied war, kein Problem. Das Buch gibt einen informativen Einblick ...

Für dieses Buch muss man schon Begeisterung für Tiere mitbringen – für mich, der 5 Jahre lang im Freundeskreis des Augsburger Zoos Mitglied war, kein Problem. Das Buch gibt einen informativen Einblick in den Beruf Tierärztin speziell im Dschungel und seine Schattenseiten (Gestank, Regen, Mücken, Strom nur stundenweise, kalte Dusche, Ausdauer und Geduld, bei 40 Grad in langer Kleidung arbeiten), aber berichtet auch von Freuden an diesem Beruf. Selbst wenn man mal genervt ist und zwei Tage ins Hotel zieht zum entspannen, man ist wieder froh wenn es zurück in den Dschungel geht.

Das Buch nimmt einen mit in verschiedene Dschungels und Regenwälder – nach Mexiko, Guatemala, Costa Rica, Südafrika, Madagaskar, Insel Borneo, Phillipinen. Es gibt viele interessante Informationen z. B. zu Nashornvogel, Leistenkrokodil, Nasenaffen, Haien, Tukanen und vielen weiteren Tieren. Besonders die Infos zu den Fledermäusen sind interessant und bringen mir eine Erweiterung meines Wissens. So sind die Tiere in der Lage, einen Zusammenstoss mit etwas so kleinem wie einem Haar zu vermeiden dank ihres guten See- und Hörvermögens, Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn. Und dass sie einen wichtigen Nutzer als Insektenfresser haben und nach den Bienen die wichtigsten Bestäuberinnen der Welt sind, das wusste ich bislang auch nicht.

Ziel der Tierärzte und Forscher im Dschungel ist z. B. die Verbreitungsmuster und Lebensweise der Tiere zu studieren, um Lösungsansätze zu suchen, in denen Mensch, Tier und Wirtschaft möglichst konfliktfrei nebeneinander existieren kann. Dabei geht es auch um das Thema Krankheitsübertragung (Corona ist keinesfalls etwas neues). Zoonotische Krankheiten sind mit Umweltveränderungen und menschlichem Verhalten in Verbindung zu bringen. Der Rückgang der Artenvielfalt und die Störung von Ökosystemen machen es sehr viel wahrscheinlicher, dass Viren die ursprünglich auf Wildtiere spezialisiert waren, nun auch auf den Menschen übergehen.

Das Buch liefert auch gute Argumente für den Klima- und Umweltschutz und zeigt auf, was der Klimawandel anrichtet. Ein Grad mehr oder weniger sind für uns nicht viel, aber für Arten die sich perfekt an ihre Umgebung angepasst haben, kann ein Grad Unterschied den Tod bedeuten. Doch wie viel Nachhaltigkeit muss sein? Da ist auch die Politik gefragt.

Das Buch hat 57 farbige Fotos, mit denen die beschriebenen Erlebnisse noch anschaulicher werden. So gibt es u. a. Fotos von Lemuren, Gibbons, Zwergelefanten, Braunkehl-Faultier und Rotrücken-Totenkopfaffe. Das Buch ist auf einem Recyclingkarton eingefasst und der Verbindungskleber ist aus Holzleim und vegan. Durch klimaneutrales Drucken wurde die Erstaufforstung von Laubmischwäldern in Schleswig-Holstein unterstützt.

Die Autorin hat zusammen mit anderen den Nepada Wildlife e. V. gegründet, wobei Nepada als Kurzform für Nebelparder steht, hält Vorträge und entwickelt Lehrmaterialien.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Sehr gutes Buch, das ich gerne wieder mal lese

Kann Gelato Sünde sein?
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Emilia Bäumle arbeitete früher im Versicherungsbüros ihres verstorbenen Mannes, backt gerade Schwarzwälder Kirschtorten für den wöchentlichen Tortenkreis und bereitet ihre Reise nach Italien anlässlich ...

Emilia Bäumle arbeitete früher im Versicherungsbüros ihres verstorbenen Mannes, backt gerade Schwarzwälder Kirschtorten für den wöchentlichen Tortenkreis und bereitet ihre Reise nach Italien anlässlich ihres 60. Geburtstags vor. Dort studiert ihre Tochter Julia – denkt zumindest Emilia, denn Julia möchte sich gerade von ihrem Berufswunsch „Lehramt“ verabschieden und mit ihrem Freund Francesco ein Agiturismo-Projekt aufziehen, eine Übernachtungsmöglichkeit für Gäste die Ruhe suchen. Allerdings sind sie unterschiedlicher Meinungen, denn Franesco sträubt sich gegen Fernseher auf den Zimmern und einen Pool.

Im Dorf verliebt sich Julias Mutter in eine leer stehende Bäckerei und will dort eine Konditorei aufmachen, in der es z. B. auch eine Schwarzwälder Kirsch- als Eistorte gibt. Das wäre mal was Besonderes. Damit handelt sie sich aber einiges an Ärger mit Bürgerneister Gaspare ein (Francescos Vater), denn der hat zum einen mit dem Gebäude anderes vor und zum anderen hat er seinen Dorfbewohnern quasi das Sterben verboten – Rohkost und Morgengymnastik ist angesagt.

Das Buch ist humorvoll und teils spannend. Zeitweise habe ich richtig mit Emilia mitgelitten und mitgefiebert. Das Buch lese ich in ein paar Jahren gerne wieder.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Trifft nicht nur auf seine Kinder zu, sondern auch auf uns

Fische, die auf Bäume klettern
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Von Sebastian Fitzek lese ich normalerweise keine Bücher, denn Krimis sind nicht meines. Das hier ist aber an seine Kinder gerichtet – trifft aber (mehr oder weniger) auch auf jeden von uns zu. An diesem ...

Von Sebastian Fitzek lese ich normalerweise keine Bücher, denn Krimis sind nicht meines. Das hier ist aber an seine Kinder gerichtet – trifft aber (mehr oder weniger) auch auf jeden von uns zu. An diesem Buch hat er übrigens geschrieben, als er 46 Jahre alt war.

Es geht in diesem Buch um das, was wichtig ist: Ausreichend zu essen, ein warmes Dach über dem Kopf und Hilfe im Krankheitsfall. Autos, Handys, Flugreisen, Puppen… - das ist nicht zwingend notwendig. Man soll kein Anspruchsdenken und keine Schuldgefühle haben. Man soll sich eigene Ziele setzen. Es geht auch um Bücher und TV-Serien, beides lese bzw. schaue ich sehr gerne. Ist auch gut so, erfahre ich, denn Bücher schulen meine Empathie. Dazu sind auch Serien geeignet, in denen man über einen längeren Zeitraum die Entwicklung eines Charakters nachvollziehen kann. Es geht auch um Respekt – und dass man die Dame an der Kasse im Supermarkt auch freundlich grüßen und anlächeln kann, die acht Stunden am Tag diesen Job machen muss.

Interessant waren auch die Gedanken zum Bauchgefühl. Ein leiser Hochleistungsstaubsauger wurde nicht gekauft, bis man ein Brumm-Geräusch künstlich hinzufügte. Bei einer Radioübertragung aus Australien waren die Techniker ganz stolz, die Leitung ganz klar zu halten – keine Zeitverzögerung und keine Störgeräusche kamen in Deutschland an. Die Leute beschwerten sich, ihr könnt doch nicht live senden? Die Techniker mischten Störgeräusche bei und die Beschwerden verstummten. Da frage ich mich – wie verrückt ist diese Welt?

Nebenbei erfährt man auch einiges private über den Autor und seine Bücher. Das Schicksal eines Freundes von ihm hat ihn zu seinem Roman „Die Therapie“ inspiriert, bei „Passagier 23“ löschte er die ersten 10 Kapitel während des Schreibens komplett, weil er eine andere Hauptfigur erschaffen wollte.

Immer wieder gibt es was zum lachen, so z. B. dass er beim Hausbau darauf bestanden hat, eine Temperaturanzeige in der Duschregulierung zu bekommen. Bis seine Frau (bzw. eure Mutter, denn das Buch ist ja an seine Kinder gerichtet) ihn fragte, ob er wirklich zu blöd ist, heiß und kalt auf der Haut zu unterscheiden.

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