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Veröffentlicht am 02.03.2021

Ein tolles Finale

Die Rache des Lombarden
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Im hervorragend gelungenen, sehr spannend zu lesenden Finale "Die Rache des Lombarden " von Petra Schier wird Aleydis vor schwer lösbare Rätsel gestellt.

Aleydis, die Witwe des Lombarden Nicolai Golatti, ...

Im hervorragend gelungenen, sehr spannend zu lesenden Finale "Die Rache des Lombarden " von Petra Schier wird Aleydis vor schwer lösbare Rätsel gestellt.

Aleydis, die Witwe des Lombarden Nicolai Golatti, kann durch die erheblichen finanziellen Mittel aus dessen Hinterlassenschaft eigentlich ein recht sorgloses Leben führen, muss sich nun jedoch mit der Schattenwelt ihres verstorbenen Gatten auseinander setzen, als ihre Mündel Marlies und Ursel entführt werden, die sie wie eigene Töchter liebt. Um jeden Preis möchte sie die Kinder wieder zurück bekommen.

Die Autorin setzt die Story des Romans vor der historischen Kulisse Kölns des 15. Jahrhunderts exzellent in Szene. Ihre herrlich malerische Sprache und die präzise Recherchearbeit entfaltet eine überzeugend authentisch wirkende mittelalterliche Atmosphäre in der sich Aleydis plötzlich in der ihr völlig unbekannten Schattenwelt ihres Gatten zurecht finden muss.
Die hübsche, intelligente Aleydis kämpft tatkräftig und energisch um ihre Familie, wobei ihr herzlicher und offener Charakter auch die armen Seelen nicht vergißt. Sie spendet ihnen Nahrung und kümmert sich um die
Benachteiligten der Gesellschaft.
Die undurchsichtigen Machenschaften ihres verstorbenen Mannes lässt sie in dieser Episode arg in Bedrängnis und schließlich sogar in den Fokus der mittelalterlichen Justiz geraten.

Vinzenz van Cleve, der Gewaltrichter der ihr schon mehrfach half brenzlige Situationen zu überstehen ist auch diesmal zur Stelle. Er kann sich nur schwer eingestehen, dass er für Aleydis mehr als nur Sympathie empfindet.
Einer der Höhepunkte des Romans ist die Szene, in der es zur Aussprache zwischen beiden Menschen kommt, wobei der Leser mehr über das Geheimnis erfährt, das sich hinter seiner ehemaligen Ehe verbirgt.

In Vinzenz hat die Autorin eine weitere, sehr faszinierende Persönlichkeit geschaffen. Er ist mit seinen dunklen Haaren, den tiefgründigen Augen und seiner Größe eine imposante Erscheinung. Als Fechtmeister flößt er den Menschen über seine Kampfunst obendrein Respekt ein. Dennoch hat er insgeheim einen weichen Kern, was diese Romanfigur schnell die Herzen der Leser erobern lässt. Die sehr geschickt ausgearbeiteten Dialoge lassen das Knistern zwischen Aleydis und Vinzent spürbar werden und sind ein weiterer Hochgenuß während der Lektüre dieses sehr schönen Romans.
Wird es Aleydis gelingen ihre geliebten Mündel wieder zu bekommen? Wer ist der geheimnisvolle Beschützer Aleydis?

Der Roman ist in meinen Augen ein absolut und rund um gelungenes Finale der Trilogie. Die Geschichte ist einfach nur wunderschön, in ihrer schwungvollen und bildhaft-malerischen Sprache ein herrliches Leseerlebnis und schon alleine deswegen mehr als empfehlenswert.
Die ebenfalls enthaltene Karte von Köln des 15. Jahrhunderts und das wertvolle Personenregister bietet dem Leser eine sehr gute Möglichkeit, sich das Beschriebene noch besser und plastischer vor Augen zu führen.
Einen herzlichen Dank an Petra Schier und dem Rowohlt Verlag für den überaus spannenden und hervorragend gelungenen historischen Roman.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Beginnende Hoffnung

Glückskinder
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Der emotional zu tiefst ergreifende Roman "Glückskinder " von Teresa Simon ist eine sehr wertvolle und spannende Rekonstruktion einer für die Bevölkerung enorm belastenden Zeit im Nachkriegsdeutschland.

Die ...

Der emotional zu tiefst ergreifende Roman "Glückskinder " von Teresa Simon ist eine sehr wertvolle und spannende Rekonstruktion einer für die Bevölkerung enorm belastenden Zeit im Nachkriegsdeutschland.

Die Handlung setzt im Jahr 1945 ein. Griet überlebte die grausame Zwangsarbeit im KZ mit ihrem selbst gewählten Mantra "Ich bin Griet. Van Mook. Ich werde leben."
In ihren schweren Zeiten half die monotone Wiederholung dieses Mantras Griet dabei nicht zu vergessen wer sie JETZT ist. Als der Krieg beendet
ist und alle wieder in ihre alte Heimat dürfen, möchte Griet dennoch nicht mehr in die Niederlande zurück. Mit viel Glück gelingt es ihr durch die Hilfe des amerikanischen Captain Walker eine Arbeit als
Küchenhilfe im Offizierskasino in München zu bekommen. Walker sorgt auch
dafür, dass sie ein Zimmer bei Frau Genoveva Neureuther erhält. In dieser Wohnung wohnen allerdings schon sechs weitere Personen: Antonia genannt Toni, ihre kleine Schwester Bibi, Mutter, Tante Vev, sowie Tante
Anne mit Sohn Benno. Diese Gemeinschaft versucht mit viel Liebe und gegenseitigem Verständnis füreinander durch die schwere Nachkriegszeit zu kommen.

Als die Amerikaner in Deutschland einmarschieren erleben die Menschen in den befreiten Regionen bereits etwas wie einen beginnenden Frieden.
Dennoch ist diese chaotische Zeit durch die Lebensmittelknappheit und den aufblühenden Schwarzmarkt geprägt. Im Roman erlebt man dies in
München an der Möhlstraße mit. Dort bekommt man tatsächlich alles für Zigaretten oder andere wertvolle Tauschwaren.
Griet und Toni können sich am Anfang nicht besonders gut leiden. Griet arbeitet viel und versucht sich möglichst "unsichtbar" zu machen. Erst als die kleine Bibi erkrankt und Griet die letzte Hoffnung auf Rettung ist, ändert sich das Verhältnis der Familie zu Griet.
Toni lernt Louis, einen echten Spitzbuben, kennen. Er scheint keine Vergangenheit zu haben und wickelt Toni mit viel Charme regelrecht um den Finger. Obwohl Toni ihm nicht wirklich vertraut, wird aus beiden ein
Liebespaar, bis Toni erkennt wer viel besser zu ihr passt und wen sie tatsächlich liebt.
Griet hat eine Vergangenheit. Sie weiß, dass sie sich dieser
Vergangenheit stellen muss, wenn sie tatsächlich glücklich werden möchte. Doch der dafür notwendige Weg ist nicht leicht und birgt erhebliche Gefahren in sich.

In der Nachkriegszeit sieht es überall in Deutschland verheerend aus. In den Städten sind ganze Straßenzüge zu regelrechten Wüsten zerbombt.Menschen haben keine Unterkunft mehr und sind damit obdachlos. Die
ohnehin spärlichen Nahrungsmittel werden mehr als knapp geliefert. Es gibt kaum Mehl oder Kaffee. Nur der überall bekannte "Muckefuck" ist im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde.
Die Story wird abwechselnd von Griet und Toni erzählt. Der Leser erhält durch diesen Kunstgriff Einblick in ihre Gefühle und die tägliche Arbeit, der sie pflichtbewusst nachgehen. Besonders interessant ist es,
wie die Protagonisten mit den sie beherrschenden Emotionen fertig werden und wie die Romanfiguren es schaffen aus der schwierigen Lage heraus
doch wieder langsam und allmählich wieder lernen zu leben. Nach den lebensgefährlichen Kriegsjahren erwuchs ein gieriger Lebenshunger, mit dem sich die Menschen aus den grausamen Kriegserfahrungen herauswinden
wollen und die damit verbundene Vergangenheit hinter sich lassend vergessen möchten.
Toni ist intelligent und pfiffig. Sie fackelt nicht lange, um ihre Chance zu ergreifen und "die Sache anzugehen". Ihre Energie und ihr Talent versorgt die Familie mit Nahrungsmitteln - auch in einer äußerst
schwierigen Zeit.
Griet ist sehr ehrlich und enorm hilfsbereit. Als keiner sich um die arme kranke Leni im Lager kümmert ist sie ihre Stütze und füttert sie.
Nur ihrer Entschlossenheit und Courage ist es zu verdanken, dass ein Arzt zur Leni kommt.
Der exzellenten Recherchearbeit von Autorin Teresa Simon ist es zu verdanken, dass die dunkle Zeit des Schwarzmarkthandels lebensecht vor
dem geistigen Auge des Lesers wieder aufersteht. Fasziniert erfährt man, welche heute unfassbaren Zustände nach dem Krieg herrschten und wie der
willkürliche Kampf um Lebensmittel tobte. Für unsere Pandemie geschüttelte Zeit ist es heilsam zu lesen, wie es Menschen gelang mit eisernem Willen und Durchhaltevermögen gewaltige Hindernisse zu überwinden.

Einen herzlichen Dank an den Heyne Verlag für den außerordentlich interessanten und wertvollen Roman.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Das Schicksal der Waisenkinder

Weiter als der Ozean
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Der auf Tatsachen beruhende und sehr zu Herzen gehende christliche Roman "Weiter als der Ozean" von Carrie Turansky beschreibt das Schicksal von Kindern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Waisenhäusern ...

Der auf Tatsachen beruhende und sehr zu Herzen gehende christliche Roman "Weiter als der Ozean" von Carrie Turansky beschreibt das Schicksal von Kindern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Waisenhäusern ungefragt als Arbeitskräfte nach Kanada verschifft wurden.
Die Handlung beginnt in London um das Jahr 1909.
Edna McAlister ist eine junge Witwe mit vier Kindern. Die älteste Tochter Laura arbeitet als Kammerzofe der Familie Frasier. Um die jüngeren Kinder sorgt sich Edna mit unermüdlicher Kraft bis sie eines Tages schwer erkrankt ins Krankenhaus gebracht wird. Zur damaligen Zeit werden die Kinder in solchen Fällen sofort in das nächst gelegene Waisenhaus gerbracht.
Laura versucht verzweifelt das Sorgerecht für ihre Geschwister zu bekommen, doch bevor der Fall überhaupt entschieden ist, werden die Kinder Grace, Katie und Garth ungefragt nach Kanada verschickt.
Laura ist fest entschlossen ihre Geschwister wieder nach Hause zu bringen. Andrew Fraiser, der Sohn ihrer Arbeitgeberfamilie, ist Rechtsanwalt. Er untersucht für die Regierung, unter welchen Umständen
Waisenkinder nach Kanada vermittelt und wie diese dort untergebracht werden. Dies ist für Laura ein glücklicher Umstand, denn so kann sie sich mit ihm auf die Reise nach Kanada machen, um nach ihren
Geschwistern zu suchen. Es ist für den Leser nahezu unbegreiflich und mehr als bestürzend zu erfahren, welches Schicksal auf alle Geschwister wartet...

Die sehr schöne Sprache mit der die Autorin die ergreifenden Schicksale der Kinder beschreibt berührt den Leser zu tiefst. Ihre malerische Ausdrucksweise erzählt die bewegende Geschichte in eindrucksvollen
Bildern und die präzise Recherchearbeit rekonstruiert die bedrückende historisch belegte Wahrheit für den Leser, der das Geschehen fassungslos verfolgend um die Kinder bangt.
Alleine wie die "Auswahl des passenden Kindes" vorgenommen wurde ist eine menschenunwürdige Prozedur, welche alle Kinder über sich ergehen lassen mussten. Manche Kinder hatten Glück und wurden in eine liebe Familie entsandt; doch der Mehrzahl von ihnen erging es so wie Katie.
Sie wurde in der Familie misshandelt, ausgenutzt, erhielt kaum etwas zu Essen, musste jedoch von früh bis spät abends für die "Pflegefamilie" schwer arbeiten. Sie hat zu Gott gebetet, dass er sie doch aus der Knechtschaft befreien möge. Garth, ihr Zwillingsbruder, hatte etwas mehr Glück, denn er wurde von einem Herrn ausgewählt, der ihn zwar gut behandelte aber dafür erst mit achtzehn Jahren zurück zu seiner Mutter durfte. Es war ihm bis dahin nur erlaubt seiner Mutter Briefe zu schreiben.

Die Autorin gestaltete ihre Romanfiguren auf bemerkenswert einfühlsame Weise, um die zentrale Botschaft der Geschichte optimal herauszuarbeiten. So ist Laura eine fürsorgliche und liebevolle Frau,
die sich zum Ziel gesetzt hat ihre Geschwister wieder nach Hause zu holen. Andrew Fraiser ist ein empathischer junger Mann, der mit seinem Freund Henry Doubt gerne helfen möchte, ihre nach Kanada verschleppten und nahezu unauffindbaren Geschwister wieder zu finden.
Aus meiner Sicht ist dieser Roman ein sehr wichtiger Beitrag, der als wertvolles Zeitzeugnis für diese kaum bekannte und schon fast vergessene menschliche Tragödie von Carrie Turansky geschrieben wurde.

Sehr schön fand ich, wie es der Autorin gelang Aspekte unseres Glaubens in die Geschichte einzuweben. Ganz besonders gelungen ist diese bei Katie, die aus dem Tal der Schmerzen erlöst wurde. Gott hat ihre Gebete
erhört.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieses wertvollen und eindrucksvollen Romans, die am Ende des Buches angekündigt wurde.
Einen herzlichen Dank für den außerordentlich zu Herzen gehenden Roman, und für die Publikation durch den Gert Medien Verlag, sowie Netgalley.de für die Bereitstellung eines Leseexemplars.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Atemberaubender Fall

Kein Mangel an Beweisen
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Im dritten Buch der Autorin "Kein Mangel an Beweisen" von Rachel Dylan muss Mia viele Hürden überstehen bis sie die Wahrheit heraus findet.
Mia Shaw, eine erfolgreiche Wirtschaftsanwältin, ist tief erschüttert ...

Im dritten Buch der Autorin "Kein Mangel an Beweisen" von Rachel Dylan muss Mia viele Hürden überstehen bis sie die Wahrheit heraus findet.
Mia Shaw, eine erfolgreiche Wirtschaftsanwältin, ist tief erschüttert als sie ihren Kollegen und Freund Chase Jackson ermordet in seiner Wohnung vorfindet. Mia ist fest davon überzeugt, dass der Hausmeister David McDonald, mit dem Chase vor einiger Zeit eine Auseinandersetzung hatte, hinter dem Verbrechen steckt. David wird vorerst aufgrund seiner Spuren die am Tatort von ihm gefunden werden konnten festgenommen. Als jedoch sein Freund Noah Ramirez, der Inhaber einer Sicherheitsfirma, versucht den wahren Täter zu finden wendet sich das Blatt.

Man merkt es den Romanen von Rachel Dylan sofort an, dass sie aus eigener Erfahrung als Justiziarin weiß, worauf es bei der Darstellung spannender Fällen ankommt. So sind ihre Stories atemberaubend,
mitreißend, unfassbar faszinierend und von der ersten bis zur letzten Seite über ihre geschliffene Sprache eine brillant unterhaltsame und fesselnde Lektüre.
Die in ihrer Geschichte eingesetzten Charaktere sind lebensecht und von der Autoin liebevoll mit vielen Facetten ausgestattet, ohne auch nur ansatzweise überzogen zu wirken. Rachel Dylan gelingt es die Gefühle
ihrer Protagonisten hautnah mitzuerleben und nachzuempfinden. So durchlebt der Leser Mias Emotionen, die sowohl von Trauer als auch von Zorn gegen den Täter hochlodern und sie zugleich nahezu in Verbitterung
versinken lassen. Sie vermisst ihren guten Freund Chase. Sie findet ihre Stütze in Noah, der fast immer für sie da ist wenn sie Hilfe braucht. Er versucht ihren Blick auf die Fakten aus einer anderen Sicht zu ermöglichen. Als der
Glaube gerade begann in Mia zu keimen ist Noah sehr gerne bereit diesen mit ihr weiter zu entwickeln. Beide merken, dass sie sich allmählich näher kommen. Haben die beiden Menschen eine Chance?

Chase arbeitete vor seinem Tod an einem brisanten Fall, das jetzt Mia übertragen wurde. Je länger sie sich damit beschäftigt, desto deutlicher stellt sie fest, dass es aufällig viele Ungereimtheiten darin gibt. Ist
möglicherweise Chase deshalb in Gefahr geraten, weil er verborgene Sachverhalte rechtzeitig erkannte? Bedrohen diese geheimnisvollen Umstände nun auch ihr eigenes Leben? Immerhin werden nun auch Anschläge auf sie verübt.
Der Roman brilliert über seine ausgeklügelten Umstände und die absolut unvorhersehbaren Wendungen der atemberaubend spannenden Story, dessen Ende den Leser mit Sicherheit überrascht. Auch das dritte Buch von
Rachel Dylan überzeugt auf ganzer Linie.
Einen herzlichen Dank an Francke Buch für das Leseexemplar.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Die Töpferkunst

Die Kannenbäckerin
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Die Handlung des absolut begeisternden Romans "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte beginnt im Westerwald zur Zeit des 30 jährigen Krieges.

Johanna Hatterod, ein junges Mädchen von dreizehn Jahren, ...

Die Handlung des absolut begeisternden Romans "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte beginnt im Westerwald zur Zeit des 30 jährigen Krieges.

Johanna Hatterod, ein junges Mädchen von dreizehn Jahren, verlor ihre ganze Familie an die Pest. Es ist für ein Mädchen in diesem Alter und zu dieser fürchterlichen Zeit sehr gefährlich, sich alleine durch das Leben
zu schlagen. So rät ihr ihre Nachbarin zu ihrem Onkel, Johannas einzigen noch lebenden Verwandten, zu gehen, der als Töpfer im Kannenbäckerland lebt. Um die Reise in den Wirren des allseits tobenden Krieges zu
überstehen verkleidet sie sich als Junge und schneidet sich ihre Haare kurz. Sie erlebt nun eine für sie völlig fremde neue Freiheit, die sie von da ab genießt. Die sich damit verbundenen Möglichkeiten erscheinen
Johanna sehr verlockend. Als sie bei ihrem Onkel ankommt gibt sie sich folglich weiterhin als Junge aus. Sie arbeitet nun in der Werkstatt ihres Onkels mit, der sehr bald merkt wie talentiert Johanna ist. Wird sie ihr Geheimnis aufrecht erhalten können?

Die Autorin gestaltete ihre Romancharaktere mit sehr einfühlsamem Geschick. So werden die Leser dieses sehr gelungenen Romans ganz besonders Johanna, ihre Tante Luise und Onkel Wilhelm sehr schnell in ihr Herz schließen.
Johanna wurde liebevoll in ihre neue Familie aufgenommen und sie brachte sich wiederum sehr gerne ein. Ganz besonders das Töpfern hat es ihr angetan, das sie wißbegierig von ihrem Onkel lernte. Ihr Talent besonders ausgefallene, mit zahlreichen Verzierungen versehene, Stücke zu töpfern erregte die Aufmerksamkeit der Kunden und wurden von diesen sehr gerne gekauft.
Durch die ganz offensichtlich sehr sorgfältige und präzise Recherchearbeit der Autorin lernt der Leser sehr viel über die Töpferkunst des ausgehenden Mittelalters und die sozialen Stände dieser Zeit. So ist "Die Kannenbäckerin" nicht nur ein außerordentlich gut gelungener, sehr unterhaltsamer, flüssig zu lesender Roman sondern darüber hinaus eine wertvolle Quelle für sehr interessante historische Aspekte aus der Zeit des 30 jährigen Krieges.
Johanna ist trotz ihrer Jugend eine mutige Person, die ihr Leben zu meistern weiß. Sie beißt sich durch eine schwierige Zeit und ergreift mit aller Kraft die ihr gegebenen Chancen. Viele Schicksalsschläge ermöglichen es ihr allerdings erst recht spät im Glauben an Gott den lange ersehnten Halt zu finden.
Annette Spratte formt die Geschichte des Romans über einen sehr schönen malerischen Schreibstil und bringt ihre herrlich schwungvolle, flüssig zu lesende Sprache gekonnt ein, um eine mühelos zu lesende, hochinformative und wertvoll unterhaltsame Story zu präsentieren. Der Leser sieht förmlich den ärmlichen Hof und die Töpferwerkstatt vor sich, in dem die junge Johanna ihre kunstvolle Zuckerdose mit fast lebensecht wirkenden Vögelchen und Blättern verzierte. Unter ihren Händen erblühte der kalte Klumpen Ton zu einem wahren Kunstwerk dem sie über ihr Talent
fast Leben einhauchte. Die detaillierten und zu ihren Rollen perfekt passenden Charaktere transportieren die Botschaft bestens und garantieren ein perfektes Leseerlebnis.
Einen herzlichen Dank an Francke Buch für die Publikation dieses bemerkenswert gelungenen und wertvollen Romans.

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