Der neue Groh
Mein Leben als lexikalische Lücke„Ist die Realität eine Mischung aus Herzklopfen und Atemlosigkeit und einem Ziehen im Bauch?“
Seite 133
Endlich, der neue Groh ist da! ♥Ich habe mich riesig auf dieses Buch gefreut. Das Cover passt perfekt ...
„Ist die Realität eine Mischung aus Herzklopfen und Atemlosigkeit und einem Ziehen im Bauch?“
Seite 133
Endlich, der neue Groh ist da! ♥Ich habe mich riesig auf dieses Buch gefreut. Das Cover passt perfekt zu dem Vorgänger Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion, der Titel ist sogar noch ein kleines bisschen cooler.
Da ist Benni, der sein Studium verschoben hat und jetzt ein Praktikum in einem Krankenhaus macht. Er hat Angst, Angst dass sie nie etwas ändern wird, sein Leben eng ihn ein.
Und da ist Jule, die sich ebenso eingeengt fühlt, vom Weltbild ihrer Eltern, die weder Verständnis für ihre vegane Ernährung oder Freitagsdemonstrationen oder Anti-Rassismus-Plakate haben.
Doch als die beiden aufeinandertreffen, mit ihrer ganzen innerlichen Zerrissenheit, wird ihr Leben bunter, komplizierter, aber auch so viel erträglicher!
„Stell dir vor, jemand klickt auf dein Profil und etwas, das du dort geschrieben hast, inspiriert sie oder ihn dazu, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.“
Seite 13
Der Einstieg in das Buch funktioniert super. Die Kapitel werden abwechselnd von Benni und Jule erzählt, der Wechsel wird immer durch die Überschrift angekündigt, was ich sehr gut fand. Außerdem steht über jedem neuen Kapitel ein Wort und dessen Erklärung. Die Auswahl hier ist super cool und hat mich total angesprochen. Einige davon werden wohl in meinem Journal für 2021 landen, als Erinnerung.
Bens Angst im Krankenhaus, seine Nervosität sind deutlich spürbar. Gleichzeitig auch der Grund, warum er das macht, denn sein Vater ist oder war ebenfalls Arzt. Es dauert eine Weile, bis herauskommt, was genau es mit seinen Familienverhältnissen auf sich hat. Was schnell klar wird ist, dass Ben mit seiner Mutter zusammenlebt, die oft für seine Oma gehalten wird und sehr gläubig ist, wovon Ben sich eingeengt fühlt.
Jule lebt ebenfalls bei ihren Eltern, gemeinsam mit ihrem Bruder. Ihre Eltern halten nicht viel bzw. gar nichts von Dingen, die für Jule wichtig sind wie z.B. die Entscheidung kein Fleisch mehr zu essen. Sie verspürt viel Wut, aber auch Angst vor einem Konflikt in sich. Zwar hat sie drei beste Freunde, doch selbst zu denen traut sie sich nicht völlig offen zu sein. Als ihr Bruder einen Freund mit nach Hause bringt, bei dem Jule gleich ein komisches Gefühl im Bauch hat, beginnt eine super spannende Nebenhandlung, die mir sehr gut gefallen hat. Die Entwicklung darin und besonders die Aussage „Leute, die Nazi-Dinge sagen, tun früher oder später Nazi-Dinge“ haben mich sehr beeindruckt!
„Aber ich habe noch kein Wort gefunden, das dieses Gefühl ausdrückt, nirgendwoher zu kommen und nirgendwo dazuzugehören.“
„Du meinst, du bist eine lexikalische Lücke?“
Seite 179
Ich feiere es immer sehr, wenn der Buchtitel irgendwie in der Geschichte wieder auftaucht und genau das ist bei diesem Buch der Fall. Die ganze Idee der Lexikalischen Lücken wird wieder und wieder aufgegriffen, auch durch die Zuneigung zu Worten und Sprachen, die Ben und Jule teilen. Die Liebesgeschichte fand ich toll, die ersten Begegnungen, die Idee von Amadeus und wie es sich entwickelt, es hat einfach super schön gepasst ♥ Auch Kris, Jules beste Freundin mochte ich, auch wenn sie Jule hier und da überfahren hat, sie ist trotzdem ein sehr cooler Charakter!
„Nur weil eine Sorge, die du mit dir rumschleppst, für jemand anderen nicht von Belang ist, wird sie für dich nicht einfacher zu ertragen.“
Seite 178
Ich mag dieses Buch wirklich sehr. Bis auf eine Sache: Die Darstellung von Bens Mutter. Sie ist der überfürsorgliche Freak, die Lady, die sich seltsam anzieht und ihn einengt. Und warum? Weil sie an Gott glaubt. Nun, ich persönlich glaube auch an Gott. Macht mich das zu einem Freak? Vielleicht, aber Fakt ist, ich habe mich unwohl gefühlt mit diesem Teil des Buches. Ich weiß, dass die Autorin keine bösen Absichten hatte. Aber trotzdem, sind meine Gefühle, wie sie sind. Und sie sind nicht gut. Und ich mag nicht, wenn mir jemand das Gefühl gibt, das ich weniger gut bin als andere, weniger richtig, nur weil ich die Welt auf eine andere Art sehe.
Ja, seine Mutter setzt ihn unter Druck und verhält sich nicht richtig, doch das ist nichts, was aus Glauben resultiert. Diese Differenzierung hätte ich hier gut gefunden. Ich hab vielleicht vom Katholischen Glauben keine Ahnung, aber nichts desto trotz hat mich dieses Buch sehr verletzt und ich habe mich beim Lesen nicht gut gefühlt.
Fazit: Ein wirklich gutes Buch, mit wichtigen Themen und einem tollen Cover, doch der Umgang mit dem Thema Glauben hat mir nicht gefallen.