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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwarze Dämmerung und Weiße Vergeltung

Die Strömung
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Endlich ein neuer Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Denn "Die Sprungflut" und "Die dritte Stimme" hatte ich mit Begeisterung verschlungen.

Cilla und Rolf Börjlind gehen gleich in medias res. Schonen, ...

Endlich ein neuer Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Denn "Die Sprungflut" und "Die dritte Stimme" hatte ich mit Begeisterung verschlungen.

Cilla und Rolf Börjlind gehen gleich in medias res. Schonen, Südschweden: Die dreijährige Emelie wird in ihrem Sandkasten brutal ermordet, als die Großmutter kurz zum Telefonieren im Haus ist. Emelie wurde aus Ghana adoptiert. Liegt hier das Motiv? Kurz darauf wird in Stockholm ein kleiner Junge getötet. Wo ist die Verbindung? Bald ist klar, dass die bestialischen Kindermorde etwas mit dem ungelösten Fall der schwangeren Edelprostituierten Jill zu tun haben.

Handelt es sich um die Taten einer rassistischen Zelle namens 'Vit Vedergällning' (Weiße Vergeltung)? Oder war es doch die obskure Sekte? Olivia, die jetzt für die Polizei in Höganäs in Südschweden arbeitet und ihr sympathischer Ex-Kollege Tom ermitteln. Plötzlich verschwindet auch noch die hochschwangere Jenny. Eine verzweifelte Suche beginnt...

Cilla und Rolf Börjlind haben "Die Strömung" erneut routiniert in Szene gesetzt. Gleich mehrere Erzählstränge gilt es zu verfolgen. Eine komplexe und spannende Geschichte über menschliche Abgründe. Brisant und aktuell. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Auch Mette Olsäter und Abbas el Fassi sind wieder mit dabei.

Durch Rückblenden in die Vergangenheit nimmt die Geschichte viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Allerdings fand ich die Story nicht so gut wie die beiden Vorgänger. Auch passt der deutsche Titel meines Erachtens nicht. Der Originaltitel lautet: 'Svart gryning' was so viel bedeutet wie 'Schwarze Dämmerung'. Und tatsächlich geht es in einem Buch des toten Sektenführers Stellan Eklind um genau das: "Eine düstere Morgendämmerung."

Fazit: Krimi-Spannung aus Schweden. Faszinierend düster!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Aroma des Todes
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„Aroma des Todes“ startet mit einem geheimnisvollen Prolog. Erst ganz zum Schluss finden sich alle Puzzleteilchen zu einem gruseligen Ganzen zusammen.

Danach lernen wir Sylvia Bönnemark kennen. Sie lebt ...

„Aroma des Todes“ startet mit einem geheimnisvollen Prolog. Erst ganz zum Schluss finden sich alle Puzzleteilchen zu einem gruseligen Ganzen zusammen.

Danach lernen wir Sylvia Bönnemark kennen. Sie lebt mit ihrer Mitbewohnerin Anna zusammen in Östersund, Schweden, hat Blackouts und kann sich an vieles in der Vergangenheit nicht erinnern.

Sylvia ist Malerin, Anna Krankenschwester. Eines Tages findet sie vor ihrer Haustür ein Buch: Sie selbst ist die Autorin und der Inhalt beschreibt in allen Einzelheiten den Mord an ihrem Freund Mats. Natürlich kann sich Sylvia weder daran erinnern, ihren Freund ermordet, noch das Buch geschrieben zu haben.

Wie sich herausstellt, ist Sylvia seit Jahren bei einem Psychiater in Behandlung, genau wie ihre Mutter zuvor. Und welche Rolle spielt ihr Vater, der Großindustrielle Gustav Bönnemark?

Die Leseprobe hatte meine Neugier geweckt, weil „Aroma des Todes“ auf einen fesselnden, psychologisch raffinierteren Thriller hoffen ließ - und ich wurde nicht enttäuscht. Denn nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint.

Der in Köln geborene Autor Jacob Nomus, erzählt die Geschichte mit stetig steigender Spannung bis zum überraschenden Ende. Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie? Wie so oft, liegt die Erklärung in Sylvias Kindheit.

Fazit: Ein kurzweiliges, temporeiches Lesevergnügen. Hochspannung garantiert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tatort Saarbrücken

Seelenschwarz
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Die Kugel eines Killers. Aus dieser ungewöhnlichen Perspektive beginnt „Seelenschwarz“, der Debütroman des Drehbuchautors Joner Storesang. Worum geht es?

Drei Frauen wurden per Kopfschuss ermordet. Thomas ...

Die Kugel eines Killers. Aus dieser ungewöhnlichen Perspektive beginnt „Seelenschwarz“, der Debütroman des Drehbuchautors Joner Storesang. Worum geht es?

Drei Frauen wurden per Kopfschuss ermordet. Thomas Bulpanek, Ex-Fallanalytiker und Anti-Gewalt-Trainer, wird von seinem ehemaligen Mentor Josef Martens um Hilfe gebeten.

Frau und Tochter weilen in den USA und so hat Thomas keine Skrupel, eine geheimnisvolle Zeugin, die obdachlose Jugendliche Sassa, bei sich einzuquartieren. Unterstützung findet Thomas bei Mirjam Reichert, die von einem Unbekannten gestalkt wird. Sie ist die rechte Hand des ehrgeizigen Politikers Johannes Wolfarth. In einem weiteren Handlungsstrang wird das Schicksal eines Mannes geschildert, der in Frankreich lebt, von Hass zerfressen. Wo ist die Verbindung?

Bei einer Befragung erschießt sich der Doktorvater von Marie, sie ist eine der toten Frauen, vor den Augen der Polizei. Offenbar war er pädophil. Liegt hier das Motiv?

Immer tiefer verstrickt sich Thomas in das Netz eines übermächtigen Gegners, bis seine Suche nach der Wahrheit zu einem blutigen und actionreichen Kampf ums Überleben wird…

„Seelenschwarz“ überzeugt mit einem ausgefeilten Plot, der den Rahmen der konventionellen Mörderjagd ausweitet. Eine komplexe, dennoch hochspannende Geschichte. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Aus Tätern werden Opfer, aus Opfern Täter. Eine Konfliktsituation, die den Leser emotional einbindet und verführt, seinen Fuß auf die falsche Seite zu stellen.

Nur mit den Protagonisten bin ich nicht warm geworden. Thomas Bulpanek, hat mit den Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen. Trotz Schlaf- und Medikamentenentzug startet er einen Alleingang, der ihn fast das Leben kostet. Aber auch Mirjam hat ihre Geheimnisse. Ihr Handeln konnte ich oft nicht nachvollziehen und mich erst recht nicht damit identifizieren.

Schreibstil und Originalität liegen über dem Durchschnitt, aber was Joner Storesang daraus gemacht hat, verträgt in jedem Fall noch eine Steigerung.

Fazit: Gelungener Auftakt einer neuen Krimi-Reihe um einen unkonventionellen Ermittler.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Willkommen in Gatineau!

Todesanstalt
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Schauplatz ist Ottawa in Kanada. Eine alte Psychiatrie im Parc de la Gatineau ist wieder zum Leben erwacht: "Wir rächen uns für das, was ihr uns angetan habt."

Daniel Dominik Allertseder geht gleich in ...

Schauplatz ist Ottawa in Kanada. Eine alte Psychiatrie im Parc de la Gatineau ist wieder zum Leben erwacht: "Wir rächen uns für das, was ihr uns angetan habt."

Daniel Dominik Allertseder geht gleich in medias res: Simon wird brutal gefoltert - und stirbt nach einem misslungenen Selbstmordversuch im Krankenhaus. Wie sich später herausstellt, war er Augenarzt. Chloe, das nächste Opfer, ist Zahnärztin. Und ihr alter Freund Luke Chirurg. Luke hatte Simon zuletzt behandelt. Ist er der Nächste?

Zur gleichen Zeit verschwindet Lukes Großvater Frank. Er leidet unter Demenz. Wo ist die Verbindung? Der Leser fragt sich, warum Luke auf einmal so 'komisch' reagiert. Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie? Ein Albtraum beginnt...

Die Folterszenen, Schmerz und Qualen, sind harter Stoff. Fast schon Horror der ganz harten, vordergründigen Art, der buchstäblich die (Fleisch-) Fetzen fliegen und das Blut spritzen lässt. Das brauche ich ehrlich gesagt nicht. Mir ist es lieber, wenn Raum bleibt für mein Kopfkino.

Die Grenzen zwischen vermeintlicher Normalität und Verrücktheit liegen meist dicht beieinander. Oft lassen wir uns auch von der äußeren Erscheinung täuschen. Der Autor geht dieser Problematik in seinem neuen Thriller auf den Grund und skizziert das Porträt eines Psychopathen. Mittendrin der charismatische Chirurg Luke O'Connor.

Luke gerät ins Visier eines Irren, der sich an ihm rächen will. Die Hintergründe liegen jedoch viel tiefer als man denken mag. Ein intensives Psycho-Spiel, das bis an die Grenzen geht. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.

Die Idee ist genial. Allerdings sprachlich und handwerklich nicht fehlerfrei umgesetzt. Dabei hätte das Buch ein sorgfältiges Lektorat wirklich verdient. Dass das fehlende Lektorat dem Lesevergnügen nicht gänzlich abträglich ist, liegt letztlich besonders an einem, der Spannung. Die verspricht das Buch nämlich trotz aller Holperer bis zum Schluss.

Daniel D. Allertseder ist ein junger deutscher Thrillerautor und "Todesanstalt" sein bisher blutigstes Werk. Ein knallharter Psychothriller, dem man manchen Fehler verzeiht und sich auf die Fortsetzung mit dem Titel "Todesrache" freut.

Fazit: Tolles Setting, spannender Plot. Eine gruselige Geschichte mit einem sympathischen Helden, die nach Fortsetzung schreit. 3,5 von 5*

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rache und Gerechtigkeit

Hades
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„Hades“ ist der erste Teil einer Trilogie. Verstörend und fesselnd zugleich. Worum geht es?

Schauplatz ist Sydney in Australien. Hades Archer betreibt eine private Müllkippe, auf der er gegen Geld auch ...

„Hades“ ist der erste Teil einer Trilogie. Verstörend und fesselnd zugleich. Worum geht es?

Schauplatz ist Sydney in Australien. Hades Archer betreibt eine private Müllkippe, auf der er gegen Geld auch Leichen entsorgt. Eines Tages werden ihm zwei kleine Kinder gebracht. Doch sie leben noch! Hades beschließt, sie zu behalten...

20 Jahre später. Wir lernen Detective Frank Bennett kennen. Er ist der neue Partner von Eden. Sie ist das kleine Mädchen von damals. Auch ihr Bruder Eric arbeitet heute als Cop bei der Mordkommission von Sydney. Frank und Eden jagen einen Serienkiller, der seinen Opfern Organe entnimmt. Wo liegt das Motiv?

„Hades“ von Candice Fox ist keine Gute-Nacht-Lektüre. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt, noch dazu von einer Frau. Denn „Hades“ ist ein echter Hardboiled-Thriller. Nicht nur Hades ist kriminell, auch Eric und Eden haben eine dunkle Seite. Beide befinden sich auf einem ganz persönlichen Rachetrip.

Mehrere Handlungsstränge, einen davon in der Vergangenheit, gilt es zu verfolgen. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Frank. Er ist ein Frauenheld, hat aber auch ein großes Herz. Eden ist schön - und unnahbar. Eric mochte ich dagegen nicht. Zitat: »Als Killer wird man nicht geboren. Man wird dazu gemacht. «

Die Handlung ist komplex, dennoch hochspannend. Es geht um Organtransplantation und „natürliche“ Auslese. Vergangenheit und Gegenwart laufen am Ende schlüssig zusammen und münden in einen unerwarteten, schockierenden Höhepunkt.

Fazit: Gelungenes Debüt einer neuen, starken Stimme der Kriminalliteratur.