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Veröffentlicht am 15.09.2016

Tiefer Süden

Das zerstörte Leben des Wes Trench
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New Orleans zehn Jahre nach Hurrikan Katrina und kurz nach dem Unfall auf der Bohrinsel Deepwater Horizon. Ein Ölteppich droht die Küste zu zerstören. Der 17-jährige Wes Trench hat alles verloren: seine ...

New Orleans zehn Jahre nach Hurrikan Katrina und kurz nach dem Unfall auf der Bohrinsel Deepwater Horizon. Ein Ölteppich droht die Küste zu zerstören. Der 17-jährige Wes Trench hat alles verloren: seine Mutter an den Sturm und seinen Vater an die unermessliche Trauer. Deshalb heuert er bei dem alten Shrimper Lindquist an. Der hat nur noch einen Arm - die Prothese wurde ihm gestohlen - und ist besessen von der Idee, in den Sümpfen einen Piratenschatz zu finden. Lindquist und Wes gehen nicht nur gemeinsam Fischen, sondern auch auf Schatzsuche und treffen dabei auf die durchgeknallten Toup-Zwillinge Reginald und Victor, die auf einer Insel im Sumpf das beste Marihuana Louisianas anbauen. Aber auch Cosgrove und Hanson, zwei Loser, sind nachts in den Sümpfen unterwegs. Wer wird überleben?

Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. Wenn „die Rumtreiber“ (so der Originaltitel) durch die Sümpfe irren, dann ist das Gänsehaut pur. All die Alligatoren, Schlangen und Insekten, dazu die tropische Hitze. Tom Cooper schreibt schnell, stark und mitreißend. Man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, fiebert und leidet mit den Figuren mit. Das Buch ist in viele Kapitel gegliedert, was das Lesen angenehm macht und dem Werk Struktur verleiht. Vor allem, wenn die Handlungsstränge ineinander greifen. Ein großer Roman, der packend und mit viel Liebe zu seinen störrischen, gebeutelten Figuren von Verlust erzählt und davon, was es heißt, allen Widrigkeiten zum Trotz immer weiterzumachen. Zitat Victor: „Träume sind doch nie interessant, nur für einen selbst.“

Fazit: Ein großartiger Abenteuerroman. Unglaublich spannend!

Veröffentlicht am 15.09.2016

La Sagrada Familia

Endgültig
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Erzählt wird die Geschichte von Jenny Aaron. In ihrem ersten Leben war sie Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei - hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ...

Erzählt wird die Geschichte von Jenny Aaron. In ihrem ersten Leben war sie Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei - hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Sie spürt das Verborgene und versteht es, zwischen den Worten zu tasten - denn seit einem misslungenen Einsatz in Barcelona ist Aaron blind. Die damaligen Ereignisse haben sie traumatisiert. Doch es war nicht der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute. Denn heute sitzt sie in einem Flieger nach Berlin. Dort trifft sie auf einen skrupellosen Soziopathen mit Verbindungen zur Russenmaffia, der noch eine alte Rechnung mit ihr offen hat. Ein tödlicher Zweikampf beginnt...

Eigentlich hat „Endgültig“ alles, was einen guten Thriller ausmacht, ein rasanter Plot und komplexe Figuren. Es geht um Familie und um Philosophie. Heldin und Anti-Held folgen dem Bushidō, dem Weg des Kriegers. Atemlos, wie auf Speed, in einem ganz eigenen Stakkato-Stil schildert Andreas Pflüger in vielen Rückblenden die Geschichte seiner Protagonisten. Ein sorgfältig recherchierter Roman, der Blindheit thematisiert. Eine actionreiche Geschichte mit falschen Fährten, dramatischen Wendungen und einem intensiven Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende. Auch der Humor kommt nicht zu kurz: „Haben Sie das Geld schon ausgegeben? Hoffentlich für was Sinnvolles. Hirnoperation?“

Die Welt der Samurai, Hegelsche Dialektik und Max Frischs Gantenbein (zufällig 1964 ebenfalls bei Suhrkamp erschienen), das war mir dann doch etwas „too much“. Außerdem hat mich gestört, dass in dem Roman so viel geraucht wird. Jeder, immer und überall. Nichtsdestotrotz ist Jenny Aaron eine „erleuchtete“ Heldin, der ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit: Atmosphärisch, soghaft und von höchster Spannung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Niemand ist frei von Schuld

Der letzte Pilger
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„Der letzte Pilger“ startet mit einem gruseligen Prolog: Der einstige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh wurde bestialisch in seinem Haus in Oslo ermordet. Ein später Racheakt?

Danach führt uns der Roman ...

„Der letzte Pilger“ startet mit einem gruseligen Prolog: Der einstige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh wurde bestialisch in seinem Haus in Oslo ermordet. Ein später Racheakt?

Danach führt uns der Roman in die Vergangenheit, nach Lillehammer in den Mai des Jahres 1945, zu Kaj Holt, der für die englische Militärpolizei tätig ist und Peter Waldhorst, einen deutschen Gestapo-Offizier, verhören will. Zwei Tage später ist Holt tot. Angeblich war es Selbstmord. Auch der schwedische Kriminalinspektor Gösta Persson, der den Fall untersucht, stirbt.

Zurück in der Gegenwart, lernen wir den Osloer Kommissar Tommy Bergmann kennen. Er wird zu einem alten Knochenfund in die Nordmarka gerufen. Wo ist die Verbindung? Was war damals wirklich passiert? Und was hat die schöne Spionin Agnes Gerner mit alldem zu tun?

Eine komplexe Handlung, ein Heer von Protagonisten und Rückblenden in die Vergangenheit gilt es zu verfolgen. Schauplätze sind Norwegen, Schweden, England und Deutschland.

Gard Sveen erzählt die Geschichte der NS-Zeit in Norwegen rückwärts. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.

Eine Geschichte, die zeigt, wie Liebe, Freundschaft, aber auch Hass und Verrat das menschliche Schicksal beeinflussen - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen.

Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Tommy Bergmann hat zwar mit den Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen, aber er ist klug und erkennt schließlich als Einziger die Lösung.

Fazit: Eine zeitgeschichtliche Erkundung verpackt in einem spannenden Politkrimi. Ein starkes Debüt!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Szenen einer Ehe

Wenn du mich tötest
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„Du darfst mich nicht verlassen!“ hatte sie erst gefleht und dann gedroht. „Wenn du mich verlässt, tötest du mich!“

Kinlochbervie, ein Küstenort in den schottischen Highlands. Julian meldet seine Frau ...

„Du darfst mich nicht verlassen!“ hatte sie erst gefleht und dann gedroht. „Wenn du mich verlässt, tötest du mich!“

Kinlochbervie, ein Küstenort in den schottischen Highlands. Julian meldet seine Frau Laure als vermisst. Aber ist er deshalb auch ein Mörder? Beide hatten mehrere Tage in der einsamen Sandwood Bay gezeltet. Plötzlich ist Laura spurlos verschwunden. Was war geschehen?

Detective Sergeant John Gills aus Inverness ermittelt und schon bald gerät Julian unter Verdacht, seine Ehefrau ermordet zu haben. Denn nicht weit entfernt wird die Leiche einer jungen Frau an Land gespült. Sie hat blonde, lange Haare, genau wie Laura…

Erzählt wird - teilweise in Rückblenden - das Psychogramm einer Ehe. Ein komplexes Verwirrspiel großer Gefühle. Gekonnt seziert Karen Winter Schritt für Schritt Lug und Trug sowie menschliche Abgründe und deren Folgen.

„Wenn du mich tötest“ punktet mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen, mit denen die Autorin die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint.

Die schottische Atlantikküste ist die schöne und zugleich mörderische Kulisse für diesen packenden Psychothriller voller Atmosphäre und Aberglaube.

Fazit: Ein Blick in menschliche Abgründe. Düster, soghaft und hochspannend!

Veröffentlicht am 15.09.2016

»Ich werde immer bei dir bleiben. Heute, morgen, bis in alle Ewigkeit!«

Lügengrab
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Die nordfriesische Hallig Hooge ist die schöne und zugleich mörderische Kulisse für diesen abgründigen Krimi voller Atmosphäre und atemloser Spannung. Worum geht es?

Der Berliner Kommissar Krumme will ...

Die nordfriesische Hallig Hooge ist die schöne und zugleich mörderische Kulisse für diesen abgründigen Krimi voller Atmosphäre und atemloser Spannung. Worum geht es?

Der Berliner Kommissar Krumme will Urlaub machen. Diesmal nicht im fiktiven Kleebüll, sondern auf der kleinen Hallig Hooge. Doch Nis, der Hausgeist seines Freundes Harke warnt: »Auf Hooge lebt ein dunkler Schatten... Etwas sehr Böses. Etwas Dunkles.« Was steckt wohl dahinter?

Auf der Fähre lernt Krumme die Studentin Swantje kennen. Sie erinnert ihn an seine Tochter. Swantje war drei Jahre nicht auf Hooge. Denn ihr Verlobter Marc ist damals, einen Tag vor der geplanten Hochzeit, spurlos verschwunden. Hat er sie verlassen? Oder ist ihm etwas zugestoßen?

Swantje bittet Krumme um Hilfe. Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Krumme nicht nur einmal in Lebensgefahr. Während dunkle Wolken aufziehen und ein Sturm sich nähert, entdeckt er ein schreckliches Geheimnis. Denn auf Hooge lauert tatsächlich das Böse...

Über das Wiedersehen mit Krumme, Mannsen und Harke, habe ich mich sehr gefreut. Denn ich mag unheimliche Geschichten. Besonders interessiert mich die Grenze zwischen Mystischem und der Realität. Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie?

Gewohnt atmosphärisch mit viel Lokalkolorit hat Hendrik Berg die Fortsetzung von "Deichmörder" in Szene gesetzt. Gekonnt wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt, bis zu einem Showdown, in dem Vergangenheit und Gegenwart auf dramatische Weise zusammentreffen...

"Lügengrab" funktioniert sowohl als Krimi, aber auch als tragische Liebesgeschichte. Der Erzählstil des Autors ist überaus angenehm und vermag mit leisen Tönen zu fesseln. "Lügengrab" besticht durch eine außergewöhnliche Geschichte und eine Truppe, der ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit: Hendrik Berg zieht einen mit in den Abgrund. Faszinierend düster!