Stalken - mehr als ein Hobby
Kaltes VerlangenWer sich schon mal als hormongesteuert erlebt hat und sich dabei zuweilen selbst fremd wurde, der kann vielleicht erahnen, wie es sein muss, wenn eine psychische Krankheit das Tun und Handeln bestimmt. ...
Wer sich schon mal als hormongesteuert erlebt hat und sich dabei zuweilen selbst fremd wurde, der kann vielleicht erahnen, wie es sein muss, wenn eine psychische Krankheit das Tun und Handeln bestimmt. Permanent.
Nathalie Tielckes „Kaltes Verlangen“ ist ein moderner Psychothriller, geschrieben aus der Sicht einer Stalkerin.
Hier werden Einblicke in das Innenleben, die Denkprozesse und Dynamiken der jungen Kim gegeben, die davon besessen ist, Menschen zu beobachten, ihnen unbemerkt näher zu kommen und die dafür auch zunehmend bereit ist, Risiken einzugehen und Gesetze zu brechen. Geheimnisvolle Tagebucheinträge unterbrechen die Handlung und berichten über düstere Geschehnisse aus der Vergangenheit.
Kim ist anfangs eine wunderbare Informationsquelle, da Kim alles in sich aufsaugt: ihre Umgebung, die Menschen um sie herum. Sie stellt dabei Fragen, die dem Leser selber auf der Zunge liegen. Doch schon bald muss man feststellen, dass es über das normale Maß hinausgeht.
Ein starker Anfang, doch leider baut die Geschichte im weiteren Verlauf stark ab.
Einige Passagen lassen sich mit Kopfschütteln lesen, andere geben Rätsel auf und wieder andere halten überraschende Wendungen parat. Langweilige Charaktere gibt es nicht. Genauso wenig welche, denen nicht mindestens eine kleine psychische „Macke“ unterstellt werden darf. Sind wir eben nicht alle ein bisschen verrückt? Liegt der einzige Unterschied vielleicht nur darin, wie angepasst an die Gesellschaft der Einzelne mit seinen Verrücktheiten leben kann?
Trotz viel Fantasie und einigen angedachten Thriller-Momenten vermochte mir persönlich das Buch nicht einmal ein Schaudern zu entjagen, da es gleichzeitig häufig ins Unwahrscheinliche bis Unmögliche abdriftete, was die Glaubwürdigkeit der Geschichte zu stark beeinträchtigte. Auch bleiben offene Fragen zurück, die mich unbefriedigt zurücklassen. Zusammengefasst ist der Roman in seiner Abgehobenheit genauso irrwitzig wie seine Charaktere.