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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2021

Zäh mit mäßiger Spannung

Weiter Himmel
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Ich habe lange gebraucht, bis ich in die Geschichte hineinkam. Zunächst wurden wahllose Episoden erzählt. Der ehemalige Polizist Privatdetektiv Jackson Brodie, der ständig die Worte seiner ehemaligen Geliebten ...

Ich habe lange gebraucht, bis ich in die Geschichte hineinkam. Zunächst wurden wahllose Episoden erzählt. Der ehemalige Polizist Privatdetektiv Jackson Brodie, der ständig die Worte seiner ehemaligen Geliebten Julia, (in Klammern gefasst) hört, versucht mit dem gemeinsamen Sohn Zeit zu verbringen. Später schleppt er ständig eine alte Labradorhündin mit sich herum. Was ich lästig und wenig sinnvoll finde. Zwei junge Polizistinnen sind unterwegs einen alten Fall zu klären, ein Junge jobbt in einem Vergnügungspark und erzählt unlustige Witze über Käse, außerdem treten abgehalfterte Unterhalter dort auf. Und dann sind da noch vier Männer, die zusammen Golf spielen und deren verworrenen Familiensituationen den Überblick nicht einfacher machen.

Nach 160 Seiten wird eine tote Frau gefunden und keiner sucht wirklich nach dem Mörder. Aber nun fügen sich langsam einige Fäden zusammen. Im Internet werden Frauen unter falschen Versprechungen nach England gelockt und dort zum Sex gezwungen. So kommen einige Männer, die eine gutbürgerliche Fassade haben an viel Geld.

So richtig spannend wird es in dem Buch nicht, am faszinierendsten ist es, wie die ganze Sache läuft und welche Kreise sie zieht. Ich konnte aber die Insiderbegriffe oft nicht verstehen und ich denke, dazu muss man auch Engländer sein. Atkinson erzählt die einzelnen Episoden nicht chronologisch, sondern springt immer wieder vor und zurück, was das Lesen zusätzlich erschwert.

Kurz gesagt, ein gut gewähltes Thema, dass sich beim Lesen sehr zog.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Klamottiger Provinzkrimi

Nur Helga schwamm schneller
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Jupp Backes ist Streifenpolizist in einem kleinen Dorf im Saarland. Als die Freundin seiner Schwiegermutter Käthe tot im eigenen Pool gefunden wird, ist er entschlossen in diesem Fall selbst zu ermitteln. ...

Jupp Backes ist Streifenpolizist in einem kleinen Dorf im Saarland. Als die Freundin seiner Schwiegermutter Käthe tot im eigenen Pool gefunden wird, ist er entschlossen in diesem Fall selbst zu ermitteln.

Die tote Margot führte, trotz ihrer 80 Jahre, eine Großbäckerei. Käthe lernt Margots Kinder und Stiefkinder bei der Geburtstagsfeier kennen und jeder ist auf seine Art eigenartig.

Käthe schwankt zwischen Trauer, die sie durch die Netflix-Serie "The Crown" kompensiert und Ermitteln, schließlich ist sie eine wichtige Zeugin.

Jupp stochert mal hier und mal da herum, erfährt so das eine oder andere. Benimmt sich aber doch sehr tollpatschig und schafft es immer wieder in eigenartige Situationen zu geraten.

Auch Käthe hat ihren eigenen Kopf und benimmt sich oft so, dass ihr Tochter Inge sich für sie schämen muss.

Das Buch hat einige skurrile Szenen, die nicht immer meinen Humor trafen, weil sie mir zu platt waren und zu sehr zum Schenkel klopfen herausforderten.

Die Auflösung des Falles konnte durch Informationen, die Jupp zu Ende hatte, dann doch noch erfolgen. Für mich nicht ganz stimmig, aber mit Happy end für die Familie Backes.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Langatmig

Sie haben mich nicht gekriegt
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In dem 500 Seiten dicken Buch wird von zwei Frauen berichtet, die sich immer nur am Rande begegnet sind. Abwechseln wird von ihnen berichtet, die Kapitel nach Jahreszahlen sortiert.
Der kurze Prolog aus ...

In dem 500 Seiten dicken Buch wird von zwei Frauen berichtet, die sich immer nur am Rande begegnet sind. Abwechseln wird von ihnen berichtet, die Kapitel nach Jahreszahlen sortiert.
Der kurze Prolog aus dem Jahr 1937 spielt in Málaga. Tina Modotti flieht vor Franco und den deutschen Bomben aus Spanien.
1902 ist Tina mit der Familie am 1. Mai unterwegs, sie singen die Internationale und der Vater will nach Kalifornien, weil seine Familie hungert. Die Jüdin Marie Rosenberg ist erst zwei, doch es ist schon geplant, dass sie die Buchhandlung der Familie übernehmen wird.
Schon früh muss Tina in Italien in der Fabrik unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Der Vater und eine Schwester sind in den USA, aber sie schicken kein Geld, deshalb muss sie für die Familie sorgen. Als sie endlich in die Staaten aufbricht, ist sie zunächst bei der Familie, lernt dann aber einen Adeligen kennen, den sie später auch heiratet. Sie wird Schauspielerin und lernt dann das Fotografieren. Alle in ihrem Umfeld sind bezeichnen sich als Kommunisten. Sie träumen von einer Revolution, wie in Russland. Deshalb zieht es sie nach Mexico, wo die Revolution schon gelebt wird. Hier soll die Kunst für alle Gesellschaftsschichten offen sein. Tina scharrt viele Künstler und Möchtegern-Revolutionäre um sich. Ihre Emanzipation besteht in erster Linie aus freier Liebe. Es gibt einige bekannte Namen unter ihren Liebhabern. Ihre Fotografien von einfachen Menschen begeistern alle. Als sich die Politik in Mexico ändert, geht sie nach Berlin und später nach Russland. Für die „Rote Hilfe“ sammelt sie unter wechselnden Namen Gelder und unterstützt die Spanier im Kampf gegen den Faschismus. Da sei ein großes Organisationstalent ist, ist sie dort eine echte Hilfe. Später flieht sie in die USA und wieder nach Mexico. Sie bleibt Zeit ihres Lebens der Kommunistischen Partei und Russland treu.
Maries Leben läuft zunächst geordneter, die Familie hat eine gut gehende Buchhandlung, die sie durch innovative Ideen immer weiter ausbaut. Die Familie ist deutsch und geht nicht in die Synagoge. Langsam ändert sich die Politik in Deutschland und nach der Machtergreifung und der Pogromnacht, kann Marie nur noch antiquarische Bücher in ihrer Wohnung verkaufen. Am Ende wandert sie nach New York aus. Hier verkauft sie weiterhin deutsche Bücher und hat viele bekannte Emigranten als Kunden.
Zwei starke Frauen, die zur selben Zeit in unterschiedlichen Kulturen heranwachsen und auf ihre Art ihren Weg machen. Ich kannte beide nicht und fand ihre Leben sehr interessant.
Das Buch hatte leider viele Längen, es dauerte fast bis zur Hälfte, bis ein wenig Spannung aufkam. Dazu gibt es unendlich viele Namen, teileweise berühmte Namen, bei anderen hätte es sicher gelohnt zu googlen. Nach Jahren tauchten alte Freunde auf und ich hatte große Mühe sie zuzuordnen. Vielleicht wäre es besser gewesen die Frauen einzeln vorzustellen? Ich muss leider zugeben, dass mich der erste Teil des Buches streckenweise gelangweilt hat und ich überlegt habe, ob ich weiterlesen soll.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Leider sprachlich etwas holperig

So groß wie ein richtiger Baum
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Auf den letzten Seiten des Buches sind die Noten und der englische und der deutsche Text des Liedes „Hundred Feet Tall“ zu sehen. Natürlich kann man es sich im Internet anhören. Auf dem Cover sehen wir ...

Auf den letzten Seiten des Buches sind die Noten und der englische und der deutsche Text des Liedes „Hundred Feet Tall“ zu sehen. Natürlich kann man es sich im Internet anhören. Auf dem Cover sehen wir den rot bebrillten Hasen mit einem Einmachglas, aus dem ein kleiner Baum wächst.
Beim Spaziergang mit den Eltern findet der Hase ein kleines Samenkorn, er nimmt es mit und pflanzt es ein. Das Bild zum Refrain „Danke, dass ihr mich so liebhabt, ich bin klein, man sieht mich kaum. Doch mit Liebe und Licht stört das Warten mich nicht.“ zeigt eine abendliche Straße, der kleine Hase ist mit seinem Pflanzglas am beleuchteten Fenster zu sehen. Beim Blick in die Wohnung sehen wir die hochschwangere Hasenmutter gemütlich mit Mann und Kind auf dem Sofa. Die unausgepackten Einkäufe neben der leeren Wiege. Durch vier Fenster sehen wir den Hasen und die wachsende Pflanze. Diesmal ist der Refrain unter dem Bild der belebten Straße gedruckt. Der Hasenvater legt ein Beet vor der Tür an. Die Eltern bringen das Hasenbaby heim, der Autokindersitz steht am Boden. Auf dem Bett sitzt der Hase mit seinem kleinen Geschwisterchen und so langsam wird die Pflanze zum Baum. Alle Tiere sind dabei, wenn der Setzling vor dem Haus eingepflanzt wird. „Wir sind dann so groß, wie ein richtiger Baum.“
Man spürt durchaus die Liebe, die der Autor mit dem Buch vermitteln will. Auch das neue Leben der Pflanze und des Neugeborenen kommen verständlich rüber. Die Bilder unterstützen den Text sehr schön. Allerdings finde ich die Texte etwas holperig übersetzt. Da sich der Text nicht immer reimt, hätte für mich einiges gefälliger sein können. Wahrscheinlich muss ich der Text der Melodie unterordnen, was ich für das Buch schade finde.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Der verstorbene Opa und seine Träume

Traumopa
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Thomas, der auf dem Cover zum Sternenhimmel hinaufschaut, ist bei Oma und Oma zu Besuch. Auf der ersten Seite sitzt Opa am Küchentisch und der Enkel seht ihm gegenüber und schaut ihm zu. Das nächste Bild ...

Thomas, der auf dem Cover zum Sternenhimmel hinaufschaut, ist bei Oma und Oma zu Besuch. Auf der ersten Seite sitzt Opa am Küchentisch und der Enkel seht ihm gegenüber und schaut ihm zu. Das nächste Bild ist farblos, Oma spricht mit dem Bestatter, denn Opa ist gestorben. Obwohl Oma das nicht möchte, geht Thomas zum Opa und schaut ihn sich an. Er findet, dass er lächelt, der Tod ist für ihn nicht mit Angst besetzt. Das Bild zeigt den Opa im Bett von der Zimmerdecke gesehen.
Auf der nächsten Doppelseite geht es um einen Traum, der Opa Thomas mal erzählt hat. Die Zeichnung bildet die Situation des Träumens gut ab. Leider kann man auf diesen Traumseiten den Text wegen des unruhigen Untergrundes schlecht lesen.
Diese Seiten wechseln mit der Realität ab und Thomas erfährt einiges über die Beerdigung. Durch seinen Freund Omar kommen auch muslemische Gedanken dazu.
Nachdem Thomas sich nicht mehr an den Opa erinnern kann, träumt er am Ende einen tröstlichen Traum und alles Erinnerungen sind wieder da.
Mir fehlt bei dem Buch ein wenig der rote Faden. Da geht es zunächst um den verstorben Opa und keiner kümmert sich um den Jungen. Die Oma bietet den Himmel als Trost an, die Eltern glauben nicht an den Himmel, dann kommt die Frage auf, ob die Himmel der verschiedenen Glaubensrichtungen unterschiedlicher sind. Danach geht es wieder um die Einäscherung der Leiche. Dazwischen erinnert sich Thomas an die Träume, die Opa ihm erzählt hat. Mir fehlt da der tröstende Bezug zum Tod.
Sicher ein Buch, dass man beim Tod eines Angehörigen zur Unterstützung nutzen kann, es gibt aber Bücher, die für mich tröstlicher wären.

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