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Veröffentlicht am 31.03.2021

Eine gelungene Mischung aus Krimi, Thriller und Sozialdrama

Searching Lucy
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Inhalt:

Mittlerweile geht es Amber ganz einfach von der Hand. Sie hat das richtige Werkzeug und beherrscht die Griffe, die es möglich machen, eine Balkontür zu öffnen. Mittels Tracker und Spionage ermittelt ...

Inhalt:

Mittlerweile geht es Amber ganz einfach von der Hand. Sie hat das richtige Werkzeug und beherrscht die Griffe, die es möglich machen, eine Balkontür zu öffnen. Mittels Tracker und Spionage ermittelt sie, wann die Nachbarn und Bekannten unterwegs sind. Innerhalb weniger Minuten ist sie in das Haus eines Fremden eingebrochen. Sie schaut sich an, wie der Besitzer lebt. Mutmaßt, was ihn so herumtreibt, versucht, ihn näher kennenzulernen. Der Gang durchs Haus endet immer im Keller. Denn dort könnte sich Lucy befinden. Ambers Schwester, die kurz nach dem Verschwinden des Vaters ebenfalls spurlos vom Erdboden verschwunden war.



Meinung:

Amber ist sich sicher, dass ihre Schwester nicht tot ist. Sie muss einfach noch leben! Es geschah kurz nach Taylors Party: Eine verbale Auseinandersetzung, beide Schwestern sind im Disput auseinandergegangen und dann war Lucy weg und wurde nie wieder gesehen. Gewaltverbrechen werden oft von Menschen aus dem näheren Umfeld begangen. Das weiß Amber. Sie ist sich sicher, dass irgendwer das Mädchen entführt haben muss. Vielleicht wurde sie geschändet. Vielleicht wird sie gequält. Die Zeit rennt.

Die oberste Priorität des Polizeiapparates ist nicht die Suche nach der Schwester. Vielmehr scheint man zu erwarten, dass die Missetäter vor den Füßen der Polizei abgeladen werden.

Amber beginnt daher eine eigene Suche und bricht hierfür in die Wohnungen der Nachbarn und Bekannten ein.

Neben dem Schicksal von Lucy verstehen es vor allem Ambers Besuche in fremden Häusern für Spannung zu sorgen. Jederzeit könnte etwas schief gehen. Ein kleiner Fehler, eine verfrühte Heimkehr des Hausbesitzers. Was dann?

Jeder könnte der Täter sein. Als Leser versucht man gemeinsam mit Amber zu ermitteln. Wer erscheint verdächtig? Taylor, der stets von sich überzeugt war, und seine Freundinnen nicht gerade vorbildlich behandelt hat? Oder der Neue, Jamie, der immer so schweigsam ist und der irgendetwas zu verbergen scheint? Oder doch vielleicht einer aus der Lehrerschaft? Es gibt so viele Verdächtige.

Amber zeigt oft das psychoanalytische Profil einer paranoiden Persönlichkeit. Oft kommt sie in Konflikt mit moralischen Grundwerten. All dies ist aber in ihrer Biografie überzeugend begründet.

Die Geschichte wird höchst dramatisch, ja beklemmend spannend bis zu ihrem Ende vorangetrieben.



Fazit:

Searching Lucy ist eine gelungene Mischung aus Krimi, Thriller und Sozialdrama. Diesen Zutaten verdankt das Werk seine Dichte, die den Leser tatsächlich bis zum Ende um das Schicksal seiner Figuren bangen lässt. Das Buch entwickelt eine zum Ende hin schier unerträgliche Spannung, die den Leser komplett vereinnahmt. Während sich vieles im Fortschreiten der Geschichte peu à peu erhellt, verdichten sich andere Mysterien und das mitunter paranoid. Realismus war allerdings nicht das oberste Ziel der Autorin.

Wer einen fesselnden und gruseligen Thriller sucht, ist mit diesem Buch gut bedient.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Kurzweilige Erzählung, die mit starken Charaktermomenten besticht.

Stolen 2: Verwoben in Verrat
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Inhalt:


Bastian hatte Abby geküsst und sich ungefragt an ihrer Seele bedient. Im Gegenzug hatte diese ihm allerdings seinen Seelenring gestohlen und dieser befindet sich nun in den Händen von Cross. ...

Inhalt:


Bastian hatte Abby geküsst und sich ungefragt an ihrer Seele bedient. Im Gegenzug hatte diese ihm allerdings seinen Seelenring gestohlen und dieser befindet sich nun in den Händen von Cross. Ohne den Seelenring ist Bastian nicht mehr in der Lage, das Wüten in sich unter Kontrolle zu halten. Er muss also schleunigst handeln. Doch mit seinem Seelenring war Cross so viel stärker und ihm haushoch überlegen.

Hilfe könnte Bastian vielleicht seine vormalige Liebe Skye bieten. Denn schließlich war auch sie eine Ringhüterin. Sie besitzt auch noch den Herzring. Selbst wenn Skye ihm helfen würde, so müsste Bastian auch noch ihre zwei Schwestern überzeugen. Und eine davon ist so gar nicht gut auf ihn zu sprechen.

Währenddessen hat Abby ganz andere Sorgen. Seit Bastians Übergriff liegt ihr Fokus auf ihren Gefühlen, ihrer Kontrolle, Mäßigung, Unterdrückung oder Entfachung. Sie kann nicht leugnen, dass sie sich immer noch zu beiden Brüdern hingezogen fühlt.



Meinung:


Auch im zweiten Band der Stolen-Reihe bildet die Ménage-à-trois zwischen den beiden Tremblay-Brüdern, Bastian und Tristan, sowie Abby den Mittelpunkt der Handlung.

Abby sticht zwischen ihren Mitschülern hervor. Denn ihre Weben tragen nicht die „normalen Farben“. Ihre Seele ist von einer absoluten Schwärze umgeben. Etwas, wonach sich beide Brüder sehnen. Abbys Weben sind unglaublich stark. Und während Bastian durch den Ring in der Lage war, die Kraft neu in sich aufgenommener Weben zu kontrollieren, verhielt es sich bei Tristan anders. Doch nun ist Bastian ohne Ring und hat Abby zudem mit seinem ungebetenen Übergriff auf ihre Seele stark enttäuscht.

Während Bastian sich ohne Ring kaum noch in der Lage sieht, das Beben in sich zu kontrollieren, und allein Abbys Nähe ihn dazu bringen könnte, sich erneut an ihrer Seele zu bedienen, gelingt es Tristan sich weitestgehend zu beherrschen.

Beide Jungen umwerben Abby und beide werden im Verlauf der Geschichte nicht müde zu betonen, wie schwierig es ihnen fällt, nicht erneut von ihrer Seele zu kosten. Auch Abby kann sich nur schwer entscheiden, welchen der Tremblay-Brüder sie favorisiert. Bastian hat sie enttäuscht und Tristan ist stets an ihrer Seite. Tristan verhält sich allerdings wie ein absoluter Draufgänger, Bastian hingegen erscheint durchdachter.

Neben der Frage, für wen sich Abby letztlich entscheiden wird, widmet sich die Geschichte der Jagd nach dem Seelenring. Spannung will sich dabei durchaus einstellen, zumal die Figuren nicht nur ihre Queste bewältigen, sondern auch noch ihre Dreiecksbeziehung auflösen müssen.

Auch bekommt der Leser weitere Informationen über die Ringträger und ihre Ringe sowie deren Geschichte geliefert.



Fazit:

Auch die Fortsetzung von Stolen legt wieder den Fokus auf die Tremblay-Brüdern und Abby, dem Mädchen mit den schwarzen Weben. Als Leser kommt man den Figuren so nah, dass sich aus der Ménage-à-trois schließlich vermutlich eine Ménage-à-quatre entwickelt.

Der Fokus richtet sich auf die Charaktere, die ihr Herz ausschütten. Das launige Zusammenspiel der Figuren trägt zum Unterhaltungswert des Buches bei, bremst aber die Handlung aus.

Diese Buch funktioniert allerdings trotzdem gut, weil dem Leser die involvierten Figuren doch auf irgendeiner Art und Weise mittlerweile am Herzen liegen und wir uns gut in ihre Lage hineinversetzen können.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Düstere Highfantasy

Schwingenfall
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Inhalt:

Es geschah an einem regnerischen und stürmischen Tag. Toryan wunderte sich noch ob des schwarzen Nebels, als es auch schon Blut vom Himmel regnete. Kurz darauf wurde der junge Grenzgänger Zeuge ...

Inhalt:

Es geschah an einem regnerischen und stürmischen Tag. Toryan wunderte sich noch ob des schwarzen Nebels, als es auch schon Blut vom Himmel regnete. Kurz darauf wurde der junge Grenzgänger Zeuge eines Engelsmordes. Kein geringerer als Lurmenor, der Erzfürst der Altnacht, war es, der kurz darauf neben der frischen Leiche auftauchte und verkündete, dass den Menschen ein Krieg bevorstehe, wenn ihm nicht alsbald die Dämmergeborene ausgeliefert werden würde.

Erst später erfährt Toryan, was es mit der Dämmergeborenen auf sich hat. Sie sei eine Nachfahrin des Blutfürsten und einer Sterblichen. Und nicht nur der Erzfürst der Altnacht ist hinter ihr her. Auch die Engel, die mit dem gefallenen Engel Lurmenor im Disput stehen, und über die Lichtlande herrschen,wollen ihrer habhaft werden. Denn mit der Hilfe der Dämmergeborenen könne Asgreal endlich an Kraft gewinnen, stoffliche Gestalt annehmen und alle Schatten endgültig vertreiben.

Kurze Zeit später reist Toryan zum Konklave nach Gut Eulenstein. Dort soll der Rat zusammenkommen und die heikle Angelegenheit besprochen werden.
Der junge Grenzgänger freut sich, bei der Gelegenheit seine Geliebte Minn, die als Gutsmarkt auf Gut Eulenstein arbeitet, endlich wiederzusehen. Kein Wunder, dass er sich sofort auf den Weg macht.

Was Toryan zu diesem Moment jedoch noch nicht ahnt, ist, dass er wie ein Schlafwandler in den Krieg taumelt. Denn mit dem Mord an einem Engel wurde eine Grenze überschritten …



Meinung:

„Schwingenfall“ wird aus der Sicht von Toryan, einem jungen Grenzgänger erzählt, der eines Nachts Zeuge eines Engelmordes wird. Kurz nach diesem Vorfall befindet sich Toryan auf dem Weg in Richtung Gut Eulenstein und somit auf direktem Wege zu seiner Freundin Minn. Doch die gemeinsame Zeit ist nur von kurzer Dauer, denn bald schon werden beide auseinandergerissen. Während Toryan sich mitten in das Herrschaftsgebiet des Erzfürsten der Altnacht begibt, verbleibt Minn auf Gut Eulenstein.

Der Leser folgt dem jungen Grenzgänger durch eine Welt, in der es vor fantastischen Figuren und Gefahren nur so wimmelt.Weitere Kapitel sind aus der Perspektive der Gutsmagd Minn erzählt. Das junge Mädchen ist tough. Sie kann es selbst mit erfahrenen Wachen aufnehmen. Aber bald schon zeichnet sich für Minn am Horizont schemenhaft eine lebensgefährliche Herausforderung ab.

Im Wesentlichen lernt der Leser in Schwingenfall drei Gebiete kennen. Es handelt sich um die Altnacht, einen Ort, an dem der Erzfürst Lurmenor herrscht. Hier leben die verschiedensten Kreaturen: Blutfürsten (Vampire), Gnome, Orks und vieles mehr. Dann gibt es die Lichtlande, über die das Oberhaupt der Klerus, Damian Fallaniedens herrscht. Die Engel übermitteln ihm und Damian - somit dem Volk - den Willen Asgreals. Und letztlich gibt es noch die Ketzerrepublik Freiholt, die sich keiner der beiden Seiten zugehörig fühlt und an die neutrale Schweiz erinnert.

Als in Freiholt eines Tages ein Nachtkrabbler auftaucht, ein Getier, das die Größe eines Ochsen besitzt, grünbraune Stacheln an der Schnauze trägt und als Reittier für Altnachtler dient und dann noch ein roter Stern am Himmel erscheint, ist klar, dass etwas grundlegend falsch läuft. Und dann ist da noch dieser Vorfall mit dem getöteten Engel. Ein Krieg steht an und es ist an der Zeit sich zu entscheiden, auf welcher Seite man stehen möchte.

Angesichts seiner komplexen Handlung, den facettenreichen Charakteren und den kreativ gestalteten Locations macht es das Buch dem Leser nicht immer einfach, den Überblick über die Geschehnisse zu behalten.

Der Verlag wirbt mit einem Highfantasy-Epos mit Steampunkelementen. Steampunk gibt es in diesem Buch, jedoch eher am Rande. Was die Fantasyelemente angeht, so zeigt Simon Denninger hier großen Einfallsreichtum. So begegnet der Leser z.B. Gnomen, die wie graue Früchte mit haarigem Flaum an den Bäumen hängen, um einen Winterschlaf zu halten. Nach dem Aufwachen denken sie an nichts anderes als ans Essen. Sie wollen schnell wachsen, stark und „hübsch“ werden. Es gibt Äste, in deren Enden weiße Lichter glimmen, in deren Zentren sich wiederum obszöne Rüssel befinden, die gefährlich anmuten. Erst schmiegen sich sich an ihr Opfer, dann beißen sie zu und saugen dessen Blut. Es gibt Schwarzperltrolle und vieles mehr.

Gerade nach dem ersten Viertel des Buches, als Toryan die Altnacht betritt, kam ich als Leser kaum aus dem Staunen heraus. Es gab so viel zu entdecken.
Doch der Realismus, den Simon Denninger mit der Beschreibung des Schlachtgetümmels erreicht, ist nicht meins. Seiten, auf denen sich Krieg, Terror und Gewalt hemmungslos ausdehnen, sind Geschmackssache.

Erfrischenderweise handelt es sich bei diesem Buch einmal nicht um einen Reihenauftakt, sondern um einen Einzelband. Ein umfangreiches Glossar am Ende des Buches kann dem geneigten Leser helfen, den Überblick zu behalten.



Fazit:

Simon Denninger schreibt mit „Schwingenfall“ eine Fantasygeschichte, die sich durch erzählerische Originalität, Tempo und eine innovative Figurenzeichnung auszeichnet.

Es ist aber auch das Bemühen, ein überkomplexes Geschehen abzubilden. Über viele Sätze muss sich der Leser oft beugen, um sie zu verstehen.

Die Leichtigkeit der Gewalt in den oft wiederkehrenden Schlachtbeschreibungen ist Geschmackssache, das liegt vielleicht sogar in Simon Denningers Absicht.

Ich empfehle dieses Buch Lesern, die einen düsteren, blutigen Highfantasyroman suchen, der mal nicht als Reihe, sondern als Einzelband daherkommt.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Liebe am Abgrund

8.540 Kilometer
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Inhalt:

„Hey, do you wanna buy some coke?“, das sind die Worte, mit denen Jasper Sunny auf einem Festival das erste Mal anspricht. Es folgt ein Lächeln, das dem Mädchen nahezu den Atem raubt. Sunny ist ...

Inhalt:

„Hey, do you wanna buy some coke?“, das sind die Worte, mit denen Jasper Sunny auf einem Festival das erste Mal anspricht. Es folgt ein Lächeln, das dem Mädchen nahezu den Atem raubt. Sunny ist kaum in der Lage, ein vernünftiges Wort herauszubringen. Jasper hingegen scheint erst einmal verwirrt, ob der Sprachlosigkeit seines Gegenüber. Es sind die Freundinnen, welche plötzlich dazukommen, die die Situation retten. Erst einige Zeit später findet Sunny ihre Stimme wieder.

Sollte es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick geben, dann ist Sunny wohl in diesem Moment diesem einzigartigem Gefühl verfallen. Jasper und sie verbringen einen Abend miteinander, den das Mädchen so schnell nicht wieder vergessen wird.

Um Jasper nicht zu verschrecken, willigt Sunny in Jaspers Angebot ein. Sie rauchen gemeinsam einen Joint, der Abend gipfelt in der Einnahme von Kokain. Dieser erste Drogenkonsum wirft Sunny jedoch völlig aus der Bahn. Sie muss viel zu früh ins Bett, fürchtet Jasper nicht mehr wiederzusehen. Doch der Fremde bleibt und berichtet ihr in dieser Nacht von seinen Erlebnissen. Wie er eine lange Zeit mit einem alten Seemann und seinem Hund Remmie auf einem Austern-Schiff gelebt hat. Dass er an das Schicksal glaube und es keine Zufälle gäbe.

Sunny und Jasper treffen sich am nächsten Tag wieder. Sunny kann es nicht mehr verleugnen: Sie hat sich Hals über Kopf in den jungen Mann verliebt. Umso schwerer ist der Abschied, der früher oder später folgen muss.



Meinung:

Was für eine Geschichte! Doch fangen wir von vorne an. Bereits auf den ersten Seiten, als sich Sunny und Jasper auf dem Festivalgelände kennenlernen, war ich mir nicht sicher, was ich im Sinne der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit vom Verhalten und den Gedanken der Figuren halten sollte. Dazu sei angemerkt: Ich selbst hatte in meinem Leben noch keinen Kontakt zu Drogen und stehe dem Konsum von Cannabis, Koks & Co. skeptisch gegenüber.

Die erste Kontaktaufnahme, die Jasper gegenüber Sunny startet, besteht darin, dass er dem Mädchen Koks anbietet. Sunny nimmt das Angebot an. Sie möchte den Fremden, dessen Lächeln sie vom ersten Moment an verzaubert, nicht verschrecken. Das Verhalten baut zunächst kein Identifikationspotential mit den Figuren auf. Auch die Gefühle, die Sunny für Jasper empfindet, waren nur schwer greifbar. Ein charmantes Lächeln ist für mich keine Rechtfertigung, sich exzessivem Drogenkonsum hinzugeben.

Doch Sunny ist jung, sie ist abenteuerlustig und genau das waren wohl die Gründe, die sie auch in Jaspers Arme trieben.

Nach dem ersten Kennenlernen geht Sunny der Fremde nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder muss sie an Jasper denken. Die Entfernung, die nach seiner Abreise zwischen ihnen liegt, der Gedanke, Jasper nie mehr wiederzusehen, zerreißt ihr das Herz und treibt sie in eine depressive Stimmung.

Sunny fasst einen Plan. Sie möchte Jasper besuchen. Sie überlegt sogar, ihr geregeltes Leben für einen Jungen, den sie bislang kaum richtig kennenlernen konnte, über den Haufen zu werfen und ein Abenteuer zu wagen.

Während des Lesens habe ich oft versucht, mich in Sunny hineinzuversetzen. Das ist mir zum Teil gelungen. Sunny wächst in einer Familie auf, in der man zusammenhält. Die Eltern sind tolerant und unterstützen die Tochter in ihren Plänen. Sie besitzt zwei Freundinnen, die mit ihr durch dick und dünn gehen würden, die ihr aber auch in Krisensituationen mal ordentlich die Leviten lesen. Außerdem hat das junge Mädchen Pläne. Sie möchte studieren. Sie macht sich sogar Sorgen, ob sie beim Fahren mit dem Auto die Geschwindigkeitsbegenzung versehentlich überschritten, und somit vielleicht eine Ordnungswidrigkeit begangen hat.

Jasper hingegen ist das genaue Gegenteil. Er lebt nicht in der Vergangenheit und schon gar nicht in der Zukunft. Er lebt im Hier und Jetzt. Jasper glaubt nicht an Zufälle, stattdessen glaubt er an das Schicksal. Wenn das Leben in all seinen Facetten eh schon vorherbestimmt ist, was macht es für einen Sinn, sich Sorgen zu machen, oder sich in Ängsten zu verlieren? Für fast jede Situation hat Jasper eine Lösung parat. Er scheut sich nicht, einfach mal mitten in die Wildnis zu ziehen und dort ohne fremde Hilfe ein Haus aufzubauen.

Nach dem Muster, wonach sich Gegensätze anziehen, ist zu erklären, was Sunny an Jasper spannend findet.

Die Frage nach der Nachvollziehbarkeit trieb mich also von Beginn an um.

Jaspers Charme ist wohl einer der Gründe, warum Sunny immer wieder auf ihn hereinfällt. Bei jedem Treffen bietet er ihr Drogen an. Sunny fällt es schwer, dieses Angebot abzulehnen. Einerseits möchte sie gefallen, andererseits ist sie auch neugierig. Mir erschien Sunny in vielen Fällen naiv. Ich hatte Jasper schnell als jemanden erkannt, der Versprechungen macht und sie oft nicht einhalten kann. Jemand, der gerne Dinge verschweigt. Spätestens nach der ersten Lüge war mein Misstrauen geweckt.

Es fehlt nicht an Warnungen durch treue Freunde. Aber Sunny lässt sich nicht warnen. Sunny möchte nicht auf die Meinung anderer hören. Sie möchte ihre eigenen Erfahrungen machen, auch, wenn die Vergangenheit gezeigt hat, dass sie immer wieder enttäuscht wird.

Schnell wird dem Leser klar: Dieses Buch wird sich zu einer Achterbahn der Gefühle entwickeln.

Zum Ende hin gewinnt die Geschichte noch einmal zusätzlich stark an Spannung. Ich habe an den Seiten geklebt, gehofft, gezittert, gebangt. Und dann hört das Buch auf. An einer Stelle, die hoffen lässt, dass die Autorin noch eine Fortsetzung schreiben wird.



Fazit:

Liebe am Abgrund.

Wer Jennifer Schmitzs „8.540 Kilometer gegen das System“ liest, kann erwarten, auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen zu werden, die oft den Atem kostet.

Im Mittelpunkt steht die dysfunktionale Psychodynamik eines Pärchens, sie ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Liebesdramas.

Das Buch ist aber keine leichte Kost und schon gar keine locker-flockige Liebesgeschichte.

Jennifer Schmitzs wählt nicht die distanzierte Perspektive des Reporters, sondern schaut direkt in den Abgrund.

Das Ende ist spannend, aufwühlend und vor allem verstörend. Hier wünscht man sich als Leser unbedingt eine Fortsetzung. Doch wird es die geben? Das Leben ist nicht vorhersehbar und seine Geschichten bleiben, wie in diesem Buch, oft offen.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Eine chaotische Großfamilie

Lil April - Mein Leben und andere Missgeschicke
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Inhalt:

Als eines von fünf Kindern einer Großfamilie wünscht sich Lil nichts mehr, als Einzelkind zu sein. Jeden Tag erlebt sie Dramen, Chaos, Probleme, aber auch Spaß, alles, was der Alltag in einer ...

Inhalt:

Als eines von fünf Kindern einer Großfamilie wünscht sich Lil nichts mehr, als Einzelkind zu sein. Jeden Tag erlebt sie Dramen, Chaos, Probleme, aber auch Spaß, alles, was der Alltag in einer Großfamilie mit sich bringt. Die vielbeschäftigten Eltern neigen dazu, die unzähligen Aufgaben gefühlt fast immer nur an Lil zu delegieren. Verzweifelt versucht sie Aufgaben und Privatleben auf die Reihe zu bekommen.

All das, was an Zeit bleibt, nutzt Lil, um mit Helli, ihrer besten Freundin, abzuhängen. Und dann gibt es da noch diesen Jungen mit dem Skateboard, der ganz frisch in die Gegend gezogen ist. Dennis hat immer einen lockeren Spruch auf der Zunge, er fährt mit seinem Board sogar ins Klassenzimmer, bis direkt an seinen Platz.

Lil kann es nicht verleugnen. Irgendwie hat Dennis ihr Interesse geweckt. Doch statt sie zu beachten, hängt er lieber mit ihrer kleineren Schwester Arti rum. Die, die immer so schlagfertig ist und auf Dennis Ansagen jedes Mal total cool kontert. Lil hingegen passiert ständig irgendein Missgeschick. Die Salami fällt ihr in Gegenwart von Dennis vom Brot direkt auf den Schoß oder ihr Vater spricht sie auf den BH an, den sie auf dem Terrassentisch hat liegen lassen. Peinlicher geht’s ja wohl gar nicht, oder?



Meinung:

Stephanie Gessner zeichnet in Lil April das Bild einer absolut verrückten und chaotischen Großfamilie, bestehend aus fünf Kindern, einem Hund, einem Au-Pair-Mädchen und zwei Eltern, die zwischen Beruf und Haushalt pendeln.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Lil erzählt, einem Mädchen, dass am liebsten aus dem ganzen Chaos ausbrechen würde. Denn irgendwie steht sie der ganzen Familie als "Delegationsopfer"zur Verfügung. Lil kann gut Zeichnen und ist deswegen natürlich prädestiniert, ihrem Bruder Pego dabei zu helfen, die Straßenachse für den Kunstunterricht zu zeichnen. Die Hecke muss geschnitten werden? - Hat Lil nicht kürzlich Papas Pflanzenatlas studiert? Prima, dann kann sie das ja machen. Dabei hat Lil doch soviel vor. Beispielsweise mit dem coolen Jungen, der neu in die Nachbarschaft gezogen ist, ins Gespräch zu kommen.

Und während ihre Probleme nicht gründlich gewürdigt werden, scheinen am Horizont die nächsten Familienkrisen auf. So scheinen Papa und Mama irgendwie ein Geheimnis zu haben. Ständig ist Papa auf Geschäftsreise und muss auch am Abend des öfteren noch mal weg. Bei einem Telefonat wird Mama sogar richtig ernst. Was ist da los? Als wäre das nicht schon Problem genug, wird dann plötzlich der Familienhund Pan inkontinent, und Mama plädiert lautstark am Esstisch ihn abzugeben. Die Kinder sind außer sich. Da müssen aber ganz schnell gute Lösungen her, finden Lil und ihre Geschwister.

Während des Lesens musste ich des öfteren Schmunzeln. Denn in diesem Buch für jüngere Leser/innen sind die Kinder die Stimme der Vernunft.

Lils Eltern hingegen lösen den höchst strapaziösen Spagat zwischen Erwerbs- und Familienarbeit, indem sie sich letzterer entziehen. Besonders Lils Vater ist speziell. So sticht seine Liebe für Griechenland ganz besonders hervor. Die Kinder der Familie wurden allesamt nach griechischen Göttern benannt (Lil ist eine Abkürzung für Lilaia), ihre Anfangsbuchstaben ergeben in geordneter Reihenfolge den Namen eines griechischen Philosophen (Platon) und wenn einer eindeutig zu weit gegangen ist, dann erschallt Papas Ruf, „zum ZEUS“, einmal quer durchs Haus. Mama hingegen nennt das Familienoberhaupt liebevoll Zeusel.

Überhaupt ist mit Papa nicht immer leicht zu diskutieren. Ständig gibt er den intellektuellen Eigenbrötler aus dem Elfenbeinturm, wenn es um die Lösung konkreter Probleme geht.

Lil hat es nicht einfach, das spürt der Leser und dennoch meistert sie jede Situation mit Bravour.



Fazit:

Eine Großfamilie und ihre Probleme.

„Lil April – Mein Leben und andere Missgeschicke“ ist der Auftaktband einer Reihe rund um eine chaotische Großfamilie.

Stephanie Gessners Buch überzeugt durch seinen authentischen Ton und glänzt durch seine schrulligen Figuren, die nie flach oder eindimensional daherkommen.

„Lil April“ liest sich überaus kurzweilig. Die Geschichte ist zum Schmunzeln, zum Kopfschütteln, aber nie zum Achselzucken.

Ein Roman, dem man viele junge Leser wünscht.

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