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Veröffentlicht am 14.10.2019

Zauberhaftes Sommerbuch

Glück und los!
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Liebe Daisy,

rate mal, was ich im Urlaub gesehen habe. Eine Sternschnuppe! Natürlich hab’ ich mir was gewünscht (ist aber ein Geheimnis!) Ob es sich erfüllen wird? Ich weiß es nicht. Um ganz sicher zu ...

Liebe Daisy,

rate mal, was ich im Urlaub gesehen habe. Eine Sternschnuppe! Natürlich hab’ ich mir was gewünscht (ist aber ein Geheimnis!) Ob es sich erfüllen wird? Ich weiß es nicht. Um ganz sicher zu gehen, bräuchte ich jemanden wie Lina in meinem Leben. Wer das ist? Na die Protagonistin aus Dagmar Bachs neuestem Roman Glück und Los!, der 2019 im KJB Verlag erschienen ist.



Genau, genau, die Dagmar Bach, die auch die Zimt Trilogie, die wir beide verschlungen haben, geschrieben hat. Diesmal geht es jedoch nicht um ominöse Sprünge in Parallelwelten, sondern viel mehr um Wünsche. Lina ist nämlich überzeugt davon, dass sie ein Talent dafür besitzt, die Wünsche anderer Leuten zu erfüllen. Schon seit sie ein kleines Kind war, meint sie, diese Fähigkeit zu besitzen und hat mittlerweile allerlei kuriose Utensilien gesammelt, die ihr dabei helfen sollen. Sie findet allerdings, dass es nun endgültig an der Zeit ist, zu testen, ob etwas an ihrer Theorie dran ist. Wie das Leben aber eben so spielt, kann sie sich nicht ausschließlich darauf konzentrieren, sondern muss mit allerlei anderen Dingen nebenbei umgehen: mit ihrer frisch zusammengezogenen Patchworkfamilie zum Beispiel – warum sind ihre Stiefbrüder bloß so verschlossen? Und was hat es mit den Großeltern auf sich? Natürlich gibt es auch noch die Schule, sie ist schließlich erst 15 – und ihren Wunsch nach der großen Liebe. Ob sich der erfüllen wird?

Du merkst schon, in Linas Leben geht es drunter und drüber und es wird nie langweilig. Entsprechend aufregend war das Leseerlebnis. Es waren lauter Situationen, die brillant aus dem Leben gegriffen waren; eine wunderbare Mischung aus jugendlicher Leichtigkeit und zu meisternden Aufgaben. Es ging nicht darum, die Welt zu retten oder andere abstruse Dinge zu tun, sondern der Fokus lag auf den Charakteren und darauf, wie sie mit ihrem Alltag umgehen. Diese lebensnahe Handlung hat mir, wie auch schon bei der Zimt Trilogie, sehr gut gefallen. Positiv hervorheben möchte ich auch, dass sich das Buch nicht (wie der Klappentext vermuten ließ) ausschließlich darum dreht, dass Lina ihre große Liebe finden möchte; das ist ein nicht unwesentlicher Handlungsstrang, aber zum Glück gibt es noch viele weitere Dinge in Linas Welt, so dass das Buch ein facettenreiches Leseerlebnis bietet.


Durch die Ich-Erzählung aus Linas Sicht konnte ich alles, ihre geistreichen Momente, aber auch ihre tapsigen, mit ihr miterleben und ihre Wahrnehmung gut nachvollziehen. Wobei ich sagen muss, dass ich etwas gebraucht habe, um mit ihr warm zu werden. Besonders am Anfang war sie mir zu aufgesetzt: ihre Gedanken waren so klar und berechnend, während ihre Äußerungen oft kindlich frivol waren (z.B.: am Flughafen (S. 13)). Das hat für mich nicht zusammengepasst. Ich muss jedoch sagen, dass ich trotzdem relativ schnell in die Geschichte gefunden und mich auch an sie gewöhnt habe; einer meiner absoluten Lieblingscharaktere wird sie aber nicht werden.

Schön fand ich dafür die anderen Charaktere. Die wirkten, wie auch schon die Handlung, wunderbar aus dem Leben gegriffen: jeweils mit kleinen Ecken und Kanten und charmanten Eigenheiten. Der, oftmals schnelle, Schlagabtausch zwischen diesen, hat das Buch wunderbar lebendig gemacht. Es mögen nicht die psychologisiertesten Figuren sein, aber das war in diesem Rahmen auch nicht notwendig.


Ich habe es auf Instagram schon erwähnt: dieses Buch wurde uns fantastischer Weise von Lovelybooks zur Verfügung gestellt, da wir an deren Leserunde teilnehmen durften (danke an dieser Stelle noch einmal dafür). Es hat super viel Spaß gemacht, sich zu den verschiedenen Leseausschnitten auszutauschen und Theorien aufzustellen. Selbst, wenn sich viele davon als falsch erwiesen haben, war es wunderbar die Gedanken so frei laufen zu lassen.


Glück & Los! ist ein wunderbares Sommerbuch, dass ich LeserInnen ab 10 wärmstens empfehlen kann. Es ist ein Wohlfühlbuch mit großem Identifikationspotential. Ich bin jedenfalls sehr auf den Folgeband gespannt: die abschließenden Ereignisse bieten einiges an Konfliktpotential. Es bleibt also bestimmt spannend! Und ich möchte natürlich unbedingt herausfinden, ob sich meine Theorie bezüglich des Übeltäters bewahrheitet.


Deine
Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Coming of Age Klassiker

Die Mitte der Welt
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Liebe Daisy,
erinnerst du dich noch daran, wie wirr der Kopf als Teenager war, als man versucht hat seinen Platz in der Welt zu finden? Wir lesen ja beide allerlei Coming of Age Bücher, aber heute möchte ...

Liebe Daisy,
erinnerst du dich noch daran, wie wirr der Kopf als Teenager war, als man versucht hat seinen Platz in der Welt zu finden? Wir lesen ja beide allerlei Coming of Age Bücher, aber heute möchte ich dir einen Klassiker des Genres vorstellen: Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel. Vielleicht sagt es dir ja sogar schon was, das Buch ist schließlich schon 1998 bei Carlsen erschienen; ich hab die überarbeitete Ausgabe von 2004 gelesen.

Das Buch erzählt die Geschichte des siebzehnjährigen Phil. Dieser lebt zusammen mit seiner aus Amerika stammenden, exzentrischen Mutter und seiner verschlossenen Zwillingsschwester in einer deutschen Kleinstadt. Wie du dir sicher schon denken kannst, passt die Familie nicht so gut in die Umgebung: eine Frau mit zwei Kindern, ohne Mann? Und dann wohnen sie auch noch auf einem alten Anwesen auf einem Hügel, das von der ganzen Stadt aus sichtbar ist (passender Weise trägt dieses den Namen Visible.) So ungewöhnlich wie ihr Zuhause, ist auch die Familie: nichts läuft so, wie man es erwartet. Und an jeder Ecke schlummern Geheimnisse und Erinnerungen. Gut, dass Phil seine beste Freundin Kat hat, die seit ihrer gemeinsamen Kindheit mit ihm durch Dick und Dünn geht. Doch dann kommt ein Neuer in die Klasse. Nicholas. Der bringt Phils Welt ziemlich aus dem Gleichgewicht – als gäbe es nicht genug, über das er sich den Kopf zerbrechen müsste...

All seine Erlebnisse, Erkenntnisse und Entwicklungen bekommt man als Leserin oder Leser durch eine erste Personen Erzählung hautnah mit. Phil macht selten einen Schritt zurück, um zu reflektieren – umso mehr Chance hatte ich beim Lesen, eben das zu tun. Ich habe oft schmunzelnd den Kopf geschüttelt und mich daran erinnern, wie es war, selbst ein Teenager zu sein; bevor ich wusste, wer ich bin und was ich wollte. Die Momente, in denen ich eben in der Situation von Phil war. Sein Charakter ist für seine Mitmenschen wohl manchmal undurchschaubar, als Figur funktioniert er dafür umso klarer. Hierfür verwendet Andreas Steinhöfel eine Vielzahl von Rückblicken, die dem Roman ein episodisches Gefühl geben. Diese zeigen, wie Phil sich zu seiner jetzigen Person entwickelt hat und erschaffen einen runden Charakter. Wobei ich zugeben muss, dass es mir beim Lesen stellenweise zu episodisch wurde und ich mich stark konzentrieren musste, um die einzelnen Bögen zusammenzufügen. Als Fernsehserie könnte ich mir das sehr spannend vorstellen.

Apropos, vielleicht hast du gelesen, dass es auch einen Film zu dem Buch gibt; der kann aber leider nicht mit der Atmosphäre des Buches mithalten. Durch den konstanten inneren Monolog des Buches ist man viel dichter an Phil, seinem Staunen, Zweifeln und Erkennen dran als im Film. Dasselbe gilt für die anderen Figuren: Im Buch sind sie wunderbar mehrdimensional geglückt, im Film dagegen gar nicht. Wenn du dich also fragst, was davon du eher zur Hand nehmen solltest: definitiv das Buch! Die Atmosphäre, die geschaffen wird, ist einmalig; man fühlt sich direkt selbst wieder wie siebzehn:

„Ende der Fahnenstange. Mein Gehirn setzt einfach aus – beide Hälften. Ich fühle mich wie betäubt. Es ist keine große Beruhigung, dass ich nicht der Einzige bin, auf den Nicholas eine solche Wirkung hat.“ (S. 144)

Denn ja, unser Protagonist ist verliebt. In Nicholas. Erwähnenswert finde ich, dass der Fokus des Buches nicht darauf liegt, dass es sich um zwei Jungs handelt. Andere Romane schwingen dafür ja den neonfarbenen Holzhammer. Die Verliebtheit stellte hier vielmehr eine der vielen Sachen, die Phil bedenkt, um sich und seinen Platz in der Welt zu finden, dar. Wobei der Autor eine ausgesprochen große Bandbreite an relevanten Themen, die einem beim Erwachsen werden durch den Kopf schwirren, behandelt: Familie, Freundschaft, Loyalität, Zugehörigkeit und ja, eben auch Liebe. Und vielleicht bringt die Reise, die Phil durchmacht, ihn ja dazu, die Mitte seiner Welt zu überdenken?

Empfehlen würde ich das Buch für alle ab fünfzehn. Es hat gedauert, bis ich mich in die episodische Struktur eingelesen hatte, aber dann war ich ganz begeistert: Zum Schluss konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen und als ich die letzte Seite gelesen hatte, war ich ehrlich enttäuscht. An dem Punkt waren mir die Figuren so an’s Herz gewachsen, dass ich es sehr schade fand, ihre Geschichte nicht weiter verfolgen zu können. Falls du also Lust auf ein rundes Jugendbuch mit interessanten Figuren hast, kann ich dir dieses empfehlen.
Deine Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Gripping Sequel of The Handmaid's Tale

Die Zeuginnen
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Dear Daisy,
here it finally comes: my review for my most anticipated book of 2019: The Testaments by Margaret Atwood, which was released by Chatto & Windows just this September. It is the long awaited ...

Dear Daisy,
here it finally comes: my review for my most anticipated book of 2019: The Testaments by Margaret Atwood, which was released by Chatto & Windows just this September. It is the long awaited sequel to The Handmaid’s Tale. And I mean “long awaited” in the sense of 34 years. But now we’ve done our waiting and can finally indulge in more intriguing stories about the dreary world of Gilead.

The book is written from the alternating perspectives of three women connected to Gilead in some way or another. We quickly get to know these ladies through first-person narratives. The form of a diary and court reports allows us to learn about their innermost thoughts – exactly those ones silenced by the all-controlling power of the regime. A regime that’s still going strong 15 years after the first novel is set.

To be honest, however, I found some of the motives used in this book a bit unoriginal. Obviously, The Handmaid’s Tale is considered the mother of dystopian novels and it actually incorporates a great deal of novel ideas. With this book however, I wasn’t quite as impressed. I still admire that Ms. Atwood chooses to only include things that have actually happened like this somewhere in the world before. However, I have read to many dystopian novels in my time (that 2013 hype? I was all in for it. My bookshelf is perfect proof of it) and felt like I’d read much of it before; by no means all, there were some amazing scenes in this; it just wasn’t quite as originally as I’d wanted it to be. There was however one aspect that made this novel into an excellent reading experience and superior to most other dystopian novels out there: Ms. Atwood’s writing style and consequently her compelling character construction.

As I’ve already mentioned in my review of The Handmaid’s Tale, Ms. Atwood has an exceptional way of moulding language into a piece of art. Every sentence, every clause, every word seems to be there for a reason. It’s blatant. It’s ruthless. There isn’t any pointless description of the landscape or the purple mug with polka dots. Her words seem to speak a certain truth. They don’t try to hide anything behind useless descriptions. It’s just you, the reader, and the characters – it almost feels unmediated. If you can’t make any sense of this description, please just do yourself a favour and have a look into one of her books. You won’t live to regret it, I promise.
Something Ms. Atwood accomplishes through this is exceptional character construction and development. I found it extremely intriguing to read about these starkly different women, who are in completely different points in life and therefore equipped with completely different views on the world. They were extremely well-written: each had their completely unique voice and I felt like I could understand their life choices at any given time in the book. They were wonderful well-rounded characters and I felt rather sad to let them go at the end of the novel.

Something I feel like I should mention as well is the television series. As many of you probably know, there is an HBO series based on the first book, which currently features three seasons. Now the question remains where in the continuum The Testaments is based. Definitely after those first three seasons. I felt like it picked up many strands from it. As I know the series rather well, I knew immediately, which connections to make and what certain names meant in the Gilead universe. I feel like the reading experience might be completely different for those of you who don’t know it – please let me know if you’re one of those lovely folks. I’d love to know what you made of the book!
For those of us who have seen the series: I felt like the novel spoilt quite a lot of future seasons to come. As it is set 15 years later, it talks about the fate of quite a few of our beloved characters. Just as a casual warning, should you mind about spoilers.

This obviously doesn’t mean, I wouldn’t recommend The Testaments. It is an exceptionally well-written book and I admire the character work done by Ms. Atwood. I’m inclined to read Hag-Seed next to find out if her writing style is always as intriguing – I’ll definitely tell you all about it!

Love,
Daffy

Veröffentlicht am 25.02.2021

Gelungenes High Fantasy Jugendbuch

Heartless, Band 1: Der Kuss der Diebin
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Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meiner Rezension zu Heartless. Der Kuss der Diebin von Sara Wolf, das in der deutschen Übersetzung von Simone Wiemken 2019 bei Ravensburger erschienen ist (Orig. ...

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meiner Rezension zu Heartless. Der Kuss der Diebin von Sara Wolf, das in der deutschen Übersetzung von Simone Wiemken 2019 bei Ravensburger erschienen ist (Orig. Bring Me Their Hearts, 2017). Danke dir an dieser Stelle noch einmal, dass ich es mir aus deinem Regal stehlen durfte, bevor du es überhaupt beendet hattest.

Inhalt
Die Geschichte folgt Zera, deren Herz vor drei Jahren von einer Hexe in Beschlag genommen wurde und die seitdem ein Dasein als Herzlose fristen muss. Jede Hoffnung, ihr Herz wieder zu bekommen scheint verloren, doch dann bietet sich durch einen riskanten Handel eine ungeahnte Möglichkeit: Wenn Zera es schafft, das Herz des Prinzen zu stehlen und ihn dadurch zu einem Herzlosen zu machen, bekommt sie ihr eigenes Herz zurück. Wild entschlossen macht sie sich auf den Weg in die Hauptstadt und schleicht sich in die adelige Gesellschaft ein. Mit den Intrigen und den Schwierigkeiten, das Monster in sich zu zügeln, hat sie gerechnet; womit sie allerdings nicht gerechnet hat, ist, dass ihr Entschluss ins Wanken geraten könnte, je besser sie ihr Opfer kennenlernt…

Schreibstil
Sara Wolfs Schreibstil liest sich locker und ich bin nur so durch den Text geflogen; an manchen Stellen holperte die Übersetzung etwas, aber im Großen und Ganzen war ich auch damit sehr zufrieden. Schon die ersten paar Seiten haben mich in ihren Bann gezogen und ich wollte unbedingt erfahren, wie es weitergeht. Leider gab es teilweise Längen, durch die ich das Buch jeweils einige Zeit zur Seite gelegt habe. Sobald ich es dann wieder zur Hand genommen habe, passierte jedes Mal nach nur wenigen Seiten etwas, das ein neues Gefühl der Dringlichkeit gebracht und mich wieder in seinen Bann gezogen hat. Ich rate dir also, einen Hauch mehr Durchhaltevermögen mitzubringen als sonst; du wirst es nicht bereuen, dich durch die Längen zu kämpfen, um zu den packenden Szenen zu kommen, Ehrenwort.
Spannend fand ich auch die Eigennamen, die die Autorin verwendet hat. Dadurch, dass Magie Teil der Geschichte ist, war natürlich von Anfang an klar, dass sie nicht in unserer Welt spielt. Die Namen waren jedoch (für mein Sprachverständnis) so andersartig und fremd, dass sie der Geschichte noch eine zusätzliche mysteriöse Ebene gegeben haben.

Das Cover
Ich möchte an dieser Stelle einmal kurz das Cover ansprechen. Auf den ersten Blick ist es wunderschön und ich kann nicht abstreiten, dass ich im Buchladen danach greifen würde. Was mich allerding stört, ist, dass es die Protagonistin nicht repräsentiert. Es wird wiederholt erwähnt, dass diese hellblondes Haar hat; das Mädchen auf dem Cover aber ganz und gar nicht. Gut, da kann man diskutieren, dass der Schein durch den Lichteinfall trügt. Viel wesentlicher ist jedoch, dass Zera als korpulent beschrieben wird. Etwas, das sie für sich selbst als keineswegs negativ bewertet, was aber wesentlich für die Handlung ist. Die Frau auf dem Cover wirkt jedoch keineswegs so, als würde sie diesem Körpertyp entsprechen. Versteh‘ mich bitte nicht falsch, beide Körpertypen haben ihre Berechtigung, aber wäre das nicht eine wundervolle Gelegenheit gewesen, schon auf dem Cover zu zeigen, dass auch Mädchen, die nicht Kleidergröße XS tragen, die Heldinnen ihrer Geschichten sein können?

Die Protagonistin
Das bringt mich auch schon zu unserer Protagonistin allgemein. Wie bereits angedeutet, finde ich es sehr gelungen, dass sie sich von ihrem Körpertyp her von anderen Jugendbuchprotagonistinnen unterscheidet. Sie ist sich bewusst, dass sie nicht dem Ideal bei Hofe entspricht und es wird mehrfach thematisiert, dass das in Ordnung für sie ist. Auch Sexismus und das vorherrschende Patriarchat wird thematisiert und ich fand es gelungen, wie Zera mit den dadurch ausgelösten Stereotypen spielt und sie zu ihrem Vorteil nützt. Ein äußerst geschickter Schachzug der Autorin, wie ich finde.
Zusätzlich spannend fand ich, dass in diesem Buch die klassischen Geschlechterrollen von Jugendbüchern umgedreht werden. Wie so oft in dem Genre, nimmt die Protagonistin an einem Wettbewerb Teil, um die Gunst des Prinzen zu erwerben. Doch entgegen der Norm ist nicht er der Bad Boy, der sich hüten muss, sie nicht zu verletzen und sie dann bestenfalls zu ihrem Schutz verlässt. Vielmehr trägt sie die monströse Macht einer Herzlosen in sich und muss sich der unmöglichen Entscheidung, ihn zu demselben Schicksal zu verdammen, stellen. Obgleich ich gestehen muss, dass viele Wendepunkte des Buches für mich vorhersehbar waren, hat diese Facette frischen Wind in das Genre gebracht.

Fazit
Heartless ist ein gelungenes High Fantasy Jugendbuch, das ich Leserinnen und Lesern ab 11 Jahren empfehlen würde. Inhaltlich macht es sehr viel richtig, sowohl was Repräsentation von verschiedenen Körpertypen betrifft als auch das Hinterfragen von tradierten Rollenbildern und Stereotypen. Natürlich erfindet die Autorin das Rad nicht neu und es finden sich Parallelen zu anderen Büchern des Genres (insbesondere zu Sorcery of Thorns von Margaret Rogerson), aber der innere Kampf der Protagonistin fügt dem Ganzen eine individuelle Facette hinzu, die das Buch durchaus lesenswert macht.

Deine Daffy

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Unzufriedenstellendes Jugendbuch

Unsichtbar im hellen Licht
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Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meiner Rezension zu „Unsichtbar im hellen Licht“ von Sally Gardner, das in einer Übersetzung von Alexandra Ernst 2021 beim Verlag Freies Geistleben erschienen ist ...

Liebe Daisy,

heute melde ich mich mit meiner Rezension zu „Unsichtbar im hellen Licht“ von Sally Gardner, das in einer Übersetzung von Alexandra Ernst 2021 beim Verlag Freies Geistleben erschienen ist (Orig. Invisible in a bright light, 2019). Ich habe das Jugendbuch bei meinem letzten Ausflug in die Buchhandlung entdeckt und mich sofort in das wunderschöne Cover (Gestaltung: Helen Crawford-White) verliebt. Als ich dann gelesen habe, dass es um Theater geht, war klar, dass dieses Buch in mein Regal einziehen muss. Das Buch wird ab 12 Jahren empfohlen, ich denke, dass aber bereits Leser:innen ab 10 Jahren Freude daran haben können; ich würde es jedoch um die Triggerwarnung ergänzen, dass hier häusliche Gewalt abgebildet, aber nicht wirklich aufgearbeitet wird.

Inhalt
Als ich das Buch gekauft habe, hatte ich ein bisschen die Hoffnung, dass es ähnlich wie Caraval von Stephanie Garber werden könnte. Das ist es überhaupt nicht. Es erinnert mich eher an eine Mischung aus Fluch der Karibik und Das doppelte Lottchen. Auf eine sehr wirre Art und Weise. Ich muss sagen, dass ich über weite Strecken wahnsinnig verwirrt von den Vorkommnissen war und auch fand, dass sich einige Themen nicht genügend durch den Roman gezogen haben, um Sinn zu ergeben. Ich werde mich trotzdem um eine knappe Inhaltsangabe bemühen:

Am Königlichen Theater in K. wird eifrig für eine neue Premiere geprobt. Celeste war immer schon Teil der Theaterfamilie, doch als sie an diesem Tag aufwacht, scheint einiges ganz anders zu sein als sie es in Erinnerung hat. Und dann ist da auch noch dieser merkwürdige Traum über einen Mann in einem smaragdgrünen Anzug, der meint, sie müsse das Spiel mit ihm Spielen und es gewinnen, um Schlimmes zu verhindern. Doch wie genau gewinnt man ein Spiel, dessen Regeln man nicht kennt?

Schreibstil
Ich muss sagen, dass ich sehr unschlüssig bin, was den Schreibstil angeht. Das Buch ist (bis auf den Epilog) in der dritten Person verfasst und springt häufig, teilweise alle paar Sätze zwischen der jeweils fokalisierenden Figur. Dennoch bleibt die Erzählung wahnsinnig äußerlich und – für mein Empfinden – behauptet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das Buch mich dazu einlädt, mit den Figuren mitzufühlen. Weiter noch: Ich hatte teilweise das Gefühl, dass den Figuren selbst nicht eingeräumt wurde, Empfindungen auszuleben. Sei es bei großen Freudenmomenten oder bei tragischen Erlebnissen. Das Buch war extrem stark auf die Handlung konzentriert. Dadurch, dass die Figuren aber oft nicht emotional auf diese reagierten, blieb viel davon leere deskriptive Behauptung für mich. Um ein kurzes Beispiel zu nennen (Achtung: Vager Spoiler): Im Laufe des Buches stirbt eine enge vertraute Person einer der Hauptfiguren. Dies wird mit zwei Sätzen abgehandelt und danach macht diese Figur weiter wie bisher. Derartige Situationen, in denen Verlust thematisiert werden könnte und – wie ich finde – müsste, finden sich leider häufiger. Dass darüber hinweggegangen wird, hat dem Buch leider etwas von seiner Glaubwürdigkeit genommen.

Glaubwürdigkeit
Das bringt mich nochmal zurück zu dem Inhalt und dessen Glaubwürdigkeit im Allgemeinen. Ich hatte leider das Gefühl, dass viele Handlungsstränge nur dann aufploppten, wenn es gerade passte, anstatt dass sie wirklich in die Geschichte eingewoben waren. Etwa die Dringlichkeit, das Rätsel um den Mann im grünen Anzug zu lösen. Diese geht zwischenzeitlich völlig verloren, weil sich andere Themen in den Vordergrund drängen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie zumindest ab und an erwähnt wird; nicht zuletzt, um die Spannung zu halten.
Analog muss ich leider sagen, dass ich die Figuren und die Beziehungen zwischen ihnen leider ebenfalls mehr behauptet fand. Dadurch, dass ihren jeweiligen Emotionen so wenig Raum gegeben wird, blieben sie für mich stereotypisch und platt. Mir ist über diese knapp 400 Seiten keine einzige der Figuren ans Herz gewachsen und ich könnte nicht sagen, was auch nur eine einzige davon richtig ausmacht. Das ist schade.
Obwohl ich einen guten Lesefluss hatte und auch an der Geschichte drangeblieben bin, muss ich sagen, dass ich sie bis jetzt nicht verstanden habe. Das fing beim Prolog an, den ich tatsächlich drei Mal gelesen hatte und am Ende davon noch immer nicht wusste, was er von mir wollte. Ich verstehe absolut, wenn Autor:innen einen gerne mitten in ihre Geschichten werfen. Aber mit einem derart konfusen Dialog zu beginnen, hat mich doch etwas irritiert. Wobei sich diese Irritation im Bezug auf den Mann im grünen Anzug tatsächlich durch die ganze Geschichte gezogen hat. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, warum er derart verquer spricht, was seine Agenda ist, warum er sich nicht an Abmachungen hält und was genau die Begründung ist, dass sein Handlungsstrang derart endet, wie er es tut. Das ist leider minimal unzufriedenstellend. Versteht mich nicht falsch, ich mag Bücher, die einem Rätsel aufgeben, egal ob Krimis oder Fantasyromane wie Caraval. Ich habe große Freude daran, Hinweise zu sammeln und zu versuchen, diese zusammenzubauen. Aber in diesem Fall ließ sich nichts sammeln und das Ende fühlte sich komplett willkürlich (Stichwort: Deus ex Machina) an.

Das soll nicht heißen, dass das Buch als Ganzes schlecht war. Ich mochte es über weite Strecken. Nämlich diejenigen, in denen kaum Fantasyelemente vorkamen. Die, in denen wir uns im späten 19. Jahrhundert im dänischen Winter befanden und die Figuren in ihrem Theateralltag begleitet haben. Das waren die Passagen, die mich tatsächlich verzaubert haben.

Fazit
Ich hatte einen guten Lesefluss, das kann ich nicht abstreiten. „Unsichtbar im hellen Licht“ ist also definitiv kein schlechtes Buch. Bloß ein verwirrendes, dessen Fatasyelemente für mich keinen bzw. zu wenig Sinn ergeben haben. Aber vielleicht hast du ja Lust, zu versuchen, das Rätsel zu entwirren. Wenn es dir gelingt, gib mir bitte unbedingt Bescheid. Ich hätte da ein paar Fragezeichen in meinem Kopf.

Deine Daffy

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