Der Abgrund zwischen Sein und Schein ist gefährlicher als man denkt
Zeiten des AufruhrsFrank und April leben mit ihren zwei Kindern das scheinbar perfekte Leben in einer Vorstadt von NYC. Sie haben ein Auto, ein Haus, nette Nachbarn und genug Geld durch die Arbeit, die Frank in NYC hat. ...
Frank und April leben mit ihren zwei Kindern das scheinbar perfekte Leben in einer Vorstadt von NYC. Sie haben ein Auto, ein Haus, nette Nachbarn und genug Geld durch die Arbeit, die Frank in NYC hat. Ihre Träume haben sie schon längst begraben, versuchen das beste aus ihrem unspektakulären Vorstadtleben zu machen, über das sie die ganze Zeit mit ihren Nachbarn schnöden, denn schließlich seien sie alle etwas Besseres und durchschauen die vollständige Leere dieses Lebens vollkommen im Gegensatz zu den meisten anderen, die dort auf die gleiche Art vor sich hinvegetieren. Es sind die 1950er Jahre, der Mann hat das sagen, es fließt viel Alkohol gegen die Langeweile, die Gesellschaft ist stockkonservativ. Deckel drauf und gut verschließen, so dass alles schön ruhig bleibt. Aber leider gärt es im Kochtopf gewaltig. Die Leute sind an sich sehr unzufrieden und unerfüllt, beeinflussen sich gegenseitig mit miesen Spielchen, wollen ausbrechen, scheitern... Aber scheitern ist in dieser Kunstwelt nicht vorgesehen. Und dann geschieht die Katastrophe.
Das Hörbuch- sehr gut gelesen von Christian Brückner - hat mich mitgerissen. Sehr lakonisch wird die Tragik des gegen außen perfekt wirkende Familienlebens von Frank und April sowie dieser an sich selbst krankenden Gesellschaft vorgeführt - und alles in den Abgrund gestoßen. Und das auf eine so geschickte Art, dass das Buch bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Es ist beinahe ungeheuerlich, wie treffend der Autor diese fadenscheinige Stimmung in der Vorstadt seziert und die Leute- jede Person auf ihre Art - in ihrem eigenen Sumpf von Lebenslügen versanden lässt. Und den meisten macht es nicht einmal etwas aus. Man nimmt das eben einfach einmal so hin.
Mit anderen Worten: Das ist ein unglaublich guter Text, der unsere Gesellschaft geschickt demontiert und die Falschheit in unserem gegenseitigen Umgang entlarvt, aber nicht an diesem Punkt stoppt, sondern mögliche Konsequenzen solcher persönlicher Selbstverleugnung aufzuzeigen vermag. Mich hat das Buch jedenfalls voll und ganz zu überzeugen vermocht.
Fazit: Unbedingt lesen (oder hören)