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Veröffentlicht am 09.04.2021

Ein philosophisches Buch über die Faszination von Inseln

Inseln
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„Die Welt hat sich verändert; es ist entscheidender denn je, die Vorzüge der Isolation zu schätzen und dennoch neue Wege zur Verbundenheit zu finden.“ (aus dem Vorwort)
„vielleicht locken alle Inseln mit ...

„Die Welt hat sich verändert; es ist entscheidender denn je, die Vorzüge der Isolation zu schätzen und dennoch neue Wege zur Verbundenheit zu finden.“ (aus dem Vorwort)
„vielleicht locken alle Inseln mit der Aussicht auf Schätze der einen oder anderen Art“ (S. 181)

Meine Meinung:
Gavin Francis ist ein schottischer Arzt, Bestseller-Autor und Kosmopolit, der auf 30 Jahre des Reisens zurückblickt. Schon in seiner Kindheit entdeckte er seine Liebe zu Bücher und zu Inseln und „leidet“ seitdem unter einer ausgeprägten „Insula-Philie“. Was liegt also näher, als ein Buch über die faszinierende Anziehungskraft von Inseln zu schreiben?
Eines vorweg: Dies ist kein Reiseführer und auch kein „klassischer“ Reisebericht! Es ist keine Sammlung von Portraits einzelner Inseln, sondern vielmehr eine philosophische Reise zu den abgeschiedenen maritimen Orten dieser Welt und zu der Frage, wie wichtig (zeitweise) Isolation für die menschliche Seele ist. Es ist ein Buch, das Sehnsucht schafft, unterschwellige Fernweh und uns vom heimischen Sofa aus auf Weltreise mitnimmt. Quer über den Globus und durch die Zeit.
In diesem Buch berichtet Gavin Francis von den Erfahrungen, Empfindungen und Bekanntschaften, die er auf seinen Reisen gemacht hat. Dabei sind die Inseln, die er über mehrere Jahrzehnte bereist hat quer über den Globus verteilt. Von „naheliegenden“ Inseln rund um Großbritannien (wie z.B. die Shetlandinseln) bis hin zu den abgelegensten Teilen dieser Welt, wie etwa Südgeorgien (das vom Staat Georgien kaum entfernter liegen könnte). Besonders angetan haben es ihm dabei die schroffen und unwirtlichen Inseln nahe den beiden Polen, wie etwa die Lofoten oder auch die Falklandinseln. Denn Francis ist immer wieder auf der Suche nach einem ganz besonderen Schatz: der Freiheit und Abgeschiedenheit, die man nur bei freiwilliger Isolation (der Ursprung dieses Wortes bedeutet im Prinzip „in eine Insel verwandeln“!) finden kann. Auf dieser Suche hat es ihn in den hohen Norden, den kältesten Süden, aber auch auf die Andamanen im Golf von Bengalen oder auch die Pazifikinsel Chiloé mit ihrer besonderen Mythologie geführt. Eines wird man in diesem Buch aber vergeblich Suchen: „Hot-Spot“-Inseln wie die Balearen, Bahamas & Co.
Man merkt diesem Buch schon nach den ersten Seiten an, wie sehr der Autor die Inseln liebt, dass er weit gereist und viel belesen ist. Immer wieder untermauert er seine eigenen Gedankengänge mit interessanten und stimmigen Zitaten, sei es von Virginia Woolfe, Donald Winnicott , Charles Darwin oder auch Marc Aurel.

Die Schlaglichter kurzer Begegnungen auf den Reisen mit den unterschiedlichsten Menschen verdeutlichen dabei, dass Francis mit seiner „Insula-Philie“ nicht allein ist. Seine Reisebekanntschaften reichen dabei von einer elfensuchenden Studentin, über einen Ex-US-Banker auf der Suche nach der Freiheit, einen Magier auf Insel-Mission bis hin zu einem Menschen, dessen Lieblingsort eine belebte Verkehrsinsel mitten in Edinburgh ist.

Besonders gefallen haben mir an diesem Buch die philosophischen Gedanken (ist die Familie eine Insel ist, die Schutz braucht?), der oftmals poetische Schreibstil („Der Horizont erstreckte sich zum Nördlichen Eismeer, schattiert in subtilen Schichten von Blau bis Scharlachrot, und die Felsen erblühten in kleinen weißen Trompeten aus Klippen-Leimkraut und Purpur-Rosetten aus Grasnelken.“ - S. 35) und die vielen farbigen Abbildungen von Karten verschiedensten Alters, denn die Karten bieten einen ganz eigenen Zauber für den Autor. „Man könnte auch sagen, dass Karten nur eine Illusion des Begreifens einer Landschaft bieten.“ (s. 15) - „Durch ihre Auslassungen bieten alle Landkarten Raum für Fantasie und Träume.“ (S. 16).

Es ist ein wirklich wunderbares Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Sehr gefreut hätte es mich allerdings, wenn der Autor noch ein paar stimmungsvolle Bilder seiner Reisen mit abgedruckt hätte. Aber vielleicht möchte er auch einfach alles der Fantasie seiner Leserinnen überlassen…

FAZIT:
Eine Liebeserklärung an alle Inseln dieser Welt – genau das richtige Buch für alle Leser
innen mit ausgeprägter „Insula-Philie“.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Ein Sylt-Krimi mit außergewöhnlichem Setting und ausgeklügeltem Plot

Tödliche See
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„Auf dem Dünenkamm warf der Wind ihnen Sand entgegen. Weiße Gischtkronen tanzten auf den Wellen, von einem Sprühregen aus Salzwasser umgeben.“ (S. 233)

Meine Meinung:
Der mittlerweile fünfte Fall führt ...

„Auf dem Dünenkamm warf der Wind ihnen Sand entgegen. Weiße Gischtkronen tanzten auf den Wellen, von einem Sprühregen aus Salzwasser umgeben.“ (S. 233)

Meine Meinung:
Der mittlerweile fünfte Fall führt die toughe Kommissarin Liv Lammers diesmal meilenweit über die Küstenlinie Sylts hinaus: Im Gestänge der mitten in der Nordsee verankerten Versorgungsplattform „Raan“ wird die Leiche eines Mitarbeiters des Windparkunternehmens aufgefunden. Unglück, Selbstmord oder gar Mord? Diese Frage können Liv und ihre Kollegen schnell beantworten, aber die Hintergründe zu ermitteln, gestaltet sich mehr als schwierig…

Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und wurde auch diesmal nicht enttäuscht! Zwar rückt im aktuellen Band der sonst so bestechende „Sylt-Charme“ dieser Reihe etwas in den Hintergrund, dafür hat sich Sabine Weiß diesmal aber ein ganz besonderes, ausgefallenes und extrem atmosphärisches Setting ausgedacht: die Versorgungsplattform eines Offshore-Windparks. Schnell wird klar, dass dies ein ganz eigener Mikrokosmos ist und das dort mitunter andere „Gesetze“ gelten, um den ständig drohenden Naturgewalten der Nordsee ein gewisses Mindestmaß an Sicherheit abzutrotzen.

So bleibt der Kreis der potenziell Verdächtigen diesmal vergleichsweise überschaubar, und doch ist es der Autorin einmal mehr gelungen, einige Fährten zu legen, die die Ermittler – und mich auch – in die Irre geführt haben. Wie bei den guten, alten Klassikern von Agatha Christie und Edgar Wallace scheint hier wirklich jede und jeder irgendein dunkles Geheimnis zu hüten, und die Ermittler laufen immer wieder gegen eine Mauer aus Schweigen. So bleibt es bis zum Schluss geheimnisumwittert, was auf „Raan“ tatsächlich passiert ist, und die ein oder andere heikle Situation sorgt zwischendurch auch immer wieder für Spannungsmomente. Am Ende krönt Sabine Weiß ihren gelungenen „whodunit“-Krimi mit einem actiongeladenen & sturmumtosten Finale und einer Auflösung, die für mich vollkommen überraschend kam und doch absolut nachvollziehbar war. Wieder einmal perfekte Krimi-Unterhaltung!

FAZIT:
Tolles Setting, tolle Charaktere, toller Plot, toller Krimi – Danke!

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Gekonnt geführte Anleitung zur Selbsthypnose mit entsprechendem Hintergrundwissen

Endlich wieder gut schlafen - mit Progressiver Selbsthypnose
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„Selbsthypnose greift auf natürliche Fähigkeiten zurück und ist eine für jeden (…) leicht erlernbare Methode, um persönliche Ziele zu erreichen, ein erfülltes Leben zu gestalten, die Gesundheit zu stärken ...

„Selbsthypnose greift auf natürliche Fähigkeiten zurück und ist eine für jeden (…) leicht erlernbare Methode, um persönliche Ziele zu erreichen, ein erfülltes Leben zu gestalten, die Gesundheit zu stärken und inneren Frieden und innere Freiheit zu finden.“ (ebook, S. 8)
„In diesem Buch geht es nicht um Medizin oder Psychotherapie, sondern um Selbstmächtigkeit.“ (S. 8)

Meine Meinung
Autorin Lisa Exenberger ist gewerbliche Masseurin, Shiatsu-Qualified-Practitioner, Diplom-Hypnose-Coach, Mentaltrainerin und betreibt eine Gesundheitspraxis im österreichischen Mödling. „Endlich wieder gut schlafen“ ist ein Band ihrer bislang dreiteiligen Buchserie „Freigeist & Bauchgefühl“.

Schlafprobleme sind weit verbreitet und ihre möglichen Ursachen vielfältig, ebenso wie die möglichen Therapieansätze. Lisa Exenberger möchte nun Betroffenen mit ihrem Mentaltraining, genauer gesagt mit dem Instrument der progressiven Selbsthypnose, weiterhelfen. „Hypnose“ ist für mich zunächst einmal ein sehr abstrakter Begriff, der durchaus von den bekannten „Showeffekten“ besetzt war. In diesem Buch klärt die Autorin ihre Leserinnen auf, was es mit der „Hypnose“ auf sich hat. Letztlich hat dies wenig zu tun mit Menschen, die auf einmal wie ein Huhn gackern oder sich für einen Hund halten, sondern mit einer sehr tiefgehenden Entspannung, in der man selbst Einfluss auf sein Unterbewusstsein nehmen kann. Daher macht Lisa Exenberger ihre Leserinnen als erstes mit bewährten Techniken zur Tiefenentspannung vertraut. So finden sich hier Einführungen in die Progressive Muskelrelaxation, in Autogenes Training und in verschiedene Atemübungen. Ziel ist es dabei, die Leser*innen Schritt für Schritt zu einer immer tieferen Entspannung hin zu begleiten. Denn im Zustand vollständiger und tiefer Entspannung ist es möglich, unser „Unterbewusstsein“ zu erreichen und gewisse „Routinen zu programmieren“.

Sehr gut gefällt mir dabei, dass die Autorin in ihren immer wieder eingestreuten „Wissensimpulsen“ in einer leicht verständlichen, aber dennoch fundierten Weise das dazugehörige Basiswissen vermittelt. So erfahren wir hier z.B. etwas über Alphawellen, das Vegetative Nervensystem, den Parasympathikus und hormonell gesteuerten Vorgänge im menschlichen Körper. Selbstverständlich könnte man zu all diesen Themen noch viel mehr in die Tiefe gehen, aber um ein Grundverständnis der Zusammenhänge und der medizinischen Wirksamkeit zu schaffen ist die „Wissensdosis“ hier für meinen Geschmack genau richtig gewählt.
Hierdurch ist dieses Buch für mein Empfinden auch sehr gut für eher „rationale Menschen“ wie mich geeignet, da die Autorin immer wieder auf aktuelle medizinische Erkenntnisse eingeht. Das sich manche Aussagen gelegentlich etwas „esoterisch“ anhören, stört mich dabei nicht („Wer tief ins eigene Wesen eintaucht, berührt den seelischen Urgrund der ganzen Menschheit, das „kollektive Unbewusste“, die „Schwarm-Intelligenz“, die Summe aller Kräfte und Energien.“ S. 98).

„Herzstück“ dieses Buches sind für mich aber ganz klar die praktischen Audiodateien, die man sich von der Homepage der Autorin herunterladen kann (super sind die im Buch enthaltenen QR-Codes!) und in denen sie viele praktische Übungen selbst anleitet. So ist es auch für „Neulinge“ ein Leichtes, sich schrittweise und im selbstbestimmten Tempo an dieses Thema heranzutrauen. Hier braucht man sich „nur“ gemütlich hinsetzen oder hinlegen, die Augen schließen und mitzumachen. Mit ihrem (mir) sympathischen österreichischen Dialekt nimmt uns die Autorin dann mit zu den tieferen Gefilden der Entspannung. Eine wirklich sehr gelungene Kombination!

Doch kommen wir nun noch kurz zur Kernfrage: Lassen sich Schlafprobleme mit diesem Buch beseitigen? Ein ganz klares: kommt darauf an! Natürlich sollte niemand erwarten, dass sie / er dieses Buch liest und von all ihren / seinen Schlafproblemen sofort befreit ist. Dieses Programm braucht „Übung“ und Wiederholungen, denn es dauert nun mal seine Zeit, bis man echte Tiefenentspannung erreicht. Wenn man diesem Buch und den Übungen die notwendige Zeit gibt, bin ich mir sicher, dass die meisten Betroffenen mit Hilfe dieser Übungen wesentlich leichter und schneller einschlafen können, egal ob am Abend oder in der Nacht, wenn man unfreiwillig wach wird.

FAZIT:
Hilfe zur Selbsthilfe, gekonnt angeleitet und nachvollziehbar erklärt – ein tolles Komplettpaket!

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Der Wickerl ist tot – ein humorvoller Alpenkrimi

Prost, auf die Erben
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„Dieses Gegend ist ein einziger Heimatfilm und wir zwei sind mittendrin.“ (S. 62)

„Das weiß ich vom Dings, weil der es vom Dings gehört hat. Und dem hat es wiederum der Dings erzählt. Dorftratsch eben.“ ...

„Dieses Gegend ist ein einziger Heimatfilm und wir zwei sind mittendrin.“ (S. 62)

„Das weiß ich vom Dings, weil der es vom Dings gehört hat. Und dem hat es wiederum der Dings erzählt. Dorftratsch eben.“ (S. 239)

Meine Meinung:
Allen Fans humorvoller deutscher Literatur dürfte Friedrich Kalpenstein längst ein Begriff sein – seine „Herbert“-Reihe hat mit bislang sieben Bänden längst Kultstatus erreicht. Das „Prost, auf die Erben“ ist nun der Nachfolgeband um den smarten Hauptkommissar Constantin Tischler, den es nach Jahren kriminalistischer Arbeit in München in seine alte Heimat in den Chiemgauer Alpen, genauer gesagt ins beschauliche (böse Zungen könnten es auch „erzkonservativ“ nennen) Brunngries verschlagen hat.

Ein guter Krimi beginnt natürlich mit einer Leiche – so auch hier. Und wer eignet sich als Todesopfer immer besonders gut? Na klar: protzige, reiche Angeber – gerne Baulöwen! So hat es nun hier den Ludwig „Wickerl“ Holzinger erwischt, den die multitalentierte Tereza, ihres Zeichens bunter Tupfer des Dorfes, tot in der Badewanne seiner dekadenten Luxusvilla auffindet. Für den Tischler und seinen Fink auf den ersten Blick ganz klar: Vollgelaufen, weggeschnupft und abgesoffen – was sonst, hier in der verschlafenen dörflichen Alpenromantik? Doch manchmal täuscht der erste Blick dann halt doch…

Ich liebe Friedrich Kalpensteins humorvolle Romane und war ja anfangs doch ein bisschen skeptisch, ob er wirklich auch „Kimi kann“. Ja, er kann - und wie! Schon das beherzte „Prost, auf die Wirtin“ hatte mich voll und ganz überzeugt. Und auch Band zwei steht dem in nichts nach! Auch wenn dieser Krimi ohne viel Spannung daherkommt, besticht er doch umso mehr mit seinen skurrilen Charakteren und ausgefeilten „whodunit“-Genen. Neben dem bereits bekannten „Personal“ bringt der Autor auch diesmal wieder einen bunten Strauß Alpenbewohner ins Spiel, die alle irgendwie nicht wirklich gut zu sprechen gewesen sind auf den „Wickerl“. Und so muss ich frei zugeben, dass ich trotz fleißigem Mitraten bis kurz vor Ende keinen blassen Schimmer hatte, wer nun „der“ Täter gewesen ist. Freilich überführen Tischler u. Fink „ihn“ am Ende mit ihrer unnachahmlichen „TuF“-Methode und alle Puzzlestückchen ruckeln sich an die rechte Stelle. Gekonnt gelöst!

Gute (Regional-)Krimis gibt es ja inzwischen wie Sand am Meer oder hier passender Weise wie Fleischpflanzerln in Bayern. Doch wenige Autorinnen schaffen es so gut, einen grundsoliden Krimiplot auf derart humorvolle Weise zu präsentieren, ohne dass das Ganze ins Lächerliche abrutscht. Neben den schrägen Charakteren, vom immer wieder überraschenden Trachten-Fink bis zum grapschenden Dackeldamen-Herrchen Ferstel, stolpert man hier als Leserin von einer skurrilen, Kopfkinotauglichen Szene zur nächsten. Gepaart mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit (und XXXXX) und einer Vielzahl flotter Sprüche („Immer schön den Unrat vorbeischwimmen lassen!“).

FAZIT:
Humorvolle Krimiunterhaltung at it´s best! Prost, auf den Autor!

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Das große Finale der wunderbaren Trilogie um die toughe Ennie und ihre Freunde

Die Unausstehlichen & ich (Band 3) - Die Welt ist voller Wunder
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„Alte Bücher duften nach Vanille. Und neue? Nach Versprechen!“ (S. 41)
„Es gibt Freunde. Es gibt Familie. Und dann gibt´s noch Freunde, die werden Familie.“ (S. 228)

Unsere Meinung:
Band eins hat uns ...

„Alte Bücher duften nach Vanille. Und neue? Nach Versprechen!“ (S. 41)
„Es gibt Freunde. Es gibt Familie. Und dann gibt´s noch Freunde, die werden Familie.“ (S. 228)

Unsere Meinung:
Band eins hat uns sehr gut gefallen, Band zwei hat uns begeistert und mit Band drei setzt Vanessa Walder ihrer wunderbaren Kinder- und Jugendbuchreiche um die toughe Ennie das Sahnehäubchen auf. Viele Fragen hatten sich im Verlauf der beiden Vorgängerbände ergeben: Was hat es mit dem geheimnisvollen Internat auf der Saakser Bergspitze auf sich? Wer zahlt für Ennie das horrende Schulgeld? Wieso ist der ehemalige Hausmeister Ahmed Armut in bester James-Bond-Manier mit einem Helikopter entschwebt? - um nur einige der drängenden Fragen aufzuzählen…
Nahezu nahtlos knüpft der (leider) finale Band dieser besonderen Trilogie an die Finalgeschehnisse des zweiten Bandes an und obgleich Vanessa Walder ihre Leser*innen gekonnt „abholt“ und man sofort wieder mitten drin ist im Geschehen, sollte man auf jeden Fall die beiden ersten Bücher gelesen haben (es lohnt sich!).

Ennie, Dante & Co. sind uns inzwischen regelrecht ans Herz gewachsen und fühlen sich für meine Jungs (9 & 12) und mich (ü40) als Freunde an. Das ist der Autorin wieder einmal ganz hervorragend gelungen, denn Freundschaft und Familie sind die zentralen Themen dieser herausragenden Reihe. Die klassische „heile Welt“ sucht man her vergebens – oder besser gesagt: Man findet sie erst auf den zweiten Blick, oder auch den Dritten… Vanessa Walder erzählt eine Geschichte, die mitten aus dem wahren Leben gegriffen zu sein scheint – weit ab von „Friede, Freude, Eierkuchen“. Es geht um Kinder und Jugendliche, denen das Leben schon viel mehr abverlangt hat, als man sich das wünschen würde. Es geht darum, seinen Platz im Leben zu finden, Vertrauen zu fassen, für andere da zu sein, sich von anderen helfen zu lassen und zusammenzuhalten. Es geht auch darum, über den Tellerrand zu schauen, Ideen zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Und letztendlich geht es auch darum, Entscheidungen zu treffen und sich der Tragweite derer bewusst zu sein. Wie wir es von Vanessa Walter gewohnt sind also eine Geschichte mit viel, viel Tiefgang und Emotionen.

Wer nun befürchten mag, dass dies eine schwierige, vielleicht sogar melancholische Geschichte sein könnte, die / der sei beruhigt: Trotz der Ernsthaftigkeit der grundlegenden Themen erzählt die Autorin ihre Geschichte mit viel Leichtigkeit, Humor und auch einer gehörigen Portion Spannung. Bis zum Schluss hatten wir ehrlich gesagt keine Ahnung, was und wer hinter dem Saakser Internat steckt und so mochten wir das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Zum großen Finale dieser Trilogie zieht Vanessa Walter doch tatsächlich Shakespeares Hamlet eine „tiefere Ebene“ voller Antworten und Erkenntnisse ein. Gänsehaut pur - Chapeau!

Zum Schluss möchte ich noch kurz ein paar Worte zu Vanessa Walders wunderbarem Schreibstil verlieren. Er ist jugendlich frisch, gerne direkt und frech und manchmal doch auch ein bisschen verträumt. Immer wieder „stolpert“ man beim Lesen über Zitate und Gedanken, die erstmal ganz einfach klingen und dann doch zum Innehalten und Nachdenken anregen und überraschende Gefühle zum anklingen bringen:

„Nicht wir haben Geheimnisse, die wirklichen Geheimnisse haben uns.“ (S. 73)
„Aber wenn ich eins gelernt hab, dann das du den Leuten nie alles ansiehst, was in ihnen drinsteckt.“ (S. 81)
„Und ich denke daran, dass es was Schlimmeres gibt als Abschiede: ein Ende ohne Abschied.“ (S. 141)

FAZIT:
Ein wunderbares Finale für eine außergewöhnliche Trilogie. Wie ein Sahnehäubchen auf einem heißen Kakao an einem kalten, klaren Wintertag. Danke, Vanessa!

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