Cover:
Dunkel, blutig, leidenschaftlich - all das strahlt schon das Cover aus. Marie stelle ich mir genauso vor, wie die Frau auf dem Buchumschlag, ein Blick, der von einem eisernen Willen überzeugt. Schwarz-weiß gehalten, sind es lediglich die roten Lippen sowie der Titel "Rockersklavin" die einen Farbakzent setzen und darauf hinweisen, dass es bei der herrschenden Gewalt auch blutig wird. Ein tolles Cover, das direkt ins Auge sticht <3
Meinung:
Wenn keiner Anspruch auf eine Frau erhebt, ist sie Freiwild. Doch sobald ein Biker sie als sein Eigentum markiert, ist sie unantastbar. Ein Zeichen von Verpflichtung und Respekt. Es bedeutet, dass ein Biker, seine erwählte "Alte Lady" beschützen wird.
Ich hatte meine Lektion gelernt: Stelle keine Fragen, wenn du die Antwort nicht hören willst. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es auf die Fragen, die ich gern zu ihren Geschäftsbeziehungen gestellt hätte, überhaupt gute Antworten gab.
Marie hat Probleme mit dem Gedanken, jemandes Eigentum zu sein, was unweigerlich passieren würde, wenn sie das Angebot von Horse annimmt, seine Alte Lady zu werden. Nach der Geschichte mit ihrem Ehemann Gary kann ich Maries Wunsch nach Freiheit und Selbständigkeit nachvollziehen und auch ihre anfängliche Skepsis und Unbehagen, eine Welt zu ihrem Alltag werden zu lassen, die ihr zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen fremd war. Doch wie lange sie daran festgehalten hat, war mir unverständlich, zumal sie mit Cookie, Darcy, Maggs und Dancer gesehen hat, wie unbeschwert das Leben dieser Alten Ladys ist und wie viel Freude sie ausstrahlen.
Die Reapers haben zwar gerne die Oberhand über ihre Frauen, doch bezieht sich das meist auf die Unterwürfigkeit bei Intimitäten und nicht auf ihr gesamtes Sein. Ausnahmen von der Regel gibt es nur, wenn Gefahr droht, wie beispielsweise durch den verfeindeten Motorradclub der Devil's Jacks, denn wenn es um den Schutz ihrer Frauen geht, erlauben die Männer keinerlei Wiederrede.
Man sagt ja immer, dass man keine SMS schreiben sollte, wenn man getrunken hat. Wer auch immer dieser >>man<< ist, ich hätte auf ihn hören sollen. >>Man<< ist recht klug.
Jeff lässt sich immer wieder auf ein gefährliches Spiel ein das nicht nur immer rasanter und unüberschaulicher wird, sondern sich auch zu einem großen Ganzen vereint. Getrieben aus einer Mischung von Sucht und Gier schlittert er der höchsten Strafe im Kreise der Biker entgegen. Den größten Fehler begeht er jedoch erst, als er seine Schwester aus den Händen ihrer vermeintlichen Entführer befreien möchte ohne zu ahnen, was er damit für eine Kettenreaktion auslöst.
Als ich das Gespräch beendet hatte, begriff ich, dass Freundlichkeit manchmal mehr wehtut, als körperlich misshandelt zu werden.
Motorradclubs haben ganz eigene Regeln, die nicht mit denen der regulären Welt harmonieren. Zusammenhalt und Vertrauen sind wichtige Aspekte, da jeder für den anderen einsteht und sie einander unterstützen. Sie sind ein Stamm, leben und sterben zusammen. Viele, die dieses System nicht verstehen, sehen nicht, wie viel Verpflichtung dahinter steckt. Sie sind einem stetigen Kampf ausgeliefert, bei dem sie darauf vertrauen müssen, dass ihre Brüder eher sterben würden, als einen von ihnen im Stich zu lassen. Zeit zu verschnaufen oder das erlebte zu verarbeiten haben sie dabei jedoch kaum, müssen ihren Tätigkeiten nachgehen, als wäre gar nichts vorgefallen und sich bereit machen, neue Angriffe abzuwehren.
Ich wusste selbst, dass anständige Leute manchmal verdammt dumme Dinge anstellen konnten.
Bei Horse hatte ich oftmals das Gefühl, als vereinen sich zwei Persönlichkeiten in ihm. Einerseits ist er der kühle und gefasste Biker, der Befehle schnauzt und dann wieder tritt eine süße, verführerische Seite an ihm zum Vorschein. Den Wechsel vollzieht er teilweise so rasant, dass man schlecht einschätzen kann, welchem Horse man letztendlich gegenübersteht.
Ich konnte seine Welt nicht wieder in Ordnung bringen. [...] und ich konnte nichts ändern, was am anderen Ende der Welt schief lief. Aber ich konnte ihn all das für eine kleine Weile vergessen lassen, und in dieser Hinsicht würde ich keine halben Sachen machen.
Das Horse viel an Marie liegt merkt man ihm trotz seiner ruppigen Art an, denn er weiß, dass er sie nur beschützen kann, wenn er ehrlich zu ihr ist und sie weiß, welche Gefahren ihr drohen und woher diese rühren. Dass er sie bezüglich ihres Bruders im Unklaren lässt, werte ich daher weniger als eine Lüge bzw. verheimlichen, da es etwas ist, dass sie wahrscheinlich zu einer Kurzschlussreaktion treiben würde, da sich Jeff in etwas rein geritten hat, in dem auch Horse keine Möglichkeit mehr hat einzugreifen und das Geschehen in bessere Bahnen zu lenken.
Charaktere:
Marie ist neugierig und trägt ihr Herz auf der Zunge. Zwei Eigenschaften, die ihr schon ihr ganzes Leben lang ärger einbringen und ihren Selbsterhaltungstrieb im Keim ersticken. Um ihren Bruder zu retten, lässt sie sich auf ein unanständiges Angebot ein, doch schon bald muss sie merken, dass das Leben an der Seite eines Bikers gar nicht so schlecht ist, wär da nicht ihr Bruder, der sie von einer Gefahr in die nächste bringt.
Für Horse steht der Club an erster Stelle, doch mit Marie, die ihn mit ihrer streitlustigen und zickigen Art immer wieder vollkommen aus dem Konzept bringt, verlagern sich seine Prioritäten ein Stück weit und er versucht sowohl seinen Wünschen nachzukommen, als auch dem Club gerecht zu bleiben. Gar nicht so leicht, wenn der Bruder der anversierten Frau, auf der Abschussliste der Reapers steht und er ihr den Verlust nicht zumuten möchte. Für Vergehen muss der Club mit Blut bezahlt werden, wird Horse einen Weg finden beiden Parteien gerecht zu werden?
Schreibstil:
Joanna Wylde verleiht ihren Charakteren allein durch ihre Straßennamen eine tiefere Persönlichkeit, die in einer Eigenschaft oder einem prägsamen Ereignis begründet liegen.
Brutal und gefährlich ist die Welt der Biker, doch der Zusammenhalt und die Loyalität werden hier groß geschrieben. Die Club-Mitglieder stärken einander den Rücken und sehen über Fehler der Vergangenheit hinweg. Die Entscheidung eines Reapers wird nicht angezweifelt, sofern er vorher seinen Einsatz gezeigt und damit bewiesen hat, dass man ihm Vertrauen entgegenbringen kann.
Der Schlagabtausch von Marie und Horse setzt das Spannungslevel auf eine ganz andere Ebene. Den Biker bringt es zur Weißglut, wenn Marie ihm Widerworte gibt, rumzickt und es zu einem Streit kommt, doch gleichzeitig aktiviert dies seinen Jagdtrieb und intensiviert seine Begierde um ein vielfaches.
Zur Befriedigung der männlichen Bedürfnisse haben die ungebundenen Reapers die sogenannten "Süßärsche" die nicht wählerisch sind und immer parat stehen. Die Autorin vollzieht bei diesen allerdings eine Wandlung, die die anfängliche Abneigung ihnen gegenüber umschlagen lässt. Natürlich muss man es nicht gut heißen, dass sie für jeden die Beine breit machen, aber wenn es zu Konflikten kommt, bei denen man auf Hilfe angewiesen ist, stehen viele sofort parat und enthüllen einen tollen Charakter den man, wie Marie, ansonsten gar nicht entdeckt hätte, da man ihnen aufgrund ihrer Tätigkeit gleich einen Stempel aufdrückt und sie meidet.
Eindrucksvolle Protagonisten mit ebenso beeindruckenden Nebencharakteren. Jede Seite ist durchzogen von Spannung, sei es durch drohende Gefahren, erotisches Knistern oder eine geladene Atmosphäre zwischen einer eigenwilligen Frau und einem dominanten Mann.