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Veröffentlicht am 23.03.2021

Schwieriger Start in der Fremde

Die irischen Schwestern
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Denn das sind die Vereinigten Staaten von Amerika für Catriona und ihre kleine Schwestern Nora, die gerade erst aus der irischen Grafschaft Antrim eingereist sind, auf der Suche nach ihrem Bruder. Der ...

Denn das sind die Vereinigten Staaten von Amerika für Catriona und ihre kleine Schwestern Nora, die gerade erst aus der irischen Grafschaft Antrim eingereist sind, auf der Suche nach ihrem Bruder. Der hatte ihnen einen ganzen Batzen Geld geschickt, dazu Hoffnung gemacht auf ein neues Leben ohne Armut und den ständig betrunkenen Vater, der genau wie die übrigen Familienmitglieder an einer Seuche verstorben war.

Vor allem Catriona ist klar, dass der Start kein leichter sein wird, doch dass es so schwer wird, das war ihr nicht bewusst.

Wir befinden uns in der Zeit unmittelbar nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre und die Schwestern folgen der Spur ihres Bruders in die Südstaaten, der Kriegsverlierer, in der Hoffnung, ein Erbe antreten zu können. Dort lernen sie Wade kennen, der ziemlich geheimnisvoll tut. Und bald schon wird deutlich, dass er nicht das ist, was er zu sein scheint....

Ist er eine weitere Bedrohung für die Schwestern in der Neuen Welt? Und was ist mit dem Bruder?

Ein spannendes Buch, in das ich aufgrund der etwas umständlichen Schreibweise nur langsam hineinfand. Aber dann habe ich Blut geleckt, denn Tamera Alexander präsentiert den "American Way of Life" sehr offen, und alles andere als spießig. Die Einbindung der historischen Fakten in den Handlungsverlauf ist ausgesprochen gelungen und irgendwann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Etwas für Freunde historischer Romane mit Anspruch! Ich jedenfalls habe diesen Ausflug in die Südstaaten sehr genossen!

Veröffentlicht am 14.03.2021

Links und vor allem rechts

Die Stunde der Wut
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Damit sind die politischen Positionen der Charaktere in diesem Krimi gemeint. Denn Melia Adan, Kriminalrätin, nachdem ihre Karriere beim Verfassungsschutz durch das Aufdecken eines rechten Netzwerks, ...

Damit sind die politischen Positionen der Charaktere in diesem Krimi gemeint. Denn Melia Adan, Kriminalrätin, nachdem ihre Karriere beim Verfassungsschutz durch das Aufdecken eines rechten Netzwerks, in das auch Kollegen involviert waren, ein jähes Ende nahm, hat es auch hier wieder mit rechter Gesinnung zu tun. Obwohl es zunächst eigentlich um die Ermordung eines jungen Mädchens geht und um die mögliche Einbindung ihrer Familie in krumme Geschäfte geht. Doch mehr und mehr kommen hier einmal mehr rechtsradikale Machenschaften ins Spiel und wieder muss Melia feststellen, dass der Polizeiapparat ebenfalls beste Kontakte nach Rechts unterhält.

Es ist ein Fass ohne Boden - denn alles hängt miteinander zusammen, es gibt sogar eine mögliche Spur zum Verschwinden und der wahrscheinlichen Ermordung von Melias Kollegin beim Verfassungsschutz.

Ja. Autor Horst Eckert schaut sich das Rechtssystem in Deutschland ganz genau an und sonderlich gut kommt es dabei nicht weg. Im Gegenteil, indem der Autor den Finger in eine Wunde nach der anderen legt, wird deutlich, wie nah an der Wahrheit das alles eigentlich ist und wie vieles davon - vor allem im Rahmen des rechten Terrors von staatlichen Verwaltungsstrukturen gedeckt wird.

Teilweise ging es mir etwas zu extrem zu - es gibt (fast) nur rechts oder links und Leute, die diese Strömungen manipulieren, vor allem die Rechte. Ab gesehen von dieser aus meiner Sicht etwas zu überzogenen Schwarz-Weiß-Malerei jedoch ein durchaus mitreißender Thriller, in dem es nicht nur um Politik geht.

Veröffentlicht am 04.03.2021

Opulent wie die Gemälde der niederländischen Renaissance

Otmars Söhne
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Nach "Bonita Avenue", 2010 im niederländischen Original und 2013 auf Deutsch erschienen, folgte mit gebührendem Abstand 2019 (2021 dann auf Deutsch) "Otmars Söhne", das als Trilogie geplant ist. ...

Nach "Bonita Avenue", 2010 im niederländischen Original und 2013 auf Deutsch erschienen, folgte mit gebührendem Abstand 2019 (2021 dann auf Deutsch) "Otmars Söhne", das als Trilogie geplant ist. Bei einer solchen Ausführlichkeit wie der Buwaldas ist der zeitliche Abstand nachvollziehbar, sind doch beide Werke von komplexer Struktur und umfassen über 600 Seiten.

Konnte "Bonita Avenue" mich von Beginn an bedingungslos begeistern, musste ich mich an "Otmars Söhne" zunächst herantasten. Denn es schlägt seinen Vorgänger in Bezug auf Komplexität, Opulenz und Verwendung literarischer Kniffe und Feinsinnigkeiten noch um Längen.

Es geht um Ludwig Smit, aber die Vergangenheit spielt wieder und wieder mit ein, nein, eigentlich dominiert sie das Geschehen auf eine fast manische Art und Weise. Fast? Nein, sie tut es wirklich.

Denn Ludwig hat zwei Väter und zwei Geschwister - Stiefgeschwister, es sind eigentlich Otmars Kinder. Denn Otmar ist der Stiefvater und damit derjenige der in Ludwigs Leben eine deutlich dominantere Rolle spielt.

Ein ganzes Heer an Personal wird hier aufgeboten und es ist schwierig, damit nicht durcheinander zu geraten, aber es lohnt sich durchaus.

An Opulenz ähnelt dieser "Schinken" den Gemälden der niederländischen Renaissance, einem Breughel zum Beispiel, auf dem man bei jeder Betrachtung unzählige neue Details entdeckt. So erging es mir bei der Lektüre dieses Buches - ich habe immer mal zurückgeblättert und neu gelesen und neue Aspekte taten sich mir auf. Ein ungeheuer eindringlicher, aber auch fordernder und gelegentlich etwas anstrengender Roman!

Veröffentlicht am 28.02.2021

Eine Frau, die ihrer Zeit voraus war

Die Frau von Montparnasse
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Das war Simone de Beauvoir! Dieser Roman beleuchtet ihr Leben und - wie könnte es anders sein - ihre Beziehung zu Sartre. Eine ungewöhnliche Frau war sie, in vielen Aspekten ihrer Zeit weit voraus. Und ...

Das war Simone de Beauvoir! Dieser Roman beleuchtet ihr Leben und - wie könnte es anders sein - ihre Beziehung zu Sartre. Eine ungewöhnliche Frau war sie, in vielen Aspekten ihrer Zeit weit voraus. Und klug wie keine andere, was den jungen Sartre schnell faszinierte.

Er wollte sie, aber er wollte auch andere: in diesem Roman kam es für mich so rüber, als ob sie sich zunächst seinen Bedürfnissen beugte, sich dann jedoch selbst einfand in dieser Art zu leben - wenn auch mit Einschränkungen.

Denn Sartre nahm sich, was er brauchte - Simone hingegen gab und nahm. In genau der Reihenfolge.

Dem Leser offenbaren sich neue Aspekte der berühmten Denkerin -wir lernen sie als wanderfreudigen Naturmenschen kennen. Große Strecken legte sie zurück, war oftmals wochenlang unterwegs - die Bewegung in der Natur scheint eine Art Lebenselexir für sie gewesen zu sein.

Ebenso wie auf der anderen Seite die Stadt Paris mit ihren Cafés und vor allem Hotels - viele Jahre lebte Simone in Hotelzimmern in ihrer Heimatstadt und richtete sich erst in der zweiten Lebenshälfte eine eigene Wohnung ein.

Eine Frau, die am Puls der Zeit lebte - auch das war Simone de Beauvoir. Sie kannte alle wichtigen Leute ihrer Zeit in Frankreich, einige davon prägte sie. Und sie gestaltete sich ihre eigene Familie - unkonventionell wie (fast) alles in ihrem Leben.

Ja, in allem konnte Simone nicht, wie sie wollte, dafür war sie zu früh geboren worden - noch waren die Pforten des Lebens in zahlreichen Bereichen noch nicht für Frauen geöffnet. Frauenrechte - das war eines ihrer Lebensthemen.

Die Autorin Caroline Bernard hat eine fesselnde Romanbiographie geschaffen, in der mir lediglich die Darstellung der Geisteswelt Beauvoirs zu kurz kommt. Und Simones Pariser Viertel Montparnasse, das sogar im Titel vorkommt, bleibt ein bisschen farblos. Ingesamt jedoch kann ich diesen Roman allen empfehlen, die Simone de Beauvoir etwas besser kennenlernen möchten.

Veröffentlicht am 19.02.2021

Ganz normal!

Die Einwilligung
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Als ganz normal empfanden das Umfeld der erst 13jährigen V., wie sich Vanessa Springora in ihrem bitteren Tatsachenbericht selbst nennt, ihre Beziehung mit dem fast 30 Jahre älteren G.M., der volle Name ...

Als ganz normal empfanden das Umfeld der erst 13jährigen V., wie sich Vanessa Springora in ihrem bitteren Tatsachenbericht selbst nennt, ihre Beziehung mit dem fast 30 Jahre älteren G.M., der volle Name ist schnell gegoogelt. Ihre eigene Mutter erlaubte ihr, in den jungen Jahren mit dem Mann zusammenzuleben, obwohl sie sich doch denken konnte, was dort stattfand. Und nicht nur sie, es wurden von den berühmtesten der Berühmten der französischen Kulturszene Petitionen unterschrieben, die derartige Verbindungen befürworteten.

Und G.M. schrieb völlig offen darüber, jahrelang! Und obwohl man inzwischen in Frankreich etwas anders auf die Dinge blickt, ist er bis heute nicht strafrechtlich verurteilt worden. Und in den 70er und 80er Jahren wurde er zu diversen Fernsehshows eingeladen, in denen seine "Neigung" durchaus wohlwollend diskutiert wurde.

Kein Wunder, dass V. ihre Beziehung - man konnte sie durchaus als eine feste bezeichnen - jahrelang selbst als vollkommen normal empfand, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welche Rolle sie selbst darin einnahm: definitiv keine gleichberechtigte, zumal G.M. durchaus noch was nebenher am Laufen hatte.

Das er sie ihrer Jugend beraubte, das ist ihr erst Jahre später klar geworden. Wobei das nur eine seiner Untaten war. Sie berichtet fast lakonisch darüber, wenn es auch gelegentlich aus ihr herausbricht. Ich konnte stellenweise kaum weiterlesen, fühlte mich ebenso ohnmächtig wie dankbar, dass meine Eltern das alles gottseidank schon damal ganz anders gesehen haben. Schwere und wichtige Kost - und alles andere als normal!