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Veröffentlicht am 04.04.2021

Eine Reise voller Überraschungen

Reise mit zwei Unbekannten
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Maxine und Alex könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie ist eine junggebliebene 95-Jährige, die das Leben bereits in vollen Zügen genossen hat und ihm nun ein Ende zu setzen, bevor es mit ihrer Gesundheit ...

Maxine und Alex könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie ist eine junggebliebene 95-Jährige, die das Leben bereits in vollen Zügen genossen hat und ihm nun ein Ende zu setzen, bevor es mit ihrer Gesundheit bergab geht. Er ist Mitte 20, leidet an Depressionen und erhofft sich nicht mehr viel von seinem Leben. Ein Zufall will es, dass die beiden sich über eine Mitfahrer-Agentur finden und gemeinsam in Alex' Twingo den Weg nach Brüssel antreten, und nach anfänglichen Vorurteilen und Missverständnissen beginnt sich eine wahre Freundschaft zwischen ihnen zu entwickeln. Unpraktisch nur, dass Maxine zuvor niemanden offiziell von ihren Absichten in Kenntnis gesetzt hat und es nun für alle anderen so aussieht, als sei sie von Alex aus dem Altenheim entführt worden...

Der Einstieg ins Buch ist sehr humorvoll - denn weil sie jeweils mit jemand vollkommen anderem rechnen, verpassen sich die beiden Protagonisten ersteinmal fast. Nach anfänglichem Zögern - aufgrund seines übermüdet und etwas heruntergekommen wirkenden Erscheinungsbildes hält sie Alex nun icht mehr für eine junge Frau, sondern einen Drogensüchtigen - beschließt Maxine dennoch, in den Twingo einzusteigen und die Fahrtzeit darauf zu verwenden, Alex wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Es dauert eine Weile, bis sie einsieht, dass sie mit ihrer Vermutung nicht ganz richtig, aber auch nicht vollkommen falsch liegt - Alex braucht durchaus ein wenig Hilfe, um sein Leben wieder in die richtige Spur zu lenken.

Der lockere, humorvolle Schreibstil wird das ganze Buch hindurch aufrechterhalten und immer wieder von ernsteren, leider aber meist etwas zu pathetisch und dadurch irgendwie zitiert wirkenden Weisheiten und Ratschlägen Maxines untermalt. Diesen teilweise konstruiert wirkenden Passagen mit durchaus tiefgründigem Kern stehen einige sehr überspitzt dargstellte Momente und Szenen gegenüber, die durch ihre Komik schon wieder unglaubwürdig erscheinen; allein das undurchdachte Vorgehen der Polizei, die über einen Tag lang vollkommen erfolglos versucht, die Spur der vermeintlich als Geisel genommenen älteren Dame aufzunehmen, und die all ihre Fortschritte sofort in Rundfunk und Fernsehen kundtut, kann nur als dilettantisch bezeichnet werden. Die Ermittlungsarbeiten als solche stehen zwar nicht im Fokus des Romans, tragen aber doch wesentlich dazu bei, dass das ganze in ihm geschilderte Ereignis Einiges an Überzeugungskraft verliert und dem Roman einen überspannt und wenig glaubhaft wirkenden Charakter verleiht. Stattdessen wird mehr auf Situatinskomik gesetzt, was ja auch vollkommen in Ordnung ist, mich in diesem Fall aber nicht ganz zufriedengestellt hat. Ich hätte mir neben der Komik noch einen tiefergehenden Blick auf die "dunkle" Seite und Alex' Depressionen gewünscht.

Insgesamt ein kurzweiliger Roman, der zweifellos unterhalten kann, dem es aber für meinen Geschmack eine Spur zu sehr an Ernstahftigkeit mangelt.

Veröffentlicht am 24.03.2021

Ein Leben im Exil

In einer Nacht ein ganzes Leben
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Nachdem soeben ihre Großmutter verstorben ist, findet eine junge Frau in der Kommode, die schon seit ihrer Kindheit große Faszination auf sie ausgeübt hat, mehrere von der Großmutter an sie verfasste Briefe. ...

Nachdem soeben ihre Großmutter verstorben ist, findet eine junge Frau in der Kommode, die schon seit ihrer Kindheit große Faszination auf sie ausgeübt hat, mehrere von der Großmutter an sie verfasste Briefe. Darin berichtet Rita von ihrer Kindheit, die von der Flucht vor der Diktatur Francos nach Narbonne in Südfrankreich geprägt ist. Dort wächst sie mit ihren Schwestern in einem Haus voller Flüchtlinge im Exil auf. In der Teenagerzeit findet sie ihre große Liebe, die jedoch ein tragisches Ende nimmt.

Das Buch lässt sich leicht lesen, bietet gleichzeitig jedoch auch einen Einblick in den harten Alltag derer, die sich zu jener Zeit ein neues Leben in einem fremden Land aufbauen mussten. Die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit einerseits und dem Bestreben, an der Heimat festzuhalten andererseits macht viele Menschen rastlos. Diese innere Zerissenheit spürt auch Rita; während sie in jungen Jahren alles daran setzt, dass man ihr ihre Herkunft nicht anmerkt, spürt sie mit der Zeit immer mehr, was ihr dabei verlorengeht.

Zwischenzeitlich hat der Roman ein paar Längen und driftet mir etwas zu sehr ins Belanglose ab, davon abgesehen bietet er aber eine schöne und angenehm zu lesende Unterhaltung für zwischendurch.

Veröffentlicht am 04.03.2021

Insgesamt gut mit gemütlichem Anfang

Touch of Ink, Band 1: Die Sage der Wandler (Fesselnde Gestaltwandler-Romantasy)
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Quinn zieht für ihr Studium nach Nanaimoo, da sie immer öfter mit plötzlichen Aussetzern zu kämpfen hat. Dabei sieht sie Bilder von einem Wald, durch den sie sich sehr schnell zu bewegen scheint. Um die ...

Quinn zieht für ihr Studium nach Nanaimoo, da sie immer öfter mit plötzlichen Aussetzern zu kämpfen hat. Dabei sieht sie Bilder von einem Wald, durch den sie sich sehr schnell zu bewegen scheint. Um die Häufigkeit dieser Attacken wieder zu verringern, ist also dringend ein Tapetenwechsel angesagt, und so zieht Quinn voller Hoffnung und Vorfreude auf das anstehende Studium zu ihrer Schwester. Sie findet eine Freundin an der Uni und dann ist da auch noch Nathan, für den sie Gefühle zu entwickeln beginnt. Doch bald schon muss Quinn erkennen, dass ihr die neue Umgebung keinerlei Besserung verschafft, im Gegenteil. Als dann plötzlich ihre Freundin Maya und einige weitere Personen verschwinden, wird Quinn immer tiefer in eine geheimnisvolle, verborgene Welt hineingezogen...

Ich stand dem Buch etwas skeptisch gegenüber und anfangs sah es auch lange sehr danach aus, als würde sich die Geschichte einfach bloß wie eines der üblichen New-Adult-Bücher entwickeln: Neuanfang in einer fremden Umgebung nach problematischer Vergangenheit, die große Liebe zu einem geheinisvollen Typen, ein paar Probleme und am Ende alles gut.

Das Buch nimmt dann auch nur recht lansam an Fahrt auf, wenn auch die Protagonisten gleich von Anfang an sympathisch sind. Es lässt sich dennoch flüssig lesen und so lässt man die anfänglichen Längen recht schnell hinter sich, bis es dann etwas interessanter wird, als Quinn langsam die Tragweite der Umstände bewusst werden und als man als Leser langsam in die Welt Nathans und der Wandler eingeführt wird.

Wirklich überzeugen konnte mich das Buch insgesamt dennoch nicht vollständig, weil ich erst auf den letzten hundert Seiten die ersehnte Spannung gefunden habe. Es war eine nette Lektüre, viel mehr aber eigentlich auch nicht. Vielleicht kommt die Geschichte in Band 2 schneller in Fahrt, jetzt, wo man als Leser alle Grundbegriffe und Umstände kennt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2021

Mosaik der Wünsche

Der Zirkus von Girifalco
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Es ist Sommer im italienischen Dorf Girifalco. Die Dorfbewohner erwarten bereits sehnsüchtig die anstehenden Feiertage zu Ehren des Heiligen San Rocco, als ein verirrter Zirkus auf dem Feld in der Nähe ...

Es ist Sommer im italienischen Dorf Girifalco. Die Dorfbewohner erwarten bereits sehnsüchtig die anstehenden Feiertage zu Ehren des Heiligen San Rocco, als ein verirrter Zirkus auf dem Feld in der Nähe Halt macht und innerhalb weniger Tage das Leben zahlreicher Bewohner grundlegend verändert.

Der Roman ist nicht auf die herkömmliche Weise aus der Sicht eines oder weniger Protagonisten geshrieben, sondern lässt sich vielmehr als eine Art Mosaik aus den Leben vieler einzelner Menschen verstehen, in dessen Mittelpunkt derZirkus steht. Da wäre zum Beispiel Archidemu, dessen Bruder vor vielen Jahren verschwunden ist und der sich seitdem viele Gedanken zum Universum und zum Leben macht; Angeliaddu, der von allen ausgegrenzt wird, da er "gezeichnet" ist und somit ja nur eine Inkarnation des Bösen sein kann; oder Cuncettina, die einfach nicht schwanger werden kann und deren ganzes Leben von dieser Enttäuschung bestimmt wird. Wechselseitig wird die Geschichte nun aus Sicht all dieser Personen erzählt. Mit der Ankunft des Zirkus kommt auch die Hoffnung ins Dorf, und man hofft inständig auf die verschiedensten Wunder.

Ich habe den Roman gerne gelesen, phasenweise war er jedoch recht langatmig. Nicht alle Figuren waren mir sympathisch, die Geschichte mancher wurde mir auf Dauer zu anstrengend und andere habe ich dafür erst mit der Zeit zu schätzen gelernt. Gerade in der ersten Hälfte des Buches hat mir etwas der rote Faden gefehlt, dort waren die Schicksale ein wenig zu lose nebeneinandergestellt und es dauert eine Weile, bis man einen Überblick erhält und das Gefühl bekommt, dass die Geschichte sich entwickelt und in Schwung kommt.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen und auch der Flair des kleinen italienischen Dörfchens mit seinen teils sehr skurrilen Einwohnern wurde gut eingefangen; man konnte sich - wie die Zirkusfamilie - als "Fremder" gut in diese Kulisse einfühlen, in dieses Puzzle aus Menschen, die einen Einblick sowohl in ihr ganz alltägliches Leben als auch in ihre tiefsten, intimsten Wünsche erlauben. Fast spürt man beim Lesen selbst die aufgeregte, erwartungsvolle Sehnsucht, die sich beim Anblick der Zirkuszelte unter den Dorfbewohnern ausbreitet, die Freude auf die abendlichen Vorstellungen, die längst vergessen Geglaubtes in Erinnerung rufen und schon lange Aufgegebenes plötzlich möglich zu machen scheinen.

Melancholisch und mit seiner poetischen Sprache entführt "Der Zirkus von Girifalco" den Leser nicht nur in ein kleines, kalabrisches Dörfchen, sondern auch in eine Welt voller Magie und Vertrauen ins Leben. Mir hat diese Reise gut gefallen, ich hätte aber einige Längen gerne gestrichen und mir weniger häufige Perspektivwechsel gewünscht.

Veröffentlicht am 20.02.2021

Die kanadische Nacht ist lang

Die kanadische Nacht
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Als er den Anruf erhält, dass sein Vater im Sterben liegt, macht sich der Sohn auf den Weg nach Kanada, wo der Vater seit langer Zeit im selbstgewählten Exil lebt. Jahrzehntelang hatten sie über gelegentliche ...

Als er den Anruf erhält, dass sein Vater im Sterben liegt, macht sich der Sohn auf den Weg nach Kanada, wo der Vater seit langer Zeit im selbstgewählten Exil lebt. Jahrzehntelang hatten sie über gelegentliche Emails hinaus keinerlei Kontakt, und so haben sie sich mit der Zeit auseinandergelebt. Während der mehrstündugen Autofahrt vom Flughafen aus bis zum Krankenhaus denkt der Sohn zurück an sein Leben und an das seines Vaters, aber auch an das eines Dichters und einer Malerin, über die er kürzlich ein Buch verfasst hat. Dieses wird nun jedoch wahrscheinlich nicht veröffentlicht, und so erscheint die Arbeit der letzen zwei Jahre vergeblich.

Ich hatte meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Es enthält zweifellos viele interessante Gedanken zu Themen wie Leben und Tod, die oft auch schön ausgeführt werden. Insbesondere Hölderlin hat es dem Autor wohl angetan, ich habe bald aufgehört mitzuzählen, wie oft Vergleiche zum Leben dieses Dichters gezogen werden, wie oft er zitiert oder auf seine Werke und seine Philosophie angespielt wird. Beinahe war mir das schon etwas zu viel, aber es bietet auf jeden Fall auch einen schönen Wiedererkennungseffekt, falls man sich schonmal mit Hölderlin beschäftigt hat.

Insbesondere die erste Hälfte des Buches hat sich für mich phasenweise extrem in die Länge gezogen und ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass noch etwas geschieht. Aber ein Großteil des Buches beschäftigt sich tatsächlich lediglich mit Rückblicken auf die Leben der drei Männer. Das des Vaters fand ich dabei noch am interessantesten; warum die Lebensgeschichte des Dichters, von dem das Buch des Sohnes handelt, nacherzählt wurde, hat sich mir nicht gänzlich erschlossen. In der zweiten Hälfte des Buches wurde es dann etwas besser, die Fahrt des Sohnes, die Reise zu seinem sterbenden Vater und auch zu sich selbst neigt sich dem Ende zu.

Fazit: Ich schätze die philosophischen Überlegungen, die der Sohn anstellt, während er durch die kanadische Nacht reist. Mir hatte das Buch aber zu viele Längen und ich hatte mir irgendwie mehr erhofft.