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Veröffentlicht am 10.07.2021

Ein schönes Pferdebuch für Erwachsene

Pferdemähnen und Apfeltorten
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Als den drei Freundinnen Ricca, Karla und Nike ihre Wohnung gekündigt wird sind sie erstmal schockiert. In Kiel ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Doch dann bietet sich den dreien außerhalb eine großartige ...

Als den drei Freundinnen Ricca, Karla und Nike ihre Wohnung gekündigt wird sind sie erstmal schockiert. In Kiel ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Doch dann bietet sich den dreien außerhalb eine großartige Chance: Mit dem gemütlichen Appelhof, der für sie schon immer eine Zuflucht war, erfüllen sie sich einen Traum, von dem sie gar nicht wussten, dass sie ihn hatten. Zwar liegt der Hof etwas abgelegen und er ist auch renovierungsbedürftig, aber das kann die jungen Frauen nicht bremsen. Einsamkeit kommt nicht auf, mit ihren Pferden sind sie überglücklich – doch dann droht ihnen Neid und Gier einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Ich liebe Pferdebücher und so konnte ich auch dieser Geschichte nicht widerstehen. Schön geschrieben, sehr sympathische Charaktere und ein warmherziger Plot machen dieses Buch zu einem schönen Leseerlebnis. Leider fand ich die Charaktere nicht ganz ausbalanciert. Von Ricca und Karla erfährt man relativ wenig. Sie scheinen ständig an einem vorbeizulaufen. Nike ist weiter ausgearbeitet und da aus ihrer Perspektive erzählt wird natürlich auch komplexer. Allerdings fehlte mir bei ihr etwas Pepp. Schon auf den ersten Seiten erfährt man, dass sie mit ihrem Studium nicht ganz glücklich ist – mehr als eine Randnotiz, die immer mal wieder auftaucht ist es allerdings nicht. Es gibt keine Gedanken darüber, wohin es gehen soll und selbst für eine Vogel-Strauß-Taktik war es mir etwas zu wenig. Ihre Beziehung zu Tjark war mir auch etwas zu steif und viel zu stagnierend aufgebaut. Ich habe nichts gegen eine sich langsam entwickelnde Beziehung, aber im Prinzip passiert hier lange nicht viel mehr als das man noch mal erfährt, dass Nike sich in ihn verliebt hat. Dann wird wieder in banales abgeschweift und seien es Dates, die unmotiviert inhaltsleer rüberkommen.

Interessant fand ich vor allem Nathalie, eine Nebenfigur, die gerne mit den drei Protagonistinnen befreundet wäre. Auch wenn dieser Charakter eigentlich negative Züge einer langweiligen Schwaflerin und etwas überkandidelten Pferdetussi tragen sollte, kam das in ihrer Ausarbeitung nicht rüber. Sie wird zwar auf Textebene so beschrieben, doch scheint sich der Charakter von der ihm zugedachten Rolle distanziert zu haben. Man sollte meinen, dass sei negativ, aber abgesehen davon, dass einen die zum Teil sehr harsche Ablehnung der drei Freundinnen etwas befremdet, ist Nathalie die lebendigste und sympathischste Figur des gesamten Buches. Hilfsbereit, freundlich, fröhlich, immer da, wenn Not am Mann ist und jederzeit bereit den dreien unter die Arme zu greifen, sind ihre Auftritte mein persönliches Highlight gewesen und machten sie zu meiner Lieblingsfigur.

Fazit: Ein schönes Pferdebuch für Erwachsene mit ein paar Schwächen in der Charaktergestaltung. Eine lesenswerte Geschichte mit viel Potential.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Mehr Mut sich von der Vorlage zu lösen

Skorpion und Klapperschlange
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Als Old Shatterhand und Winnetou dem völlig unbedarften Jeff Robinson begegnen, der auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders ist, ist ihnen schnell klar, dass der junge Mann ohne ihre Begleitung im ...

Als Old Shatterhand und Winnetou dem völlig unbedarften Jeff Robinson begegnen, der auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders ist, ist ihnen schnell klar, dass der junge Mann ohne ihre Begleitung im Wilden Westen scheitern wird. Ihr Weg führt sie nach Fort Worth, gerade als dort die Nachricht eintrifft, dass die Postkutsche mit der Tochter des Majors im Llano Estacado von Indianern überfallen wurde. Die beiden Westmänner brechen sofort zu einer Rettungsmission auf.

Ich kann einfach kaum einem Buch aus dem Karl-May-Verlag widerstehen und so musste ich natürlich auch zu diesem hier greifen. Vollmundig wird hier ein neues Karl May-Abenteuer versprochen mit all den Helden, die man aus dem großen Werk kennt von Winnetou und Old Shatterhand bis zu Bloody Fox und dem Missouri-Blenter. Schade ist, dass sich das Buch ein bisschen liest wie eine abgehakte Strichliste. Als hätte jemand dem dem Autor eine To-Do-List gegeben, auf der all das steht, was unbedingt im Roman auftauchen muss, von Charakteren bis zu Schreibelementen. So wirkt das ganze etwas unmotiviert. Jeff Robinson bleibt blass und bestenfalls albern, ein Siedlertreck, der nur für eine etwas gezwungene Liebesgeschichte vorhanden ist und Bloody Fox ist nur dabei, weil es im Llano Estacado spielt – im Übrigen so wenig präsent, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, wenn er nicht dabei gewesen wäre.

Am Schlimmsten fand ich die Imitation von Karl Mays Sachinformationen. Während diese Abschnitte bei May zugegebenermaßen durchaus ausufernd sein können, bleiben sie doch meist eng an die erzählte Geschichte, ihre Motivation und Botschaft gebunden. Hier wirkt Old Shatterhand wie ein debiler Schwätzer mit der Aufmerksamkeitsspanne eines 2jährigen im Süßigkeitenladen. Dass Winnetou außerdem auf diesen knapp 300 Seiten mehr Dialoganteil hat als in zwei 500 Seiten-Romanen des Originals, lässt auch meine Lieblingsfigur sehr zweidimensional bleiben. Das permanente „Mein Blutsbruder dies und mein Blutsbruder das“ hilft auch nicht. Das liest sich gespreizt und unglaubwürdig.

Ich vergebe 3 ½ Sterne für diesen Abenteuerroman, der bei allen Schwächen eine durchaus solide Grundidee hat, spannend ist mit witzigen Elementen und den Leser auch mitnimmt. Mehr Mut zu einem eigenen Schreibstil hätte diesem Buch gut getan. Neue Geschichten mit den bekannten May-Helden lassen sich auch heute noch erzählen, doch sollte man davon Abstand nehmen wirklich alles am Vorbild auszurichten. Außerdem sollte in 300 Seiten nicht mehr untergebracht werden als sie auch fassen können. So wirken die beiden Trapper, die noch auftauchen ziemlich deplatziert. Sie haben mit keinem Element des Abenteuers zu tun und sind keinerlei Bereicherung. Wirklich schade, dass so viel Potential verschenkt wurde.

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Veröffentlicht am 28.07.2019

Ein schwacher Poirot-Krimi

Die großen Vier
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Die Welt wird von einem neuen Verbrechersyndikat terrorisiert: Die großen Vier sind für unzählige Diebstähle, Anschläge und Morde verantwortlich. Nur Poirot kann sie aufhalten – oder steht der von sich ...

Die Welt wird von einem neuen Verbrechersyndikat terrorisiert: Die großen Vier sind für unzählige Diebstähle, Anschläge und Morde verantwortlich. Nur Poirot kann sie aufhalten – oder steht der von sich selbst überzeugte Belgier seinem Meister gegenüber? Colonel Hastings tut alles, um seinen Freund zu schützen, doch auch er weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Poirot gegen ein allmächtiges Verbrechersyndikat überzeugte mich nicht. Di Charaktere sind so überzeugend wie immer gezeichnet, aber der Fall, in den sie gesetzt wurden ist zu groß. Sie scheinen ziel- und haltlos darin herumzukollern. Einzelereignisse stoppeln sich zu einer ausufernden Verschwörung zusammen, die ich nur wenig nachvollziehen konnte.

In meinen Augen ist die Geschichte zwar groß aufgebaut mit großartigen Charakteren, aber mir fehlt zu viel. Zu groß für ein Poirot-Konzept. Zu viel Leerraum, den auszufüllen, den Rahmen des Buches wohl auch gesprengt hätte. Der sich immer um-und-umwendende Schluss hat mir dann den Rest gegeben. Der schwächste Poirot, den ich bisher gelesen habe. 3 ½ Sterne, da ich Christies Schreibstil und Charaktere trotz allem mag.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Fünf phantastische, verstörende Kurzgeschichten

Die Tür in der Mauer
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H.G. Wells ist ein Meister darin harmlos beginnende Kurzgeschichten zu einem verstörenden Erlebnis werden zu lassen. Mit der Titelgeschichte „Die Tür in der Mauer“ wird diese Sammlung vergleichsweise beschaulich ...

H.G. Wells ist ein Meister darin harmlos beginnende Kurzgeschichten zu einem verstörenden Erlebnis werden zu lassen. Mit der Titelgeschichte „Die Tür in der Mauer“ wird diese Sammlung vergleichsweise beschaulich eröffnet. „Plattners Geschichte“ ist skurril, fast witzig. „Das Kristall-Ei“ beschränkt sich darauf merkwürdig zu sein. Mit „Die Geschichte des verstorbenen Mr. Elvesham“ und „Der Zauberladen“ zieht Wells dann aber alle Register. Sie beginnen harmlos, fast witzig und entwickeln sich dann rasch zu einer unheimlichen, verstörenden Erzählungen, die sich tief einprägen.

Mit dem Schreibstil von Wells werde ich nicht richtig warm. Er ist mir zu trocken. Aber seine Art unterschwellig Angst zu erzeugen, eine unheimliche Atmosphäre aufzubauen ohne greifbare Beweise dafür fasziniert mich. Dabei kann er seine Geschichte humorvoll auflösen, wissenschaftlich oder auch einfach gar nicht, sodass das Grauen beim Leser nachklingt noch lange nachdem er das Buch geschlossen hat.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Vampirjäger

6th Bullet
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Futo hat es in der Schule nicht leicht. Der Musterschüler Kama gilt als sein bester Freund, doch tatsächlich wird Futo von ihm gnadenlos gemobbt und zusammengeschlagen. Auf der Suche nach Hilfe trifft ...

Futo hat es in der Schule nicht leicht. Der Musterschüler Kama gilt als sein bester Freund, doch tatsächlich wird Futo von ihm gnadenlos gemobbt und zusammengeschlagen. Auf der Suche nach Hilfe trifft er in einem Trödelladen auf ein mysteriöses Mädchen, das ihn für die Sondereinsatztruppe ammonymous anwirbt. Sie sind Jäger, die die Menschheit vor dem außerirdischen Organismus VAMPIR schützen wollen, der sich in den Körpern einnistet und die Infizierten zu unvorstellbar grausamen Taten treibt.
Eine sehr interessante, originelle Idee zum althergebrachten Vampirmotiv. Bei aller Brutalität hat die Geschichte genau die richtige Mischung aus Witz und Spannung. Die Zeichnungen sind ebenfalls sehr gelungen. Ich bin allerdings kein großer Fan von Panty-Shots und großen Brüsten – da würde ich mehr Story bevorzugen, doch wer zu einer Vampirgeschichte und zu dieser Mangarichtung greift, weiß, worauf er sich einlässt.

Eine weitere Besonderheit dieses Mangas ist, dass es sich um einen Einzelband handelt. Er sollte damit gut in sich abgeschlossen sein, doch fehlt ihm ein Zentrum. Die Kapitel reihen sich aneinander ohne wirklich aufeinander aufzubauen und scheinen nur zur Vorstellung der einzelnen Bullets zu dienen. Am Ende wünscht man sich, dass es weitergehen möge, um endlich ein paar Antworten zu bekommen. Wer sind die Organisationen und was ist ihr Ziel?

Fazit: Eine spannende Geschichte mit genau der richtigen Mischung aus Action, Albernheit und Humor. Immer wieder mit überraschend ernsten Themen durchsetzt wie Mobbing, Eifersucht oder Konkurrenzkampf, sodass der Leser sich stets auf Unerwartetes gefasst machen muss. Für einen Einzelband ist die Konzeption allerdings zu dürftig. Es fehlt ein Zentrum, Charakterentwicklung und ein roter Faden. Man bleibt mit genauso vielen Fragen zurück wie man zu Lektürebeginn hat. Schade.