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Veröffentlicht am 02.05.2021

Ein interessanter Ausflug in die Meeresbiologie

Wenn Haie leuchten
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Wie gut kennen wir die Weltmeere eigentlich? Eines ist allgemein bekannt: Wir stehen bei der Erforschung erst am Anfang und wir wissen jetzt schon, dass das Meer unfassbare Schätze bietet – und wir drauf ...

Wie gut kennen wir die Weltmeere eigentlich? Eines ist allgemein bekannt: Wir stehen bei der Erforschung erst am Anfang und wir wissen jetzt schon, dass das Meer unfassbare Schätze bietet – und wir drauf und dran sind in kürzester Zeit das filigrane und hochkomplexe Ökosystem unwiderruflich zu zerstören, aus Unwissenheit und Gewinnsucht. Julia Schnetzer nimmt den Leser mit auf eine Reise – unter die Meeresoberfläche, aber vor allem zu den vielfältigen Forschungserfolgen der letzten 30 Jahre. Von leuchtenden Haien, in die Tiefen, in denen Licht gar keine Rolle spielt, zu Intelligenztests bei Fischen, die beweisen, dass einige Annahmen zu unserem Gehirn falsch sein müssen bis hin zu erstaunlichen Lebensräumen, die bisher als tot galten.
Julia Schnetzer schafft es dem Leser auf relativ weniger Seiten einen komplexen und auch für Laien verständlichen Überblick über den aktuellen Stand und auch Historie der Meeresforschung zu verschaffen. Sie gibt faszinierende Einblicke in Entdeckungen, Forschungsmethoden und –felder. Sie bleibt immer wissenschaftlich fundiert und gibt mit einem umfassenden Quellenverzeichnis die Möglichkeit jederzeit Themen zu vertiefen. Das Buch macht bewusst, wie wichtig die Meere und die Lebewesen darin für uns Menschen sind. Ein Ökosystem, das nicht nur als Nahrungsquelle Bedeutung für uns hat. Und es wird quälend bewusst wie dicht wir dran sind es für immer zu zerstören.

Ich bin allerdings mit ihrem Schreibstil nicht ganz warm geworden. Er war mir stellenweise zu flapsig; eher auf einen Vortrag ausgerichtet, um die Aufmerksamkeit von Studenten zu halten. Ich hätte mir einen sachlicheren Ton gewünscht. Dann wäre das Thema immer noch spannend und unterhaltsam ausgeführt worden ohne die Seriosität des Buches zu beeinträchtigen

Außerdem fehlten mir farbige Illustrationen. Gerade im Kapitel der leuchtenden Anemonen, gemusterten Haien und der einmaligen Aufnahmen eines strahlendroten Riesenkalmars hätte ich mir das eine oder andere Bild gewünscht. An manchen Stellen wären schon schwarzweiß Fotos toll gewesen. So beschränkt sich die Illustrierung auf vereinzelte – sehr gut gemachte! – Schwarzweißzeichnungen, die trotz ihrer Qualität etwas dürftig wirken.

So bleiben 4 Sterne für ein sehr interessantes Sachbuch, das sich gut lesen lässt und umfassend informiert. Ein toller Einblick in die Welt des Meeres!

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Eine außergewöhnliche Frau

Die Frau von Montparnasse
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Die Heiratsaussichten für Simone sind düster. Ihr Vater hat das Familienvermögen durchgebracht, sie selbst ist viel zu klug, um attraktiv zu sein und weigert sich auch es zu verstecken – gut, dass sie ...

Die Heiratsaussichten für Simone sind düster. Ihr Vater hat das Familienvermögen durchgebracht, sie selbst ist viel zu klug, um attraktiv zu sein und weigert sich auch es zu verstecken – gut, dass sie sowieso vom hergebrachten Rollenmuster nichts hält. Simone de Beauvoir will ihren eigenen Weg gehen, jenseits aller Konventionen. Sie will Schreiben und nach ihrem eigenen Kopf leben. Unverhofft findet sie einen Mann, der sie in ihren Plänen bestärkt, sie liebt wie sie ist und genau wie sie von Konventionen nichts hält: Paul Sartre.

Eine atemberaubende Romanbiografie zu einer bis heute unterschätzten Frau. Simone de Beauvoir wird auch heute noch gerne nur als die Frau an Paul Sartres Seite gesehen. Dieses beeindruckende Buch beschäftigt sich mit Simone als Frau, die mit so viel Stärke ihren eigenen Weg gegangen ist und damit den Weg frei gemacht hat für diejenigen, die nach ihr kamen. Berufstätig, alleinlebend, unverheiratet, mit Liebhabern und Liebhaberinnen liiert – von den goldenen 20ern über den Zweiten Weltkrieg bis in die 50er. Quantensprünge, an denen Simone nicht unbeteiligt war. Paul Sartre war der Fixpunkt in ihrem Leben, wenn auch nicht das Zentrum.

Dieses Buch zeichnet das Porträt einer beeindruckenden Frau. Fasziniert folgt man ihren Spuren, fragt sich, ob sie mit ihrem Leben glücklich war – selbstgewählt, aber nicht unproblematisch. Man bekommt sofort Lust, nach einem ihrer Bücher zu greifen, sobald man dieses hier zugeschlagen hat. Der Roman umfasst „nur“ knapp 30 Jahre, doch die sind in so vieler Hinsicht überbordend, dass man sich fühlt wenigstens zwei Leben gelebt zu haben.

Ein tolles Buch!

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Ein Internat voller Pferde

Reitinternat Blossom Hill, Stürmischer Start
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Rosalie ist hellauf begeistert als sie ein Stipendium für das angesehene Reitinternat Blossom Hill bekommt. Reiten ist ihr Leben und die komplizierte Stute Princess Valentine erobert sofort ihr Herz. Doch ...

Rosalie ist hellauf begeistert als sie ein Stipendium für das angesehene Reitinternat Blossom Hill bekommt. Reiten ist ihr Leben und die komplizierte Stute Princess Valentine erobert sofort ihr Herz. Doch ihre Zimmergenossin Carmen vergällt allen das Leben und Rosalie weiß nicht so recht wie sie mit ihr klar kommen soll. Es wäre viel einfacher, wenn sie nicht den Verdacht hätte, dass hinter Carmens Verhalten viel mehr steckt.

Ein toller Start zu einer neuen Pferde- und Internatserie. Pferde, Freundinnen und viele bunte Erlebnisse, listige Streiche und interessante Charaktere machen das Buch zu der perfekten Lektüre für kleine und große Pferdefans. Der Schreibstil ist großartig. Man lebt sofort mit den Charakteren mit. Besonders schön finde ich, dass hier nicht ein Mädchen im Mittelpunkt steht, dass sich gegen das Internat auflehnt und bis zum Fremdschämen gegen alles trotzt. Im Gegenteil. Rosalie lädt sofort dazu ein, sich mit ihr zu identifizieren. Man staunt mit ihr, man fühlt mit ihr. Carmen ist auch nicht überzeichnet in ihrem Verhalten. Mit ihr wird man ebenfalls schnell warm und man kann es nicht erwarten mehr zu erfahren.

Ich denke, es gibt noch ein bisschen Luft nach oben, da mich doch sehr vieles an Dolly von Enid Blyton erinnert hat. Das ist auch positiv gemeint, denn die ganze Atmosphäre der Geschichte ist genauso traumhaft und magisch wie in den Möwenfels-Büchern. Es lässt einen nicht los und man möchte sofort zum nächsten Buch greifen. Für Fans von Enid Blyton, Pferdebüchern und Schulgeschichten.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Poirot im Urlaub

Das Böse unter der Sonne
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Die englische Sommerfrische auf der Schmugglerinsel scheint so gar nicht zum anspruchsvollen Hercule Poirot zu passen. Die gesichtslosen Menschen, die wie aufgebahrt am Strand liegen, bringen den Meisterdetektiv ...

Die englische Sommerfrische auf der Schmugglerinsel scheint so gar nicht zum anspruchsvollen Hercule Poirot zu passen. Die gesichtslosen Menschen, die wie aufgebahrt am Strand liegen, bringen den Meisterdetektiv auf düstere Gedanken. Die anderen Hotelgäste mit echter englischer, plappernder und doch nichtssagender Touristenmentalität, bleiben ihm fremd – bis ein Mord die Urlaubsstimmung erschüttert.

Ein wunderbarer Fall für Poirot, der wieder mit der ganz besonderen Stimmung zu fesseln weiß, die Agatha Christie für ihre Krimis aufbaut: ein wenig altmodische Gemütlichkeit, das unwillkürliche Gefühl von Bedrohung, dass einen frösteln lässt und der Reiz eines intellektuellen Rätsels. Jeder Charakter ist sorgfältig ausgearbeitet so kurz und unwichtig sein Auftritt auch sein mag. Das macht es dem Leser wieder schwer mit zu raten, denn Verdachtsmomente gibt es mehr als genug – von offensichtlichen bis zu völlig überraschenden.

Poirot ist hier angenehm zurückhaltend. Seine Selbstbeweihräucherung oder hingebungsvolle Bewunderung durch einen Ich-Erzähler finden sich hier nicht. Seine sympathischen Züge treten in den Vordergrund und er agiert als kompetenter Detektiv, der immer einen Schritt weiterdenkt als die Polizei. Genau das erwarte ich von ihm.

Trotz aller Vorzüge fehlte mir in diesem Buch das gewisse Etwas. Dazu kommt, dass ich den Schluss wieder einmal nicht ganz rund finde. Er macht Sinn. Es bleiben keine Fragen offen, aber er wirkt trotzdem etwas abwegig. So gibt es von mir nur 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Des Lebens müde

Ich habe mein Leben für 10.000 Yen pro Jahr verkauft
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Kusunoki hat das Leben satt. Im Studium kommt er nicht weiter, er ist pleite, einsam – ohne Plan oder Hoffnung für die Zukunft. Als er gezwungen ist für das reine Überleben die letzten Dinge zu verkaufen, ...

Kusunoki hat das Leben satt. Im Studium kommt er nicht weiter, er ist pleite, einsam – ohne Plan oder Hoffnung für die Zukunft. Als er gezwungen ist für das reine Überleben die letzten Dinge zu verkaufen, die ihm wirklich etwas bedeuten, ist er mit seiner Existenz fertig. Da erfährt er von einer Firma, die Lebenszeit kauft. Nach anfänglichen Zweifeln wird er doch neugierig. Wie viel wird sein Leben wohl wert sein? Doch nichts läuft wie es soll. Die letzten drei Monate seines Lebens behält er, um vielleicht doch noch etwas zu erreichen. An seiner Seite Miyagi, die ihn – unsichtbar für andere – als Wächterin begleitet.

Ein packendes Buch über den Wert des Lebens. Was ist wirklich wichtig? Zeit, Erfolg, Geld? Auf ergreifende Art wird hier subtil jede Möglichkeit durchgespielt. Mit Kusunoki – ein Charakter mit dem man nur langsam warm wird – erlebt man die Höhen und Tiefen des Lebens. Situationen, die jawohl jeder in der einen oder anderen Art schon mal erlebt hat. Das Gefühl von verpassten Chancen, großen Gelegenheiten, Wege, die man nicht eingeschlagen hat und Fehlentscheidungen, die in einem noch lange nachklingen – genau wie wunderbare Erlebnisse, die viel zu wenig verinnerlicht werden können. Der Sinn und der Wert des Lebens finden hier eine berührende Antwort, die den Leser noch lange nachdenken lässt.

Ein ungewöhnliches Buch mit einem komplizierten Protagonisten, das ungewöhnliche Antworten gibt und nachdenklich werden lässt.

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