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Veröffentlicht am 28.02.2021

Schein und Sein

Die dritte Frau
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Die dritte Frau, jenseits von Heiliger oder Hure - der letzte Satz des neuen Romans von Wolfram Fleischhauer. Die "Purpurlinie", das Erstlingswerk des Autors, liegt 25 Jahre zurück, ein Bestseller. Es ...

Die dritte Frau, jenseits von Heiliger oder Hure - der letzte Satz des neuen Romans von Wolfram Fleischhauer. Die "Purpurlinie", das Erstlingswerk des Autors, liegt 25 Jahre zurück, ein Bestseller. Es handelt von einem Gemälde von Henriette 'Entrague und Gabrielle d'Estrees, die Geliebten Heinrich IV. Durch einen Brief des Nachfahren von Henriette und dessen schonungsloser Kritik am Erstlingswerk, wird der Autor inspiriert, eine Fortsetzung zu schreiben. Er lernt die schöne Camille kennen, die mit unveröffentlichten Dokumenten sowie ihrer Erotik lockt.
Bis zur Hälfte des Buches etwas mühsam, erfährt man doch sehr viel von der politischen Stuation um Heinrich IV, seiner Leidenschaft und durch Intrigen verursachten Thronkämpfe. Heinrich IV, ein verliebter Narr.
Jetzt in der Gegenwart sieht sich auch der Protagonist in einer Lage wieder, die nicht vernunftgesteuert ist. Das was Camille moniert, ist, dass die Individualität, das Empfinden der dargestellten Frauen, kaum Beachtung bekommt. Der Roman nimmt in dem Moment Fahrt auf, als der Autor am eigenen Leib in Irrungen und Wirrungen gerät, ganz im Hier und Jetzt und hinterfragen muss, ob hinter all dem Schein noch eine dritte Frau zutage tritt.
Ich schätze Wolfram Fleischhauers Ideen, doch dieser Roman konnte mich nicht wirklich fesseln, der mühselige Beginn und dann ein fast an Kitsch heranragender zweiter Teil.
Ich werde noch einmal "die Purpurlinie" lesen.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Dichte Atmosphäre – streckenweise langatmig

Lichtjahre im Dunkel
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Leo Ahorn, ein Schreibwarenhändler, ist verschwunden. Viola Ahorn beauftragt eine Agentur mit dem Fall. Eine Vermissung! Tabor Süden beginnt zu ermitteln, das Blaue Eck, die Stammkneipe des Verschwundenen ...

Leo Ahorn, ein Schreibwarenhändler, ist verschwunden. Viola Ahorn beauftragt eine Agentur mit dem Fall. Eine Vermissung! Tabor Süden beginnt zu ermitteln, das Blaue Eck, die Stammkneipe des Verschwundenen gerät in den Fokus und deren Besucher in die besondere Aufmerksamkeit. Und welche Rolle spielt Viola Ahorn, die Witwe? Die Ehe der Ahorns verdeutlicht sich durch die inneren Überlegungen und Gedanken von Viola.
Im Blauen Eck tummeln sich die Vergessenen die Traurigen und Frustrierten, „die Streuner“, wie Kommissarin Odoki bemerkt.
Die Psyche der Beteiligten, der Protagonisten legt sich durch innere Monologe offen, bis sie dann jäh wieder mit der Realität konfrontiert werden, um die Betrachtung zu verfeinern. Schwermütigkeit pur, Lichtjahre im Dunkel, jahrzehntelanges Leid, auch sucht man vergeblich nach Helden. Alle tragen hier ihr Päckchen, das teils ausführlich dargestellt wird In diesem Roman ist das Licht der Beteiligten in der Vergangenheit verschollen.
Der Roman, es ist nicht ein Krimi, nimmt im letzten Drittel Fahrt auf und zum Schluss entpuppt sich ein heldenhaftes Verhalten eines Mitspielers.

Tabor Süden agiert kaum, bringt die Ermittlung jedoch in Gang; seine ehemalige Kollegin Fariza Nasri, Oberkommissarin, wird später mit den Ermittlungen betraut.

Der Roman hat satte 446 Seiten, die teils mühselig zu durchforsten waren. Ich hatte mir mehr Spannung erhofft.

Beeindruckend für mich wieder die ureigene Friedrich-Ani-Art, die eine dichte Atmosphäre erschafft. Leider kam der Roman für mich nicht an das großartige Buch “Die letzte Ehre“ heran. Dort ist Fariza Nasri die taffe Ermittlerin.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Nichts ist, wie es scheint!

Diamantnächte
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Ein schönes Cover und ein ansprechender Titel – doch dies täuscht, nichts ist so, wie es scheint!
Hilde Rod-Larsen schreibt einen Roman über eine jetzt 48-Jährige, Agnete, die auf ihr Leben zurückblickt. ...

Ein schönes Cover und ein ansprechender Titel – doch dies täuscht, nichts ist so, wie es scheint!
Hilde Rod-Larsen schreibt einen Roman über eine jetzt 48-Jährige, Agnete, die auf ihr Leben zurückblickt. Erinnerungsfetzen versuchen ein Ganzes zu ergeben. Gerade mit ihrer Studentenzeit in London werden Schlüsselerlebnisse verbunden, die sie betrachtet. Sie versucht sich, ihren Dämonen zu stellen ohne sie zu bewerten, denn was geschehen ist, ist zu ihrem Leben geworden. Sie betrachtet die letzten Jahrzehnte und deckt nach und nach auf, was ihr widerfahren ist und was sie empfunden hat in ihrem damaligen sozialen Umfeld.
In sensibler Sprache, sehr gekonnt, mit ungewöhnlichen stilistischen Mitteln beschreibt Hilde Rod-Larsen diese Rückblenden in der Ich-Form, dann wechselnd im Sinne der Protagonistin in der 3. Form.
Hilde Rod- Larsen gibt einen wichtigen und berührenden Einblick in die Welt eines Missbrauchsopfers. Sie gibt auch Anregung, sich selbst zu fragen, wo jeder sich etwas vormacht, um sich zu fragen, wie es uns wirklich geht. Es geht um die Wahrnehmung durch die Psyche einer Frau, die gut etabliert in einem Wohlfahrtsstaat lebt. Sie kann sehr gut funktionieren, doch der Schein trügt. Nichts ist so wie es scheint.

Der Roman bietet angenehm kurze Abschnitte – bewusst die Erinnerungsfetzen, wie auch eine missbrauchte Frau sich erinnern könnte. Die eigene Geschichte dann in der 3. Person weiterzuführen brachte Agnete sicher neue Erkenntnisse und Ansichten. Stilistisch interessant und zwingt zur Konzentration. Das verlangt Geduld, empfand ich selbst das Buch als kaum spannend. Wenn ich als Leserin Psychologin wäre, würde ich diese Rückblicke und Geschehnisse sehr anregend empfinden, da das Berührende in der Entschlüsselung liegt. Es mutet an, dass sich Hilde Rod-Larsen stilistisch daran gehalten hat, wie Betroffene berichten: den Gefühlen fern, betrachtend, stückchenweise nur die Erinnerung.
Die Protagonistin ist nicht dazu gedacht, dass man sich mit ihr identifizieren kann.
Der Roman zeigt einen Lebensrückblick und hat mich allerdings, vor allem durch den Schluss, sprachlos zurückgelassen – auch dies vielleicht stilistisch gewollt.

In dem Kontext, dass der Ullstein Verlag jetzt in einem neuen Programmbereich „park x Ullstein“ Bücher veröffentlicht, die „gesellschaftliche Entwicklungen aufgreifen .. und über identifikatorische Themen schreiben“, bekomme ich Verständnis für das Anliegen dieses Romans.

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