Hat leider meine Erwartungen an die Fortsetzung von Jagdtrieb nicht erfüllt!
GiftrauschEin wichtiger Pressetermin auf Schloss Hirschenhaid steht für Rechtsanwalt Paul Colossa an. Ein Schüler des dort beheimateten Knaben-Musik Internats KIR, das weltweite Anerkennung genießt, liegt im Koma. ...
Ein wichtiger Pressetermin auf Schloss Hirschenhaid steht für Rechtsanwalt Paul Colossa an. Ein Schüler des dort beheimateten Knaben-Musik Internats KIR, das weltweite Anerkennung genießt, liegt im Koma. Bei ihm wurde nachgewiesen, dass er unter permanenten Drogeneinfluss gestanden hat und der verantwortlichen Leitung der Schule wird der Vorwurf gemacht, hier selber die Finger mit im Spiel zu haben. Paul soll im Auftrag der renommierten Anwaltskanzlei MacAlistair die Anschuldigungen entkräften und dafür ein sehr ansehnliches Honorar erhalten. Noch ehe er darüber nachdenken kann, setzt er leichtsinnigerweise seine Unterschrift unter einen Knebelvertrag und macht sich dadurch erpressbar. Wie kommt er aus dieser vertrackten Situation wieder heraus? Kann er mit seinem Gewissen vereinbaren, dass er wie gefordert, ohne eine eingehende Überprüfung einen entlastenden Bericht schreibt?
Mit freudiger Erwartung habe ich schon dem zweiten Band der Krimi-Reihe um den Anwalt Paul Colossa entgegengefiebert, nachdem mir der erste so gut gefallen hat. Doch das 614-seitige Werk hat mich leider enttäuscht. Der Roman gleicht einer Persiflage, bei der Pauls Handlungen und Gedanken ins lächerliche gezogen werden und er dadurch seine Glaubwürdigkeit als Anwalt und sein Charisma als Person verliert. Wer jedoch skurrile Geschichten liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. Toll fand ich, dass Themen wie das Versagen bei der Fürsorgepflicht für junge Menschen, Drogenmissbrauch und illegaler Handel damit, Internet-Hetze und der Verstoß gegen Auflagen, die Knebelverträge mit sich bringen, in diesem Roman eingebunden wurden. Doch bedauerlicherweise gerieten diese teilweise in den Hintergrund, da Paul als Person präsenter war und man einfach nur den Kopf schütteln konnte, wie er von einer Peinlichkeit in die nächste stapft, seine Gedanken beim Anblick von Frauen nur in eine Richtung geht, er im Selbstmitleid zu ertrinken scheint und er mehr mit sich, seinem Umfeld und seinen Mitmenschen beschäftigt ist, anstatt sich um seine Aufgaben als Anwalt zu kümmern. Gut, dass er wenigstens so resolute Menschen wie Attila und seine Sekretärin Christiane um sich hat, die ihm den Kopf waschen und seinen Karren für ihn aus dem Dreck ziehen. Sie machen sich mehr Sorgen und Gedanken über den Blogger Babik, der Menschen aus Rache zur Hetze gegen Paul aufwiegelt. Über den Grund dafür kann man sich wirklich nur die Haare raufen. Das Paul schließlich doch noch seinem Gewissen folgt und mit den Konsequenzen aus seinem Fehler leben muss, fand ich gut.
Da für mich in diesem Roman weniger Krimi und mehr Charakterstudie steckt, kann ich hierfür nur 2,5 Sterne vergeben.