Tolles Setting, aber nicht mein Schreibstil
„Working Late“ ist der Reihenauftakt der Anwalts-Trilogie der schwedischen Autorin Helene Holmström. Es geht um die aufstrebende Anwältin Charlotta, die mit einem Pro-bono-Fall beauftragt wird, der ihr ...
„Working Late“ ist der Reihenauftakt der Anwalts-Trilogie der schwedischen Autorin Helene Holmström. Es geht um die aufstrebende Anwältin Charlotta, die mit einem Pro-bono-Fall beauftragt wird, der ihr endlich den Aufstieg in ihrer Kanzlei in Stockholm ermöglichen könnte. Der Rechtsstreit behandelt ein tragisches Unglück in einer brasilianischen Produktionsstätte der Bekleidungsfirma Gaia und soll nun die Verantwortung klären. In einer Bar lernt Charlotta gleichzeitig den charmanten Ignacio Vargas kennen und wird auf Anhieb von ihm angezogen - bis sich herausstellt, dass er für Gaia arbeitet und Anbandeln mit der Gegenseite wird nicht gerne gesehen...
Das Juristische nimmt einen großen Part des Buches ein und war echt interessant. Generell muss ich positiv hervorheben, dass sich ein Roman überhaupt mit der Ausbeutung billiger Arbeitskräfte, Nachhaltigkeit und noch anderen wichtigen Themen auseinandersetzt. Dadurch herrschte auch ein besonderes und schön dargestelltes Umfeld, in dem Jura, Schweden und Menschenrechte, aber auch Familie eine große Rolle spielen. Ich bin auch sehr gut in das Buch gestartet, es war direkt lustig und ich konnte das Handeln der Charaktere gut nachvollziehen. Außerdem waren mega coole Nebencharaktere dabei und ich fand das Ende sehr gelungen.
Allerdings hat mir der Schreibstil gar nicht gefallen. Ich weiß nicht, inwiefern es an der Übersetzung liegt, aber ich habe selten so schlechte Sexszenen gelesen, die irgendwie gefühlskalt waren und gar keine Emotionen vermittelt haben. Generell konnte ich leider keine Bindung zu den Hauptcharakteren aufbauen, die mich emotional nicht erreichen konnten. Zum Teil liegt es bestimmt daran, dass es aus der 3.Person erzählt ist, aber ich fand die Charaktere irgendwann auch einfach anstrengend. Sie haben nicht miteinander geredet, waren viel zu kindisch für ihr Alter und haben das Buch somit künstlich in die Länge gezogen. Auch sonst kamen viele, meiner Meinung nach belanglose, Szenen vor, wodurch es mehr so „vor sich hingeplättschert“ ist und nicht so mitreißend war.
Zum anderen konnte ich mich nicht wirklich auf die Hauptstory einlassen, da neben Charlotta und Ignacio, noch zwei andere Charaktere einen Teil der Geschichte erzählt haben. Erst fand ich das bereichernd, aber im Endeffekt habe ich es eher als ablenkend empfunden.
Der andauernde Wechsel der Erzählenden war zwischenzeitlich auch ziemlich verwirrend, da es oft mitten im Kapitel gewechselt hat. Mir fehlte auch einfach oft der rote Faden und die Sinnhaftigkeit.
Nach einem starken ersten Drittel ist es leider immer schwächer geworden, sodass ich etwas enttäuscht zurück bleibe. Die Folgebände werde ich aber wahrscheinlich trotzdem noch lesen, weil die Atmosphäre schön und interessant war.