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Veröffentlicht am 01.03.2021

Empfehlenswertes Kinderbuch

Flips - Ein Wollschwein legt los
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„...Gerade war Toni am Einkaufszentrum vorbei, als etwas um die Ecke schoss und ihr den Weg versperrte. Um ein Haar wäre sie hingefallen, konnte sich aber gerade noch an der Laterne abfangen...“

Das wollige ...

„...Gerade war Toni am Einkaufszentrum vorbei, als etwas um die Ecke schoss und ihr den Weg versperrte. Um ein Haar wäre sie hingefallen, konnte sich aber gerade noch an der Laterne abfangen...“

Das wollige Knäuel, das mit Schweinerüssel und Schlappohren vor ihr steht, ist ein Wollschaf. Es begleitet Toni zur Schule. Danach schleust sie es in die Wohnung. Toni hatte sich schon immer ein Tier gewünscht. Warum sollte sie das Wollschwein nicht behalten?
Die Autorin hat ein abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht. Auch die Schriftgröße passt für die Zielgruppe.
Toni muss gleich zwei Probleme klären. Zum einen muss ie ihre Eltern über das Wollschwein informieren, zum anderen darf Frau Reimann, die Vermieterin, nichts davon erfahren, denn Tiere sind in dem Haus verboten.
Eines aber erreicht das Wollschwein schnell. Toni und der neue Nachbarsjunge Jonte ziehen an einem Strang. Gemeinsam erfüllen die die Forderung von Tonis Eltern und suchen nach dem Besitzer des Tieres. Da Flips, wie sie das Wollschwein nennen, Kunststücke kann, muss er die ja irgendwo gelernt haben.
Dann bietet sich die Chance, dass Toni das Schwein behalten darf. Wie aber ist die Vermieterin davon zu überzeugen?
Im Dachgeschoss wohnt der Maler Maxime. Bei ihm erlebt Toni, wie er die Vermieterin mit ein paar freundlichen Worten um den Finger wickeln kann. Auch Jonte geht erst einmal unvoreingenommen auf die Frau zu und bietet im Garten seine Hilfe an. Toni verwundert das, denn sie ist der Vermieterin bisher aus dem Weg gegangen.

„...“Können wir Ihnen vielleicht helfen? Jonte trat näher und die sonst so mürrische Vermieterin machte ein verdutztes Gesicht. Auch Toni fragte sich, was das sollte. Seit wann verbündete man sich mit dem Feind?...“

Toni und Jonte suchen bei Maxime Hilfe. Gemeinsam entwickeln sie eine Idee, damit das Wollschwein am Haus bleiben kann. Wird es gelingen?
Viele schöne Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Durch die Seiten ziehen sich außerdem eine Menge Fußspuren des Wollschweins.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2021

Berührende Geschichte

Die Mühlenschwestern - Die Liebe kennt den Weg zurück
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„...Finn müsste auf ihrem Platz sitzen. Er hatte eine Familie. Eine Frau und zwei Kinder, die darauf warteten, dass er zu ihnen zurückkehrte. Die ihn brauchten. Doch er war fort...“

Hannah ist mit Finn ...

„...Finn müsste auf ihrem Platz sitzen. Er hatte eine Familie. Eine Frau und zwei Kinder, die darauf warteten, dass er zu ihnen zurückkehrte. Die ihn brauchten. Doch er war fort...“

Hannah ist mit Finn in Brasilien unterwegs. Ihr Job ist es, die Fotos zu schießen, die er braucht. Dann aber reißt eine Lawine aus Geröll und Schlamm ihr Auto in einen Fluss. Hannah überlebt und nimmt den nächsten Flieger nach Deutschland. Sie macht sich Vorwürfe. Warum hat Finn auf den Fahrersitz gesessen und nicht sie? Warum sind sie nicht eher losgefahren?
Die Autorin hat einen berührenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Nach dem Geschehen in Brasilien kommt Hannah bei ihren Eltern in Berchtesgaden unter. Hier können ihre körperlichen und seelischen Verletzungen ausheilen. Vor zehn Jahren hat sie den Ort verlassen, weil es sie in die Welt zog. Ihre beiden Schwestern sind geblieben. Die eine arbeitet in der Mühle der Tante, die andere ist Hebamme. Nach kurzer Zeit zieht auch Hannah zur Tante.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist abwechslungsreich. So wird mit passenden Metaphern die Schönheit der Landschaft beschrieben.

„...Der Sternsee lag vor ihnen. In seiner glatten Oberfläche spiegelten sich die letzten Sonnenstrahlen. Je nach Tageslicht glich er einem Meer aus Diamanten, glänzte türkisgrün oder wie jetzt in einem dunklen, satten Farbton, der an Smaragde erinnerte...“

Viel Raum gibt die Autorin den Emotionen der Protagonisten. Da ist die Angst der Mutter, die mit dem Schweigen von Hannah nicht umgehen kann. Hannahs Schuldgefühle blenden das Geschehen aus. Sie kann weder ihren Koffer öffnen, noch sich um die Bilder kümmern. Es ist die Zuneigung der Schwestern und deren Feingefühl, was sie langsam wieder aus ihrer Erstarrung erwachen lässt. Ihre Tante Louisa lässt ihr außerdem Freiraum.

„...Hannah war sich nicht sicher, ob sie jemals wieder eine Kamera in die Hand nehmen konnte, aber sie schaffte es zumindest, nicht in ihre dunklen Gedanken abzudriften...“

Und dann steht sie plötzlich Jacob gegenüber, dem Freund ihrer Jugend. Als sie vor zehn Jahren den Ort verlassen hat, ließ sie ihm nichts als einen Brief. Bei ihren gelegentlichen Besuchen bei den Eltern sind sie sich bewusst nie über den Weg gelaufen. Doch die Blicke sprechen Bände. Da klimmt noch ein Feuer, was sie eigentlich schon gelöscht glaubten.
Es braucht Zeit, bis Hannah sich öffnet und bis sie weiß, was sie in der Zukunft will.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2021

Eine starke Frau

Die Tänzerin von Auschwitz
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„...Den Alliierten war bekannt, dass es in Auschwitz Gaskammern gab. Sie flogen darüber hinweg, zerbombten halb Deutschland, nicht aber die Gaskammern, obwohl das doch nahegelegen hätte...“

Es ist ein ...

„...Den Alliierten war bekannt, dass es in Auschwitz Gaskammern gab. Sie flogen darüber hinweg, zerbombten halb Deutschland, nicht aber die Gaskammern, obwohl das doch nahegelegen hätte...“

Es ist ein Verwandte des Autors, von der diese Aussage stammt.
Paul Glaser wusste lange Zeit nicht, dass er jüdische Wurzeln hatte. Bei einem Besuch im KZ Auschwitz sah er einen Koffer, auf dem sein Familienname stand. Das führte ihn auf die Spur seiner Tante Rosie. Aus ihren Aufzeichnungen entstand diese Buch.
Roosje Glaser war eine lebenslustige junge Frau. Ihre Welt war der Tanz. Zwar hatte sie eine Handelsschule besucht, um in der Firma des Vaters arbeiten zu können, doch das befriedigte sie nicht. Nach den Bruch mit den Eltern lässt sie sich zur Tanzlehrerin ausbilden. Sie stellt sich auf eigene Füße.
Der jüdische Glaube spielt in ihrem Leben nie eine Rolle. Damit konfrontiert wird sie allerdings schon einmal als Kind, während ihr Vater in Deutschland arbeitete. Als die Welle des Nationalsozialismus in die Niederlande herüberschwappt, muss sie sich vom Bruder ihres Partners sagen lassen:

„...Du kannst in die Kirche gehen, so viel du willst – du bist und bleibst Jüdin. Ich bin Nationalsozialist, und du wirst sehen: Die Juden werden zur Hölle fahren, und wir werden unseren Teil dazu beitragen...“

Lange testet Roosje aus, wie viel Freiheit sie sich nehmen kann. Missgunst, Neid und Konkurrenzdenken, auch die Rache eines verschmähten Mannes sorgen für ihre erste Verhaftung. Danach ist sie vorsichtiger. 1942 gelingt es Rossje und ihrer Mutter, sich kurz vor der Deportation zu verstecken. Wieder werden sie verraten. Ihr Weg führt durch verschiedene Konzentrationslager. Es ist ihr starker Überlebenswille und ihr Mut, ungewöhnliche Wege zu gehen, die sie diese Zeit ertragen lassen.
Nach dem Krieg gehört sie zu den wenigen, die ihr Recht einfordern. Warum so viele schweigen, formuliert eine Bekannte so:

„...Wir waren nach dem Krieg so erschöpft, dass wir keine Kraft dazu hatten. Die Befreiung war für uns ein zweischneidige Angelegenheit...“

Während der große Teil des Buches Roosjes Leben erzählt, skizziert Paul in einigen Kapiteln, wie sich seine Suche nach der Vergangenheit gestaltet hat.
Das Buch wirft ein völlig neue Schlaglicht auf die Rolle, die niederländische Staatsorgane bei der Behandlung der Juden gespielt haben. Das folgende Zitat lässt nur erahnen, wie es in den Befreiten aussah:

„...Der Vorsitzende des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte, hielt eine unvergessliche Ansprache, doch als die niederländische Nationalhymne gespielt wurde, konnte und wollte keiner mitsingen...“

Nach dem Krieg hat Roosje alle Hebel in Bewegung gesetzt, um in Schweden bleiben zu können. Einer der Gründe war das Verhalten der niederländischen Regierung gegenüber den überlebenden Juden. Die Diskriminierung ging weiter.
Fotos von Roosje ergänzen die Handlung. Auch einige ihre selbstgeschriebenen Gedichte werden im Buch veröffentlicht.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 23.02.2021

Tiefgründiger historischer Roman

Der Kampf ums Glück
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„...Ich habe Eure Äpfel genommen, und es tut mir leid, dass Ihr mich erwischt habt...“

So klingt die Entschuldigung von Paul Wakefield. Sein Zwillingsbruder David hatte ihn zuvor gewarnt. Beide sind äußerlich ...

„...Ich habe Eure Äpfel genommen, und es tut mir leid, dass Ihr mich erwischt habt...“

So klingt die Entschuldigung von Paul Wakefield. Sein Zwillingsbruder David hatte ihn zuvor gewarnt. Beide sind äußerlich kaum zu unterscheiden. Charakterlich aber sind sie ziemlich gegensätzlich.
Ihr Vater Andrew Wakefield, ein Prediger, ist mit John Wesley unterwegs, der zu mehr als 100 Menschen sprechen möchte. Gegner aber stören die Veranstaltung und werfen Andrew in den Fluss. Er bleibt gelähmt und stirbt drei Jahre später. Sein Bruder Sir George Wakefield nimmt die Ehefrau und die Zwillinge zu sich aufs Gut. Da George selbst keine Kinder hat, wird der Erstgeborene der Zwillinge Titel und Gut erben.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Zu den berührendsten Stellen gehören Andrews letzte Worte an seinen Bruder.

„...Wir müssen alle einmal gehen, George, früher oder später. Das ist eine Reise, vor der sich kein Mensch drücken kann. […] Ich habe Jesus treu gedient, und nun sieht es so aus, dass ich ihn früher sehen werde, als ich erwartet habe...“

Mit Georges Tod zeigen sich die charakterlichen Unterschiede der Zwillinge deutlich. David träumt davon, Schriftsteller zu werden, muss sich aber nun ums Gut kümmern. Er stellt sich der Aufgabe. Paul ist sauer. Wenige Minuten haben darüber entschieden, dass er nun von seinem Bruder abhängig ist. David möchte ihm helfen, aber Paul geht einen anderen Weg. Dorcas, seine Mutter, wird von ihrer Schwägerin getröstet:

„...Wir sind alle verschieden voneinander! Das weißt du! Paul wird schon zu sich selbst finden...“

Es ist spannend, die Lebenswege der beiden Brüder zu verfolgen. Noch ahnen sie nicht, dass eine Intrige ihr Leben erneut durcheinander würfeln wird.
Nach und nach entwickelt sich Bethany zur starken Frau im Roman. Sie ist die Cousine der Zwillinge und war schon als Kind gern mit David zusammen. Beide vereint ihre Liebe zur Literatur.
Ihre Diskussionen sind inhaltsreich.

„...Und eine Aufgabe der Literatur ist es zu zeigen, wie die Menschen sind. Damit wir in den Büchern uns selbst wiederfinden können...“

Es geht durch Höhen und Tiefen. Paul und David müssen sich auf unterschiedliche Art im Leben bewähren. David findet seine Kraft im Glauben. Paul braucht lange, bis auch er diesen Weg geht.
Eingebunden in das Geschehen sind die Kriege, die die Engländer in Amerika führen. Gleichzeitig wird die englische Innenpolitik mit ihren Problemen kurz gestreift.
Zwei Stammbäume und eine Leseprobe des nächsten Teils ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Ein schwieriger Fall

Festbierleichen
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„...Wir Russen sind eben das Arbeiten noch gewohnt...“

Diese Worte stammen von Irina, die sich der Wahl zur Brezelkönigin gestellt hat und beim Brezelteigschlingen die Beste war.
Einen Tag vorher hatte ...

„...Wir Russen sind eben das Arbeiten noch gewohnt...“

Diese Worte stammen von Irina, die sich der Wahl zur Brezelkönigin gestellt hat und beim Brezelteigschlingen die Beste war.
Einen Tag vorher hatte sie den Schock ihres Lebens bekommen. Am Strand der Ludwigshafener Parkinsel war ein abgetrennter Finger gefunden worden.
Im Studium steht gerade ein Praktikum an. Das absolviert Irina in der Eichbaum-Brauerei in Mannheim. Dort lernt sie Quirin kennen, einen jungen Mann aus Bayern. Dessen Opa hat ebenfalls eine Brauerei, die gerade den Bach runter geht.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen und viel Lokalkolorit aus.
Frank Achill, Polizist und Freund von Andrè Sartorius, hat alle Hände voll zu tun.In einem Chemieunternehmen wurde eingebrochen, in der Eichbaum-Brauerei stirbt in einer Nacht der Wachmann und dann droht ein Erpresser, dass er das Festbier vergiften will. Für letzteren Fall, der überregionale Bedeutung hat, sieht sich das LKA zuständig. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden ist eher ein Krampf. Man ist ja was Besseres.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Während Achill wieder einmal Andrè aus bedrängten Situationen retten muss, entdeckt Irina, dass ihr Quirin nicht gleichgültig ist. Sehr gut gefällt mir Achills raffinierte Fragetechnik.
Detailgenau darf ich als Leser die Wahl der Brezelkönigin verfolgen. Irina wächst über sich hinaus:

„...Bei uns in Russland sagt man: Fühle dich wie zu Hause, aber vergiss nicht, dass du zu Gast bist. Leider ist mir erst in den letzten Minuten wieder bewusst geworden, dass ich hier nur Gast bin...“

Dem folgt eine Liebeserklärung an Speyer. Ich mag Irinas trockenen Humor, der immer mal wieder aufblitzt.

„...Übrigens, wenn du den Kakaoanteil etwas herunterschrauben würdest, wäre ich dir sehr verbunden. Dass Zeug schmeckt ja so bitter wie eine Kopfschmerztablette….“

Trotzdem hatte sie die ganze Tafel verspeist.
Mir gefällt, das gekonnt Sachinformationen in die Handlung eingebettet werden, so zum Beispiel über die Herstellung von Enzymen.
Auch die Bürgermeisterin weiß, was Sache ist, als das LKA sich geschickt aus einer Blamage herausredet.

„...Wissen Sie, Herr van Lieck, bevor ich Bürgermeisterin wurde, war ich jahrelang im Schuldienst. Da riecht man auf 20 Meter, wer von denen, die da vor einem sitzen, die Hausaufgaben nicht gemacht hat...“

Ab und an darf ich den Täter bei seinem Tun begleiten. Er spielt mit der Angst der Menschen, weiß sie zu manipulieren und sich selbst als Saubermann darzustellen.
Nach dem Fest nehmen sich Achill, Andrè und Irina Zeit, die Faktenlage durchzudiskutieren. Und plötzlich sehen sie, was wirklich gelaufen ist.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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