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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2021

Hatte mir mehr erwartet

Nie, nie, nie
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Als Mutter musste ich Linn Strømsborgs vielfach empfohlenen Roman „Nie, nie, nie“ natürlich auch lesen.

Die 35-jährige namenlose Protagonistin möchte keine Kinder – nie, nie nie! Während es in ihrem ...

Als Mutter musste ich Linn Strømsborgs vielfach empfohlenen Roman „Nie, nie, nie“ natürlich auch lesen.

Die 35-jährige namenlose Protagonistin möchte keine Kinder – nie, nie nie! Während es in ihrem Umfeld niemanden zu geben scheint, der das nachvollziehen kann, bekräftigt sie immer wieder ihre Entscheidung, über die auch ihre langjährige Beziehung zu Philip zerbricht.

Ich hatte mir tatsächlich mehr erwartet. In meinen Augen plätschert die Handlung nur so dahin. Die Auseinandersetzung mit Philip ist mir viel zu oberflächlich dargestellt, ebenso die Beziehung zu ihrer Mutter, die sich sehnlichst wünscht, Enkel zu bekommen.

Die Darstellung ihrer Freundin Anniken, die ein Baby bekommt, finde ich grauenvoll. Ich als dreifache Mutter weiß natürlich nur zu gut, welche negativen Gefühle mit der Mutterschaft einhergehen, aber hier wird Anniken als Negativbeispiel für Mutterschaft dargestellt, die letztlich die Protagonistin in ihrer Entscheidung bestärken soll. Die Darstellung ist mir zu einseitig. Ebenso die Kurzportraits der Freundinnen und Kolleginnen, die sich doch noch zu einem Leben mit Kindern entschließen.

Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass sich Menschen gegen Kinder entschließen. Was hier gut dargestellt ist, sind die Selbstzweifel, das Hadern mit der eigenen Entscheidung. Was mir aber zu kurz kommt, ist das Leben, das Glücklichsein mit seiner eigenen Entscheidung. Ich vermisse den Punkt, an dem die Protagonistin mit ihrem Entschluss Frieden findet.

Meines Erachtens wurde hier zu viel Potential verschenkt, sodass nur ein mittelmäßiger Roman entstanden ist.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Leichte Lektüre für zwischendurch

Sturmvögel
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In „Sturmvögel“ erzählt Manuela Golz inspiriert von ihrer eigenen Großmutter die Geschichte von Emmy, die Anfang des letzten Jahrhunderts auf einer kleinen Nordseeinsel aufwächst, als Jugendliche nach ...

In „Sturmvögel“ erzählt Manuela Golz inspiriert von ihrer eigenen Großmutter die Geschichte von Emmy, die Anfang des letzten Jahrhunderts auf einer kleinen Nordseeinsel aufwächst, als Jugendliche nach Berlin kommt und dort allen Widrigkeiten zum Trotz 3 Kinder großzieht. Emmy ist eine Frau die sich nie unterkriegen lassen hat und ihr Leben bis zuletzt nach ihren Wünschen gestaltet.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt: Während die Handlung um die betagte Emmy Anfang der 90er Jahre angesiedelt ist, wird in Rückblenden die Vergangenheit Emmys nach und nach aufgearbeitet. Prinzipiell mag ich diese Art der Erzählung, allerdings werden mir hier zu viele Hinweise eingestreut, sodass ich einen Großteil der folgenden Handlung schon so erahnt hatte. Die großen Überraschungsmomente blieben für mich daher leider aus. Während die Schilderungen der Kindheit noch ihren Reiz haben, wird die Geschichte zusehends flacher.

Der Sprachstil ist recht einfach und locker gehalten. Während die Protagonistin recht gut ausgearbeitet ist und eine stetige Entwicklung erlebt, sind mir die übrigen Figuren zu stereotyp und statisch gehalten. Sie dienen vorwiegend dazu, dass die Geschichte funktioniert, ohne selbst dazu beizutragen.

Als leichte Lektüre für zwischendurch geht der Roman damit durch, ein Highlight ist er aber in meinen Augen nicht.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Leider enttäuschend

Krötensex
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Das Cover und der freche Titel „Krötensex“ haben mich sofort angesprochen. Zudem steht Franka Freis erstes Buch „Periode ist politisch“ aufgrund einiger Empfehlungen schon lange auf meinem Wunschzettel.

In ...

Das Cover und der freche Titel „Krötensex“ haben mich sofort angesprochen. Zudem steht Franka Freis erstes Buch „Periode ist politisch“ aufgrund einiger Empfehlungen schon lange auf meinem Wunschzettel.

In ihrem ersten Roman schreibt Franka Frei über das Leben der 20-jährigen Frieda, die ein Semester im Rahmen ihres privaten Studiums in Amerika verbringt. Amerika – ein Kaff in Sachsen, nicht zu verwechseln mit dem land of the free.

Der erste Teil des Buchs dreht sich um dieses Semester im Osten der Republik, wo Frieda nicht nur auf Nazis, sondern auch linke Aktivisten und nerdige „Ossis“ trifft. Zurück in Berlin entwickelt sich das Buch in Richtung Selbstfindungstrip infolge dessen Frieda bis an den Rand ihrer Grenzen geht.

Die Story an sich lässt einen an manchen Stellen schmunzeln, hat aber viele Längen und auch eher unglaubwürdige Parts. Die Protagonistin ist recht gut ausgearbeitet, die Nebenfiguren sind mir aber alle zu überzeichnet und oft zu stereotyp.

Gerade im ersten Teil ist mir auch die Sprache, vor allem von Kommilitone Miro, zu flapsig, zu gewollt jung und hip. Reden junge Leute heute wirklich so? Bin ich mit Mitte 30 tatsächlich schon so alt?

Letztlich bin ich froh, dass ich dieses Alter schon hinter mir habe und im Leben an einem anderen Punkt stehe. Ich hätte mir gewünscht, das Buch 15 Jahre früher gelesen zu haben, um zu sehen, dass auch andere mit Selbstzweifeln und dem „Dazugehörenzuwollen“ kämpfen. Die feministischen Positionen in Ehren, konnte mich das Buch leider nicht wirklich überzeugen.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Etwas zu aufgeblähte Geschichte um viele Familiengeheimnisse

Die vier Gezeiten
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In Anne Prettins „Die vier Gezeiten“ geht es um die Familie Kießling auf der kleinen Nordseeinsel Juist, deren Familiengeheimnisse durch das Auftauchen einer wohl der Familie zugehörigen jungen Frau nach ...

In Anne Prettins „Die vier Gezeiten“ geht es um die Familie Kießling auf der kleinen Nordseeinsel Juist, deren Familiengeheimnisse durch das Auftauchen einer wohl der Familie zugehörigen jungen Frau nach und nach aufgedeckt werden.

Zunächst einmal gefällt mir der Schreibstil Prettins sehr gut. Sie legt eine tolle Ausdrucksweise an den Tag und schafft es, dem Leser das Gefühl zu vermitteln, direkt auf der Insel zu sein.
Hingegen hat sie es bei mir nicht geschafft, dass ich mich in die Figuren richtig hineinversetzen kann oder wirklich warm mit ihnen werde. Gerade die Protagonist*innen bleiben blass und unnahbar und viele Entscheidungen kann ich einfach nicht nachvollziehen.

Die Handlung ist insgesamt spannend, hat aber auch deutliche Längen. An einigen Stellen wird die Handlung durch das Abbrechen eines Gesprächs nur unnötig in die Länge gezogen. Abwechslung schafft hingegen, dass die Rahmenhandlung im Jahre 2008, die aus Addas und Helens Sicht geschildert wird, von Tagebucheinträgen Wandas und Rückblenden in Johannes und Addas Vergangenheit unterbrochen wird.

Letztendlich ist mir der Roman zu aufgebläht. Es gibt zu viele Handlungsstränge und Personen, zu viele Geheimnisse und am Ende zu viele Zufälle und Fügungen. Als Sommerlektüre, um sich an die Nordsee zu träumen reicht es aber allemal und die sprachliche Finesse ist herausragend.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Sprachlich brillant, inhaltlich schwach

In den Wind geflüstert
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Es ist tatsächlich mein erstes isländisches Buch: Guðmundur Andri Thorsson „In den Wind geflüstert“.

Optisch macht es schon mal was her, der Klappentext liest sich gut. Das erste Kapitel kommt dann mit ...

Es ist tatsächlich mein erstes isländisches Buch: Guðmundur Andri Thorsson „In den Wind geflüstert“.

Optisch macht es schon mal was her, der Klappentext liest sich gut. Das erste Kapitel kommt dann mit voller Wucht, poetisch, leise, wie der Wind, spannend und sprachlich brillant daher.

Eigentlich hat das Buch keine Handlung. Alles dreht sich um 2 Minuten, in denen Chorleiterin Kata im kleinen Fischerdorf Valeyeri mit dem Fahrrad an den anderen Bewohnern des Dorfes vorbeifährt. In jedem Kapitel wird das als Anlass genommen, um die Geschichte eines Menschen zu erzählen.

Was sich als spannender Schachzug ankündigt, wird zusehends schlechter umgesetzt. Die Geschichten verlieren sich in Belanglosigkeit, Handlungsstränge werden nicht zusammengeführt, vieles ist wirr und unverständlich. Letztendlich bleibt nur die außergewöhnliche sprachliche Brillanz, das Poetische in Thorssons Schreibstil als positives Augenmerk zurück. Inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht wirklich überzeugen.

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