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Veröffentlicht am 27.03.2021

I'm a legal alien - in Hamburg!

Inspektor Takeda und die stille Schuld
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Inspektor Takeda befindet sich aufgrund eines behördlichen Austauschs seines Heimatlandes Japan mit Deutschland in Hamburg und ist somit voll in den deutschen Alltag eingebunden: er arbeitet mit im deutschen ...

Inspektor Takeda befindet sich aufgrund eines behördlichen Austauschs seines Heimatlandes Japan mit Deutschland in Hamburg und ist somit voll in den deutschen Alltag eingebunden: er arbeitet mit im deutschen Ermittlungsteam und wird selbstverständlich gern zu Rate gezogen, wenn es um sein Heimatland geht.

Das ist in diesem Falle, in dem es um Brände in Seniorenresidenzen bzw. Wohnungen alter Menschen mit stets mehreren Todesopfern geht, eher zufällig der Fall: denn der Landsmann von Takeda, der an jedem Tatort gesichtet wird und schon dadurch in Verdacht gerät, ist gar kein Mensch, sondern ein Pflegeroboter namens Lisa. Er wurde in Japan entwickelt und auch sein Konstrukteur, ein Herr namens Nakamura, befindet sich aktuell für längere Zeit dienstlich in Hamburg: quasi, um den Roboter einzuarbeiten. Ebenso wie Takeda und dessen deutsche Kollegin Claudia Harms ist ihm die Wahl der Tatorte ein Rätsel.

Doch irgendwann stoßen Takeda und Claudia auf eine Verbindung und beginnen allmählich zu begreifen...

Was für ein Krimi! Gut, es gab einige Stellen, an denen ich schlucken musste, weil es entweder nicht ganz logisch oder zu plakativ war, aber das waren Peanuts im Vergleich zur übergreifenden Handlung. Autor Henrik Siebold hat sich etwas unbekannterer zeitgeschichtlicher Fakten bedient, durch die der Fall nochmal einen besonderen Bogen schlägt - einen besonders originellen, spannenden, aber leider auch tragischen.

Auch die Hauptfiguren sind gut gezeichnet - ich habe am meisten Takedas Überlegungen zu Deutschland genossen! Ein wunderbarer Krimi, den ich nicht vor dem Ende aus der Hand legen konnte und gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 03.03.2021

Schicksalsstunden an der Themse

Das Geheimnis der Themse
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Die Deutsche Charlotte ist nun, 1894 bereits seit einigen Jahren mit dem Journalisten Tom, der zudem ihr Seelenverwandter zu sein scheint, verheiratet - glücklich eigentlich, wie sie meint. Doch es lastet ...

Die Deutsche Charlotte ist nun, 1894 bereits seit einigen Jahren mit dem Journalisten Tom, der zudem ihr Seelenverwandter zu sein scheint, verheiratet - glücklich eigentlich, wie sie meint. Doch es lastet eine Art Dunkelheit auf Tom, eine gewisse Barriere hat sich seit einiger Zeit zwischen ihnen beiden gebildet und das liegt nicht an ihr. Hat Tom genug von ihr und will getrennter Wege gehen? Eigentlich kann das nicht sein, es spricht zu viel dagegen. Dann hängt es möglicherweise doch an ihrer Kinderlosigkeit, an der er - wie Charlotte befürchtet - ihr die Schuld gibt.

Doch sie finden immer wieder zueinander in ihren geistigen Interessen und so trifft es sich gerade gut, dass Tom beauftragt wird, ein Buch über die Themse zu schreiben, in der das Mythos keine geringe Rolle spielt. Auftraggeber ist sein alter Mentor, ein wirklich schriller Typ. Soweit man das über Figuren aus dem 19. Jahrhundert sagen kann. Tom schlägt Charlotte vor, mitzuarbeiten - sie ist gleich Feuer und Flamme.

Dann findet ein kleiner Junge eine Leiche am Ufer der Themse und irgendwas passt da nicht so richtig zusammen. Hat das etwas mit einem Geheimbund zu tun? Tom und mehr noch Charlotte werden mehr und mehr in die Angelegenheit hineingezogen. Kann es sein, dass ihnen die Themse zum Verhängnis wird?

Ein spannender und aufwühlender Roman, in dem die Autorin Susanne Goga die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit stets mit im Blick hat und dieser richtet sich - wie so oft bei ihr - längst nicht nur auf diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Wie immer sind alle Figuren sehr gut ausgearbeitet. Zudem wird es stellenweise richtig gruselig - wie passend für ein Szenario im spätviktorianischen London!

Ich hatte großen Spaß an der Lektüre dieses Romans und war richtig enttäuscht, als das Buch zu Ende war - das ging mir viel zu schnell!

Veröffentlicht am 20.02.2021

Gott weist den Weg

Dein Licht durchbricht die Dunkelheit
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Wir begegnen hier Wren, der Hauptfigur aus Sharon Garlough Browns Roman "Spuren Deines Lichts", die sich weiterhin auf dem Weg der Besserung von ihrer schweren psychischen Krankheit befindet. Sie erlitt ...

Wir begegnen hier Wren, der Hauptfigur aus Sharon Garlough Browns Roman "Spuren Deines Lichts", die sich weiterhin auf dem Weg der Besserung von ihrer schweren psychischen Krankheit befindet. Sie erlitt einen Rückfall, da ihr bester Freund freiwillig aus dem Leben schied.

Wren befindet sich nach wie vor bei ihrer Tante Kit, einer Pastorin, die sich viel Zeit für sie nimmt. Denn auch Wren ist tief gläubig und ihre Tante hilft ihr, über den Glauben Heilung zu finden.

In diesem kurzen, doch eindringlichen Band geht es um den Kreuzweg Jesu, den Kit jedes Jahr an Ostern mit ihrer Gemeinde nachgeht. Diesmal bereitet sie die einzelnen Stationen gemeinsam mit Wren, einer begabten Malerin vor, die für jede der acht Positionen ein Bild anfertigt. Noch ist Wren voller Zweifel, doch die Gespräche über Glauben und Kunst, vor allem über den von Wren hochgeschätzten Vincent van Gogh, helfen ihr weiter.

Auch ein Gedenkgottesdienst für ihren Freund bringt Kraft und neue Impulse, wenn auch leider aufgrund von äußeren Entwicklungen nicht nur positive.

Doch auch Kit hat schwierige Zeiten durchlebt - dadurch, dass sie diese mit Wren teilt, heilt sie sich auch selber.

Anhand des Miteinanders der beiden Frauen ist der Autorin Sharon Garlough Brown eine tiefe und innige Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens und Gott - wenn nicht sowieso beides Ein und dasselbe ist - gelungen.

Mein Fazit: eine stimmungsvolle, dabei tiefgreifende religiöse Erzählung, auf die man sich ganz und gar einlassen muss.

Veröffentlicht am 08.02.2021

Die Zeit der Frauen

Glückskinder
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Auch wenn es hier - wie die Autorin selbst im Nachwort herausstellt - um sieben Glückskinder geht und die Männer eine nicht unerhebliche Rolle spielen, gilt ihr liebevolles Augenmerk, ihre Achtsamkeit ...



Auch wenn es hier - wie die Autorin selbst im Nachwort herausstellt - um sieben Glückskinder geht und die Männer eine nicht unerhebliche Rolle spielen, gilt ihr liebevolles Augenmerk, ihre Achtsamkeit doch insbesondere den jungen Frauen, um deren Wohl und Wehe sie sich besonders bemüht.

Wir befinden uns in München unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, vor der Befreiung durch die Amerikaner. Nein, falsch - zunächst befinden wir uns auf einem Marsch von Zwangsarbeiterinnen aus dem KZ Giesing auf der Höhe von Wolfratshausen - dort lernen wir die Holländerin Griet van Mook kennen, die im Widerstand verhaftet wurde. Sie bemüht sich besonders um ihre polnische Freundin Leni, die kurz vor der NIederkunft steht und kaum mehr weiterkommt. Wir erleben, wie diese Frauen eine erste Unterkunft im Frieden erhalten und sich allmählich ein ganz kleines bisschen berappeln können.

Schauplatzwechsel in die herrschaftliche Wohnung von Tante Vev, Großtante der jungen Toni Brandl, die gemeinsam mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester ausgebombt wurde und nun bei der Tante eine Unterkunft gefunden hat, ebenso wie ihr Cousin Benno mit seiner Mutter. Das ist gar nicht so angenehm, denn während Tante Vev und Tonis Zweig der Familie überzeugte Hitlergegner sind, war Benno ein strammer Nazi, der dem Einmarsch der Amerikaner mit Grauen entgegen sieht.

Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Situation in dem unruhigen München allmählich konsolidiert und bald treffen Griet und Toni und ihre Leute aufeinander: Griet wird von Capitain Dan Walker, einem schnittigen Amerikaner, der ein Herz für sie hat, bei Tante Vev einquartiert, was der Familie, die sowie eng aufeinander hockt, gar nicht zupass kommt.

Doch allmählich - die Handlung erstreckt sich über die ersten Nachkriegsjahre - bewegen sich die Fronten, allen voran Toni und Griet, aufeinander zu. Wir lernen Tonis Bruder Max kennen, der aus der französischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, auch den etwas windigen Lebenskünstler Louis.

Zunächst befremdet hat mich der flotte Männerwechsel der jungen Frauen Toni und Griet, die alles andere als zurückhaltend sind, doch steht dieser wohl auch sinnbildlich für eine neue Zeit, für die Suche nach dem Sinn , nach sich selbst - und eben nach einem neuen Miteinander.

Theresa Simon versteht es einmal mehr darzustellen, dass vieles nicht so ist wie gedacht, dass sich manche Vorurteile im Wind auflösen, während anderes, was man nie für möglich gehalten hätte, plötzlich bittere Wahrheit wird.

Ein warmherziger und zutiefst bewegender Roman, der mich sehr berührt hat!

Veröffentlicht am 06.01.2021

Ein Mann der Bücher

Vati
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Das ist Josef, der invalide Exsoldat. Also Vati, Monika Helfers Vater, den Grete Moosbrugger, ihre Mutter, sich im Lazarett schnappt und vom Fleck weg heiratet. So kommt er zur "Bagage", deren Teil Grete ...

Das ist Josef, der invalide Exsoldat. Also Vati, Monika Helfers Vater, den Grete Moosbrugger, ihre Mutter, sich im Lazarett schnappt und vom Fleck weg heiratet. So kommt er zur "Bagage", deren Teil Grete ist, eines der vielen Geschwister dieser Familie, die im Fokus des Vorgängerromans der Autorin steht. Auch er kommt vom Rand der Gesellschaft, auf eine andere Art und Weise allerdings. Und er liebt Bücher auf eine bedingungslose Art und Weise. Ihm geht es nicht nur ums Lesen, sondern auch ums Berühren, ums Besitzen.

Das Schaffen einer Bibliothek ist sein großes Werk, fast könnte man sagen, sein Lebenswerk, auch wenn es nicht für die Ewigkeit Bestand hat. Er wird nämlich zum Verwalter eines Kriegsopfer- Erholungsheimes, das über Jahre nur im Sommer belegt ist und so wachsen Monika Helfer und ihre Geschwister zunächst in schöner Natur und mit viel Platz auf. Sie können sich aussuchen, wo sie schlafen möchten - die meiste Zeit des Jahres jedenfalls. Josef leitet das Heim mit fester, aber nicht zu strenger Hand - sein Ein und Alles ist die von ihm begründete Bibliothek. Wer ihm da nicht rein redet bzw. sogar unterstützt, der hat anderweitig durchaus freie Hand.

Und dann ändert sich alles, die Mutter stirbt und auch das Erholungsheim verschwindet. Und leider auch Vati - zumindest aus dem Leben seiner Kinder Kinder - er wird zum Abwesenden.

Vati ist ein ganz schöner Brocken: einer, der seinen Kindern Wichtiges und Schönes näher bringt, Bücher vor allem. Doch er ist auch einer, der nicht immer zu ihnen steht, es in bestimmten Lebenslagen offenbar nicht kann. Ob es seiner eigenen Geschichte wegen ist? Denn auch seine Kindheit war keine einfache. Und er macht es seinen Kindern auch nicht gerade leicht.

Die Atmosphäre ist es, die mich als Leserin dies es eindringlichen Romans bis ins Innerste trifft und verfolgt, das Wiedererkennen nämlich. Das Erkennen von Aspekten des Lebens unter Kriegsversehrten, von bestimmten Ansätzen, die ich gar nicht so genau benennen kann, die mich eher emotional treffen und wohl in meine früheste Kindheit zurückführen ist, denn auch mein Vater war einer von ihnen. Dieser Punkt vor allem macht diesen Roman zu einem ganz besonderen Buch für mich, doch auch der Zugang der Autorin zum alles andere als einfachen Thema hat mich tief beeindruckt. Gewissermaßen gibt sie sich und ihre Familie ihren Lesern preis. Somit ist dieses Buch eine ganz besondere Art von Denkmal, das sie ihrem Vater setzt, eines mit Ecken und Kanten, aber auch mit viel Wärme!