Ein ergreifender autobiographischer Bericht
Ein Titel, der aufhorchen lässt. Vor allem in Verbindung mit dem Original-Titel des Buches der ehemaligen Kunstturnerin Rachael Denhollander, "What is a girl worth", wodurch sich der Inhalt des Buches ...
Ein Titel, der aufhorchen lässt. Vor allem in Verbindung mit dem Original-Titel des Buches der ehemaligen Kunstturnerin Rachael Denhollander, "What is a girl worth", wodurch sich der Inhalt des Buches bereits ahnen lässt.
Rachael, bereits als kleines Mädchen begeisterte Zuschauerin von Turnwettkämpfen, kann erst als 11jährige beginnen, ihren Traum von einer eigenen Laufbahn als Turnerin zu verwirklichen und trägt durch kleinere entlohnte Jobs dazu bei, dass die erforderlichen Gebühren gezahlt werden können. Ein langer und harter Weg liegt vor ihr, der nicht ohne zunehmende körperliche Beschwerden bleibt. Dass sich der zunächst unerwartete Termin und die nachfolgende Behandlung bei einem bekannten und sehr kompetenten Sportarzt, der zudem für das olympische Team der USA zuständig ist, sich zu einem Missbrauchsfall entwickelt, hätte Rachael nie erwartet. Dass ihre Versuche, sich Gehör zu verschaffen und andere Mädchen und Frauen vor gleichen Erfahrungen zu schützen bleiben gerade im Hinblick auf den Ruf des Arztes erfolglos. So verstummt sie nach und nach über das, was sie erlebt hat und welche Spuren diese Zeit und Erlebnisse in ihr hinterlassen haben. Aber Rachael schweigt nicht für alle Zeit. Es kommt der Tag, an dem sie völlig unerwartet mit diesem Thema konfrontiert wird und bereit ist, erneut den Kampf gegen Missbrauch im Leistungssport aufzunehmen und letztendlich den renommierten Sportarzt vor Gericht zu stellen.
Rachael Denhollaender ist es, sicher auch durch ihr Aufwachsen in einer gläubigen und liebevollen Familie, gelungen, zu einer überaus starken und mutigen Frau heranzuwachsen, die, geprägt durch ein erfolgreich abgeschlossenes Jurastudium, sich als Erwachsene gewappnet sieht, den Kampf gegen den Missbrauch aber auch gegen das Schweigen von Sportverbänden, Funktionären, Trainer, und – für mich besonders erschütternd – Pastoren von Gemeinden zu dieser Thematik aufzunehmen. Rachael hat geschwiegen, weil ihr niemand zuhören wollte. Alle anderen haben geschwiegen, weil sie es nicht hören wollten.
Ein erschütternder Bericht, der trotz seines sachlichen Schreibstils, die enorme emotionale Belastung der jungen Rachael erkennen lässt. Aber auch ihr Fragen, ihr Ringen, ihre Zweifel, ob sie tatsächlich ihr Schweigen brechen sollte. Dass es die richtige Entscheidung und auch der richtige Zeitpunkt war, zeigt sich in den vielen Unterstützerinnen, die durch Rachaels Vorbild nun ebenfalls den Mut aufbringen und den Schritt in die Öffentlichkeit wagen.