eine schöne Geschichte
„Mich selbst an – und ausknipsen, bis der Lichtschalter klemmt und sich nicht mehr bewegt. So fühle ich mich. Als würde ich klemmen. Feststecken und mich nicht mehr bewegen können.“
(Scott zu Hope in ...
„Mich selbst an – und ausknipsen, bis der Lichtschalter klemmt und sich nicht mehr bewegt. So fühle ich mich. Als würde ich klemmen. Feststecken und mich nicht mehr bewegen können.“
(Scott zu Hope in What if we trust)
Worum geht’s?
Seit Jahren himmelt Hope den geheimnisvollen Sänger Ply an, der sein Gesicht hinter einer Maske versteckt. Online erzählt sie in Fanfictions Geschichten um ihn und ihr fiktives Ich „Sloane“, die Millionen von Leser begeistern. Als jetzt ein Buchverlag auf sie zukommt, kann sie es nicht fassen. Doch gleichzeitig trifft sie im echten Leben auf Scott, wie Ply in Wirklichkeit heißt. Die beiden studieren zusammen. Aus anfänglicher Abneigung zwischen den beiden wird bald mehr und Hope steht plötzlich vor der Frage, ob sie ihr Buch noch veröffentlichen will. Denn sie konnte nicht ahnen, wie viel Last auf Scotts Schultern liegt…
What if we trust ist Band 3 der University of British Columbia Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vorbände kommen jedoch vor, sodass es zu Spoilern kommen kann.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird aus Sicht von Hope in der Ich-Perspektive erzählt. Zwischendurch werden immer wieder Ausschnitte aus der Wattpad-Geschichte eingebracht und zudem gibt es an vielen Stellen Chat- und Mailnachrichten, die eingebracht wurden. Der Schreibstil ist ergreifend und gut lesbar. Das Buch beinhaltet angedeuteten erotischen Content. Es werden potenziell triggernde Inhalte thematisiert.
Meine Meinung
Nachdem mich Band 1 von Sarah Sprinz nur bedingt, Band 2 hingegen aber mega überzeugen konnte, war ich wahnsinnig gespannt auf die Geschichte um Hope und Scott. Ich muss gestehen, dass von der Thematik her die Idee natürlich hochspannend ist, ich aber auch sehr zwiegespalten war, wie man das solide umsetzen möchte. Die Autorin hat gute Arbeit geleistet, in meinen Augen gab es aber deutlich Luft nach oben.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht und schwer zugleich – leicht, weil der Schreibstil wieder wahnsinnig angenehm ist, einen direkt mitreißen kann und das Buch sehr entspannt startet; schwer hingegen, weil es tatsächlich für mich recht lang gedauert hat, bis ich inhaltlich drin war. Ich würde fast sagen, dass das Buch ein langes Intro hat, wo man zwar über Hope und ihre Fanfiction schon einiges erfährt, gleichzeitig fehlt ein wenig der „jetzt geht’s los“-Effekt, weil einfach nur ganz viel Drumherum passiert und man Einblicke in Hopes Alltag erhält. So lernt man Hope zwar gut kennen, aber es wirkte auch etwas zäh. Durch Zufall trifft Hope auf einem Geburtstag auf Scott, den sie sofort als Ply identifiziert, weil sie ihn in- und auswendig kennt. Seit ihrer Jugend schreibt Hope Fanfictions über ihn, schaut sich seine Interviews an und hat Auftritte besucht. Scott ist von seiner „Enttarnung“ nicht so begeistert und weist Hope direkt in die Schranken. Als sie kurz danach aber in der Uni im gleichen Seminar sitzen und noch schlimmer sogar Seminarpartner werden, herrscht bereits ein frostiger Unterton bei Scott. Hope hingegen ist enttäuscht, dass ihr Celebrity Crush in Realität so anders ist. Auch ich muss gestehen, dass ich Scott anfangs nicht gerade nett fand, mich seine direkte Antipathie gegenüber Hope fast schon genervt hat – bis man aber mehr über ihn erfährt und es doch Sinn macht. Jedenfalls nimmt alles seinen Lauf, die beiden kommen sich erwartungsgemäß näher, aber es gibt mehrere Hindernisse, Geheimnisse und Probleme…
What if we trust hätte auf jeden Fall ein Herzensbuch werden können. Die Thematik um den ausgebrannten Star, der an die Uni kommt, um kreatives Schreiben zu lernen, weil er das Gefühl hat, dass seine Texte nichts sind? Ein Traum. Ein Fangirl, was ihren Schwarm im realen Leben von einer ganz anderen Seite kennenlernen darf und gleichzeitig zu einer wichtigen Bezugsperson für ihn wird? Zum Schmachten. Und trotzdem ist das Buch kein Herzensbuch geworden. Das liegt für mich, glaube ich, zunächst an der Erzählperspektive. Es tut mir leid, aber Scott ist hier in diesem Buch der deutlich interessantere Charakter, trotzdem kommt er nur selten zu Wort, wenn er mit Hope redet, da sie alleinige Erzählerin ist. Das fand ich wahnsinnig schade. Dazu kommt, dass ich wirklich bis zur Hälfte des Buches nicht wusste, ob es langsam losgeht. Viel Geplänkel, jede Menge Drumherum – ich bin ein Fan von Slow Burn, aber hier hat’s leider nicht gebrannt, sondern sich in Belanglosigkeiten verrannt. Das führt leider auch dazu, dass dann bei den gewichtigen Themen, die alle in der zweiten Hälfte aufkommen, das Tempo sehr angezogen wird und einiges für meinen Geschmack auch fast schon überrannt wird. Es geht alles sehr fix, auf einmal ist Hope mit Scott auf einer Gala, dann erfährt sie sein Geheimnis, auf einmal explodiert alles. Der Aufbau ist recht stereotypisch, was mich nicht gestört hat. Auch die Vorhersehbarkeit der Geschichte war für mich kein großes Problem. Es war eindeutig das Tempo und das Gefühl, dass sich viele Sachen nicht entwickeln und somit nicht wirken konnten.
Denn die Musik – keine Anspielung auf Ply – liegt in diesem Buch auf Plys Erlebnissen, auf den Einblicken in die Branche, auf ein verkorkstes System aus öffentlicher Neugier und dem Zwang, die Fans entsprechend zu bespielen. Es ist ein komplexes Thema, was die Autorin auch wirklich gut eingefangen hat, aber was so viel mehr Raum verdient hätte. Natürlich ist auch Hopes Dilemma um den Buchvertrag nicht zu verachten. Ich muss gestehen, dass ich Hope anfangs unangenehm fand. Ihre Scott-Obsession, das ständige „Fanfiction-Scott“ vs. „Reallife-Scott“ wirkte für mich befremdlich. Ich selbst habe keine Meinung zu Fanfictions, mochte aber die Thematik um das Schreiben an sich. Damit verbunden sind bei Hope auch weitere Themen wie (toxische) Freundschaft, aber diese Themen fühlten sich auch am Ende recht unausgereift an. Mir fehlte bei der Autorin in dieser Hinsicht ein wenig die Konsequenz. Inwiefern die Darstellung der kompletten Buchvertragsgeschichte realistisch ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber angefühlt hat sie sich für mich ein wenig überromantisiert.
Die finalen Entwicklungen im Buch konnten mich insgesamt überzeugen. Sowohl Hopes als auch Scotts Story kriegt einen würdigen Abschluss, bei dem es um Mut, Selbstliebe und auch ein Stück weit Heilung geht. Die Botschaften hierbei sind klar: Du musst für dich selbst der wichtigste Mensch sein. Schäme dich nie für deine Passion, für deine Träume. Nach dem vorhersehbaren Knall überschlagen sich die Ereignisse ein wenig. Hier muss ich sagen, dass die Entwicklungen mir inhaltlich gut gefallen haben und eine gewisse Ernsthaftigkeit in der Beziehungsentwicklung von Scott und Hope erkennbar war – etwas, was mir vorher etwas gefehlt hat, allein schon, weil Scott doch von kühl recht plötzlich auf „von Hope angezogen“ schaltet und es dann vielleicht alles auf einmal zu perfekt ist. Aber das ist wahrscheinlich meckern auf höherem Niveau, denn das Wichtigste ist, dass es sich gut angefühlt hat – und das hat es eindeutig.
Mein Fazit
What if we trust ist ein Buch, was für mich eher schwächer startete, nach hinten heraus aber einiges wieder gutmachen kann. Leider ist durch die Schwerpunktsetzung einiges an Potenzial verloren gegangen und die Beziehungsentwicklung war für mich recht holprig. Dennoch hat mich das Buch berühren können und Scotts Geschichte hat mir gefallen. Ein wenig zu konstruiert, aber auf jeden Fall lesenswert.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]