Trotz schnell wechselnder, interessanter Settings und einem interessanten Heldenpaar ein leider ziemlich zäher Abschlussband der Serie
Loretta Michelmarch hat bereits zahlreiche, mehr als akzeptable Bewerber um ihre Hand abgewiesen. Ein Skandal, findet der Londoner ton, so dass Loretta plötzlich im Gespräch ist. Um den anfänglichen Skandal ...
Loretta Michelmarch hat bereits zahlreiche, mehr als akzeptable Bewerber um ihre Hand abgewiesen. Ein Skandal, findet der Londoner ton, so dass Loretta plötzlich im Gespräch ist. Um den anfänglichen Skandal im Keim zu ersticken, wird der Familienrat einberufen. Doch dann naht Rettung in Gestalt von Lorettas Großtante Esme, die eine ausgiebige Europareise plant und Loretta dazu auserkoren hat, sie als Gesellschafterin zu begleiten.
Während ihrer Rückreise auf einem Schiff über die Donau begegnen sie dem britischen Aristokraten und Soldaten in einer geheimen und gefährlichen Mission, Captain Rafe Carstairs, der zusammen mit seinem Gefolgsmann ebenfalls auf der Rückreise in die Heimat ist.
Doch er muss auf der Hut sein, da sich in seinem Gepäck ein wichtiges Dokument befindet, das die Rädelsführer der fanatischen „Black Cobra“ Sekte, überführt. Neben Rafe sind auch drei andere Briten unterwegs nach London, mit einem Schriftstück, die zur Ablenkung dienen sollen. Dennoch sind ihnen Anhänger der Sekte immer noch auf den Fersen und halten in vielen Häfen und Städten auf ihrer Reiseroute Ausschau nach Rafe und seinem Gefolgsmann. Als Lady Esme Rafe um Geleit und Begleitschutz auf ihrer Reise bittet, sagt Rafe schnell zu, da diese angebotene Aufgabe die perfekte Tarnung für ihn darstellt.
Womit er jedoch nicht gerechnet hat, ist die Tatsache, dass Lady Esmes schöne Großnichte Loretta sein Herz erobern könnte…
„Ein süßes Versprechen“ erzählt nicht nur die Geschichte über Rafe Carstairs und Loretta Michelmarch, sondern bildet auch den Abschluss der „Black Cobra“ Reihe.
In diesem Band nun erfährt man endlich, wer der wahre Kopf der Black Cobra Sekte ist- allerdings erst auf den letzten 100 Seiten und bis dahin muss man leider einiges an Durchhaltevermögen an den Tag legen. Das liegt keinesfalls an den Romanfiguren. Sowohl Loretta als auch Rafe sind sympathische Akteure, die es dem Leser leicht machen sie zu mögen.
Loretta ist eine junge Frau, die sich im ton gerne als stille, schüchterne Frau im Hintergrund hält, jedoch dient dieses Verhalten lediglich als Fassade, da sie Bälle und die Mitglieder des tons als furchtbar langweilig und snobistisch empfindet. Damit Loretta sich keinen unpassenden Mann aussucht, hat es sich Lady Esme zur Aufgabe gemacht, ihre Nichte auf der gemeinsamen Reise ein wenig umzukrempeln und die Abenteuerlust in Loretta zu wecken. Doch ausgerechnet Rafe weckt dann letztendlich die Neugierde und das Verlangen in Loretta.
Rafe dagegen ist ein Mann, der schon viele Gräueltaten in seiner Soldatenlaufbahn mitansehen musste. Er ist traumatisiert und dennoch von dem Gedanken besessen, die Hintermänner der „Black Cobra“ Sekte überführen zu können, da diese auch einen Freund und Mitstreiter für die Sache grausam folterten und töteten. Er ist eher ein wortkarger, zurückhaltender Mensch; dennoch handelt er überlegt und ruhig und passt mit diesen charakterlichen Eigenschaften ausgestattet sehr gut zu Loretta, die keine oberflächlichen Menschen mag. Trotzdem dauert es relativ lange, bis Loretta und Rafe in Liebe zueinander finden. Zunächst ist da nur die gegenseitige sexuelle Anziehungskraft, die beide immer wieder zueinander treibt.
Wie immer sind die beschriebenen Liebesszenen von Stephanie Laurens „hot“ inszeniert, allerdings gottlob nicht ganz so ausufernd, wie man es sonst von der Autorin in anderen Bänden gewohnt ist.
Und auch die Reiseziele und Sehenswürdigkeiten, die die Protagonisten in diesem Roman entdecken, werden sehr bildhaft von der Autorin beschrieben, was mir sehr gut gefallen hat. Die Idee ihr Heldenpaar auf eine Donaukreuzfahrt zu schicken fand ich dabei ziemlich gelungen und die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Rafe und Loretta ist an sich sehr nett gemacht.
Leider habe ich auch einige „aber“ anzumerken. Erst einmal hat man als Leser zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, als wären die Anhänger der „Black Cobra“ wirklich so gefährlich. Das liegt daran, dass die Autorin sämtliche Mitglieder der Sekte völlig uninspiriert und kopflos agieren lässt. Sie wollen auf der einen Seite unbedingt verhindern, dass Rafe und seine Kollegen England erreichen, wissen jedoch weder seinen Namen, noch wie er aussieht und durchkämmen die Orte und Häfen lediglich auf der Suche nach zwei zusammenreisenden Männern. Ich finde, da hat es sich Stephanie Laurens wirklich etwas zu leicht gemacht!
Auch jedes Aufeinandertreffen zwischen Gegnern der Reisegruppe verläuft nach dem gleichen Schema. Und natürlich sind hier sogar die Frauen in der Lage sich gegen gewalttätige, viel kräftigere Männer zur Wehr zu setzen. Nach einigen dieser angesprochenen, eher unspektakulären „Kämpfe“, stellt sich bei mir eine gewisse Lesemüdigkeit ein, da sich lediglich das Setting stetig änderte, die Handlung sich dagegen jedoch nur immer und immer wieder wiederholte. Und vor allem ist es absolut nicht nachzuvollziehen wieso sich die Damen immer wieder auf Ausflüge fern der Sicherheit des Schiffes begeben, obwohl Rafes Mission doch so wichtig ist, dass er sich keinerlei Gefahren erlauben kann und die Frauen durch ihre Landgänge ebenfalls damit rechnen müssen Opfer der „Black Cobra“ zu werden.
Erst auf den letzten 100 Seiten kann man dann wieder etwas Abwechslung erwarten, zudem trifft man auch auf ein paar der Cynsters und Hauptakteure der Vorgängerbände der Black Cobra Reihe. Die Auflösung sorgt durchaus für einige überraschende Momente, allerdings hätte ich mir auch bei der Überführung des Kopfes der Sekte ein wenig mehr Action und Spannung erhofft.
Kurz gefasst: Trotz schnell wechselnder, interessanter Settings und einem interessanten Heldenpaar ein leider ziemlich zäher Abschlussband der Serie.