Ein Para-Historical, der eine interessante Ausgangssituation aufweist, dessen Umsetzung ich jedoch leider nur sehr mäßig fand.
Shadow Guard - Wenn die Nacht beginntAusgerechnet eine junge, unschuldige Frau gerät eines Tages unvermutet zwischen zwei Kämpfende. Auf der einen Seite der Schattenwächter Archer Black, der einem jahrhundertealten Geheimbund angehört, der ...
Ausgerechnet eine junge, unschuldige Frau gerät eines Tages unvermutet zwischen zwei Kämpfende. Auf der einen Seite der Schattenwächter Archer Black, der einem jahrhundertealten Geheimbund angehört, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, bösartige Seelen, die nach ihrem Ableben in die innere Welt gelangen könnten vorzeitig zu eliminieren und auf der anderen Seite der Kriminelle Mr.Winslow. Elena Whitley wird als Schutzschild von Mr. Winslow missbraucht und trotz Archers Eingreifen kann es dennoch nicht verhindern werden, dass Elena vom Dach eines Hauses, mitsamt ihres Peinigers in die Tiefe stürzt.
Nach diesem Vorfall hat sie ihr Gedächtnis verloren und glaubt, dass Lord Black ihr Vormund ist, der nach jahrelanger Abstinenz, währenddessen Elena eine medizinische Ausbildung genossen hat, nun endlich wieder nach Hause zurückkehrt. Erwartet hat Elena einen älteren distinguierten Herrn, doch vor ihr steht ein vitaler, attraktiver Mann, den eine düstere Aura umgibt. Archer reagiert verärgert, als er Elena in seinem Haus antrifft, denn sein Sekretär hatte die junge Frau einst ohne sein Wissen, als sein Mündel in Archers Stadthaus einquartiert und der jungen Frau ausreichend finanzielle Mittel zukommen lassen.
Dennoch ist Elena immer noch nicht verheiratet- ein Umstand den Archer zu gerne ändern würde; und das so schnell wie möglich, da er sich sehr von ihrer Schönheit und Klugheit angezogen fühlt.
Doch Elena weigert sich ihr Debüt zu geben und zu heiraten. Lieber möchte sie als Ärztin vom Schicksal gebeutelten Menschen zur Seite stehen und frei sein von ehelichen Banden. Dennoch fühlt sie sich ebenfalls von Archers Attraktivität angezogen. Sie ahnt nicht, dass er ein unsterbliches Wesen ist, das in der Lage ist sich zu verwandeln und ohne Gefühlsregung töten zu können. Genauso wenig vermutet sie, dass Archer einem der bösartigsten Mörder des 19.Jahrhunderts auf der Spur ist, den er eliminieren will und muss- Jack the Ripper! Und dabei kann er keinerlei Ablenkung gebrauchen, denn Jack ist scheinbar kein gewöhnlicher Mörder. Die Zeit verrinnt und immer mehr Leichen pflastern Jacks Weg. Werden Archer und seine Vertrauten Selene und Mark in der Lage sein, den Mörder zu stellen und sein Eindringen in die innere Welt verhindern zu können?
Da ich Historicals liebe, die in der viktorianischen Ära angesiedelt sind, noch dazu wie dieser Roman hier, düster und mysteriös daher kommen, war mir nach dem Lesen des Klappentextes sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.
„Shadow Guard-Wenn die Nacht beginnt“ ist der erste Teil einer neuen Para-Historical Reihe, die auch Krimi-Elemente enthält, denn im ersten Band der Reihe jagt unser Held keinen geringeren als Jack the Ripper. Doch trotz der interessanten Ausgangssituation stellte sich bei mir schnell Ernüchterung ein. Die Autorin hat sehr außergewöhnliche Frauenfiguren geschaffen; während Elenas Verhalten sehr moderne Züge aufweist, die ich in einem Historical einfach nicht akzeptieren kann und will, überrascht die weibliche Nebenfigur Selene mit ihrer Neigung Bücher zu verschlingen und das ganz im wörtlichen Sinne und die Leser mit einem recht kindischen, egoistisch verzogenen Gebaren zu langweilen.
Auch der Schreibstil der Autorin war leider so gar nicht nach meinem Geschmack. Ich fand nicht, dass es ihr gelungen ist genügend historisches Flair zu verströmen, denn der Roman ist gespickt mit recht modernen Formulierungen, die mich jedes Mal wieder sehr unsanft aus der Story kickten. Dazu gelingt es Elena unproblematisch ihr Medizinstudium durchzuführen, ohne Anstandsdame durch Londons gefährlichste Gegenden zu flanieren und ihre Meinung sehr offen kundzutun- in Zeiten, als Suffragetten noch gänzlich unbekannt waren und die Herren der Schöpfung noch das alleinige Sagen über die Frauen hatten. Nicht, dass ich keine Schwäche für starke Heldinnen habe, doch ein wenig Fingerspitzengefühl hätte die Autorin hier meiner Meinung nach durchaus beweisen können, denn gerade diese Kleinigkeiten machen einen Historical so besonders und grenzen ihn von anderen Liebesromanuntergenres ab.
Auch die Para-Elemente fand ich ehrlich gesagt recht dürftig. Ich bin zwar immer heilfroh, wenn ich in Historicals nicht von übertrieben an den Haaren herbeigezogenen Para-Stories erschlagen werde, doch ein wenig Substanz sollte zumindest vorhanden sein, wenn sich die Autorin wie in diesem Falle dafür entscheidet, eine zweite, für Menschen unsichtbare „innere Welt“ und Wächter, die diese Welt beschützen, zu erschaffen. Man erfährt zwar, dass Archer ein Wesen ist, das seine Gestalt verändern kann, doch die Beschreibungen seiner optischen Veränderungen bleiben sehr vage; genauso wenig findet man überhaupt Zugang zum Helden, da er die meiste Zeit wie ein grollender Rachegott umher geht; zwar auch eine freundliche Seite hat, die er Elena dann und wann zeigt; sich auch zu ihr hingezogen fühlt, doch alles Weitere überlässt die Autorin der Phantasie ihrer Leser. Weder findet man hier tiefschürfende Dialoge zwischen Elena und Archer vor, noch darf man erwarten, dass man zumindest eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte bekommt. Dafür bleiben die Hauptfiguren einfach zu blass charakterisiert und dazu gibt Kim Lennox nur sehr dürftige Einblicke in die Gedankenwelt ihrer Protagonisten preis. Zumindest die Jagd nach Jack the Ripper fand ich allerdings ganz spannend gemacht; denn Jack ist hier keinesfalls ein gewöhnlicher Mörder.
Kurz gefasst: Ein Para-Historical, der eine interessante Ausgangssituation aufweist, dessen Umsetzung ich jedoch leider nur sehr mäßig fand.