Enttäuschend
Das Buch hat mich leider enttäuscht. Das ist zum Teil der Marketing-Strategie des deutschen Verlages anzulasten, die mich einen ganz anderen Roman hat erwarten lassen – es ist nämlich eben kein Buch über ...
Das Buch hat mich leider enttäuscht. Das ist zum Teil der Marketing-Strategie des deutschen Verlages anzulasten, die mich einen ganz anderen Roman hat erwarten lassen – es ist nämlich eben kein Buch über Bibliotheken und "Bücherfrauen", sondern über ein Kulturzentrum und Kleinstadtleben in Kansas/USA. Bibliotheken und Bücher spielen hier eher eine Nebenrolle. Lediglich eine der drei Protagonistinnen – Angelina – beschäftigt sich wirklich mit Bibliotheken. Genauer gesagt studiert sie Bibliothekswissenschaft – und ihre langatmig erzählte, blauäugige Herangehensweise an ihre Dissertation und ihr ausschließlich nostalgischer Blick auf Bibliotheken haben mich leicht wütend gemacht. Überhaupt arbeitet sich das Buch in Bezug auf Bibliotheken an Klischees ab. Zukunftsideen, wie beispielsweise die auf der Hand liegende Kooperation zwischen Bibliothek und Kulturzentrum, werden (wenn überhaupt) nur gestreift. Schade!
Im Buch bin ich dann außerdem ständig an Stellen geraten, wo die Fragezeichen auf meiner Stirn förmlich sichtbar gewesen sein müssen. Ich hatte so oft das Gefühl, zuvor etwas verpasst zu haben: in welcher Stadt wir uns befinden; wann spielt das Buch; die (eben nicht) erzählte Liebesgeschichte einer der Protagonistinnen; darüber wie alt die Protagonistinnen (und ihre Großmütter) sind etc. Es ist aber einfach nicht/spät/nur im Nebensatz erzählt worden! Ist diese Erzählweise Absicht, wollte die Autorin damit die Leserin fordern, den Fokus eben nicht auf diese Nebensächlichkeiten legen? Oder ist es doch einfach Schludrigkeit bzw. schlechtes Erzählen?
Ich fürchte eher letzteres, denn die Protagonistinnen blieben für mich leider unscharf, die Nebenrollen sogar kaum voneinander unterscheidbar. Zudem passiert über weite Strecken recht wenig, stattdessen wiederholen sich Szenen und Gedanken immer wieder in ähnlicher Form. Das letzte Drittel reißt es etwas raus: hier entwickeln sich die Handlung und auch die Protagonistinnen endlich, wenn auch recht erwartbar und ohne große Überraschungen.
Bleiben wird ein Eindruck vom Kleinstadtleben in Kansas, der wenn auch oberflächlich, ganz interessant (und hoffentlich authentisch) war, – ansonsten leider eine Enttäuschung.