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Veröffentlicht am 18.03.2017

Hanoi Hospital

Hanoi Hospital
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Anne ist halb Vietnamesin. Sie besucht ihre Verwandten in Hanoi und will ein Praktikum dort absolvieren. Ihre Cousine Linh ist eigentlich Journalistin, arbeitet aber als Redakteurin des Radiosenders VOV ...

Anne ist halb Vietnamesin. Sie besucht ihre Verwandten in Hanoi und will ein Praktikum dort absolvieren. Ihre Cousine Linh ist eigentlich Journalistin, arbeitet aber als Redakteurin des Radiosenders VOV 5, wo sie nur Übersetzungen machen darf. Als sie versucht ein Interview in einem Krankhaus zu führen, um sich endlich journalistisch zu betätigen, wird sie Zeugin eines merkwürdigen Vorfalls. Eine alte Frau bekommt Nasenbluten und stirbt. Per Zufall sieht sie in ihrer Agentur einen , in dem ein Kind mit den gleichen Symptomen stirbt. Das lässt ihr keine Ruhe. Als dann auch noch ihre Großmutter unter genau diesen Umständen zu Tode kommt, machen sich die Cousinen daran, herauszufinden was dahinter steckt.
In einem weiteren Strang lernen wir Tuan kennen, der in die Stadt gekommen ist, um Geld zu verdienen und dem Leben auf dem Land zu entfliehen. Seine Lebensgefährtin Yen ist krank und versucht alles, um ihr zu helfen. Doch leider fehlt das Geld.
Das Buch ist wunderbar flüssig zu lesen und entführt uns in eine andere Welt. Anne hat einen vietnamesischen Vater und eine deutsche Mutter und sie weiß nicht, wo sie hingehört. Obwohl ihr beide Lebensweisen bekannt sind, fühlt sie sich in Deutschland genauso fremd wie in Vietnam. Das Familienleben verläuft ganz anders als wir das in Deutschland gewohnt sind. Linh dagegen ist mir ihrem Arbeitsleben unzufrieden, weil sie zwar ausgebildet ist, aber nur eintönige Übersetzungen machen darf.
Der Unterschied zwischen der wohlhabenden und der armen Bevölkerung könnte nicht größer sein. Das macht sich auch im Gesundheitswesen bemerkbar. Um einen Termin zu bekommen, muss man zahlen. Die Krankschwestern sind sowas wie Ersatzärzte und nicht für die Pflege zuständig. Wenn man ins Krankenhaus geht, muss man sich seinen Pfleger selbst mitbringen.
Neben dieser guten Darstellung der Lebensweise gibt es natürlich noch die Krimihandlung. Die Cousinen finden bei ihren Ermittlungen in einem Sumpf aus Korruption, Geldgier, medizinische Versuchen und Bestechung. Die Zensur der Medien soll verhindern, dass diese Machenschaften bekannt werden.
Die Hauptprotagonisten sind sehr gut und authentisch beschrieben. Bei ihren Ermittlungen ist Anne gleichzeitig auf einem Weg, um sich selbst zu finden.
Ein außergewöhnlicher Krimi!

Veröffentlicht am 18.03.2017

Vertuschung

Empfindliche Wahrheit
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Bei einer Operation auf Gibraltar soll ein Terrorist und Waffenkäufer gefangen werden. Durchgeführt wird das Ganze von einer privaten amerikanischen Organisation und von britischen Soldaten. Dabei ist ...

Bei einer Operation auf Gibraltar soll ein Terrorist und Waffenkäufer gefangen werden. Durchgeführt wird das Ganze von einer privaten amerikanischen Organisation und von britischen Soldaten. Dabei ist Christopher Probyn unter dem Decknamen „Paul“ als Verbindung zu Fergus Quinn im Ministerium. Jeb, der Anführer der britischen Soldaten, hat Einwände als die Operation starten soll. Aber Befehl ist Befehl.
Jahre später trifft Kit Probyn auf Jeb, der ihm erzählt, dass die Operation gründlich schief gelaufen ist und der die ganze Zeit vergeblich versucht, den Vorgang öffentlich zu machen.
Kit sagt seine Unterstützung zu und wendet sich an Toby Bell, der seinerzeit persönlicher Referent von Quinn war. Bell hat damals ein Gespräch seines Vorgesetzen aufgenommen und wurde dann nach Beirut versetzt. Auch Probyn bekam einen Posten, der weit genug weg war. Außerdem wurde er geadelt zu Sir Christopher. Bell sagt seine Unterstützung für die Klärung des Vorgangs zu. Aber die Gegner sind immer einen Schritt voraus, Jeb bezahlt mit seinem Leben.
Der Einstieg ist etwas langatmig und verworren. Erst im zweiten Teil wird es dann spannend.
Die Protagonisten wirken anfangs nicht sonderlich sympathisch, da sie ihre Skrupel beiseite schieben. Es geht um ein Geschäft zwischen Regierung, Geheimdienst, Militär und Wirtschaft sowie die Vertuschung dieser Beziehungen. Wo die Gier zum Zuge kommt, ist kein Platz mehr für Moral. Spät entscheiden sich Probyn und Bell, dass sie ein Gewissen haben und mit der Vertuschung nicht leben können. Sie agieren, obwohl sie wissen, dass der Gegner rücksichtslos handelt.
Die Thematik ist hochaktuell, die Darstellung entspricht nicht mehr ganz der Zeit. Trotzdem ist der Roman erzähltechnisch anspruchsvoll und überzeugend.

Veröffentlicht am 14.03.2017

die 80er

Drei Frauen im R4
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Trudi, Renate und Nele sind seit 40 Jahren Freundinnen. Als sie gemeinsam „150 Jahre“ werden, schenken ihnen die Kinder eine Reise wie in den 80er Jahren und unter Bedingungen der 80er. Das Ziel ist Emilia-Romagne, ...

Trudi, Renate und Nele sind seit 40 Jahren Freundinnen. Als sie gemeinsam „150 Jahre“ werden, schenken ihnen die Kinder eine Reise wie in den 80er Jahren und unter Bedingungen der 80er. Das Ziel ist Emilia-Romagne, eine der schönsten Regionen Italiens, wohin die Damen in den 80er Jahren nicht mehr gemeinsam kamen. Renate hat dort mal in alternativen Kooperative gelebt und schwärmt seit der Zeit immer noch für Maurizio.
Die Urlaubskasse ist knapp bemessen, moderne Technik nicht erlaubt und der R4 hat seine besten Tage auch schon hinter sich. Die weitere Ausstattung der Damen wurde auch gefunden: Hippie-Klamotten, Lebensmittel „20 Jahre über dem Verfallsdatum“, Bücher aus der Zeit und natürlich die alten Kassetten.
Sie machen sich mit sehr gemischten Gefühlen auf den Weg. Besonders Trudi, die keine Kinder hat und ein wahrer Workaholic ist, tut sich schwer.
Alle gemeinsamen Reisen fangen mit einem Kaffee in Weißenburg an. Als Renate dort einen jungen Mann anflirtet und mitnimmt, verbessert das nicht gerade die Stimmung. Als der R4 mit dem schönen Namen „Fuchur“ eine Panne hat, stellt sich heraus das der Junge nur eine Mitfahrgelegenheit gesucht hat.
Der nächste Mitreisende ist ein Hund, der beim angeblich neuen Frauchen in der Schweiz abgegeben werden soll. Die ist leider nicht sofort ausfindig zu machen, so dass es zur Reisepause auf einem Campingplatz kommt.
Die Damen sind zwar befreundet, haben jedoch sehr unterschiedliche Leben. Jetzt in der Enge des R4 bzw. des Zeltes stellt sich heraus, dass sie Nähe und Vertrauen erst wieder erarbeiten müssen. Da ist viel Toleranz gefragt. Mit der Zeit öffnen sie sich und geben vieles von sich preis, was über Jahre geheim gehalten wurde. So wird diese Reise auch zu einem Selbstfindungstrip.
Eine gute Geschichte, sehr humorvoll erzählt. Sympathische Protagonistinnen. Ein Buch für Leute, die die 80er erlebt haben.

Veröffentlicht am 14.03.2017

Ketzerverfolgung

Der Klang der Lüge
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Sybilla rettet ein kleines , das von der Mutter im Wald ausgesetzt wurde, vor dem Tod. Die Mutter dachte, dass ihr Kind ein Wechselbalg sei. Aber schon 9 Jahre später verliert Alissende ihre Ziehmutter, ...

Sybilla rettet ein kleines , das von der Mutter im Wald ausgesetzt wurde, vor dem Tod. Die Mutter dachte, dass ihr Kind ein Wechselbalg sei. Aber schon 9 Jahre später verliert Alissende ihre Ziehmutter, denn Sybilla stirbt. Als Bedienstete hat sie kein einfaches Leben. Als ihr letzter Dienstherr, ein Jude, verhaftet wird, flieht sie mit den Söhnen in eine Gegend, wo auch noch Juden toleriert werden. In Sériol, das von Katharern bewohnt wird, wird sie wieder Dienstmagd. Dort lernt sie den Schäfer Simon kennen und lieben.
Doch Bischof Durand verfolgt Ketzer und bald schon sind die Bewohner von Sériol nicht mehr sicher. Nur die Kinder und Allissende können entkommen.
Diese historische Geschichte ist wundervoll erzählt. Lebendig wird die Landschaft beschrieben. Die Charaktere sind gut beschrieben und ihre Handlungen nachvollziehbar dargestellt. Alissende ist eine mutige und sympathische Person, die ihr schweres Leben mit Bravour meistert.
Obwohl die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, ist es doch eine fiktive Liebesgeschichte, die im Mittelpunkt dieses Buches steht. Man bekommt eine guten Überblick über das Leben in der damaligen Zeit.
Der Schreibstil dieses Buches ist flüssig zu lesen und sehr anschaulich. Durch unverhoffte Wendungen kam auch immer wieder Spannung in die Geschichte.
Ein empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 14.03.2017

Die blaue Muschel

Der Klang der blauen Muschel
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Die Familie Mayberg will zukünftig auf Samoa zusammen leben. Der Vater war zuvor am Klondike zum Goldschürfen, während die restliche Familie in Deutschland lebte. Weil Sophie an Tuberkulose erkrankt ist, ...

Die Familie Mayberg will zukünftig auf Samoa zusammen leben. Der Vater war zuvor am Klondike zum Goldschürfen, während die restliche Familie in Deutschland lebte. Weil Sophie an Tuberkulose erkrankt ist, muss sie in Deutschland bleibt und so sind die Zwillingsschwestern Henriette und Sophie das erste Mal getrennt. Kaum sind sie auf Samoa angekommen, will der Vater Henriette verheiraten, weil der Mann in irgendwie in der Hand hat.
Henriette hat aber am Strand Tamatoa kennengelernt und sich verliebt. Aber Tamatoa sagt ihr, dass sie nicht zusammen sein können. Er schenkt ihr eine blaue Muschel. Diese Muschel ist etwas Besonderes, denn nur bestimmte Menschen hören etwas, wenn sie die Muschel ans Ohr halten; außerdem fängt sie manchmal an zu glühen.
Die Geschichte kann man keiner Kategorie zuordnen, es ist ein historischer Roman mit mystischen Elementen und beinhaltet sowohl eine Liebesgeschichte als auch einen Krimi.
Die Insel wurde sehr gut beschrieben, so dass man sie bildlich vor Augen hat. Ihre Mythen fließen in die Geschichte genauso ein wie der Boxer-Aufstand in China. Die Deutschen auf Samoa verachten die Samoaner, weil sie angeblich faul sind. Stattdessen beschäftigen sie chinesische Sklaven.
Leider findet Henriettes Mutter, dass der Komfort zu wünschen übrig lässt und dass es zu heiß ist. Die Zwillinge werden sehr lebendig dargestellt, man kann sehr gut mit ihnen fühlen. Sie entwickeln sich im Laufe der Geschichte zu jungen Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Der Vater ist ein Patriarch, der seine Wünsche ohne Rücksicht durchsetzt. Hinterfragen führt unweigerlich zu Strafen. Henriettes Verlobter Hofmann ist ein Mensch mit zwei Gesichtern, nach außen weltgewandt und charmant ist er ein widerlicher und Manipulativer Mensch. Eine der Nebenfiguren ist Jack London. Eine weitere Nebenfigur und doch so unendlich wichtig ist Niam, die ganz anders ist, als sie nach außen hin zeigt.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr anschaulich. Wie die Geschichte ausgehen wird, ist zwar recht früh vorauszusehen, trotzdem ist es spannend, weil man wissen möchte, auf welche Art und Weise dies geschieht.
Ein sehr unterhaltsames Buch, das exotisch und bewegend ist.