Eine Frau geht ihren Weg
Ich habe im Jahr 2020 einige Romanbiographien gelesen. Ich wollte dem Genre „Biographische Fiktion“ eigentlich keine Chance mehr geben, nachdem „Grace. Das Mädchen mit dem weißen Handschuhen“ eine herbe ...
Ich habe im Jahr 2020 einige Romanbiographien gelesen. Ich wollte dem Genre „Biographische Fiktion“ eigentlich keine Chance mehr geben, nachdem „Grace. Das Mädchen mit dem weißen Handschuhen“ eine herbe Enttäuschung war. „Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ von Susanne Popp ist jedoch ein „Volltreffer“, da die Autorin geschickt saubere Recherche mit unterhaltsamen fiktionalen Elementen kombiniert. Außerdem wird das Ganze nie langweilig.
Worum geht’s ?
- Reims, 1805: Nach wenigen Ehejahren wird Barbe - Nicole Clicquot (née Ponsardin) zur Witwe. Um ihre Existenz zu sichern, entscheidet sie sich dafür, den Weinhandel ihres verstorbenen Mannes François zu übernehmen. In der damaligen Zeit ist dies unerhört und gesellschaftlich verpönt, natürlich kann sie auf die Hilfe der eigenen Familie nicht zählen und erst recht nicht mit fairen Methoden der Konkurrenz rechnen. Doch die Siebenundzwanzigjährige beißt sich durch: Sie entwickelt (freilich nicht allein) ein neues Herstellungsverfahren und entwickelt so einen feinen Schaumwein – der „Veuve Clicquot“ (frz. ‚veuve‘ = Witwe) ist geboren. Unterstützt von ihrem Mitarbeiter Louis Bohne und dem deutschen Buchhalter Christian Kessler baut Barbe-Nicole den Weinhandel zum florierenden Unternehmen aus. Vor dem Hintergrund des Zweiten Napoleonischen Krieges kämpft die junge Witwe um ihr Glück, finanziell geht es bergauf, und auch die Liebe soll wieder Teil ihres Lebens werden – ihre engsten Mitarbeiter entwickeln Gefühle für die patente Frau, die jedoch nur als Witwe ihrem Unternehmen treu bleiben kann…
„Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ ist biographische Fiktion ganz nach meinem Geschmack; die Figuren sind lebhaft, die Geschichte ist spannend, und man kann en passant allerlei Wissenswertes über die (historische) Champagnerherstellung erfahren. Die Protagonistinnen sind mir besonders an’s Herz gewachsen – als die Familie die Witwe im Stich lässt, ist es ihre Schwester, die zu ihr hält.
Susanne Popps historischer Roman hat mich richtig gut unterhalten, die Autorin konnte mich (anders als andere Autoren und Autorinnen) auch stilistisch überzeugen, da sie mit „Madame Clicquot“ einen ausgewogenen, lesenswerten Mix aus Fakten und Fiktion präsentiert.
Fazit:
Ein richtig schöner Schmöker!
Ich vergebe viereinhalb von insgesamt fünf möglichen Sternen für „Madame Clicquot und das Glück der Champagne“.