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Veröffentlicht am 09.03.2021

Intrigen der Vergangenheit

Jenseits der Zeit - Historischer Mystery-Thriller
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„...Was, zum Henker, sollte jemand über ihre Vergangenheit herausfinden, dass ihnen heute noch schaden könnte?...“

Diese Frage stellt sich Marko, nachdem ihn sein Vater vor fremden Nachforschungen gewarnt ...

„...Was, zum Henker, sollte jemand über ihre Vergangenheit herausfinden, dass ihnen heute noch schaden könnte?...“

Diese Frage stellt sich Marko, nachdem ihn sein Vater vor fremden Nachforschungen gewarnt hat. Noch ahnt er nicht, wie weit er selbst in die Geschichte verstrickt ist. Übrigens habe ich mir als Leser am Anfang ebenfalls diese Frage gestellt.
Beginnen wir mit dem Anfang: Editha hat das Haus ihres Großvaters in Oldenburg geerbt und zieht dort mit ihrem 3jährigen Sohn Timo ein. Beim Spaziergang durch die Straßen findet sie sich gedanklich in einem fremden Körper und in einer fremden Zeit wieder. Es sind nur wenige Minuten vergangen, als der Spuk zu Ende ist. Später findet sie auf den Boden in einer alten Truhe ein Tagebuch. Es scheint von einem ihrer Vorfahren zu sein.
Die Geschichte wechselt ins Jahr 1788. Jacobs Bruder ist Müller. Jacob hilft ihn, nutzt aber seine Zeit, um ein Buch zu schreiben. Auch er findet sich plötzlich in Edithas Körper wieder. In seinem Buch vermerkt er, wie die Zukunft auf ihn wirkt.
Der Autor hat einen spannenden Zeitreiseroman geschrieben. Die Geschichte vollzieht sich in drei Zeitebenen. Einmal begleite ich Editha in der Gegenwart bei ihrem Nachforschungen nach den Vorfahren, zum anderen erlebe ich, wie Jacob sich auf die Suche nach den Informationen über seine Eltern macht und letztendlich erfahre ich, wie die Intrigen des Barthel von Zölder 1768 begannen.
Es gibt noch eine vierte Ebene. Doch die möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gekonnt den Gegebenheiten an.
Schnell wird deutlich, dass der Müller in der Vergangenheit kein angesehener Beruf war. Jacob formuliert das so:

„...Schon als Kind konnte er keine Freunde finden, weil er der Müllerssohn war und daran hatte sich bis heute nicht viel geändert...“

Sein Bruder Herold ist ein Tüftler und ein begnadeter Techniker. Nach einem Anschlag auf die Mühle hat er eine Idee, wie er beim Wiederaufbau die Wasserkraft nutzen kann. Das wird detailgenau beschrieben. Damit ist er seiner Zeit weit voraus.
Jacob erfährt 1788, dass sie zwar bei den Müllersleuten aufgewachsen sind, aber ihre Eltern eigentlich zum Adel gehörten. Jetzt will er wissen, was vor 20 Jahren geschehen ist. Die Zeitverhältnisse werden gut dargestellt. Intrige und Machtbesessenheit, religiöser Wahn und Vertuschung sind nur einige der Themen.
Editha stößt bei ihren Nachforschungen auf den Namen von Zölder. Marko von Zölder ist einer der Nachkommen. Dessen Vater will Edithas Vorgehen mit aller Macht unterbinden und scheut auch vor Mord nicht zurück.
Immer wieder kommt es zur „Begegnung“ von Jacob und Editha. Dabei lernt Editha nach und nach, besser mit dieser Situation umzugehen. Ihre Schlussfolgerungen zieht sie aus der Lektüre des Buches und den kurzen Reisen in die Vergangenheit.
Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Dem Autor gelingt es, Veränderungen der Vergangenheit geschickt in die Gegenwart zu transportieren.
Am Schluss werden die meisten Fragen beantwortet. Allerdings werden auch einige wenige Schicksale nicht zu Ende geführt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Abstieg einr Familie

Das Gerstenberg-Haus
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„...Was ist ein Haus? Für die meisten Menschen ist es Heimstätte, Rückzugsort und Ausdruck der Persönlichkeit. Für Johann Caspar Gerstenberg war es weitaus mehr. Als 1618 sein neues Haus am Hellweg in ...

„...Was ist ein Haus? Für die meisten Menschen ist es Heimstätte, Rückzugsort und Ausdruck der Persönlichkeit. Für Johann Caspar Gerstenberg war es weitaus mehr. Als 1618 sein neues Haus am Hellweg in Geseke kurz vor der Vollendung stand, wähnte er sich an der Schwelle zu einer neuen Ära...“

Mit diesen Worten beginnt der Prolog des Buches. Dann lässt mich die Autorin tief in die Familie mit all ihren Freunden, Problemen und Sorgen eintauchen. Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Manche Träume müssen begraben werden.
Das Buch zeugt von der exakten und umfangreichen Recherche der Autorin. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Vier Kinder der Familie haben überlebt, als das Haus fertig ist. Caspar, der Erstgeborene, soll den Getreidehandel des Vaters einst fortführen, nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt ist.
Auch Laurentz kommt wieder nach Hause. Er hat Arzt studiert, in diesen Beruf an der Front gearbeitet und will dies nun in seinem Heimatort tun. Als er sich aber mit den örtlichen Pfarrer anlegt, macht er sich einen Feind fürs Leben.
Bettlin hat sich in Salomon Levy verliebt, den Sohn des jüdischen Bankiers. Sie hofft, dass er für sie den Glauben aufgeben wird, doch er lehnt ab. Beide Väter sind gegen die Verbindung. Als Bettlin nach Willen ihres Vaters verheiratet werden soll, flieht sie mit Salomon. Sie trägt sein Kind unter dem Herzen. Sehr gut werden die Zeitverhältnisse widergespiegelt. Die Folgen des Krieges, die Zeiten der Pest, Judenverfolgung und Hexenwahn – alles das findet auch in Geseke statt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Laurentz wächst in Zeiten der Pest über sich hinaus. Das findet allerdings bei seinem Vater keine Anerkennung. Für ihn zählt nur Caspar.
Die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten sorgen für inner Spannung und legen den Keim für den Abstieg der Familie. Es ist mehr ein Gegeneinander als ein Miteinander.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Kindheitserinnerungen

Die Welt war eine Murmel
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„...Eine untergegangene Welt, dachte er seufzend. Und anstatt zügig weiter auszumisten, setzte er sich auf Mamas abgewetztes Sofa und hing Erinnerungen nach...“

Beim Ausräumen der mütterlichen Wohnung ...

„...Eine untergegangene Welt, dachte er seufzend. Und anstatt zügig weiter auszumisten, setzte er sich auf Mamas abgewetztes Sofa und hing Erinnerungen nach...“

Beim Ausräumen der mütterlichen Wohnung fühlt sich Siegfried zurückversetzt in die Jahre seiner Kindheit. Ich darf ihn als Leser bei diesem Blick in die Vergangenheit begleiten.
Der Autor lässt mich in seinem abwechslungsreichen Roman in eine Zeit eintauchen, die erst wenige Jahrzehnte zurückliegt und uns doch so fern erscheint.
Der Schriftstil passt sich den Verhältnissen an. Dabei besteht jedes Kapitel aus drei Aspekten. Es beginnt mit einer kurzen Erinnerung beim Ausräumen, lässt dann den Jungen Siegfried zu Wort kommen und vergleicht – kursiv gesetzt – immer mal wieder zwischendurch mit dem Heute und Jetzt.
Siegfried lebt mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester in einem kleinen Ort in Österreich. Seine ersten Erinnerungen führen ihn zurück in sein 10. Lebensjahr und die Urlaubsreise nach Italien. Hier gibt es viele humorvolle Szenen. Das wird sich später nicht so fortsetzen.

„...Das Meer ist blau und unendlich. So etwas habe ich noch nie gesehen. Von diesem Moment an weiß ich, dass ich einmal am Meer wohnen möchte...“

Es gibt erstaunlich viele Vorurteile. Gleichzeitig fällt auf, dass politische Themen bei der Erziehung keine Rolle spielen. Der Großvater lebt gedanklich noch im Dritten Reich und Siegfried wurde nie erklärt, warum dem Vater sein Name (Adolf) peinlich ist.
Gewisse Sätze bei der Kindererziehung rufen Erinnerungen wach, so die Tatsache, dass man grundsätzlich solange sitzen bleiben musste, bis man aufgegessen hatte.
Klassisch war ebenfalls die Rollenverteilung in der Familie.

„...Alles, was mein Papa in der Küche tut, ist, sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Ich glaube, er hat noch nicht mal eine Semmel entzweigeschnitten, seit er mit meiner Mutter verheiratet ist...“

Siegfried kommt entgegen dem Willen des Vaters aufs Gymnasium. Dort wird er gemobbt. Er hat etwas Übergewicht und ist in vielen Fächern seine Klassenkameraden voraus. Auch dass sich Siegfried für Kochen und Backen interessiert, ist dem Vater unheimlich.
Es sind die vielen kleinen Szenen und Erinnerungsschnipsel, die das Buch zu etwas Besonderen machen und eine längst vergangene Zeit wider aufleben lassen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mit einigen der letzten Sätze möchte ich meine Rezension beenden.

„...Seltsam, dachte er. Wenn die Erinnerungen in allen Details wieder auflebten, spielten sich immer die Missgeschicke in den Vordergrund, das, was eben nicht glatt gelaufen war...“

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Schöne Erzählung

Das Fest der kleinen Wunder
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„...Die Stimmung war ausgelassen, und Stefanie von Fennhusen eröffnete mit ihrem Mann den Tanz – mit einer Polka!

Wir schreiben das Jahr 1925. Auf den Gut in Ostpreußen wird das Erntedankfest gefeiert. ...

„...Die Stimmung war ausgelassen, und Stefanie von Fennhusen eröffnete mit ihrem Mann den Tanz – mit einer Polka!

Wir schreiben das Jahr 1925. Auf den Gut in Ostpreußen wird das Erntedankfest gefeiert. Für die 16jährige Frederike naht die Zeit, wo sie das Gut verlassen muss, um im Internat ihre Ausbildung fortzusetzen. Momentan sorgt sie sich um Caramell, ihr Lieblingspferd. Ihr Vater will es verkaufen.
Die Autorin hat eine schöne Familiengeschichte geschrieben. Detailgenau wird das Leben auf dem Gut erzählt. Neben dem täglichen Einerlei sind die Feste oder die Jagdgesellschaften ein Höhepunkt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er lässt Raum für Emotionen, aber auch für humorvolle Einlagen. Fritz von Fennhusen, Frederikes Bruder, ist mit Dawid immer zu Streichen aufgelegt. Das kann auch einmal daneben gehen. Momentan reizt sie das Fahrrad mit Hilfsmotor, das sich Dawids Vater zugelegt hat.
Nach einem Reitunfall von Fritz mit Caramell ergibt sich folgender Dialog:

„...Gut, dann hast du wahrscheinlich keine Gehirnerschütterung.“ „Wo nichts ist, kann auch nichts erschüttert werden“, sagte Frederike leise...“

Gut gefällt mir der einheimische Dialekt der Köchin. Er war zwar anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber das hat sich schnell gegeben.
Auf dem Gut leben auch zwei ältere Tanten. Vor allem Tante Edeltraut ist sehr direkt:

„...Es wird nie so viel gelogen wie vor einer Wahl, während des Krieges und nach einer Jagd...“

Mit den Weihnachtsfest und der einen oder anderen Überraschung endet das Buch.
Das Buch enthält am Schluss einige der in der Geschichte verwendeten Rezepte.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Ärger auf dem Tennisplatz

Mord auf dem Court
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„...Sie hatten das nötige Talent, und was mindestens genauso wichtig war, die kürzesten Röcke und die frechsten Manieren auf dem Platz...“

Die Rede ist von den Zwillingsschwestern Juliette und Valentine. ...

„...Sie hatten das nötige Talent, und was mindestens genauso wichtig war, die kürzesten Röcke und die frechsten Manieren auf dem Platz...“

Die Rede ist von den Zwillingsschwestern Juliette und Valentine. Beide gehören zu dem Nachwuchskader in Saint – Tropez. Und sie wissen ihre besondere Ausstrahlung einzusetzen.
Wir schreiben das Jahr 1972. Im Tenniszirkus sind einige Neuerungen geplant. Vier der weltbesten Spieler werden im Tennisclub Ramaduelle erwartet. Einer von ihnen ist Louis Lasalle. Er wird den Ort nicht lebend verlassen.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Neben den beiden Zwillingsschwestern gehören auch Jean und Yves zum Club. Sie sind ebenfalls Zwillinge und mit den Schwestern liiert. Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Vor allem die Schwestern unterscheiden sich erheblich in ihrem Temperament. Juliette kann mit Niederlagen so gar nicht umgehen.
Sehr schön finde ich, dass auch für Laien die Spielweise der Vier und die Besonderheiten in der Welt des Tennisspiels ausreichend erklärt werden. Das nimmt zwar den Buch am Anfang etwas die äußere Spannung, aber es bleibt eine innere enthalten durch die komplexe Beziehung der vier jungen Menschen zueinander. Nicht jede ihrer manchmal ausgefallenen Ideen findet ein positives Echo. Als eine neue Tennislehrer auf den Platz erscheint, wird es heftig. Diese konstatiert.

„...Frauen, die Frauen trainieren, nehmen keine Rücksicht auf Schauspieleinlagen mit Schwächeanfällen oder laszive Blicke...“

Der Fall landet bei Commissaire Lucie. Wie schon in den Vorgängerbänden arbeitet sie mit Franc Sarasin zusammen. Für mich war es das erste Buch des Autors. Der Handlung konnte ich problemlos folgen. Kurze Bemerkungen zu den vergangenen Geschehnissen weckten das Interesse daran und machten auf die Beziehung der Ermittler aufmerksam.
Verdächtige gibt es viele. Einige Vorfälle hatten nicht nur zu Ärger geführt. Doch dann nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung.
Der Autor hat seinem Buch ein Zitat von Platon vorangestellt.

„...Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr...“

Das steckt eine Menge Wahrheit drin. Übrigens zeigen sich Buch manch Emotionen der Protagonisten gerade im Spiel oder am Spielfeldrand. Die Zwillingsschwester haben nicht geahnt, dass eine ihrer unausgereiften Ideen ein Spiel mit dem Feuer war. Juliette reagiert mit Wut.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe einiges über das Tennisspiel, aber auch die finanziellen Hintergründe des weißen Sportes gelernt und mich nebenbei gut unterhalten gefühlt.

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