Zwei Frauenschicksale
Sie haben mich nicht gekriegtZwei Frauen begleite ich in diesem Roman von Kindheit an bis hin zu ihrem Erwachsenenleben. Die eine, Marie Rosenberg, lebt als nicht praktizierende Jüdin mit ihrer Familie in Nürnberg. Dort betreibt ihr ...
Zwei Frauen begleite ich in diesem Roman von Kindheit an bis hin zu ihrem Erwachsenenleben. Die eine, Marie Rosenberg, lebt als nicht praktizierende Jüdin mit ihrer Familie in Nürnberg. Dort betreibt ihr Vater eine gut gehende Buchhandlung, die sie weiterführen soll, auch wenn ihr Lebenswunsch als Ärztin zu arbeiten sich nicht erfüllt. Die andere – Tina Modotti – geboren in Italien, wächst in Armut auf, geht mit ihrer Familie nach Österreich, nach Deutschland, um dann wieder in Italien mit der Mutter und einigen Geschwistern ums Überleben zu kämpfen. Ihr Vater sucht in Amerika mit einer Tochter sein Glück, will alle nachholen. Der Lebensweg von Marie und Tina führt beide ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wobei Marie ihren Büchern treu bleibt und Tina als Fotografin erfolgreich wird. Tina trifft viele Größen ihrer Zeit, unterstützt die Revolution, wird nicht müde, für die Kommunisten dahin zu reisen, wo ihr Einsatz vonnöten ist.
Felix Kucher zeichnet den Lebensweg der Tina Modotti gut nach, ich habe gestaunt, mit welchen Berühmtheiten sie verkehrte. Auch Maries Leben schildert er gut nachvollziehbar. Bemängeln muss ich den schnellen Wechsel zwischen den beiden Lebensgeschichten. Da las ich von Marie und im nächsten Augenblick war ich in Tinas Leben. Zunächst wusste ich gar nicht, wo ich bin, wessen Geschichte gerade erzählt wird. Diese abrupten Übergänge – da bin ich kaum in einer Geschichte, möchte mit den jeweiligen Charakteren weitergehen, mehr erfahren - cut. Brutal zuweilen, es tut dem Lesefluss nicht gut. Des Öfteren wechseln diese im Seiten-Takt. Die beiden Storys – jede für sich – sind durchaus interessant. Aber es entsteht sehr viel Unruhe durch den ständigen Wechsel. So konnte ich nie ganz abtauchen, mich auf keines der beiden Leben einlassen. Schade.
Zwei Frauen, zwei ganz unterschiedliche Lebenswege. Die eine bekommt als Jüdin den Nationalsozialismus in seiner Härte zu spüren, die andere kämpft engagiert gegen den Faschismus an, richtet ihr Leben danach aus.