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Veröffentlicht am 15.03.2017

Klassischer Krimi

Mörderische Insel
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Cass Lynch, eine leidenschaftliche Seglerin, lebt auf ihrem Boot, das im Hafen von Brae auf den Shetland Inseln liegt. Natürlich entgeht ihr nichts, was sich Hafen und an der Küste abspielt. Als zwei Luxusboote ...

Cass Lynch, eine leidenschaftliche Seglerin, lebt auf ihrem Boot, das im Hafen von Brae auf den Shetland Inseln liegt. Natürlich entgeht ihr nichts, was sich Hafen und an der Küste abspielt. Als zwei Luxusboote im Hafen anlegen, kann sie es nicht lassen, das seltsame Verhalten der beiden Paare zu beobachten und ihr seltsames heimliches Verschwinden. Als dann einer ihrer Segelschüler ums Leben kommt, will sie nicht an einen Unfall glauben und beginnt zu auf eigene Faust zu schnüffeln. Dabei begibt sie sich in große Gefahr. Gut, dass sie den zuständigen Kriminalbeamten vom schottischen Festland kennt, denn die Sache beginnt größere Kreise zu ziehen.
Bei diesem Krimi hat mir von Anfang an alles gefallen. Die raue Landschaft der Shetlands, wind- und sturmumtost, ist ein toller Hintergrund. Man erfährt sehr viel über der Geschichte der Inseln, über die frühere Armut und das raue Leben der Fischer , das inzwischen einem durch die Ölförderung entstandenem Wohlstand gewichen ist. Aber die Ölvorkommen sind nicht unendlich und diese ökonomische Delle ist auch in Brae zu spüren. Gut fand ich auch die Fußnoten, die bestimmte Ausdrücke oder Dialekte erklären. Dadurch war ich noch mehr mitten im Geschehen. Cass ist sympathisch und ihre Segelleidenschaft ist richtig ansteckend. Obwohl sie aus einer wohlhabenden Familie stammt, zieht sie ein ungebundenes Leben an Bord ihres kleinen Seglers vor. Das wirkt sicher deshalb so authentisch, weil die Autorin selbst segelt und ihre Törns sicher das Vorbild für Cass‘ Fahrten waren.
Die Handlung beginnt verhalten und steigert sich dann zunehmend. Bald führen die Beobachtungen von Cass und dem Hafenmeister Magnie, einer urig gezeichneten Nebenfigur, zu einem verwickelten Krimi und Familiendrama, in das Cass tiefer hineingezogen wird, als ihr lieb ist. Die Charakterisierung der Insulaner und die gelungene Landschaftsbeschreibung geben dem Krimi noch ein ganz besonderes Flair.
Ein klassischer, typisch englischer Krimi mit einer großartigen Landschaft und einer stimmigen Atmosphäre. Überzeugend!

Veröffentlicht am 13.03.2017

Geschichte ganz lebendig

Der grüne Palast
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Für ihren historischen Roman „Der grüne Palast“ wählt die Autorin Peggy Hohmann ein besonderes Stilmittel: den Brief. In Briefform erschließt sich die Geschichte der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. ...

Für ihren historischen Roman „Der grüne Palast“ wählt die Autorin Peggy Hohmann ein besonderes Stilmittel: den Brief. In Briefform erschließt sich die Geschichte der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. Wie bei den Habsburgern üblich, dienten die Töchter meist als Vertrags-und Verhandlungsobjekte. Nicht von ungefähr kommt der Ausspruch „Tu felix Austria nube“! (du glückliches Österreich heirate) Leopoldine wird durch Vermittlung des Fürsten Metternich mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro verlobt, der vom Gesandten des Landes in glühenden Farben geschildert wird. Der gebildeten Leopoldine, mehrsprachig erzogen, mit außergewöhnlichen Interessen an Naturwissenschaften und Musik, erscheint die Reise nach Brasilien, wo die portugiesische Königsfamilie im Exil lebt, als Aufbruch in ein neues abenteuerliches Leben.

Allerdings wird die Wirklichkeit sehr viel rauer sein, Dom Pedro ist ein ungebildeter, vulgärer Weiberheld, der seine unpassenden Liebschaften nie sehr diskret behandelt, Leopoldine ist isoliert und einsam. Geschwächt von jährlichen Schwangerschaften und Fehlgeburten, wird sie knapp 10 Jahre nach ihrer Ankunft sterben. Es ist ihr allerdings gelungen, trotz des schwächlichen Gatten, Brasilien in die Unabhängigkeit zu begleiten.
Dies alles erfährt der Leser aus den Briefen, die den Roman bilden. Die Schreiber sind Leopoldine selbst, ihre Hofdame, Fürst Metternich und portugiesische Gesandte. Aus deren jeweiligen Sicht erschließt sich die Geschichte der jungen Österreicherin in ihrer ganzen Dramatik.

Sehr gekonnt gelingt es der Autorin, jedem Schreiber eine unverwechselbare Sprache zu geben. Die Ränke des Fürsten und seine Neigung zu amourösen Anspielungen genauso, wie die diplomatischen Gemeinplätze des Gesandten. Ganz besonders die Briefe der Gräfin Lazansky an ihre Schwester und Fürst Metternich bilden das historische und gestalterische Gerüst des Romans. Die Autorin bleibt nahe an der Geschichte, fügt natürlich einige erdichtete Personen, wie die Hofdame Lazansky und Liebesverwirrungen der Dramatik wegen ein, was dem Romans über das Zeitbild hinaus noch lebendiger werden lässt. Die Briefe ermöglichen einen sehr persönlichen, vielschichtigen Zugang zu diesem Buch und erzeugen von Anfang an Spannung und Sogwirkung. Wenn ich anfangs noch zweifelte, ob dieses Stilmittel das ganze Buch trägt, war ich schon nach wenigen Seiten restlos überzeugt.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Dorfkrimi

Erntedank in Vertikow
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Seit seinem Motorradunfall sitzt Peer im Rollstuhl. Die Situation überfordert ihn, er fühlt sich hilf- und mutlos. Selbst für kleine Alltagsdinge braucht er Hilfe. Im mecklenburgischen Dörfchen Vertikow, ...

Seit seinem Motorradunfall sitzt Peer im Rollstuhl. Die Situation überfordert ihn, er fühlt sich hilf- und mutlos. Selbst für kleine Alltagsdinge braucht er Hilfe. Im mecklenburgischen Dörfchen Vertikow, wo er bis zu seinem Unfall Organist war, hatte er auch nicht allzu engen Kontakt mit den Nachbarn. Orgelspielen fällt weg, wie soll er denn auf die Empore kommen?
Da beobachtet er einen Unfall, die Nachbarin Gertrud Kuhn wurde von einem Pick up angefahren, der Fahrer flüchtet mit hoher Geschwindigkeit. Peer Wesendonk ist sich sicher, das war Absicht, das war Mord! Allerdings sieht die Polizei das anders, seine Beobachtungen schiebt man auf sein Unfalltrauma, zudem geht das Gerücht im Dorf um, Getrud Kuhn wäre dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen.
Also beginnt Peer auf eigene Faust zu ermitteln, sogar die Pastorenfrau Peggy und der Altbürgermeister unterstützen ihn dabei, vielleicht hoffen sie, dass er mit dieser „Beschäftigungstherapie“ seinen Lebensmut wiederfindet. Kommissar Andrea Templin ist ebenfalls nicht ganz dagegen und dazu kommt, dass es zwischen den beiden recht heftig knistert.
Ein Dorf, ruhig, abgelegen und eigentlich ein Idyll, aber hinter den Fassaden brodelt es recht heftig. Alte Animositäten, die bin in die Wendezeit zurückreichen, lauern unter der Oberfläche. Für den Wessi Peer ist das nicht immer leicht zu durchschauen. Das Stimmungsbild des Dorfes hat mir ausnehmend gut gefallen, die Atmosphäre ist realistisch geschildert, die Menschen so vielschichtig wie im normalen Leben. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß und Gut und Böse. Die Vergangenheit bestimmt noch häufig das Handeln der Nachbarn.
Der Krimi kommt eher leise daher, es ist durchaus spannend, was Peer im Lauf seiner Detektivspielerei erfährt, viel wichtiger ist aber, wie sich die Menschen und er selbst mit dem Wissen arrangieren. Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung Peers. Wie ein Mann mit der plötzlichen Hilflosigkeit umgeht, wie er sich zuerst auflehnt, dann fast resigniert und nach vielen Rückschlägen seinen Platz findet , war mir genauso spannend dargestellt, wie die Mördersuche.
„Erntedank in Vertikow“ ist ein Regionalkrimi im besten Sinn. Ein Psychogramm eines Dorfes und seiner Bewohner, das in eine spannende und immer mit leisem Humor und Ironie unterlegte Geschichte gebettet ist.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Benthien in Erklärungsnot

Sturmläuten
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John Benthien, der sympathische Bulle von der Küste ist auch in seinem 4. Band persönlich betroffen. Spielende Kinder haben im hohlen Stamm eines alten Ahorns eine fast schon mumifizierte Frauenleiche ...

John Benthien, der sympathische Bulle von der Küste ist auch in seinem 4. Band persönlich betroffen. Spielende Kinder haben im hohlen Stamm eines alten Ahorns eine fast schon mumifizierte Frauenleiche gefunden. Der Baum steht im Garten der Eltern seiner Exfreundin Karin. Aber damit nicht genug, auch Karins Tochter Celina, für die John Benthien sich immer noch verantwortlich fühlt, hat sich an einer üblen Sache beteiligt. Natürlich möchte er ihr eine Vernehmung ersparen und versucht zu vermitteln. Als dann einige Tage später auch noch seine Ex im Garten erschlagen wird, kommt Benthien als Verdächtiger in Teufels Küche.
Die Küstenkrimis von Nina Ohlandt beginnen immer sehr komplex. Zu Beginn des Buches legt sie all die Fährten, die sich im Lauf des Krimis zu einem spannenden Handlungsbogen verflechten. Fortlaufende Geschichten aus den vorherigen Bänden werden weitergesponnen, sind aber immer selbsterklärend und können auch von Erstlesern problemlos verstanden werden. Aber gerade die vielschichtigen Handlungsstränge machen den Krimi so spannend. Als Leser achte ich auf kleine Spuren, versuche mitzuraten und den Täter zu entlarven. Aber auch wenn mir das gelingen sollte, gibt es immer wieder eine ganz gewitzte Wendung, die den Schluss zu einem Höhepunkt führt. Die Kapitel sind kurz und mit schnellen Tempo- und Szenenwechseln. Ganz besonders hat mir eine Sturmnacht auf der Hallig Hooge gefallen, da spürte ich direkt den Wind und die Salzgischt der Nordsee.
Im Kriminalteam um Benthien gibt es viele witzige Charaktere, die dem Buch noch einen Schuss Ironie mitgeben. Auch die anderen Figuren sind sehr interessant charakterisiert und sehr lebensecht beschrieben. Ich hatte jedenfalls die einzelnen Personen immer sehr deutlich vor Augen.
Ein spannender und sehr flüssig geschriebener Krimi, der aber besonders am Anfang aufmerksam gelesen werden sollte. Ein Personenregister ist dabei sehr hilfreich.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Ein toller Krimi

Anton zaubert wieder
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Willa Stark, die eigenwillige österreichische Polizistin, hat sehr ungern das Europol – Austauschprogramm beendet und die Kölner Kollegen verlassen. Umso erfreuter ist, dass sie als Beraterin angefordert ...

Willa Stark, die eigenwillige österreichische Polizistin, hat sehr ungern das Europol – Austauschprogramm beendet und die Kölner Kollegen verlassen. Umso erfreuter ist, dass sie als Beraterin angefordert wird, als in Köln ein Mordverdächtiger aus Graz sich jeder Vernehmung verweigert. Man hofft, dass Willa einen Zugang zu diesem jungen Mann findet.
Anton ist Hauptverdächtiger, er saß traumatisiert mit der Leiche im Zimmer, einer Frau, die er am Abend zuvor in einer Bar kennenlernte und mit der er die Nacht verbrachte. Die Szene erinnert fatal an den Mord seiner Mutter, den er als kleiner Bub mitansehen musste.
Willa findet tatsächlich Zugang zu Anton, er spricht mit ihr und sie fühlt eine ganz besondere Verbindung und Anziehungskraft. Doch sie hält ihn nicht für den Mörder und als weitere Frauenleichen auftauchen, wird schnell klar, dass Anton als Täter nicht in Frage kommt.
Dieser spannende Krimi wird ganz von der Persönlichkeit der Ermittlerin getragen. Sie wird als vielschichtiger Charakter sehr menschlich dargestellt, mit ihren privaten Nöten und ihren Stärken. Willas Arbeitsweise ist unkonventionell, das macht es dem Leser leicht, sich mit ihr zu identifizieren und mit an der Lösung zu raten. Sie scheut vor Gefahren nicht zurück und wenn sie sich in brenzlige Situationen bringt, steht das Kölner Team fest hinter ihr.
Figuren in Extremsituationen beschreibt die Autorin immer mit besonderer Tiefe und Sorgfalt. Wenn „Frl. Ösi“ sich über bundesdeutsche Regeln hinwegsetzt, ist ein hintergründiger Witz garantiert. Die Handlung ist raffiniert aufgebaut, immer wieder gibt es Wendungen, die die Spannung durchgehend hoch halten. Aber am besten gefallen mir die Protagonisten dieses Krimis, bis zu den Nebenfiguren sind sie gut portraitiert und tragen zur psychologischen Tiefe bei.
Das ist der dritte Band um Willa Stark, aber auch ohne Vorkenntnis kann man diesen Krimi lesen, man wird sich danach wohl die Vorgängerbände auf die Leseliste setzen.