Sehr offener und tiefer Einblick
Nie wieder OpferAuf Aline Bachmann und ihre vermeintlich provokante Aktion am Alexanderplatz wurde ich erst durch ihr Buch aufmerksam. Darin schildert sie sehr offen von ihrer Fresssucht, die bereits im Kindergartenalter ...
Auf Aline Bachmann und ihre vermeintlich provokante Aktion am Alexanderplatz wurde ich erst durch ihr Buch aufmerksam. Darin schildert sie sehr offen von ihrer Fresssucht, die bereits im Kindergartenalter begann, Mobbing, tiefen Abstürzen mit vermeintlichen Freunden, der Enttäuschung der ersten großen Liebe und anschließend ihrem harten Weg daraus.
Der flüssige und nahezu plauderhafte Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, da sich die Kapitel rasch lesen ließen und ich das Gefühl hatte, dass Aline Bachmann genau die Schlüsselerlebnisse schildert, die ihr in den jeweiligen Erzählkontexten einfallen. Dass ihre Kindheit und ihre Jugend sehr traumatisch waren und ihr emotionaler Halt durch Eltern und Freunden bereits ab frühen Jahren fehlten, wird sehr schnell klar. Selbstverständlich muss ich sagen, dass das Buch sicherlich lesenswert ist - gerade für Fans oder jüngere LeserInnen, die sich selbst in derartigen Krisen befinden und Mut benötigen von jemandem, der den Weg hinein ein ein gutes, selbstbestimmtes Leben gefunden hat.
Was mich stark gestört hat, war der oft sehr anklagende, vorwurfsvolle Ton, in dem Aline offenbar immer den anderen die Schuld an ihrem Lebensweg gegeben hat, und sehr schlecht über Menschen in ihrem Umfeld spricht. Inwieweit das stimmt oder nicht, darf ich als Leserin absolut nicht beurteilen. Allerdings zwängte sich mir immer wieder der Gedanke und somit das Gefühl auf, dass Aline Bachmann noch sehr viel zu verarbeiten und zu reflektieren hat, und sich vielleicht noch selbst davon überzeugen muss, dass sie jetzt selbstbewusst und unabhängig ist, indem sie es sich und den LeserInnen immer wieder beteuert. Zwischenzeitlich dachte ich, dass es vielleicht noch zu früh für dieses Buch war und ein wenig mehr Distanz und Reflexion nicht geschadet hätten.
Das Buch schildert ungeschönt von ihrem harten Lebensweg, traumatischen Erfahrungen und kontinuierlichen Rückschlägen.