Cover-Bild Die Erfindung der Welt
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 408
  • Ersterscheinung: 24.02.2021
  • ISBN: 9783711721037
Thomas Sautner

Die Erfindung der Welt

Roman
Die Schriftstellerin Aliza Berg erhält einen anonymen Brief mit dem großzügig honorierten Auftrag, einen Roman zu schreiben, mit keinem geringeren Thema als dem Leben. Sie soll es mit frischem Blick neu entdecken und unvoreingenommen davon erzählen – am Beispiel einer vorgegebenen Gegend und all ihrer Bewohner. Auf der beigelegten Landkarte scheint das markierte Gebiet allerdings gänzlich unbewohnt zu sein.
Aliza reist also nach Litstein, findet Logis bei Gräfin und Graf Hohensinn und beginnt mit ihren Recherchen. Dabei begegnet sie der eigensinnigen Kristyna in ihrem Haus im Wald ebenso wie dem Eigenbrötler Jakob und dem Trafikanten Peter. Aber vor allem eröffnen sich ihr die wesentlichen Dinge: die Unendlichkeit der Gedanken, die Zartheit und Wucht der Natur und die Kraft der Liebe. Was macht das Leben aus? Thomas Sautner entführt eine Autorin ins unendliche Labyrinth der Gedanken und lässt sie zwischen den ganz großen Fragen der Existenz wandern.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2021

Mehr Gesamteindruck als Handlung

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Der neue Roman von Thomas Sautner war für mich interessant, weil er sich mit dem Schreiben eines Romans beschäftigt, quasi die Entstehung eines Romans innerhalb des Romans, eine Gleichzeitigkeit von Werden ...

Der neue Roman von Thomas Sautner war für mich interessant, weil er sich mit dem Schreiben eines Romans beschäftigt, quasi die Entstehung eines Romans innerhalb des Romans, eine Gleichzeitigkeit von Werden und Sein. Wenn man sich diesen philosophischen Ansatz bewusst macht, kann man ahnen, in welche Richtung das Lesen geht.

Die Aufgabe des Romanschreibens fällt Aliza Berg zu. Sie soll, beauftragt von einem geheimnisvollen G., mit frischem Blick und unvoreingenommen vom Leben erzählen, es regelrecht neu entdecken. Dazu begibt sie sich selbst mitten ins Setting ihrer Auftragsarbeit. Aliza begegnet den Einwohnern, die meinem Empfinden nach alle irgendwie besonders sind. Es beginnt mit den Hoteliers, die einem Heimatfilm entsprungen scheinen, geht über den Trafikanten und die vor Ort residierende Adelsfamilie, wird schließlich vervollständigt durch jeweils eine männliche und eine weibliche mitten im Wald lebende Einzelperson.

Die Romanentstehung beschreibt der Autor in Episoden. Darin widmet er sich unterschiedlichen Themengebieten bzw. Aspekten. Durch den veränderten Fokus betrachtet er die Akteure aus verschiedenen Perspektiven. Es ist weniger eine Handlung, die sich beim Lesen erschließt, sondern mehr ein Gesamteindruck. Ein Zitat aus dem Roman fasst perfekt zusammen, wie ich ebendiesen bezüglich seiner Handlung empfinde. „Die Figuren taten, was sie wollten, und nicht, was die schriftstellerische Dramaturgie erforderte. Die Handlungsstränge entrollten sich unkontrolliert, der Roman lief führungslos durch Zeiten und Räume.“ (S. 356)

Zudem lässt uns Thomas Sautner teilhaben an seinen philosophischen sowie quantentheoretischen Überlegungen. Was braucht es zum glücklich sein? Wie funktioniert die Liebe? Wie groß ist die Natur im ganz Kleinen? Er bewegt sich mental zwischen Urknall und Schwarzen Löchern, kurz: er greift nach den Sternen. Auch wenn der Roman zwischenzeitlich recht abstrakte Züge offenbarte, mochte ich ihn ganz gern. Am besten haben mir die extremen Steigerungen gefallen, von sehr klein bis noch viel viel kleiner oder von weit weg bis noch weiter und noch weiter, unendlich weit weg. Insgesamt glaube ich aber, dass der Roman nicht unbedingt jedermann gefällt.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Von der Amöbe bis zum Schwarzen Loch

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Ich bin einfach überwältigt, allerdings meine ich das – genau so wenig wie Thomas Sautner die allermeisten Aussagen in seinem Roman – nicht im augenscheinlichen Sinne. Stattdessen lässt mich der Roman ...

Ich bin einfach überwältigt, allerdings meine ich das – genau so wenig wie Thomas Sautner die allermeisten Aussagen in seinem Roman – nicht im augenscheinlichen Sinne. Stattdessen lässt mich der Roman mit einem Gefühl von „das war alles viel zu viel, aber eigentlich doch irgendwie gar nichts“ zurück. So ist der Auftakt des Romans nahezu genial und einfach überragend. Die Schriftstellerin Aliza Berg erhält einen ominösen Brief mit der Bitte, einen Roman über das Leben zu schreiben. Alizas Auseinandersetzung mit dem Schreiben, ihre Art nach literaturwissenschaftlicher Manier jedem Wort und jedem Satzzeichen der Aufforderung einen tieferen Sinn abzutrotzen, ist meisterhaft und wahnsinnig unterhaltend. Ebenso grandios werden ihre Ankunft in Litstein, dem Ort in dessen Nähe der Auftragsroman angesiedelt sein soll, sowie ihre ersten Begegnungen mit den eigenwilligen und interessanten Figuren dieser Gemeinde geschildert. Wäre es so weitergegangen, hätte ich diesen Roman für immer bei mir getragen.

Stattdessen schwingt sich der Roman jedoch hinauf in die weiten Sphären des Universums, in existenzielle Problemstellungen und verliert sich in das Leben, den Sinn des Lebens, des Liebens und das Dasein hinterfragenden Episoden und Anekdoten. Er wird bevölkert von Figuren, die da oder doch nicht anwesend sind, und zerrinnt in metaphysisch anmutenden Betrachtungen. Die Handlung bleibt dabei naturgemäß nahezu auf der Strecke, während die Figurenentwicklung auf dem Altar des Universums geopfert wird. Ab einem gewissen Punkt verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Imagination, nichts ist mehr so greifbar und bodenständig wie die entschlossen klackernden Absätze von Alizas Schuhen auf dem Trottoir noch zu Beginn (S. 31). Dies ist allerdings gar nicht schlimm, denn ich unterstelle, dass der Roman den Leser verwirren, infrage stellen und zum tieferen Nachdenken anregen möchte, und dies gelingt ihm auf ganzer Linie. Da der Text darüber hinaus sprachlich ein Genuss ist, ist die Lektüre reizvoll und auch die Haptik des Buches mit sinnvoll auf den Inhalt bezogenem Titelfoto, ungewöhnlichem Format und rosa Lesebändchen macht viel Freude.

Dennoch: der Gesamteindruck, der mich am Ende des Romans begleitet ist, dass der Autor sich mit seiner Parabel der Unmöglichkeit die Gesamtheit des Lebens zwischen zwei Buchdeckel zu bannen, ebenso scheitert, wie Aliza selbst – der Kniff, der aus dem Roman wieder ein kleines Kunstwerk macht, ist jedoch gerade diese Erkenntnis: Sautner hat versucht, einen Roman über die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens zu schreiben und tappt dabei in die Falle, die er seiner Romanfigur stellt – aber vielleicht ist genau das so gewollt.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Philosophisches über das Leben

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Ein anonymer Auftraggeber bittet die junge Schriftstellerin Aliza Berg, einen Roman über das Leben zu schreiben. Die einzige Bedingung ist, eine vorgegebene Region mit all ihren Bewohnern mit einzubeziehen. ...

Ein anonymer Auftraggeber bittet die junge Schriftstellerin Aliza Berg, einen Roman über das Leben zu schreiben. Die einzige Bedingung ist, eine vorgegebene Region mit all ihren Bewohnern mit einzubeziehen. Nicht nur das enorme Vorabhonorar reizt Aliza, sondern auch die Neugier auf die ihr unbekannte Gegend rund um den Ort Litstein. Die herzliche Aufnahme durch die Ortsansässigen macht es ihr leicht, erste Kontakte zu knüpfen. Besonders der Gräfin von Hohensinn fühlt sie sich verbunden und findet in deren Burg eine Unterkunft zum Schreiben.

Thomas Sautner versteht es beeindruckend und verwirrend Kluges in vielschichtig wunderschöne Worte zu hüllen. Meine Erwartung an einen Roman über einen Roman haben sich allerdings nicht erfüllt. Eine durchgehende Handlung habe ich nicht entdeckt. Vielmehr begleitet man unterschiedliche Personen in ihre persönlichsten Winkel. Es ist herausfordernd, die verschiedenen Erzählperspektiven zu erlesen. Sprunghaft geht es zu und nicht immer mochte und konnte ich folgen.

Es geht hier tatsächlich um das Leben an sich in seiner ganzen Vielfältigkeit. Philosophische Betrachtungen und ins Unendliche abschweifende Gedanken des Grafen von Hohensinn. Die Schönheit und Wildheit der Natur, in der jeder sein darf, wer er will. Es geht um Liebe und Existenzangst.

Die Charaktere waren mir überraschend unwichtig. Mich hat das Spiel der Worte fasziniert, die gekonnt und spielerisch gesetzt werden.

"... dass das Leben nur in der Art eines Lehrlings und nicht in der eines Meisters zu meistern ist, dass es nur andächtig und dann wild drauflos zu meistern ist, nur heulend und lachend, nur sich einmal davor in einer Ecke verkriechend und dann himmelwärts ihm entgegenspringend, und dass jeder darüber hinausreichende kluge Daseinsplan vom schallenden Lachen des Zufuallsgotts flachgewalzt wird wie ein zuversichtlicher Frosch vom Autoreifen eines dahinschießenden Land Rovers."

Mit dem Ende des Romans konnte ich mich nicht so recht anfreunden, da es zu sehr auf ein Drama hinausläuft, das sehr inszeniert und theatralisch wirkt. Aber vielleicht soll es auch genau so wirken, weil nichts im Leben einer Handlung folgt, sondern seine eigenen Wege sucht.

Dies ist ein Buch zum in Gedanken hängen bleiben und Treibenlassen.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Botschaft des Buches kommt nicht rüber

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"Mein Wunsch ist, Sie mögen in meinem Auftrag, doch in völliger literarischer Freiheit, einen Roman schreiben. [...] Der Roman soll das Leben zum Thema haben. [...] Das Leben - seine Geheimnisse, die offenkundigen ...

"Mein Wunsch ist, Sie mögen in meinem Auftrag, doch in völliger literarischer Freiheit, einen Roman schreiben. [...] Der Roman soll das Leben zum Thema haben. [...] Das Leben - seine Geheimnisse, die offenkundigen und die verborgenen."

Diesen Auftrag erhält die Schriftstellerin Aliza Berg verbunden mit der Vorgabe eines Gebietes, in welchem sie über das Leben recherchieren soll, und einem großzügigen Honorar. Von wem der Auftrag kommt, weiß sie nicht. Dennoch macht sie sich auf und bleibt eine ganze Zeit in dem festgelegten Gebiet um einen Roman über das Leben zu verfassen.

Thematisch war ich gleich von der Handlung in den Bann gezogen. Ich mag es, wenn Geschichten von Schriftstellern handeln oder es besondere Charaktere zu entdecken gibt. Beides schien der Roman zu versprechen. Leider wurde meine Begeisterung jedoch ziemlich schnell ernüchtert. Denn ich wurde mit der Handlung, den Charakteren und der Art des Erzählens einfach nicht warm. Letzteres liegt weniger an der Ausdrucksweise und Wortwahl, als an dem Aufbau und der Tiefe der Beschreibungen. Es wird mit Andeutungen gearbeitet, vieles poetisiert und nicht konkret benannt. Ich konnte keine klare Linie erkennen, mir fehlte etwas, was mich gefesselt und berührt hätte. Für mich hatte das Buch keine Aussagekraft, keine Botschaft, die in Erinnerung geblieben ist. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es Leser gibt, die an anderen Punkten in ihrem Leben stehen und durchaus von der Geschichte angesprochen und abgeholt werden.

"Die Erfindung der Welt" von Thomas Sautner ist ein Roman, dessen Grundidee mir gefallen hat und der sprachlich ansprechend ist, mich jedoch nicht erreichen konnte. Daher verbleibe ich mit drei Sternen und einer zögerlichen Leseempfehlung für alle, die gern herausfinden möchten, ob ihnen der Roman etwas sagen wird.

Veröffentlicht am 21.05.2021

Es gibt besseres

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Aliza Berg, mehr oder minder erfolgreiche Autorin bekommt eines Tages einen mysteriösen Brief, unterzeichnet nur mit G. Sie soll nach Litstein reisen und sort ein Buch über das Leben schreiben, doch nicht ...

Aliza Berg, mehr oder minder erfolgreiche Autorin bekommt eines Tages einen mysteriösen Brief, unterzeichnet nur mit G. Sie soll nach Litstein reisen und sort ein Buch über das Leben schreiben, doch nicht über das Leben in Litstein selbst sondern über das Leben im unbewohnten Morast hinter dem Ort. Zunächst skeptisch kann sie sich der enormen Geldsumme nicht verschließen und ein Blick auf die Menschen und die Gefend schadet doch sicherlich nicht.

Die Leseprobe hat mich direkt in ihren Bann geschlagen, Alizas Art ihre Umgebung zu analysieren, ihre Art sich auszudrücken hat mir sehr gefallen. Alles klang vielversprechend. Leider kam auch recht schnell die Ernüchterung. Der Schreibstil hat mir noch immer größtenteils gefallen, doch der Autor verzettelt sich auch oft in Nebensächlichkeiten oder langatmigen Szenerien.

Es gab so einige sehr gute Momente, voller Poesie und philosophischen Ansätzen. Momente, die berühren und zum Nachdenken anregen. Nur leider bleiben solche Momente eher ind er Unterzahl und die durchaus vielversprechenden und interessanten Figuren erhalten zu wenig Tiefe. Man hat das Gefühl, an der Oberfläche ihrer Charaktere zu kratzen ohne wirklich weiter vorzudringen. Auch Aliza selbst verliert sich immer mehr im Nirgendwo, sie wird weniger greifbar, weniger echt.

"Die Erfindung der Welt" ist unumstritten gut geschrieben, doch am Ende fragt man sich "Und jetzt?" Der Roman über das Leben hat es nicht geschafft, nachzuklingen, zu bewegen, es bleibt bei distanzierten Momentaufnahmen und undurchdringlichen Figuren, weswegen ich auf lange Sicht nicht viel daraus mitnehmen werde. Ein Roman über das Leben, den ich wirklich gerne mögen wollte, der mich aber leider nicht richtig überzeugen konnte.