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Veröffentlicht am 17.05.2021

So leicht und luftig wie ein Sommertag

Der große Sommer
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… erscheint Ewald Arenz´ neuer Roman „Der große Sommer“. Einen Sommer lang begleiten wir seinen Protagonisten Friedrich, der sich unter Aufsicht seiner Großeltern auf die Nachprüfung in Mathematik und ...

… erscheint Ewald Arenz´ neuer Roman „Der große Sommer“. Einen Sommer lang begleiten wir seinen Protagonisten Friedrich, der sich unter Aufsicht seiner Großeltern auf die Nachprüfung in Mathematik und Latein vorbereiten muss, um nach den Ferien doch noch versetzt zu werden. Friedrich, sechzehn Jahre alt und frisch verliebt, verbringt die verbleibende freie Zeit mit seinem Schulfreund Johann, Schwester Alma und Beate, seiner ersten Liebe - bis Johanns Vater plötzlich stirbt und sich alles für die vier Freunde ändert…
Auf einfühlsame Art schildert Arenz die kleinen und großen Probleme eines Jungen in der Pubertät. Er empfindet seine Gefühle nach, ohne dabei kitschig zu werden, beschreibt die Hochs und Tiefs, d
enen Friedrich ausgesetzt ist, und an die sich bestimmt auch jeder von uns erinnern kann. Überhaupt gelingt es dem Autor, alle Sinne des Lesers anzusprechen: der Geruch von frisch gemähtem Gras, flirrendes Licht in den Bäumen und das Rufen der Mauersegler - Eindrücke eines herrlichen Sommertages. Bei aller Leichtigkeit und Frische seiner Geschichte geht Arenz auch ernste, tiefgehende psychische Probleme an, welche die Freundschaft der vier Jugendlichen belasten. und fast zerbrechen lassen. Doch Optimismus und Lebensfreude überwiegen und lassen den Roman harmonisch ausklingen.

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Schwarz oder weiß

Die verschwindende Hälfte
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Man sieht es den Zwillingsschwestern Desiree und Stella Vignes nicht an: sie sind hellhäutige Schwarze. Aufgewachsen in dem kleinen Ort Mallard, beschließen sie als Teenager, ihre enge Heimat zu verlassen ...


Man sieht es den Zwillingsschwestern Desiree und Stella Vignes nicht an: sie sind hellhäutige Schwarze. Aufgewachsen in dem kleinen Ort Mallard, beschließen sie als Teenager, ihre enge Heimat zu verlassen und in der Stadt New Orleans ihr Glück zu versuchen. Stella, die sich für ihre Arbeit als Weiße ausgibt, verschwindet jedoch eines Tages, um ganz neu anzufangen und ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Desiree kämpft sich weiter durch, kehrt jedoch nach einer Ehe mit einem gewalttätigen Mann mit ihrer kleinen dunkelhäutigen Tochter zurück zu ihrer Mutter nach Mallard. Die Zwillinge leiden unter der Trennung, doch Stella kann nicht so ohne weiteres an ihre Vergangenheit wieder anknüpfen. Wie hoch ist der Preis für ein privilegiertes, „weißes“ Leben?
Außerordentlich sensibel erzählt Brit Bennett die Geschichte der unterschiedlichen Zwillinge in den Jahren 1968 bis 1988 und ihrer (auch äußerlich) so verschiedenen Töchter. Neben ihrer Schilderung von Rassismus und Vorurteilen, die das Leben der Mädchen bestimmen, streift sie auch andere gesellschaftliche und soziale Probleme der 60er und 70er Jahre. Eindrucksvoll versteht sie den Lesern deutlich zu machen, wie die Probleme der Mütter unwissentlich auf die nächste Generation übertragen werden und wie die jungen Mädchen damit umgehen. Ein Roman, der lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Eindrucksvoller Roman

Sprich mit mir
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Romanthemen. In "Sprich mit mir" beschäftigt er sich mit einem Forschungsprojekt, das darauf hinausläuft, einen jungen Schimpansen wie ein menschliches Kind groß zu ziehen und ihm Sprache beizubringen. ...

Romanthemen. In "Sprich mit mir" beschäftigt er sich mit einem Forschungsprojekt, das darauf hinausläuft, einen jungen Schimpansen wie ein menschliches Kind groß zu ziehen und ihm Sprache beizubringen. Sam lernt, sich mit Hilfe einer Gebärdensprache mit seinen menschlichen Bezugspersonen zu verständigen. Die Studentin Aimée, als Helferin in das Unternehmen eingebunden, entwickelt eine große Liebe und Fürsorge für Sam. Doch dann wird das Projekt aus wirtschaftlichen Erwägungen von Sams Besitzer Moncrief abgebrochen und Sam zurück in einen Käfig verbracht. Hier erwartet ihn, ebenso wie die anderen dort lebenden Menschenaffen, der Verkauf an ein Tierversuchslabor. Aimée will das nicht zulassen und schmiedet einen Plan - mit unabsehbaren Folgen.
Sehr effektiv beschreibt der Autor die einzelnen Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven, wechselweise aus der menschlichen und Sams. Und Boyle geht über das Thema des möglichen Spracherwerbs noch hinaus. Er stellt nicht nur den moralischen Aspekt von Tierversuchen auf den Prüfstein, sondern wirft Fragen nach Sams Selbst-Bewusstsein auf, zeigt die Folgen seiner menschlichen Erziehung und den Widerstreit zwischen seinen Gefühlen und seiner Schimpansennatur. Worin besteht die Grenze zwischen Mensch und Tier? Ist es vertretbar, dass Menschen sich so anmaßend und überheblich der Natur gegenüber verhalten? Auch, wenn er es nicht ausdrücklich ausspricht: Boyle fordert Respekt vor allen Lebewesen. Schon für Charles Darwin war klar: „Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück; sie werden durch dieselben Gemütsbewegungen betroffen wie wir.“

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Für das Selbststudium

Italienisch lernen mal anders - Die 1000 wichtigsten Vokabeln in 10 Stunden
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Wer sich für seine nächste Italienreise sprachlich ein wenig vorbereiten möchte, kann das mit diesem Buch "mal anders" versuchen.
Nach einer kurzen Einführung in diverse Lerntechniken werden die versprochenen ...

Wer sich für seine nächste Italienreise sprachlich ein wenig vorbereiten möchte, kann das mit diesem Buch "mal anders" versuchen.
Nach einer kurzen Einführung in diverse Lerntechniken werden die versprochenen 3000 Vokabeln vorgestellt, unterteilt in 18 Sachgebiete. Von „Bildung" bis „Zahlen" werden die wesentlichen Wörter eines Bereiches dargestellt, kommentiert und mit Lernhilfen oder Eselsbrücken versehen, die dem Lernenden das Behalten derVokabeln erleichtern sollen. Zudem sind einzelne Grammatikkapitel in die Sachbereiche integriert, so dass sich der Interessierte auch häppchenweise grammatisches Basiswissen aneignen kann. „Fun Facts“ und einige wissenswerte Informationen über Italien unterbrechen immer wieder einmal den sachlichen Lerntext und sorgen für die nötige Entspannung zwischendurch. Noch besser gefiele mir diese Mischung allerdings, wenn sie sich farblich deutlich voneinander absetzen würde.
Alles in allem bietet das Buch für das Selbststudium eine gute Möglichkeit, sich die Sprache im eigenen Tempo anzueignen. Die zusätzlich angegebene Lautschrift gibt wohl Anhaltspunkte zur Aussprache der einzelnen Vokabeln - meines Erachtens ist es jedoch besser und einfacher, die korrekte Aussprache mit Hilfe eines zusätzlichen Audiomediums zu erlernen.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein Zeichen setzen

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Gleichberechtigung von Mann und Frau - das ist ein viel diskutiertes Thema in zahlreichen Gesellschaften. Chos Roman rief bei seiner Erscheinung 2016 in Korea eine große Resonanz hervor und gab Anlass ...

Gleichberechtigung von Mann und Frau - das ist ein viel diskutiertes Thema in zahlreichen Gesellschaften. Chos Roman rief bei seiner Erscheinung 2016 in Korea eine große Resonanz hervor und gab Anlass zu kontroversen Debatten.
Die Protagonistin Kim Jiyoung kommt selbst nicht zu Wort, sie ist gewissermaßen ohne Sprache; denn ihre ganze Erziehung basiert auf Gehorsam und Anpassung. Nur wenige Mädchen/Frauen wehren sich aktiv gegen die Bevorzugung von Jungen/Männern und widersetzen sich damit den traditionellen Rollenvorstellungen. In recht nüchternem Stil schildert Cho Aspekte der Realität weiblichen Lebens in Korea, Unterordnung, Mobbing, sexuelle Übergriffe in aktiver als auch sprachlicher Form. Wie sehr Jiyoung darunter leidet, wird erst nach der Geburt ihres Kindes wirklich deutlich: nachdem sie der jungen Familie zuliebe ihren Beruf aufgegeben hat, wird sie psychisch auffällig. Sie nimmt Sprache und Gestus anderer Personen an, als deren Alter Ego sie dann über sich selbst spricht. Im Verlauf des Romans wird klar, dass es ihr behandelnder Psychiater ist, der Jiyoungs Anamnese sachlich distanziert dokumentiert - aus der (männlichen ) Sicht des Wissenschaftlers. Glaubwürdigkeit und Korrektheit werden immer wieder betont durch Fußnoten, die Erläuterungen und Hinweise zu entsprechender Literatur geben. Kims Lebenslauf wird von der Autorin recht allgemein beschrieben, so dass klar ist, hier handelt es sich nicht um ein Einzelschicksal, so verläuft vermutlich das Leben vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen.
Zwar schildert der Roman das Leben von Frauen in Koreas Gesellschaft, doch das Problem der Geschlechtergerechtigkeit ist beileibe nicht allein auf diesen Staat begrenzt. Diese Staaten übergreifende Gültigkeit macht das große Potenzial des Romans aus und setzt ein Zeichen im Namen aller Frauen.

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