Etwas langatmig zeitweise, dennoch empfehlenswert
Das Reich der Schatten, Band 1: Her Wish So Dark (High Romantasy von der SPIEGEL-Bestsellerautorin von "One True Queen")Laire und ihre kranke Mutter leben im Exil. Ihr kleines Dorf weitab vom Fürstenhaus es Retnaya musste erst ein Zuhause werden, denn die Menschen waren der Ex-Thronerbin gegenüber misstrauisch. Auch heute ...
Laire und ihre kranke Mutter leben im Exil. Ihr kleines Dorf weitab vom Fürstenhaus es Retnaya musste erst ein Zuhause werden, denn die Menschen waren der Ex-Thronerbin gegenüber misstrauisch. Auch heute fühlt Laire sich immer noch ausgegrenzt. Die Einzigen, die auch jetzt noch zu ihr halten, sind die beste Freundin Vika und Desmond, ihr Verlobter. Als dieser aber vom Lord der Daema, dem verfluchten Lord, in sein Land geholt wird, trifft die selbstbewusste Nema eine Entscheidung, die ihr ganzes Leben verändern wird.
Nach “One True Queen” war ich unglaublich gespannt auf das neue Werk von Jennifer Benkau, und jetzt bin ich ein wenig verloren im Versuch mir eine Meinung zu bilden. Es hat mir schon gefallen. Aber es ist auch so groß und teils verwirrend, dass ich lange gebraucht habe, um rein zu kommen, und auch um es fertig zu lesen.
Die Autorin hat hier ein ganz besonderes Setting erschaffen. Die Welt selbst kennen wir ein bisschen, da sie auch wie Lyaskye ein Land des westlichen Kontinents ist. Aber Nemija ist wieder ganz anders und vor allem die Welt vom Daemalord, in die man gar nicht so einfach rein und nur durch besondere Gegebenheiten wieder raus kommt, hat mich sprachlos gemacht. Es ist so schwer das in wenigen Worten zu beschreiben. Die Menschen, die von ihren Mitmenschen verflucht werden, kommen auf jeden Fall in dieses Reich und der Lord entscheidet, ob sie nach und nach zum Daema werden – ein willlenloses, kränklich-gruseliges, versklavtes Monster – oder der eine Glückliche ist, der pro Neumond verschont wird. Um einen Menschen zu erretten muss man eine ganze Reihe von skurrilen Wegen und Prüfungen überleben, die ganz schön heftig waren zu lesen.
An und für sich klingt das schon mal gut und es war auch abenteuerlich, aber durch diese verwirrenden Illusionen, Träumen, eingeschoben Erinnerungen und Rückblenden, die die Autorin meisterlich erschaffen hat, habe ich eben selbst manchmal den Überblick verloren. Das war dann doch ein wenig zu viel der Poesie und an Ausschweifungen. Die Magie ist originell und toll, der Schauplatz düster und faszinierend, aber der lange Weg macht das ganze ein wenig langatmig und anstrengend.
Leider habe ich fast die erste Hälfte des Buches gebraucht um mit den Charakteren warm zu werden. Laire, Desmond, Vika, aber auch Jero und Alaric haben alle ihre Geheimnisse, die einen später im Buch noch total umhauen werden. Aber sie sind dadurch auch zeitweise etwas unnahbar und teilweise sogar unsympathisch, bis man Zugang findet und mehr versteht. Es dauerte, bis ich ein paar von ihnen ins Herz schloss.
Ab der Hälfte des Buches wurde es lockerer. Die Charaktere ließen uns an sich heran, zeigten ihre Vergangenheiten und dadurch die Narben auf ihren Seelen. Das ging von beeindruckend bis schmerzhaft und ließ mich mehr teilhaben. Die großen, romantischen Gefühle gab es jetzt nicht, aber eine spannende Entwicklung, was die Liebe anging. Da hat mich Jennifer Benkau positiv überrascht, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Doch für meinen Geschmack war es ein bisschen wenig. Da muss in Band 2 definitiv mehr passieren.
Der Weg durch das Schloss der Träume und das Ende, als wir den Lord trafen war richtig gut gemacht. Es passte einfach alles zusammen, doch einen kleinen Makel gab es und das war echt schade, da dieses Buch perfekt ausgeklügelt ist. Die Komplexität ist genial, aber die große Entscheidung am Ende war vorhersehbar. Neugierig auf den nächsten Teil bin ich trotzdem.
Ich finde “Her Wish so dark” ist eine Herausforderung, was den Schreibstil und das Worldbuilding angeht. Hier und da hätte man es ruhig etwas auflockern können, da sich manche Passagen zu sehr hinziehen, aber es ist eben auch authentisch und mal was ganz anderes. Ich konnte es nicht einfach weg lesen und musste mich etwas durch beißen, aber das war zum Schluss lohnenswert. Empfehlenswert ist der erste Teil auf jeden Fall, man sollte nur etwas Geduld mitbringen.