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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2021

Gewagtes, in der Gesellschaft nicht häufig thematisiertes Thema, das sehr berührend umgesetzt worden ist

Immer noch wach
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Mit 30 Jahren die Nachricht zu bekommen, nur noch ein paar Monate zum Leben zu haben, ist schockierend und zieht einem den Boden unter den Füßen weg, wie der Protagonist Alex uns zeigt. Aber dabei auch ...

Mit 30 Jahren die Nachricht zu bekommen, nur noch ein paar Monate zum Leben zu haben, ist schockierend und zieht einem den Boden unter den Füßen weg, wie der Protagonist Alex uns zeigt. Aber dabei auch noch Erinnerungen aus der Kindheit zu haben, wie er diesen Weg schon bei einem ihm nahestehenden Menschen erlebt hat und die Vorstellung, dass dieser Kampf bei ihm genauso sein wird, machen es noch schlimmer. Da kann man fast schon verstehen, dass Alex sich gegen eine Behandlung und für ein Hospiz entscheidet. Doch was macht man, wenn man das Hospiz wieder lebend verlassen muss, wieder anfangen soll zu leben, unter den Menschen, bei denen das Leben zwischenzeitlich nicht stillgestanden hat? Sei an Alex Seite, wenn er genau diesen Weg gehen muss und erlebe eine berührende Geschichte, die den Wert des Lebens und der kleinen Augenblicke verdeutlicht.

Wir begleiten Alex mehr als ein halbes Jahr lang durch Höhen und Tiefen, doch wir lernen ihn noch weit mehr kennen und erfahren durch diverse Zeitsprünge, was für ein Mensch er vor seiner Diagnose, das heißt in seiner Kindheit, seiner Jugend und als Erwachsener war. Diese sind als Erinnerungen eingebaut und kommen ungefiltert und nicht chronologisch, was authentisch ist, denn Gedanken und Erinnerungen kommen im echten Leben auch wild durcheinander, ohne sich an eine chronologische Reihenfolge oder an einen korrekten Zeitablauf zu halten. Ohne, dass Jahreszahlen oder sonstige konkrete Zeitangaben dabei stehen, kann man die dargestellten Situationen trotzdem grob einordnen und klar zwischen Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden. Die Zeitsprünge sind meiner Meinung nach als ein stimmiges und inhaltsbezogenes Stilmitteln passend gesetzt worden.

Die sehr kurzen Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss und passen auch stilistisch zum Inhalt, denn Alex' Erinnerungen kommen und gehen, immer zwischendurch und springen auch in der Zeit zum Teil weit umher. Seine Gedanken sind schnellebig und finden manchmal einfach keine Ruhe.

Es ist ein eindrücklicher Schreibstil gewählt worden, sodass ich beim Lesen das Gefühl hatte, mir alles bildlich vorstellen zu können. Die Atmosphäre wurde gut eingefangen, insbesondere in der Zeit, in der Alex im Hospiz war. Gut gefällt mir, dass nicht alles romantisiert, das heißt nicht alles als positiv dargestellt wird, sondern auch die Konsequenzen der Entscheidungen und der Verlauf einer solchen Krankheit sowie der Ablauf in einem Hospiz unbeschönigt aufgezeigt werden. Es waren sehr traurige Szenen dabei, die wir durch die Ich-Perspektive beinahe hautnah miterleben durften, doch durch die Rückblicke wurde die Atmosphäre immer wieder aufgelockert und es wurden auch schöne Gedanken, Erinnerungen und Szenen eingebaut, die oftmals trotzdem sehr berührend waren.

Wir Leser erkennen durch Alex' Augen den Wert der Freundschaft und was eine solche ausmacht - es ist nicht nur, dass wahre Freunde die eigenen Entscheidungen akzeptieren und einen bei der Umsetzung unterstützen, sondern sie sind immer für einen da und wenden sich nicht von einem ab, nur weil man schlecht gelaunt ist oder Mist gebaut hat. Alex hat das Glück, genau dies zu erfahren und wir Leser haben das Glück, dabei sein zu dürfen.

Mit der Situation, in der sich Alex befindet, möchte ich an keiner Stelle im Buch tauschen. Es stellt sich die Frage, was man alles noch in den letzten Monaten machen möchte, was einem wichtig ist und mit welchen Menschen man nicht im Frieden auseinander gegangen ist, dies aber vielleicht ändern möchte. In einer "normalen" Situation ist es schon keine leichte Aufgabe, sich darüber im Klaren zu sein, aber wenn einem dann zusätzlich noch die Zeit im Nacken sitzt, ist es noch schwieriger. Der Leitspruch des Hospizes, „den letzten Tagen mehr Leben geben“, ist treffend, jedoch stellt sich die Frage, was die Tage lebenswert macht und was in der Situation noch wirklich wichtig ist. Alex zeigt uns, dass es manchmal nicht die großen Dinge sind, die man unbedingt noch erleben muss, sondern kleine, scheinbar alltägliche Dinge, deren Wert wir durch diese Geschichte wieder besser verstehen können.

Alex' Gefühlskonflikt und Unsicherheit wird sehr gut herausgearbeitet. Nicht selten schwankt er zwischen seinen eigenen Wünschen/Plänen und zwischen der Erfüllung der Erwartungen anderer. Doch es wird immer wieder deutlich, dass jeder seine eigenen Träume und sein eigenes Leben leben darf und sollte, und dass andere zwar Vorschläge und Anregungen machen bzw. über die Entscheidung auch mal nicht so glücklich sein dürfen, aber sie diese letztendlich akzeptieren müssen.

Als es dann so weit ist und Alex doch noch viel mehr Zeit als ursprünglich gedacht zur Verfügung steht, ist es für ihn keine leichte Situation, denn er merkt schnell, dass sich die Welt weiter dreht, auch wenn er aus seinem vorherigen Leben "ausgestiegen" ist. Wie er sich dann verhält und welche Wege er einschlägt, mag man als Leser nicht immer für gut befinden, aber gerade diese Missverständnisse und Fehltritte machen ihn in meinen Augen authentisch, denn in einer solchen Situation gibt es kein richtig oder falsch und auch, wenn er weiser damit hätte umgehen können und sich nicht so von seiner Vergangenheit hätte leiten lassen sollen, so darf man nicht vergessen, dass es für ihn eine Ausnahmesituation war und er auch zum ersten Mal lebt - Fehler machen bzw. nicht die rational weisesten Entscheidungen zu treffen, ist menschlich.

Die Idee der Geschichte ist nicht neu, aber die Umsetzung finde ich sehr schön.
Ich konnte einiges aus diesem Buch mitnehmen bzw. mich in manchen Punkten noch einmal bestärken. Und auch, wenn es keine großen überraschenden inhaltlichen Wendungen gibt, machen diese kleinen Anregungen zum Nachdenken das Buch so wertvoll.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wenn ihr etwas mit tiefgründigen Gedanken sowie mit emotionalen Szenen lesen möchtet, aber nicht vor einer traurigen Grundstimmung zurückschreckt - es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Neuer Körper = Neues, besseres Leben? Jugendbuch, aus dem jeder etwas mitnehmen kann.

Seelenfall
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Wie traurig und verzweifelt muss jemand sein, um mithilfe eines alten, okkulten Rituals einen Seelentausch durchführen zu wollen?
Mina ist ein gutes Beispiel für eine solche Person, denn als ihr Chatpartner ...

Wie traurig und verzweifelt muss jemand sein, um mithilfe eines alten, okkulten Rituals einen Seelentausch durchführen zu wollen?
Mina ist ein gutes Beispiel für eine solche Person, denn als ihr Chatpartner Nightmare ihr ein Buch zu genau diesem Thema empfiehlt, ist sie fest entschlossen, einen solchen Seelentausch durchzuführen, um ihrem grauen Leben zu entkommen. Über mögliche Folgen macht sie sich jedoch keinerlei Gedanken – wird ihr dies irgendwann möglicherweise zum Verhängnis? Denn gelingt es ihr, falls das Ritual tatsächlich funktioniert, in einem anderen Körper, im Kreis einer ihr unbekannten Familie mit neuen Freunden endlich glücklich und zufrieden zu werden? Reicht ein solcher Seelentausch, um die eigenen Probleme zu vergessen bzw. diese unwichtig erscheinen zu lassen? Finde es heraus und folge Mina auf ihrer Reise, die sie auch viel über sich selbst lernen lässt.

Mina ist 15 Jahre alt – und genau diese Altersgruppe würde ich auch als Zielgruppe dieses Buches einschätzen, da sie sich ihrem Alter entsprechend verhält und erst noch ihren eigenen Weg finden muss. Aber auch für andere Altersgruppen enthält diese Geschichte Anregungen. Wir können sehr viel aus diesem Buch mitnehmen, da zwar im Vordergrund die Geschichte von Mina steht, aber beinahe nebenbei noch viel anderes vermittelt wird, dass uns Leser zum Nachdenken anregt. Beim Lesen hat sich teilweise meine Sichtweise auf das Leben bzw. auf einzelne Aspekte geschärft und ich finde man denkt noch einmal intensiver über das eigene Leben und die eigenen Gefühle nach.

Die Geschichte ist sehr emotional, da wir durch die gewählte Ich-Perspektive aus der Sicht von Mina einen guten Einblick in ihre Gedanken und ihre Gefühlslage erhalten und sehen, was ihre Art ist, nachzugrübeln und mit ihren Erlebnissen umzugehen. Wir dürfen sie bei ihrer Entwicklung begleiten, bei der sie etwas darüber lernt, was das Leben lebenswert macht, wie es einem gelingt, manche Dinge mehr wertzuschätzen, und dass jeder mal schlechte Zeiten hat und auch, wenn das Leben von anderen perfekt und problemlos erscheint, so hat jeder sein eigenes Päckchen zu tragen und das Leben anderer ist nicht so einfach wie es scheint.

Mina ist als Protagonistin ein interessanter Charakter. Ab und zu ist sie mir zwar ein bisschen auf die Nerven gegangen, weil sie über manche Dinge sehr viel nachgegrübelt hat, sich manche Gedanken gedoppelt haben und sie für ihre Mitmenschen nicht so einfach ist, aber dies ist wahrscheinlich ihrem Alter geschuldet. Mit der Zeit wurde dies deutlich besser und ich konnte mich einfacher in sie hineinversetzen.
Nightmare war mir hingegen schon von Beginn an sympathisch, auch wenn wir nicht so viel über ihn erfahren, weil er sich über sein Privatleben verdeckt hält, außer dass er liebevoll für Mina da ist. Meine Meinung zu ihm hat sich auch nicht, höchstens zum Positiven hin, geändert, als wir mit Sicherheit wussten, wer er wirklich ist.
Es gibt einige weitere Charaktere, die sympathisch sind und die Atmosphäre auflockern, auch wenn das Kennenlernen nicht immer einfach und unkompliziert war. Sie haben zusammen humorvolle Szenen hervorgebracht und die Geschichte belebt. Zudem haben sie dafür gesorgt, dass neben der Haupthandlung – dem Seelentausch – auch noch andere Handlungsstränge eingebaut wurden und und die Geschichte vielschichtiger gemacht haben.
An manchen Stellen hätte ich mir jedoch gewünscht, noch etwas mehr über Mina´s Leben zu erfahren, das heißt zu lesen, wer ihre Freundinnen sind und was sie mit diesen erlebt hat. Das hätte in meinen Augen das Buch noch ein bisschen runder gemacht, als es ohnehin schon ist, aber andererseits hätte es vielleicht auch den Rahmen gesprengt, sodass es nur ein kleiner Kritikpunkt ist, der nicht ausschlaggebend ist.

In diesem Buch wird viel mit Spannungselementen gespielt. Man möchte unter anderem wissen, wer Mina´s Chatpartner Nightmare ist. Wir erhalten zwar einige Hinweise, sodass der ein oder andere unter Umständen schon vor Mina darauf kommt, wer hinter diesem Chatnamen stecken könnte, aber sicher sein kann man sich erst ziemlich spät. Zudem gibt es immer wieder unerwartete Wendungen, die die Spannung aufrechterhalten.

Ich finde dieses Buch aufgrund der interessanten Idee, dem lockeren Schreibstil, der den Leser über das Buch hinaus zum Nachdenken über das eigene Leben anregt, den kurzen Kapitel, den vielen Dialoge sowie aufgrund den abgedruckten Chatverläufe zwischen Mina und Nightmare sehr lesenswert und habe es innerhalb kurzer Zeit durchgelesen, während der ich mit den Charakteren mitgefiebert habe. Es wird nichts viel in die Länge gezogen, sondern in gutem Tempo auf den Punkt gebracht.

Das Buch verdient meiner Meinung nach auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit und größere Bekanntheit – ich kann es jedem, der gerne Jugendbücher liest, ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Schöne emotionale Fortsetzung über wichtige aktuelle Themen - Wiedersehen mit vorherigen Protagonisten

Vergissmeinnicht
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Lizzie und Toby sind schon seit Kindheitstagen Freunde und verbringen, nicht zuletzt dadurch, dass sie in übereinander gelegenen Wohnungen wohnen, sehr viel Zeit miteinander. Sie sind ein Herz und eine ...

Lizzie und Toby sind schon seit Kindheitstagen Freunde und verbringen, nicht zuletzt dadurch, dass sie in übereinander gelegenen Wohnungen wohnen, sehr viel Zeit miteinander. Sie sind ein Herz und eine Seele. Doch die Hochzeit von Toby´s Bruder Jamie verändert alles zwischen ihnen. Schaffen es die beiden, wieder zueinanderzufinden und vielleicht mehr als bloß Freunde zu sein?

Die 16-jährige Ich-Erzählerin Lizzie ist durch und durch in einem Strudel aus ihren Gefühlen gefangen. Diese Gefühle bekommt der Leser hautnah und auf authentische Weise vermittelt. Man erfährt viel über sie, ihr Leben und ihre Gedanken und hat somit des Öfteren das Gefühl, direkt an ihrer Seite zu stehen und ihre Welt und ihr Leben, aber auch ihre Probleme direkt aus ihren Augen zu sehen.
Die Charaktere sind zumeist sehr liebenswert und man fiebert und leidet mit ihnen mit. Insbesondere Lizzie´s Kindheitsfreund Toby, aber auch ihr jüngerer Bruder Eddy und die Zeit, die die beiden gemeinsam verbringen sowie ihr Freund Maddox sind einem beim Lesen ans Herz gewachsen. Jeder hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Charakterzüge, was die Geschichte spannend, abwechslungsreich und vielschichtig gestaltet. Es wäre an einigen Stellen schön gewesen, noch ein bisschen mehr über Toby zu erfahren, aber es ist nachvollziehbar, dass der Fokus hier auf Lizzie liegt – alles andere würde vermutlich den Rahmen sprengen und der Tiefe von Lizzie´s Darstellung nicht gerecht werden.

Die Charaktere mögen zwar jugendlich sein und durch ihr Leben in der „Oberschicht“ New Yorks keine Geldprobleme haben, aber es wird schnell deutlich, dass sie mit vielen Problemen zu kämpfen haben, von denen auch viele Erwachsene betroffen sind. Es werden so viele wichtige Themen wie Selbstfindung und Selbstbewusstsein angesprochen, aber auch der Appell ausgesprochen, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss und sich nicht von den Meinungen anderer Menschen formen lassen darf. Zudem werden aktuelle Aspekte und Probleme thematisiert, die unter anderem mit der Nutzung von sozialen Netzwerken und Erwartungshaltungen anderer einhergehen.

Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen und gemeinsam mit der Handlung zieht er den Leser in den Bann und sorgt dafür, dass man einfach weiterlesen muss, um zu erfahren, wie es weitergeht und ob die Charaktere endlich ihr Happy End bekommen, das sie so sehr verdienen.

Das schöne an dieser Reihe ist, dass die Charaktere nicht nach einem Band wieder verschwinden, sondern ihre Geschichte stets weitererzählt wird. So erfährt der Leser hier wieder etwas über Lilian und Jamie sowie über Cami und Ash. Wenn sich der Leser nicht mehr so genau an die Charaktere erinnern kann, stellt dies jedoch kein Hindernis dar, da immer wieder Hinweise auf die Figurenkonstellationen und auf vergangene Geschehnisse gegeben werden. Es ist jedoch ebenfalls kein Problem, wenn die vorherigen Bände nicht gelesen wurde, da jede Geschichte in sich abgeschlossen ist, aber so kann es passieren, dass manche Hinweise nicht eingeordnet werden und die Geschichte nicht noch mehr ganz genossen werden kann, als dieser Band es ohnehin schon verspricht – es lohnt sich auf jeden Fall, auch die vorhergehenden Bücher zu lesen, da sie einfach allesamt auf ihre eigene Art und Weise sehr schön und berührend sind.

Die Geschichte nimmt keinen gradlinigen Verlauf, sondern zwischen Lizzie und Toby stehen viele ungeklärte Dinge. Die zeitweise räumliche aber auch emotionale Distanz machen dies nicht besser. Insgesamt begleitet der Leser die beiden knapp ein Jahr lang – nicht nur bei Höhen, sondern auch bei Tiefen, die gar nicht so leicht zu überwinden scheinen und fiebert mit ihnen mit, denkt aber auch über die Geschichte hinaus näher über die angesprochenen Aspekte nach.

Der Titel der Reihe How to be happy erhält hier ein ganz neue Bedeutung, denn es geht hier vor allem über das Glücklichsein aber auch über Selbstakzeptanz. Dies ist gut in die Geschichte integriert und durch viele emotionalen Szenen noch viel schöner zu lesen.

Insgesamt ist dieses Buch aufgrund der liebenswerten Charaktere, den wichtigen aktuellen Themen sowie der rübergebrachten Emotionen sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Ergreifend, zerreißend - einfach nur emotional !

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Die 16-jährige Eleanor durchlebt eine emotional schwere Zeit. Ablenkung und Trost spendet ihr in dieser Zeit Greyson. Über die Jahre hinweg verlieren sie sich jedoch aus den Augen. Als sie sich 16 Jahr ...

Die 16-jährige Eleanor durchlebt eine emotional schwere Zeit. Ablenkung und Trost spendet ihr in dieser Zeit Greyson. Über die Jahre hinweg verlieren sie sich jedoch aus den Augen. Als sie sich 16 Jahr später wiedersehen, als Eleanor als Nanny auf seine beiden Töchter aufpassen soll, stockt ihr der Atem, denn Greyson ist keineswegs mehr so lebensfroh wie sie ihn in Erinnerung hat. Seine harte und abweisende Art ist geprägt von großer Trauer. Schritt für Schritt versucht Eleanor deshalb, seine Welt wieder ein bisschen bunter zu machen und ihm neue Hoffnung und Lebensfreude zu schenken, so wie er es damals für sie gemacht hat.

Die Situation, in der sich die Charaktere befinden, ist überschattet von Trauer, jedoch ist diese immer wieder überlagert von glücklichen Momenten, Hoffnung und Zuversicht. Dieses Buch schafft es, dem Leser sehr viele emotionale Momente zu bescheren, die von einen auf den anderen Moment umschlagen können. Es ist ein breites Spektrum von Gefühlen, die den Leser genauso oft Tränen in die Augen wie auch ein Grinsen ins Gesicht treibt.

Der Leser kann mit den beiden Ich-Erzählern Eleanor und Greyson mitfühlen. Dadurch, dass die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählt wird, werden viele Hintergründe und Gefühle offenbart, die sie dem jeweils anderen nicht offen zeigen. Das fördert das Verständnis und bringt dem Leser die Protagonisten noch näher. Zudem wirken sie dadurch authentischer und menschlicher. Es wäre jedoch schön gewesen, im ersten Teil mehr Kapitel aus der Sicht von Greyson zu lesen, da diese ein bisschen wenig waren.
Der Leser kann die Charakterentwicklung von Eleanor und Greyson miterleben, da der erste Teil der Geschichte die Beziehung zwischen den beiden während deren Jugend abdeckt, wohingegen der die Geschichte überwiegende zweite Teil sechzehn Jahre später spielt. Während die Entwicklung von Eleanor den Leser größtenteils glücklich stimmt, ist die Entwicklung von Greyson umso trauriger, denn er scheint sich zu dem Mann entwickelt zu haben, der dem seines Vaters ähnelt und der er unter keinen Umständen werden wollte. Von diesem Wandel ist der Leser mindestens genauso geschockt und ergriffen wie Eleanor, die ihren Greyson von damals kaum wiedererkennt und der sich so gut wie allen Menschen gegenüber kühl und distanziert verhält und für sich im Stillen leidet und deswegen in seine Arbeit flüchtet.
Auch die anderen Charaktere, vor allem die beiden Töchter von Greyson, haben ihre eigene Persönlichkeit und spielen eine entscheidende Rolle für den Fortgang der Handlung. Sie sorgen zudem für viele emotionale Szenen und machen auch durch ihre eigenen Probleme die Geschichte vielschichtiger.

Der Schreibstil ist sehr bildreich und gut zu lesen und durch teilweise in den Text integrierte E-Mails abwechslungsreich gestaltet. Durch die kurzen Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin und der Leser kann sich nur schwer von der Geschichte trennen.

Auch wenn es zunächst ziemlich offensichtlich scheint, wie sich die weitere Handlung entwickelt, bietet diese Geschichte noch einige kleine überraschende Wendungen und Offenbarungen. Zudem sorgen Erinnerungsfetzen für ein besseres Verständnis und Details, die der Leser so nicht erwartet hätte.
Es gab Momente, in denen die Geschichte nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, jedoch konnte sie im Gesamten aufgrund der dargestellten Figurenbeziehungen, der Charakterentwicklungen und dem insgesamt runden Aufbau überzeugen.

Die Geschichte ist sehr tiefgründig durch die vielen eingearbeiteten wichtigen Themen. Die Triggerwarnung am Ende des Buches ist ernstzunehmen, denn die dort beschriebenen Aspekte nehmen einen großen Teil ein, jedoch muss man sich bewusst werden, dass diese Warnung Spoiler enthält, sodass es sich zu empfehlen lohnt, diese nur zu lesen, wenn auf bestimmte Aspekte sensibel reagiert wird.

Insgesamt kann dieses Buch jedem empfohlen werden, der sich auf eine emotionale Reise mit liebenswerten Charakteren begeben möchte und auch vor traurigen Szenen und Szenen voller Erschöpfung und Ermüdung nicht zurückschreckt.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Vorhersehbare, aber emotionale Geschichte mit liebenswerten Protagonisten

Ascheblüte
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Ashton Parker hat sein erstes Buch veröffentlicht – ein voller Erfolg. Nun soll die angehende Lektorin Camille Dubois ihn von einem neuen Manuskript überzeugen, um eine feste Stelle in dem Verlagshaus, ...

Ashton Parker hat sein erstes Buch veröffentlicht – ein voller Erfolg. Nun soll die angehende Lektorin Camille Dubois ihn von einem neuen Manuskript überzeugen, um eine feste Stelle in dem Verlagshaus, in dem sie als Praktikantin tätig ist, zu erhalten. Dies gestaltet sich als eine schwierige Aufgabe, da sich Ashton, kurz Ash genannt, in einer Schreibkrise befindet und nur Geschichten über wahre Ereignisse bzw. eigene Erlebnisse schreiben kann. Als Ash in den nächsten Flieger nach Irland steigt, um nicht mehr von dem Verlagshaus genervt zu werden, fasst Camille am Flughafen spontan den Entschluss, ihm zu folgen, um sich die Anstellung als Lektorin zu sichern. Zudem kommt ihr diese Gelegenheit gerade Recht, um vor der angespannten Situation bei ihr zuhause zu fliehen.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Camille und Ash, die jeweils in der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse und Gefühle schildern. Die konkrete Zuordnung wird dem Leser durch einen Hinweis in Form des Namens des Erzählers zu Beginn eines jeden Kapitels ermöglicht.

Der Leser ist direkt in der Geschichte drin, was auch an den beide Protagonisten liegt, die liebenswerte und interessante Charaktere sind, die beide eine nicht einfache und alles andere als komplikationslose Vergangenheit haben. Manchmal möchte der Leser sie jedoch nur durchschütteln und sie dazu bewegen, sich vernünftiger zu verhalten oder zu erkennen, was andere wirklich für sie empfinden. Auf jeden Fall kann der Leser gut mit den Protagonisten mitfühlen und mitfiebern. Meistens können die Beweggründe für die Handlungen jedoch nachvollzogen werden. Während Camille eine neue Protagonistin ist, kennt der Leser Ash bereits aus dem vorherigen Band der Reihe, jedoch ist es auch kein Problem, den Vorgänger nicht zu kennen, da dies ein in sich abgeschlossener Band ist und für das Verständnis wichtige Szenen in Form von Erinnerungen aufgearbeitet werden.

Ein Großteil der Handlung spielt in Irland, wo die beiden Protagonisten eine spannende Reise erleben, nur mit Zelt, einem Schlafsack und ein bisschen Kleidung von Ash ausgestattet. Das Abenteuer, das die beiden erleben, und das die beiden schneller zusammenschweißt, als diese sich je erträumt hätten, löst bei dem Leser eine angenehme Stimmung aus und versetzt ihn in Urlaubsstimmung.

Der Schreibstil ist gut und lässt sich auch dank der kurzen Kapitel flüssig zu lesen. Er beschreibt die Situation und Charaktere sehr gut und ermöglicht den Leser, sich gut in die Handlung und die Protagonisten hineinzuversetzen. Bei jedem Ortswechsel beginnt das Kapitel mit einem schönen Zitat, das häufig einen direkten Bezug zu dem kommenden Inhalt hat.

Es gibt viele emotionale Szenen, in denen auch oft ein Knistern in der Luft liegt. Schnell merkt der Leser, dass sowohl Camille als auch Ash sich aneinander gewöhnt haben und den jeweils anderen mehr mögen, als sie zugeben wollen. Der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt nicht auf der Handlung – diese ist, bis auf eine kleine unerwartete Wendung zum Schluss, sehr vorhersehbar – sondern auf den Gefühlen der Protagonisten und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Neben humorvollen Szenen, werden verschiedene ernste und wichtige Themen thematisiert. Diese sind gut in die Handlung integriert, sodass trotz allem eine positive und angenehme Geschichte erzählt wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch jedem empfohlen werden kann, der eine emotionale Geschichte sucht, bei der der Fokus nicht auf der Handlung liegt.

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