Eine besondere Geschichte über ein besonderes Mädchen
Mein Leben als SonntagskindInhalt:
Jasmijn ist ein ganz normales junges Mädchen. Kontaktfreudig und bei allen Mitschülern beliebt. Ein Sonntagskind, dem die Welt offensteht. Doch es gibt einen Haken: So ist sie nur in ihrem Tagebuch. ...
Inhalt:
Jasmijn ist ein ganz normales junges Mädchen. Kontaktfreudig und bei allen Mitschülern beliebt. Ein Sonntagskind, dem die Welt offensteht. Doch es gibt einen Haken: So ist sie nur in ihrem Tagebuch. Denn die wahre Jasmijn ist anders. Sie redet nicht. Nur mit ihrer Hündin Senta. Und mit Elvis Presley, mit dessen Postern sie ihr Zimmer tapeziert hat. Denn beide antworten nicht und das ist gut. Dann muss Jasmijn sich nicht fragen, was gemeint ist. Oder überlegen, was sie antworten soll. Wie schaffen es andere Menschen bloß, dass sie immer wissen, wie sie sich verhalten sollen? Mit Senta und Elvis an ihrer Seite macht sich Jasmijn auf, dieses Geheimnis zu ergründen und ihr Glück zu finden.
Meinung:
In diesem Buch begleitet man Jasmijn auf ihrem Weg ab ihrem vierten Lebensjahr bis zum Erwachsenwerden. Sie wächst in den 80ern und 90ern in Holland auf und das Buch ist aus der Ich-Perspektive des Mädchens geschrieben. Doch Jasmijn ist ein Mädchen, das nicht der Norm entspricht. Sie verschlingt bereits mit 4 Jahren ganze Bücher, ist aber nicht in der Lage mit ihr fremden Menschen zu sprechen oder sie auch nur anzusehen. Am liebsten verbringt sie ihre Zeit mit sich selbst und ihrer Hündin Senta in einer ruhigen und vertrauten Umgebung. Das reicht ihr vollkommen aus und sie versteht nicht, warum sie und ihr Verhalten nicht als normal angesehen werden. Über 134 kurze Kapitel erhält man Einblicke in Jasmijns Gedankenwelt und dort trifft man auch auf die Jasmijn, die genau weiß, wie man sich in der jeweiligen Situation verhalten sollte oder wie es das Umfeld erwarten würde. Leider schafft sie es nur nicht so zu sein, wie andere das von ihr erwarten. Doch sie kämpft in jeder Situation, doch vielleicht normale Handlungen zu vollführen. Die meiste Zeit über flüchtet sie jedoch lieber, denn die richtige Jasmijn schafft es einfach nicht „normal“ zu sein. Von ihren Eltern wird sie immer dadurch entschuldigt, dass sie nur sagen, dass Jasmijn nun mal einfach so ist. Doch warum niemand mit dem Mädchen mal zu einem Arzt gegangen ist, hat mich doch sehr gewundert. Denn auch als sie in Situationen, die sie extrem überfordern sehr schlimme Migräneanfälle bekommt, wird das einfach nur hingenommen. Migräne liegt in der Familie, also ist das vollkommen normal und in Ordnung, wenn ein Kind mit lähmenden Schmerzen einen Tag im Bett verbringt. Vielleicht waren damals die Ärzte noch nicht so weit wie heute, aber trotzdem wäre doch sicher mal jemandem aufgefallen, dass Jasmijn eben nicht nur so ist, sondern auch darunter leidet. Teilweise waren für mich, Jasmijns Gedanken und Taten besser nachzuvollziehen, als die ihrer Eltern, die alles einfach nur mit einem Satz entschuldigen.
Judith Visser hat hier ein ganz besonderes Buch geschaffen. Da diese Geschichte auch autobiografisch ist, bekommt man ganz andere Einblicke in den Kopf eines Menschen mit dem Asperger-Syndrom. Als ich das Buch das erste Mal in der Hand hatte, war ich etwas eingeschüchtert von der Dicke. Ich habe gedacht, es wird bestimmt schwierig und langwierig über ein solches Thema in diesem Umfang zu lesen. Doch das war es zu keiner Zeit! Der Schreibstil von Judith Visser war so einnehmend und gut geschrieben, das ich mich nur ganz schwer von Jasmijns Geschichte trennen konnte. Ihre Trauer, ihre Ängste und ihre Wut sind beim Lesen spürbar und das macht diesen Roman zu einem Buch, das einen an die Seiten fesselt.
Fazit:
Diese Geschichte aus der Sicht eines Menschen der direkt von der Erkrankung betroffen ist, war etwas wirklich besonderes.