Das Verhältnis von Alexa Petri und ihrer Mutter Cornelia ist seit Alexas 11. Lebensjahr äußerst angespannt. Alexa hat darunter lange gelitten und sich inzwischen damit arrangiert. So lebt und arbeitet sie schon seit einiger Zeit in Berlin, während ihre Mutter in Hamburg geblieben ist. Doch jetzt liegt ihre Mutter nach einem Schlaganfall im Koma und es muss ein Vormund bestimmt werden. Da es außer Alexa keine direkten Verwandten mehr gibt, möchte sie die Vormundschaft übernehmen - ohne, dass sie weiß, was eigentlich so wirklich der Wille ihrer Mutter gewesen wäre. Also durchforstet sie die Wohnung ihrer Mutter, in der Hoffnung, etwas wie eine Patientenverfügung zu finden - doch stattdessen stößt sie auf Fragmente der Vergangenheit ihrer Mutter. Wie ihre Mutter als junge Frau große Pläne hatte - und wie sie ein Opfer der Hamburger Sturmflut wurde.
Corina Bomann hat sich für dieses Buch ein interessantes Hintergrundthema ausgesucht, von dem ich bisher noch nicht viel gelesen habe: Die Hamburger Sturmflut 1962. Dieses Thema wird vor allem in den Rückblenden um Cornelias Vergangenheit ausführlich behandelt: Was es für die Hamburger Bevölkerung bedeutete und für Cornelia im Besonderen. Das ganze Szenario ist sehr anschaulich dargestellt, ich hatte zwischendurch Bilder von verzweifelten Menschen und reißenden Wassermassen vor Augen. Wobei Corina Bomann generell sehr anschaulich schreibt.
Auch die Figuren sind so beschrieben, dass man mit der Zeit meint, sie vom Wesen her zu kennen und mitunter überrascht ist, was für Züge außerdem in ihnen stecken und woher so manche Eigenart kommt. Gerade letzteres wird erst bei Cornelia und dann bei ihrer Mutter Stück für Stück aufgedeckt. Auch die Figuren, die eigentlich nur eine Nebenrolle spielen, sind mit Liebe zum Detail ausgearbeitet.
Die Handlung spielt zum Großteil im Hamburg der heutigen Zeit. Neben Rückblenden wird Cornelias Vergangenheit durch Alexas Recherchen Stück für Stück aufgedeckt. Cornelia ist mit großer Begeisterung dabei und findet endlich Antworten auf Fragen, die sie sich schon lange gestellt hat.
Nachdem ich bisher nur Bücher von Corina Bomann kannte, die sich mit größeren Zeitsprüngen befassten und über mehrere Generationen reichten, war ich gespannt, wie mir die Mutter-Tochter-Konstellation gefallen würde. Zusammen mit dem Thema "Hamburger Sturmflut" hat sie mich überzeugt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil es so fesselnd geschrieben ist und ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Wobei ich von den Rückblenden auch noch mehr hätte lesen können...
Fazit: Wie man es von Corina Bomann gewohnt ist: Interessante historische Hintergründe und eine fesselnde Geschichte in der heutigen Zeit.