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Veröffentlicht am 12.04.2021

Erinnerungen

Vati
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Monika Helfer erzählt hier aus ihrer Kindheit, ihrer Vergangenheit. Dreh- und Angelpunkt ist dabei ihr Vater, den sie Vati nennen soll (nicht mag?) und Mutti, wobei hier sowohl die (verstorbene) leibliche, ...

Monika Helfer erzählt hier aus ihrer Kindheit, ihrer Vergangenheit. Dreh- und Angelpunkt ist dabei ihr Vater, den sie Vati nennen soll (nicht mag?) und Mutti, wobei hier sowohl die (verstorbene) leibliche, als auch die Stiefmutter gemeint ist.

Ich empfand den Stil etwas ausholend und langatmig. Dadurch fiel es mir auch sehr schwer, der eigentlichen Geschichte auf den Grund zu kommen und interessiert dranzubleiben. Zu viel hat Monika Helfer drumrum erzählt und zu groß waren die Sprünge, sowohl zwischen den Personen, als auch den Zeiten. Das hat mich sehr angestrengt und eigentlich ist das genau das Gegenteil von dem, was ich von einer Geschichte erwarte. Die Autorin ist mir auch selbst zu distanziert gewesen. So wurde ich nicht in das Geschehen hineingezogen.

Der Vater ist Leiter eines Kriegserholungsheims und liebt Bücher. Von ihm erfährt man erstaunlicherweise trotz des Titels im Grunde nicht mehr, als von den anderen Familienmitgliedern. Dass viele männliche Mitglieder der Familie Josef hießen, wurde mir beispielsweise einfach zu langatmig erzählt.

Es fällt mir immer schwer, ein Buch gut zu finden, bei dem mir nicht eine einzige Person/Figur ans Herz wächst oder auch nur halbwegs sympathisch ist. Genau dieses Problem habe ich hier. Ich nehme am Schicksal aller nur ganz distanziert teil, fast fühle ich mich belästigt, fast möchte ich fragen: Warum erzählst Du mir das alles?

An die Stimme der Autorin musste ich mich leider erst gewöhnen. Für mich klingt sie nicht so wirklich angenehm, auch wenn das nicht sehr nett klingt.

Am Ende bleibe ich zurück und weiß nicht, was genau ich jetzt erfahren habe. Einzelne Szenen waren schön, interessant, bewegend – aber das Gesamtbild kann ich einfach nicht erkennen. So empfinde ich die Erinnerungen der Autorin – einzeln aufblitzende Szenen, für sie selbst wichtig, für Außenstehende nicht ganz so sehr, eine Erinnerung führt zur nächsten, die nicht unbedingt chronologisch dazugehört. Was erinnert sie richtig, wo trügt die Erinnerung? Nach so vielen Jahren ist das nicht so einfach zu beurteilen. Fakt ist, dass Monika Helfer es eben so und nicht anders erinnert. Wäre sie meine Mutter, wäre mir die Geschichte sicher näher, weil mir die Personen dann wenigstens geläufig gewesen wären. So aber ist es für mich unangenehm, ich fühle mich wie ein Beobachter, der nicht da sein sollte. Bleiben also drei Sterne.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Midlife-Crisis einer zweifachen Mutter

Man sollte öfter mal ausmisten
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Franziska stellt fest, dass sie und ihr Mann Bastian sich längst auseinandergelebt haben. Jetzt, da die Kinder ausgezogen sind, ist für sie der Zeitpunkt gekommen, dass sie sich endgültig trennen. Getrennte ...

Franziska stellt fest, dass sie und ihr Mann Bastian sich längst auseinandergelebt haben. Jetzt, da die Kinder ausgezogen sind, ist für sie der Zeitpunkt gekommen, dass sie sich endgültig trennen. Getrennte Schlafzimmer haben sie ja schon länger und Bastians Idee, eins der Kinderzimmer für ein gemeinsames Schlafzimmer zu nutzen ist ja eh nur so eine Masche, um die Kinder komplett rauszudrängen! Sie ist sich sicher, Bastian hat weder Gefühle noch Interesse. Also steht ihr Plan fest. Die Trennung ist unabdingbar! Aber sie hat nicht mit ihren Kindern und ihrer Mutter gerechnet …

So sehr mir „Man muss auch mal loslassen können“ gefallen hat, hier wurde ich mit keiner Figur wirklich warm. Alle sind total klischeehaft gezeichnet, jeder ist in seiner eigenen Welt eingeschlossen und gefangen, keiner denkt auch mal an andere. Und das nicht nur bei Franziska und Bastian, sogar bei ihren Kindern und auch Freunden und Nachbarn und anderen mehr oder weniger Beteiligten. Das sollte wohl Grundlage für die eine oder andere lustige Szene sein, hat aber zumindest bei mir kein bisschen funktioniert. Mich haben diese Egotrips einfach nur genervt und geärgert und wütend gemacht. So viel geballte Eigenliebe und so viele Klischees auf einem Haufen – unrealistischer geht es nicht und lustig ist das auch nicht. Einzig Gottlieb und Mathilde haben ein wenig Sympathie wecken können.

Vincent und Emma, die Kinder von Franziska und Bastian, wollen die Scheidung verhindern und schalten die Oma Mathilde, Franziskas Mutter, ein, die ihnen helfen soll. Klingt prima, nur sind deren Beweggründe meiner Meinung nach weniger selbstlos, als man denken könnte.

Natürlich haben Autoren immer eine künstlerische Freiheit, aber wie hier die Pandemie benutzt wird, finde ich etwas seltsam. Die Toten von Bergamo waren im Buch vor dem Lockdown in Deutschland, überhaupt wird hier getan, als sei die Pandemie überall gewesen und in Deutschland erst am Ende angekommen. Hm. Für mich zu viel künstlerische Freiheit. Ebenso bei der Behauptung, dass Franziska am ersten Tag, an dem sie die Pille abgesetzt hatte, schwanger geworden war – wohlgemerkt mitten in der Packung. Mich ärgern solche Fehler sehr!

Die Story wird im Grunde von allen Figuren erzählt. So wechselt immer mal wieder der Blickwinkel. Dass der verstorbene Opa Gottlieb auch zu Wort kommt, finde ich süß. Insgesamt betont es dennoch extrem den Egoismus der Figuren, auch dauert es dadurch länger, bis die Story wirklich in Fahrt kommt. Franziska ist in meinen Augen einfach nur nervig, zimtzickig und unausstehlich. Wirft Bastian alles Mögliche vor, sieht ihre eigenen Fehler aber nicht. Und all das umhüllt von der Corona-Pandemie. Ein bisschen viel gewollt, aber leider nicht so recht gelungen.

Wer erwartet, dass das Thema „Ausmisten“ ein bisschen tiefer behandelt wird, liegt falsch. Oma mistet Lebensmittel aus und bei Umzügen wird ebenfalls das eine oder andere weggeworfen und natürlich ist es eine Anspielung auf Franziskas Vorhaben, die Ehe zu beenden. Aber ein wenig hätte ich es schon erwartet, dass mehr darauf eingegangen wird, zumal „Ausmisten“ auch ein aktuelles Thema ist. So ein paar eingestreute Tipps und Tricks einer „guten Hausfrau“, eines Fachmenschen für „clean living“ wäre schon passend und naheliegend gewesen.

Sandra Voss macht einen wirklich guten Job und liest das Buch mit angenehmer Stimme und perfekter Betonung ein. Das ändert leider nichts daran, dass die Idee gut, die Umsetzung aber nur ausreichend gelungen ist. So ist es ein netter Familienroman für nebenher, der aber nicht wirklich lange hängenbleibt und auch nicht sehr tief geht. Einzig die Gewissheit, dass mein Mann und ich niemals so leichtfertig mit den Gefühlen des anderen und unserer Ehe umgehen würden, obwohl wir ebenfalls getrennte Schlafzimmer haben (die sind keineswegs „Liebeskiller“!), bleibt wie festgebrannt in meinem Kopf. Für mich ist das (Hör-)Buch gerade noch drei Sterne wert.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Tolle Grundidee, absolut schlechte Umsetzung

Die Nachbarin
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Ein Wohnhaus in London. Die Nachbarn schotten sich alle ab, doch die Wände sind dünn. Lexie hört Harriett, Harriett hört Lexie. Beide machen sich ein Bild von der anderen und reden sich ein, das Gras ist ...

Ein Wohnhaus in London. Die Nachbarn schotten sich alle ab, doch die Wände sind dünn. Lexie hört Harriett, Harriett hört Lexie. Beide machen sich ein Bild von der anderen und reden sich ein, das Gras ist auf der anderen Seite grüner. Eine von beiden lebt glücklicher. Doch welche?

Der Plot klang echt super, doch schnell erkannte ich, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Das ist schade, denn man hätte echt was aus der Grundidee machen können. Stattdessen aber liest man im Wechsel die Sicht der beiden Nachbarinnen, deren Gemeinsamkeit nur der Fakt ist, dass sie die andere um ihr Leben beneiden, ohne es wirklich zu kennen. Beide bilden sich ein, die andere auch ohne Kontakt einschätzen zu können – und liegen falsch.

Die eine hat die Trennung vom Ex nicht verkraftet, obwohl der psychische Gewalt ausübte, die andere hat eine Fehlgeburt hinter sich und leidet darunter und unter der Tatsache, dass sie einfach nicht mehr schwanger wird. Harriett stellt sich schnell als Psychopathin heraus und ihr Geheimnis, was sie denn Schlimmes getan hat, wird erst spät aufgedeckt. Lexie driftet in ihrem Wunsch, endlich mit Tom ein Kind zu bekommen, ebenfalls immer mehr in eine psychische Krankheit hinein. Nach vielen, vielen Seiten kommt dann so etwas, wie ein Showdown. Und hier hatte ich das ungute Gefühl, dass die Autorin selbst einfach nur genug von der Story hatte …

Doch, mir ist schon klar, welche Aussage das Buch haben soll. Dennoch hat es Längen, ist einem kaum jemand darin sympathisch und lässt es typische Merkmale eines Thrillers vermissen. Die beiden Stories der Frauen passen einfach nicht so recht zusammen. Die Figuren handeln alle ziemlich irrational und unlogisch.

Kinderwunsch ist eine Sache, die viel Raum im Leben einnehmen kann. Das verstehen vielleicht nur Frauen, die das schon selbst mitmachen mussten. Insofern kann ich Lexie schon verstehen, doch ist hier vieles nur halbgar erzählt und die Gedankengänge nicht gut dargestellt. Auch Toms Part ist nur unzulänglich geschildert. Seine Gedanken und Gefühle werden wie alles andere im Buch nur nebulös angedeutet. Das macht das Lesen schwierig. Obwohl das Buch mit fast 450 Seiten einen enormen Umfang hat, sagt es wenig und an den relevanten Stellen viel zu wenig bis gar nichts. So schade!

Die Grundidee ist super, die Umsetzung schlecht. Die eine oder andere gute Stelle gibt es und dass man sich von der ersten bis zur letzten Seite unwohl fühlt, weil Harrietts Verhalten absolut ängstigt, rettet noch den dritten Stern.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Mittelstarker Reihen-Auftakt

Das Windsor-Komplott
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Auf Schloss Windsor wird gefeiert und die Queen genießt es. Sie tanzt und freut sich, dass alles prächtig läuft. Doch am nächsten Morgen dann der Schock – einer der Tanzpartner der Queen, ein junger russischer ...

Auf Schloss Windsor wird gefeiert und die Queen genießt es. Sie tanzt und freut sich, dass alles prächtig läuft. Doch am nächsten Morgen dann der Schock – einer der Tanzpartner der Queen, ein junger russischer Pianist, wird in einer prekären und eindeutigen Position tot aufgefunden. Doch die Queen glaubt nicht an einen Unfall bei einem Sexspielchen und ermittelt mit Hilfe ihrer Assistentin Rozie under cover selbst …

Die Geschichte hat durchaus ihren Reiz, zumal das Hofleben sehr schön mit britischem Humor gewürzt geschildert wird und immer wieder Anspielungen eingestreut sind, die einen zum Grinsen bringen. Die Beziehung zwischen der Queen und ihrem Prinzen wird gelungen und sehr humorvoll geschildert. Natürlich haben auch die Corgies ihren Platz in der Story, es gibt die Queen nicht ohne diese Hunde. Man muss sie einfach mögen!

Schade fand ich aber schnell, dass die Queen im Grunde nur Anstöße gibt und gekonnt Fäden zieht, die eigentliche Ermittlungsarbeit aber Rozie überlässt. Klar, die Queen kann nicht so fröhlich durch die Gegend wandeln und Fragen stellen, das würde schon auffallen. Dennoch hätte ich mir ein paar mehr Aktionen von ihr gewünscht. In diesem Band finde ich leider noch nicht die „königliche Unterhaltung“, die ich mir erwartet hatte.

Man muss die wichtigsten Figuren des Buches einfach mögen. Sogar der bissige Philip ist auf seine Weise super charmant und liebenswert. Zeitlich spielt die Story im Jahr 2016, also kurz vor dem 90. Geburtstag der Monarchin. Die Idee ist sehr gut, die Umsetzung ein bisschen danebengegangen. Mir war die Geschichte insgesamt irgendwann zu sehr ausgedehnt, in die Länge gezogen. Da dies jedoch der erste Band einer Serie ist, hoffe ich darauf, dass es künftig ein bisschen lockerer zugeht und ich in diesem Band zunächst mal alle bleibenden Figuren kennenlernen musste. Der größte Fan bin ich noch nicht und ich werde abwarten, ob ich das noch werde.

SJ Bennett versteht es durchaus, einem Cosy-Crime mit Humor das Krönchen aufzusetzen und ausgefallene Ideen auszuarbeiten. Aber sie verliert dabei auch ein bisschen den Blick für Längen. Das kann leider auch die geniale Lesung von Sandra Voss nicht ausbügeln. Deshalb gebe ich für mittelguten Genuss auch mittelgute drei Sterne.

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Nicht ganz das, was ich erhofft hatte

Medizin - endlich verständlich
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Leider hatte ich mir etwas anderes unter dem Inhalt versprochen, als ich dann bekommen habe. Deshalb habe ich mich ewig lang durch das Buch gequält. Ein wenig hatte ich erwartet, dass Wimmer im Stile von ...

Leider hatte ich mir etwas anderes unter dem Inhalt versprochen, als ich dann bekommen habe. Deshalb habe ich mich ewig lang durch das Buch gequält. Ein wenig hatte ich erwartet, dass Wimmer im Stile von Hirschhausen auf humorvolle Weise (wie auch das Titelbild suggeriert) medizinische Dinge erklärt. Bekommen habe ich recht trockene Fakten und Zahlen. Das kann man auch googeln …

Ab und an gibt es dann eine mehr oder weniger lustige Zeichnung zum entsprechenden Thema oder ein Foto des Autors. Ganz sinnbefreit sind die Informationen nicht, aber eben doch trocken und dadurch recht langweilig. Also nicht viel besser, als die üblichen Informationen, die man über andere Kanäle auch erlangen kann. Verständlich, ja. Aber auch langweilig und vor allem langwierig.

Am Ende findet sich „Das kleine ABC der Medizinersprache“. Das gefällt mir noch am besten am ganzen Büchlein. Insgesamt bleibt zu sagen, dass es nicht verkehrt ist, ab und an mal etwas nachlesen zu können, aber wirklich der Burner ist das Büchlein dann doch nicht. Für mich drei Sterne wert.

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