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Veröffentlicht am 11.03.2021

Über Freunde, Familie und andere Geheimnisse

Die Unausstehlichen & ich (Band 3) - Die Welt ist voller Wunder
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Im dritten Buch um Enni und ihre neuen Freunde in Saaks darf man sich endlich auf die Auflösung einiger Geheimnisse freuen: Wer bezahlt Enni und Dante das teure Stipendium - und warum? Wer ist Dantes Vater? ...

Im dritten Buch um Enni und ihre neuen Freunde in Saaks darf man sich endlich auf die Auflösung einiger Geheimnisse freuen: Wer bezahlt Enni und Dante das teure Stipendium - und warum? Wer ist Dantes Vater? Und so manches mehr. Natürlich gibt es auch wieder einige Abenteuer zu bestehen. Diesmal will die Clique unbedingt an einem Theaterwettbewerb teilnehmen, um als Siegergruppe nach München eingeladen zu werden. Denn nur dort wird Dante hoffentlich mehr über seinen Vater herausfinden.
Auch der dritte Band ist wieder in Briefform mit so einigen ausgekritzelten Kraftausdrücken geschrieben. Enni schreibt an ihren Vater und bittet ihn zu Beginn um Hilfe. Überhaupt sind die Themen Familie und Geheimnisse recht wichtige Themen, die teilweise miteinander verknüpft sind. Desweiteren möchte ich den Zusammenhalt der Kinder loben, die sowohl für das Theaterstück als auch z. B. für das Aufdecken von Dantes Geheimnis so einiges auf die Beine stellen.
Das Lesen hat mir auch diesmal wieder sehr viel Spaß bereitet. Vor allem die ausgekritzelten Wörter verleiten dazu, die Lücken mit eigenen Worten zu füllen. Die Charaktere sind alle herrlich komplex, es kamen in Band 3 ein paar alte und neue Gesichter dazu, es blieb aber alles angenehm übersichtlich. Auch inhaltlich ist der Wechsel zwischen Gedanken, Emotionen und Abenteuern der Kinder und Erwachsenen wieder sehr gelungen. Nicht zu vergessen die Illustrationen im Buch, welche mit Liebe zum Detail die Kapitel wunderbar ergänzen. Eine sehr zu empfehlende Trilogie!

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Wir retten euch!

Calypsos Irrfahrt
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Segelurlaub mit den Eltern im Mittelmeer - wie öde! Das denkt sich der 10-jährige Oscar, der stattdessen viel lieber im Fußballcamp wäre. Oder zumindest einen Freund dabei gehabt hätte. Die Langeweile ...

Segelurlaub mit den Eltern im Mittelmeer - wie öde! Das denkt sich der 10-jährige Oscar, der stattdessen viel lieber im Fußballcamp wäre. Oder zumindest einen Freund dabei gehabt hätte. Die Langeweile ist schlagartig wie weggeblasen, als Oscar und seine Eltern zwei Kinder vor dem Ertrinken retten: Nala und ihren kleinen Bruder Moh.
Das Buch ist komplett aus Kindersicht geschrieben, meist aus der Sicht von Oscar, einige Szenen aus der Sicht von der wenig älteren Nala. Natürlich hat der Junge keine Ahnung von Flüchtlingspolitik und freut sich, endlich Kinder zum Spielen an Bord zu haben. Und während seine Eltern vergeblich versuchen, die Flüchtlingskinder auf korrektem Weg in einem Flüchtlingslager unterzubringen, beschließen die Kinder, dass sie gar nicht mehr voneinander getrennt werden wollen. Doch irgendwann ist auch der schönste Urlaub vorbei und die Familie muss zurück nach Deutschland.
Sehr einfühlsam werden Geschehnisse und Emotionen in diesem Buch kindgerecht vermittelt. Der kleine Junge, der von der missglückten Flucht wie traumatisiert scheint, was Oscar zunächst gar nicht versteht und durch seine Augen beschreibt. Nala, die jedes Wissen in sich aufsaugt und durch Bilder erzählt, was ihr und ihrem Bruder geschehen ist. Die innere Unruhe der Eltern, die statt Erholung nun mit abweisenden Hafenmeistern und Beamten zu kämpfen haben. Und natürlich die Pläne der Kinder, die alles dafür tun, um zusammenbleiben zu können.
Ein wunderschöner Roman voller Emotionen, Menschlichkeit und Vertrauen.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Spannung, Freundschaft und Magie in japanischem Setting

Die Clans von Tokito – Lotus und Tiger
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Das Leben ist hart in den Straßen von Tokito. Seit ihrer Kindheit im Waisenhaus sind die drei Freunde Erin, Mikko und Ryanne füreinander dagewesen, jetzt bestimmen harte Ausbildung und Clanzugehörigkeit ...

Das Leben ist hart in den Straßen von Tokito. Seit ihrer Kindheit im Waisenhaus sind die drei Freunde Erin, Mikko und Ryanne füreinander dagewesen, jetzt bestimmen harte Ausbildung und Clanzugehörigkeit ihren Alltag. Wer nicht zu einem der Clans Tokitos gehört, ist vogelfrei und verliert sämtlichen Schutz. Das muss Erin schmerzlich erfahren, als sie ihren Job und somit ihre Clanzugehörigkeit verliert und in die Hände grausamer Menschenfänger gerät. Nur der Deal mit einem Dämon kann sie noch retten - und der hat es in sich! Zeitgleich versuchen Angehörige aus dem Tempel der Phari eine Reihe mysteriöser Mordfälle zu klären, unter ihnen der junge Kiran.

Das Buch ist ein absolutes Lese-Highlight. Warum? Ich hätte da mehrere Gründe zu nennen: Der Fantasyroman ist durchsetzt mit einem wunderschönen japanischem Flair, was sich nicht nur in den Namen der Clans (Lotus, Affe, Tiger etc.) widerspiegelt. Protagonistin Erin ist tough, lässt sich nichts gefallen und einfach eine wahre Kämpfernatur, wie bereits ihr Coverbild beweist. Auch wenn sie das manchmal in Schwierigkeiten bringt. Ihr Freund und Partner Mikko ist eine Art Nerd und widerspricht dem gängigen Bad-Boy-Baby-ich-beschütze-dich Klischee, was ihn wahnsinnig sympathisch macht. Es gibt Magie, Twists und rätselhafte Morde, die für ordentlich Spannung sorgen. Und mein persönliches Highlight: Der Dämon Distelkönig, mit welchem Erin einen Pakt eingeht und der fortan wie ein sprücheklopfender Sidekick für jede Menge Lacher sorgt.

„Ab jetzt hast du mich“, versprach der Distelkönig. „Du musst nie wieder putzen. Stattdessen können wir Leute umbringen. Das macht viel mehr Spaß!“ (Zitat des Dämons, S. 135)

„Die Clans von Tokito“ ist ein Standalone für Jugendliche und Erwachsene. Die jungen Protagonisten sind alle so um die 17 und dürfen altersgerecht ihre Stärken und Schwächen ausleben. Vor allem Erin sticht hierbei als starke Frauenfigur deutlich hervor, aber auch die anderen Charaktere haben ihre mal mehr, mal weniger sympathischen Eigenschaften und wirkten auf mich, zusammen mit der Atmosphäre Tokitos, angenehm komplex. Die Perspektiven switchen zwischen Erin, Ryanne und Kiran und sorgen für jede Menge Abwechslung beim Lesen. Neben der Charakterentwicklung einiger Personen gefiel mir auch das Rätsel um die Morde ganz gut, welches zum Spekulieren regelrecht einlädt.
Ein wunderschönes Lese-Highlight voller Abenteuer, Spannung, Magie und Humor vor einem japanisch angehauchten Setting.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Manga thematisiert sehr gelungen diskriminierende Übergriffe

Nie wieder Minirock! 01
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Die neue Mitschülerin Nina fällt auf, trägt sie doch als einzige Schülerin Hosen statt Minirock. Selbst ihr Haar trägt sie kurz wie ein Junge. Dafür erntet sich teils hämische Sprüche. Dabei hat sie ihre ...

Die neue Mitschülerin Nina fällt auf, trägt sie doch als einzige Schülerin Hosen statt Minirock. Selbst ihr Haar trägt sie kurz wie ein Junge. Dafür erntet sich teils hämische Sprüche. Dabei hat sie ihre Gründe, ihre Weiblichkeit zu verstecken: Als Leadsängerin einer bekannten Mädchenband wurde sie von einem Fan brutal attackiert und meidet nun unter ihrem Realnamen jegliche Angriffsfläche.
Das Buch hat ein deutlich ernsteres Thema, als der zunächst lustig wirkende Titel vermuten lässt. Es geht um das veraltete Frauenbild, Stalking, Übergriffe und die Grundeinstellung vieler Männer den Frauen gegenüber. Tatsächlich haben viele Jungen aus Ninas Klasse ziemlich diskriminierende Einstellungen, das Anfassen nackter Frauenschenkel - ungefragt! - ist für sie völlig legitim. Wer Minirock trägt, will ihrer Meinung nach doch angefasst werden. In diese Kerbe schlägt auch die süße Mitschülerin Miku, die diskriminierende Übergriffe herunterspielt, um weiterhin bei den Männern beliebt zu bleiben. Die Kehrseite der Medaille, was dies für die anderen Frauen bedeutet, wird im Manga ganz gut dargestellt. Ebenso zeigen der Judoka Hikaru sowie sein bester Freund Verständnis für Ninas Verhalten und Hikaru versucht, Nina und ihre Gefühlswelt zu verstehen. Bei der Mauer, welche sie um sich herum aufgebaut hat, hat Hikaru es allerdings zunächst schwer, überhaupt an sie heranzukommen.
Sehr bewegende Story, die durch diverse Rückblicke in Ninas prominentes Leben interessant ausgearbeitet ist. Das Thema wirkt manchmal etwas überzogen dargestellt, allerdings weiß ich nicht, inwiefern das inhaltlich dem japanischen Alltag entspricht. Zumindest wird die Problematik so sehr deutlich gemacht und rechtfertigt jede überzogen wirkende Szene allemal. Die Zeichnungen sind schön klar, die Panels greifen ineinander über und wirken dadurch sehr lebendig.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Traditionelle Unterdrückung in einem modernen Land

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Auf sehr bewegende Weise schildert die Autorin das Leben der Mittdreissigerin Jiyoung, die in einer Zeit aufgewachsen ist, in welcher die Gleichberechtigung der Frau noch in den Kinderschuhen steckte. ...

Auf sehr bewegende Weise schildert die Autorin das Leben der Mittdreissigerin Jiyoung, die in einer Zeit aufgewachsen ist, in welcher die Gleichberechtigung der Frau noch in den Kinderschuhen steckte. Ihr Bestreben, es allen recht zu machen - der Familie wie der Gesellschaft- endet zuletzt in psychischen Auffälligkeiten, einem Nachgeben des immensen Drucks, der auf ihr lastet. Und an genau dieser Stelle beginnt das Buch, bevor Jiyoungs Leben als Rückblende erzählt wird.
Beeindruckend ist der Vergleich der Generationen: Die Schwiegereltern, welche mit der Überzeugung leben, ein Sohn sei das einzig Wahre und müsse vor allen anderen Familienmitgliedern gefördert werden, während die Frau gegenüber dem Mann dankbar sein solle, ihm dienen zu dürfen und sich bitteschön ehrenvoll zu verausgaben habe. Die Mutter, die so gern Lehrerin geworden wäre, aber zum Wohle des kleinen Bruders in Kinderarbeit seine Ausbildung mitfinanzieren musste. Der eigene Bruder, der noch wie selbstverständlich bevorzugt behandelt wird. Mitschülerinnen und Mitstudentinnen, welche nach langem Kampf erste Teilsiege erringen. Die Bevorzugung der Männer in Schule, Studium und Job. Sexuelle Belästigung und die automatische Schuldzuweisung an die Frau, während sich die Täter keiner Schuld bewusst sind. Die überzogene Erwartungshaltung an die Frau, die eigenen Interessen zurückzuschrauben, wenn es um die Familie geht. Die Vorurteile der Männer. Und zuletzt der höhnische Blick der jüngsten Generation, wie dumm sie doch ist, sich für veraltete Wertvorstellungen aufzugeben.
Ein bewegendes, stellenweise schockierendes Buch, welches wunderbar zur „MeToo“-Thematik passt und Einblick in die Unterdrückung koreanischer Frauen gewährt. Bewohnerinnen eines Landes, in dem die Gleichstellung der Frau zwar auf dem Papier geregelt, in den Köpfen vieler Bewohner jedoch noch nicht angekommen ist.

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