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Veröffentlicht am 18.03.2021

Ein ganzes Leben in nur wenigen Wochen....

Der Ruf des Schamanen
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1986: Die 13 jährige Naila ist die einzige Tochter eines finnischen Diplomaten, die mit ihren sie liebenden Eltern und dem Familienfaktotum Herrn Tanaka aktuell in Lima/Peru lebt. Sie ist clever, wissbegierig, ...

1986: Die 13 jährige Naila ist die einzige Tochter eines finnischen Diplomaten, die mit ihren sie liebenden Eltern und dem Familienfaktotum Herrn Tanaka aktuell in Lima/Peru lebt. Sie ist clever, wissbegierig, sportlich, spricht 5 Sprachen, doch wächst sie sehr behütet auf und durch das viele Umziehen, hat sie keine richtigen Freunde. Das ändert sich mit einem lächerlichen Skateunfall, der sich nur ereignet, weil sie etwas übersehen hat. Kann ja mal vorkommen, denkt sie. Wie kann das sein, fragt sich ihre Mutter und bringt sie in das beste Krankenhaus der Stadt, in einem Elendsviertel! Die dortige Kinderstation ist sehr einfach und eine Welt für sich. Dort lernt sie El Rato kennen, der dort geboren wurde und dort aufwächst. Er wird ihr erster richtiger Freund, denn als sie erfährt, dass sie unter einer schweren unheilbaren Krankheit leidet, die zu ihrem frühen Tod führen wird, sieht Laila nur eine Chance. Sie will nicht sterben, ehe sie nicht alles versucht hat, denn sie hat ja noch gar nicht richtig gelebt! In einem Tagebuch in der Krankenhausbücherei liest sie von einer verschollen Blume im Amazonasgebiet, die angeblich sämtliche Nervenkrankheiten heilen kann. Nur ein Schamane, weiß, wo man sie findet und wie man sie verwendet. Heimlich begeben sich El Rato und Laila, mit deren ganzen Ersparnissen auf die Reise zu dem Schamanen von K.

Dies ist das dritte Buch von Autor Davide Morisotto und meiner großen Tochter fiel gleich auf, dass hier ein alter Bekannter aus Buch 1 „Die Mississippi Bande“ auftaucht und auch einer der Helden aus Buch 2 „Verschollen in Eis und Schnee“ gibt sich hier die Ehre! Wie die übrigen Bücher, geht es hier um junge Helden, am Wendepunkt ihres Lebens, durch eine Reise, die ihr Schicksal verändern wird. Mit 13 Jahren beim vollem Bewusstsein zu erfahren, welch grausame Entwicklung das eigene Leben nehmen wird, ohne Aussicht auf Besserung oder Heilung ist hart. Auch heute noch gilt die vereinfacht „Kinderdemenz“ genannte Krankheit als nicht therapierbar und führt zu einem frühen Tod nach Erblinden, Sprachverlust, Lähmung und Verlust der geistigen Fähigkeiten – eine grausige Gewissheit! Doch Laila ist zwar privilegiert aufgewachsen, aber auch unglaublich mutig! Sie nimmt ihr Schicksal in die eigenen Hände und da El Rato noch nie das Krankenhaus verlassen hat und die Verwirklichung seiner eigenen Träume für absolut irreal hält, begleitet er sie. So kann er ihr helfen, wenn ihre eigenen Sinne sie im Stich lassen. Der Unterschied zwischen den beiden könnte größer nicht sein und dennoch werden sie ein unschlagbares Team! Sie werden das Ziel ihrer Reise erreichen, nach abenteuerlichen Etappen, auf denen sie die unterschiedlichsten Menschen kennen und schätzen lernen werden. Doch das Ziel sieht anders aus als gedacht und manchmal muss man seine Hoffnungen und Ziele der Realität anpassen und die Zeit nutzen die einem bleibt, ein ganzes Leben in nur wenige Wochen packen! Hier ist der Weg das Ziel und dennoch haben mich am Ende meine Gefühle überwältigt!
Für die Kinder war die Reise in das Jahr 1986 spannend und witzig und für mich einfach nostalgisch! Die Einblicke aber auch in die politische Lage in Peru waren aber auch interessant und für beide schwerer vorstellbar, als ein Wählscheibentelefon oder ein Walkman. Richtig exotisch wurde es dann auf der Flucht und später im Dschungel. Weder Revolutionäre, noch Drogenbarone oder Schamanen sind bisher im Weltbild meiner Kinder vorgekommen, das war sehr aufregend und neu. Die Darstellung vor allem des Dschungels war ebenso aufregend, wie geheimnisvoll. Die Denkweise des Schamanen und seiner Kunst war außergewöhnlich. Aber auch die übrigen Personen, denen Laila und El Rato begegnen sind ganz einzigartig und wirklich gut durchdacht und mit viel Fingerspitzengefühl charakterisiert. Lailas Krankheit ist nicht heilbar, dennoch lernt sie, ihr Schicksal anzunehmen und für ihre neu gefundenen Freunde gibt es tatsächlich ein Happy End!

Die Gestaltung des Buches ist einfach spektakulär! Immer wieder stellt das Schriftbild mehr dar, als es Worte zu sagen vermögen. Es visualisiert das Erlebte! Das ist unglaublich gut gemacht! Da aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wird auch der jeweilige Perspektivwechsel graphisch gekennzeichnet, indem jede der wichtigen Personen, die auch mal das Geschehen aus ihrer Sicht erzählen darf, ein stilisiertes Seelentier zugeordnet bekommt, anhand dessen man immer gleich sieht, wer gerade erzählt. Was es mit dem Symbol der Fledermaus für Laila und der Libelle für El Rato auf sich hat, erfährt man erst recht spät, als sie denn auch wirklich ihr Ziel im Urwald erreichen.

Die Geschichte spielt 1986 und so kommen für mich als Mutter jede Menge Aha-Erlebnisse vor. Zum Glück kennen meine Töchter viele der hier genannten Anachronismen wie einen Walkman und Telefone mit Wählscheibe ;)

Ein wirklich außergewöhnliches Kinderbuch ab 12 Jahren mit einem ungewöhnlichen Setting und einem seltenen, aber bewegenden Thema. Was tun, wenn man mit 13 Jahren, den Tod vor Augen hat? Beeindruckend und bewegend zugleich, ebenso wie spannend! Man kann dieses Buch unabhängig von den ersten zwei Büchern lesen, aber man sollte sie sich nicht entgehen lassen!

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Spannend, magisch, witzig, irisch!

Ruby Fairygale. Das Geheimnis der Tierwandler
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Seit die 13 jährige Ruby, die als Findelkind auf einer kleinen, abgeschiedenen Insel in der irischen See aufwächst, herausgefunden hat, dass sie eine Pooka (Tierwandlerin) ist, steht ihr Leben Kopf! Sie ...

Seit die 13 jährige Ruby, die als Findelkind auf einer kleinen, abgeschiedenen Insel in der irischen See aufwächst, herausgefunden hat, dass sie eine Pooka (Tierwandlerin) ist, steht ihr Leben Kopf! Sie findet diese Gabe, aufregend, doch auch unter den magischen Wesen spricht sie sich herum. Eigentlich dachte sie, dass es für sie nun einfacher wäre, auf der Pflegestation für verletzte magische Wesen und in der Tierarztpraxis zu helfen. Doch ein Lied macht die Runde, dass vor Pookas warnt. Die Tierpflegestation wird gemieden und Ruby macht sich große Sorgen, weil einige Magische seltsame Symptome aufweisen. Ratlos durchforstet sie den Speicher und findet eine kleine Bernsteinkette, das einzige was sie als Baby trug, als sie aus dem Meer gefischt wurde. Da es ihr einziger Anhaltspunkt für ihre Herkunft ist, begibt sie sich mit ihrem Freund Noah aufs Festland, um mehr über ihre Gabe und ihre Eltern herauszufinden. Die Fabelwesen in Not sollen keine Angst mehr vor ihr haben müssen. Auf dem Festland entdeckt sie schon bald eine Tierschutzstation, in der alle Schützlinge solche Ketten tragen. Ob Flynn, der Junge der dort aushilft, weiterweiß?

Dies ist definitiv der spannendste Teil der Reihe aber leider auch der letzte. Alle losen Enden werden überzeugend miteinander verknüpft und gemeinsam mit Ruby, Noah und Flynn lüften wir das Geheimnis von Rubys Herkunft. Wer sind ihre Eltern? Leben ihre Eltern noch? Wie konnte Ruby als Säugling den Sturz ins Meer bei Unwetter überleben? Und was ist das für eine seltsame Krankheit, die die Magischen plötzlich überfällt? Geht es Rubys Nana wieder besser? Darf Noah endgültig auf Patch Island bleiben? Warum hat sich Ruby nicht schon früher ständig unkontrolliert in ein Tier verwandelt? So viele Fragen scheinen in vier Stunden gar nicht wirklich auflösbar zu sein, aber es gelingt Kira Gembri geschickt, wobei die Zwischenmelodien von Celtic Tradition irisches Flair verbreiten und man sich an die raue irische See versetzt fühlt. Dieser Band wird jedoch nicht nur spannend und magisch, sondern auch etwas romantisch. Allerdings nur im altersangemessenen Rahmen. Mit dem Auftauchen von Flynn, der nicht nur Rubys Interessen, sondern auch ihre Gabe teilt, fühlt sich Noah mehr als nur verunsichert. Immer häufiger fühlt er sich von Ruby zurückgesetzt. Ruby hingegen wundert sich, dass Flynn ihr bereits nach so kurzer Zeit so vertraut erscheint. Trotz dieser kleinen Rivalitäten, schaffen sie es dennoch dem Geheimnis um die schwindende Magie der Fabelwesen auf den Grund zu gehen und sich an Bord eines düsteren Forschungsschiffes zu schmuggeln. Das ist richtig aufregend!

Es ist schön, die eigenwilligen Bewohner von Patch Island wieder zu treffen und nicht nur sie. Auch die Fabelwesen sind inzwischen alte Bekannte und über ihre kleinen Macken und Eigenheiten kann man prima Schmunzeln. Denn trotz der Spannung und der Abenteuer kommt der Humor nicht zu kurz. Das garantiert das kleine Inselvölkchen, egal ob Magische oder Menschen. Julia Nachtmann leiht nicht nur Ruby ihre Stimme. Einfühlsam verdichtet sie den Plot, verstärkt die rätselhafte Magie und bringt deutlich Noahs Unsicherheit und Irritation in Flynns Gegenwart zum Ausdruckt. Lebendig und abwechslungsreich spricht sie dieses magische Abenteuer um Freundschaft, Familie, Zusammengehörigkeit und irische Mystik. Mit ihrer weichen, melodischen Stimme entführt sie den Zuhörer auf eine abgeschiedene Insel, voller Geheimnisse und Sehnsüchte.

Schade, dass die Reihe nun zu Ende ist, aber Kira Gembri ist es gelungen, uns mit dem überraschenden Ausgang und den nicht vorhergesehenen Wendungen ein rundum gelungenes Irlanderlebnis mit Herz, Humor und Magie zu schenken!

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Prima Koch- & Backbuch für Kinder!

Die Schule der magischen Tiere – Das Kochbuch
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Die Klasse von Miss Cornfeld startet diesmal ein besonderes Abenteuer, denn sie eröffnet eine Kochschule! So können Kinder auch schon recht früh mit Rezepten nach ihrem Geschmack und kindgerechter Anleitung ...

Die Klasse von Miss Cornfeld startet diesmal ein besonderes Abenteuer, denn sie eröffnet eine Kochschule! So können Kinder auch schon recht früh mit Rezepten nach ihrem Geschmack und kindgerechter Anleitung an die Geheimnisse der Küchenwelt herangeführt werden. Egal ob es sich um Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Snacks, Getränke, Desserts oder Kuchen handelt, gemeinsam oder alleine können sich Kinder hier ausprobieren. So bekommen sie nicht nur einen größeren Bezug zu ihrer Nahrung und wissen sie besser zu schätzen, sondern ernähren sich bewusster. Ganz wichtig ist dabei aber, dass es Spaß macht! Daher werden z.T. mit Bildern die einzelnen Arbeitsschritte gezeigt und durch die Verknüpfung mit den jungen Helden aus der Schule der magischen Tiere, bekommen sie gleich noch einen magischen Touch! Dabei dienen sie nicht nur als Kaufanreiz. Sie werden tatsächlich mit Bildern vorgestellt, verraten ihre Lieblingsrezepte und geheime Küchentricks. Als besonderes Schmankerl gibt es auch noch interessante Infos zu den Herkunftsländern der Schüler und ihrer Tiere mit deren kulinarischen Besonderheiten. So merken die Kinder schon ganz schnell, dass man überall auf der Welt anders isst und es dennoch schmeckt! Dabei werden besonders leicht zuzubereitende Rezepte gewählt, die bei Kindern besonders hoch im Kurs stehen. Die Anforderungen sind unterschiedlich, von ganz einfach wie Tomaten-Mozzarella-Spießen, die Schulkinder auch ohne Hilfe hinbekommen, bis zu aufwendigeren Rezepten wie Silas Minutensteak, bei denen Kinder anfangs Hilfe benötigen, das gemeinsame Kocherlebnis können sie dann vielleicht aber auch besonders genießen!
Meine 11 jährige Tochter hat unter meiner Aufsicht folgendes ausprobiert: Gute-Laune-Smoothies mit Mango, Banane, Joghurt, O-Saft und Haferflocken, ungesüßt. Einfach, aber ich fand die Banane zu dominant, die Jüngste störte der O-Saft und die Große der Joghurt. Wir werden es noch mal mit anderen Mischungsverhältnissen versuchen. Tingos-Bananen-Knuspermüsli, ebenfalls mit Joghurt statt Milch kam deutlich besser an und Bananen sind einfach besonders kinderfreundlich zu schneiden, das klappte prima und gehört nun zum Standard Repertoire, das auch ohne Mamas Anwesenheit klappt. Tomaten-Mozzarella-Spieße sind sowieso der Renner und auch kinderleicht, Baguette hat auch sehr gut geklappt und wird es nun öfters aus eigener Fabrikation geben. Demnächst stehen noch die Sonntagseier aus der Muffinform und Idas Quarkküchlein auf dem Programm. Dieses Wochenende haben wir einfach nicht mehr genügend Eier im Haus, um das noch zu testen. Dafür wird es heute die Möhrensuppe geben. Kokoshähnchen mit Reis und die Ricotta-Gnocchi klingen total verführerisch, aber leider sind meine Töchter dem noch nicht aufgeschlossen genug. Da die Schüler aus der Schule der magischen Tiere ja sehr international sind, sind es auch die Essensvorschläge, der Ziegenkäse auf dem Flammkuchen stört (kann man aber auch weglassen), Bananensuppe?... also noch sind meine Töchter nicht für alle extravaganteren Ideen aufgeschlossen, aber das trifft ja nicht auf alle Kinder zu. Sehr schön finde ich, dass es für Yanniks Spezialpizza zwei Varianten gibt: die mit Fertigteig und für größere Kinder oder die, die sich sowie so schon an das Baguette gewagt haben, auch mit einem Rezept für eigenen Pizzaboden. Anders ist das beim Flammkuchen, der eigentlich noch einfacher ist, bis man ihn versucht für das Backblech hauchzart auszurollen. Es gibt neben exotischen Reisgerichten auch Klassiker wie Fischstäbchen oder Schnitzel mit Pommes, die eben auch auf TK-Pommes oder TK-Fischstäbchen zurückgreifen, aber es bleibt noch genügend Handarbeit übrig. Außerdem müssen immer häufiger Kinder Alleinerziehender sich mittags ihr Essen selbst zubereiten, hier finden sie kinderleichte Ideen von Milchreis über Farfalle mit Minitomaten oder Würstchen mit Kartoffelpüree, Burger, Schildkrötenbrötchen, Bohnensuppe, Salat oder Couscous, bis zu Zucchini-Spaghetti. Oft sind die Rezeptvorschläge auch recht günstig. Für Kinder die lieber Backen gibt es auch wirklich verführerische Ideen wie die absoluten Klassiker Zimtschnecken (gehen immer!), Rabbats Schokokekse, Eulen-Muffins, Apple Trifle, Regenbogenkuchen, Bananen-Walnuss-Kuchen und vor allem Double-Choc-Brownies! Das Gebäck ist so cool dekoriert, dass meine Tochter es unbedingt nachbacken will! Also, hier gibt es noch eine Menge zum gemeinsamen Ausprobieren und anschließenden Genießen und bei Erfolg, kann ich mich aufs Sofa setzen und Lesen, während meine Tochter in der Küche zaubert ;) Nein, viele Rezepte können Kinder ab 8 Jahren teilweise von Anfang an alleine zubereiten, nicht alle, aber einige, bei den übrigen wird es in der Wiederholung dann alleine klappen.

Das Kochbuch ist sehr abwechslungsreich, ausgewogen, liebevoll gestaltet und gut durchdacht! Durch den Bezug zu den Helden aus der Schule der magischen Tiere ist es auch noch viel spannender und informativer, denn es gibt ja sogar ein Küchenquiz! Volle Punktzahl von Franziska und mir! Dieses Buch darf bleiben.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Der Moby Dick der Nordsee

Der weiße Heilbutt. Ein Inselkrimi
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Es ist Sommer und was für einer! Ein Grund für halb Fredenbüll Urlaub oder Praktikum auf Amrum zu machen. Kriminalkommissarin Nicole lässt ihren kleinen Sohn Finn unter der Aufsicht von Antje, von „De ...

Es ist Sommer und was für einer! Ein Grund für halb Fredenbüll Urlaub oder Praktikum auf Amrum zu machen. Kriminalkommissarin Nicole lässt ihren kleinen Sohn Finn unter der Aufsicht von Antje, von „De Hidden Kist“ am Strand Sandburgen mit seinen neuen Urlaubsfreunden bauen. Doch ist bei den Kids die Aufregung groß, als sie plötzlich einen abgetrennten Damenfuß mit lackierten Fußnägeln ausbuddeln. Beherzt sichert Antje das Beweisstück in ihrer Kühltasche mit Kirschenaufdruck! Als dann noch ein sensationell großer weißer Heilbutt vor der Küste gesichtet wird, überschlagen sich die Schlagzeilen vom „Mörder-Heilbutt von Amrum“. Doch Nicole Stappenbek hat keine Lust sich den Urlaub mit Ermittlungen zu versauen, immerhin weilt auch der Vater ihres Sohnes auf der Insel, was Polizeihauptmeister Thies Detlefsen mit Argusaugen beäugt. Seine Tochter Tadje macht ein Praktikum in der Tourismuszentrale und will unbedingt einen erfolgreichen Amrumblog starten. Immerhin ist gerade auch eine erfolgreiche Influencerin auf der Insel unterwegs, das Kinderheim, in dem Finns Freunde leben ist das begehrte Ziel von Spekulanten und ein geheimnisvoller dänischer Koch sorgt mit seinem neuen Lokal für Furore, während die Tierschützer von „Dorsche am Dienstag“ für mächtig Ärger sorgen, einer ganz besonders.... Geschmückt wird das Potpurri an Verwirrung von jeder Menge Kühltaschen, die Antje mit ihrer beherzten Aktion in Mode brachte. Doch auch sonst setzt die Fredenbüller-Truppe der Insel ihren Stempel auf!

Diese Krimireihe ist nicht nur nordisch by nature, sondern wunderbar unterhaltsam und voller Wortwitz und scharfzüngiger Beobachtungen. Kein Wunder, dass die Reihe so erfolgreich ist, dass nach Bjarne Mädel und Hinnerk Schönemann inzwischen der dritte Sprecher erfolgreich etabliert ist, nämlich der Autor selbst! Oft bin ich ja von so einem Wechsel nicht begeistert, wenn dann aus Not am Mann der Autor selbst liest. Hier ist das anders. Die ersten zwei Sprecher habe ich nicht gehört, kann ich mir jedoch gut vorstellen, doch Krischan Koch kann es ganz unbestreitbar auch. Allerdings ist er auch nicht einfach Autor, der an seinem Schreibtisch sitzt und Drehbücher und Krimis schreibt, nein, er tritt im Sommer auf Amrum auch als Kabarettist auf. Er klingt absolut nordisch, lakonisch, bisweilen trocken das es staubt und nicht aus der Ruhe zu bringen, ohne dass es eintönig wird. So tiefenentspannt der Autor und Sprecher bisweilen auch klingen mag, beim Showdown ist er es dann nicht mehr, trotz wahrscheinlich mehrmaligen Kartoffelschäl- und Langeweile-Seminar bei Birte. Dieses Fredenbüller Original bietet in diesem Jahrhundertsommer seine neuesten Entspannungs- und Entschleunigungstrends nun auch in Amrum an und ist stets ausgebucht. Auch wenn sie die kreative Wirkung von Langeweile predigt, hält Krischan Koch sich selbst nicht daran. Seine Figuren sind echte Typen, wie sie das Leben schrieb und wie kleine eingeschworene Gemeinschaften sie zu schätzen und zu lieben weiß. Ohne viel Getöse springen sie dort ein, wo gerade Not am Mann ist, egal ob Bounty die musikalische Kneipenunterhaltung übernimmt, Antje beherzt Beweisstücke in ihrer Kühltasche schützt, Nicole und Thies den Tatort sichern, der Schimmelreiter im Hotel die Auslegware verlegt, Piet mit Antje Finn hütet, oder Tadje und Tetje ihre Ausbildung voranbringen, stets mit Tadjes Freund Lasse im Schlepptau. Ohne Fredenbüller dreht sich die Welt wohl nicht im Norden!

Allerdings sind diese Charaktere das Salz in der Suppe, aber nicht die Substanz. So beschaulich Amrum auch sein mag, so sehr braut sich hier was zusammen. An der Nordseeküste werden langsam Landstücke zur touristischen Entwicklung rar und so kommen die Investoren sogar aus Dänemark und Bauunternehmer aus Sylt, um die beschaulich Familieninsel nach tauglichen Entwicklungsmöglichkeiten für den Massentourismus zu überprüfen. Außerdem ist ein Kochwettbewerb angekündigt, bei dem sich der Chef des angesagten neuen nordischen Restaurants Hoffnungen macht, auch wenn sich alle fragen, wo der denn so plötzlich herkommt. Die Umweltschützer von „Dienstag für Dorsche“ beunruhigen nicht nur Einheimische, sondern auch die Tourismusbranche mit ihren z.T. spontanen Aktionen und Bibi Baracuda und Tadje geben Einblick in aufstrebende Social Media Sterne. Bibi im klassisch platten Marketing mit viel Haut und wenig Message, Tadje mit echten Orignalen und frischen Krabben! Daher verrät Antje im Innern des Klappcovers auch ihre geheimen Rezepte für Krabbencocktail, Ceviche vom Kabeljau mit Rhabarber und Meersalz vom Amrumer Fischkutter, sowie Gebratene Schollen mit Kartoffelsalat. Da ich nichts esse, was aus dem Wasser kommt, kann ich Euch leider nicht verraten, wie es schmeckt, nur, dass es einer gewissen Kocherfahrung bedarf, um sie nach zu kochen. Antje kocht mit Erfahrung, Herz und Bauch, da gibt es nicht so genaue Angaben mit TL und Gramm, das muss schon aus dem Gefühl kommen. Für geübte Köche kein Problem, für Anfänger Panik pur. Leider gibt es aber keinen Bestelllink für Antjes Kühltaschen mit fruchtigem Kirschendruck, die zum absoluten Must-have der Insel werden und sicherlich auch die Herzen der Hörerinnen höherschlagen lassen. Krischan Koch lässt sich immer kleine Slapstick-Einlagen und running-gags einfallen, die haften bleiben und auch noch lange nach dem Hören zum Schmunzeln bringen. Diese Taschen kann man auf jeden Fall nicht überhören.

Die Küstenkrimis sind herrliche Unterhaltung, doch finde ich den Fall diesmal kniffeliger und ich habe lange gerätselt, was es mit den abgetrennten, lackierten Damenfüße so auf sich hat (ob die Damen wohl überlebt hätten, wären ihre Füße weniger gepflegt?). Herrlich wie die Masse bei solchen brutalen Mordfällen sich bisweilen an nichtigen Details festbeißt, dennoch mag sich da manch einer beim Hören ertappt fühlen.

Spritzig und trocken zugleich, als Wein sicher ein Hit, mag ich diese Reihe immer lieber und höre sie bewusst, statt sie zu lesen. So genau würde ich es beim selbst Lesen, nie auf den Punkt bringen, wie der Autor selbst!

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Trau, schau wem...

Internat der bösen Tiere
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Noel und Taiyo haben es geschafft! Beide dürfen auf die Insel der Jäger ziehen! Allerdings dürfen auf keiner Insel mehr als 2 Menschen leben, was bedeutet, dass Katokwe die Insel der Jäger verlassen und ...

Noel und Taiyo haben es geschafft! Beide dürfen auf die Insel der Jäger ziehen! Allerdings dürfen auf keiner Insel mehr als 2 Menschen leben, was bedeutet, dass Katokwe die Insel der Jäger verlassen und auf eine andere ziehen muss. Die Hoffnung sie nun regelmäßig zu sehen, wird daher für beide Jungen enttäuscht. Allerdings haben sie auch nicht viel Zeit traurig zu sein, denn der Unterricht hat es voll in sich. Da Tiere nicht schreiben können, müssen sie sich den ganzen Stoff ins Gedächtnis einprägen und bei so unbekannten neuen Fächern wie Tiergiften oder Heilmethoden ist das eine echte Herausforderung. Hinzu kommen die verstörenden Stunden mit ihrem Begleittier dem Leoparden Kumo und der Gedankensprachunterricht. Noel hat stets den Eindruck sich besonders ungeschickt anzustellen, da er das Tosen seiner Gedanken nicht in den Griff bekommt. Ach ja, da sind ja noch die Paviane, die es auf ihn abgesehen haben, da sie Menschen nicht leiden können und ihn ganz besonders verabscheuen. Ein Lichtblick scheint der Tauchlehrgang zu sein, bis er erfährt, dass er zu seiner Sicherheit ausgeschlossen werden soll, damit sein Erzfeind der Bär Uko und seine Verbündeten ihn nicht im Meer angreifen können. Doch Noel unterschätzt die Gefahr und will Katokwe unbedingt wiedersehen!

Ja, Noel ist der Sohn einer der zwei Schulgründerinnen, aber das heißt nicht dass es ihm besonders leichtfällt sich im Unterricht zurecht zu finden oder ihm die Herzen der Mitschüler zufliegen. Ganz klar zeigt sich bei ihm, wie sehr zu hohe Erwartungen Kinder und Jugendliche auch belasten und hemmen können. Noel hat ständig das Gefühl zu versagen, auch wenn niemand so etwas zu ihm sagt. Das setzt ihn noch mehr unter Druck und ein regelrechter Teufelskreis scheint sich in Gang zu setzten. Dabei könnte alles so gut sein, denn zum ersten Mal in seinem Leben hat er einen Freund gefunden! Das fühlt sich wirklich gut an, allerdings sind sie auch Konkurrenten um die Gunst von Katokwe und ja, Taiyo scheint viel weniger Schwierigkeiten zu haben, als er, obwohl er nicht viel länger auf den Inseln der bösen Tiere lebt. Dieser Erwartungsdruck und die Versagensängste sind vielen Schülern vertraut, so dass sie sich ganz schnell mit Noel identifizieren können. Auch das Problem, mit der Konkurrenz unter Freunden ist sicherlich vielen jungen Hörern nur allzu vertraut, sei es im Sport, in der Schule, oder weil Freunde nun mal einen ähnlichen Geschmack haben. Neben diesen für die Zielgruppe nur allzu bekannten Problemen gibt es aber auch ganz viel aufregend Neues. Der Unterricht unterscheidet ganz erheblich von unserem Präsenzunterricht! Die Fächer sind ganz andere, aber auch die Lehrmethoden und natürlich die Mitschüler. Tiere in der Schule sind bei uns ein absolutes No-Go, von gefährlichen Raubtieren oder giftigen Exemplaren ganz zu schweigen. So wird das Vertraute mit Abenteuer und Spannung geschickt verknüpft! Denn spannend wird es auch diesmal wieder. Langsam baut sie sich auf, da Noel schon früh vor dem unzureichenden Schutz auf dem Meer gewarnt wird, doch ist seine Sehnsucht nach Katokwe größer als seine Vernunft! Man spürt erste zarte Gefühle, aber nicht übermäßig, noch nicht in einem Maße, dass es den jungen Hörern unangenehm oder peinlich würde, sondern aufregend, prickelnd und neu!

Hier kommt der hervorragend gewählte Sprecher Jonas Minthe ins Spiel, der zwar mit Jahrgang 1989 deutlich älter als die Zielgruppe ist, er aber zum Glück nicht so klingt. Man nimmt ihm den 13 jährigen Noel absolut ab. Man spürt seine Unsicherheit, sein Sehnen, aber auch vor allem seine Wut. Die Wut auf die Regeln, die er einfach ungerecht findet, weil er sich seine Mutter ja nicht ausgesucht hat und sie noch nicht einmal kennengelernt hat und die Wut auf den unbekannten Gegner! Außerdem kommt er mit einigen seiner Klassenkameraden überhaupt nicht klar und Jonas Minthe gelingt es spielend dieses Gefühl der unterdrückten Wut und Hilflosigkeit in seiner Stimme anklingen zu lassen. Aber nicht nur den Menschen verleiht er eine Stimme, auch die Tiere bekommen von ihm eine jeweils individuelle Stimme, egal ob Pavian, Leopard oder Krokodil. Da wird gekrächzt, geknurrt und gefiept. Absolut lebendig, ausdrucksstark und spannend!
Am Ende wird es so unerträglich spannend, dass ich den Atem angehalten habe. Die Lage scheint schier aussichtslos, doch die Gewissheit, dass bereits die Fortsetzung angekündigt ist, hat mich zuversichtlich weiter hören lassen! Eine Reihe mit sympathischen jungen Helden und Tieren, um Freundschaft und Verrat, den ewigen Kampf zwischen Mensch und Tier um Lebensraum, die in den Bann zieht und mich mitfiebern lässt!

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